Voll auf der Bremse

Diese Projekte der Stadt Luzern verzögern sich ins Unendliche

Bundesplatz: Hier befindet sich eine von vielen Brachen in der Stadt Luzern. (Bild: kok)

Diverse Bauvorhaben in Luzern stehen teilweise seit Jahren still. zentralplus zeigt, wo die Stadt auf dem Schlauch steht.

Die Umbauarbeiten der Luzerner Bahnhofstrasse sollten inzwischen schon abgeschlossen sein – doch sie haben noch nicht einmal begonnen. Kürzlich verkündete die Stadt: Der Baustart verzögere sich erneut (zentralplus berichtete). Grund dafür seien hängige Beschwerden.

Die Bahnhofstrasse ist aber nicht die einzige sinnbildliche Baustelle in der Stadt Luzern. zentralplus schaut sich weitere Luzerner Orte an, die in der Behördenmühle feststecken. Was auffällt: Die Liste ist lang – und lange nicht abschliessend.

Bundesplatzbrache

2012 wurde erstmals ein Gestaltungsplan für die Brache am Bundesplatz eingereicht. Er scheiterte vor dem Kantons- und Bundesgericht. Sechs Jahre später versuchten es die neuen Eigentümer des Grundstücks mit einem neuen Plan (zentralplus berichtete). Auch diesmal kam es zu diversen Einsprachen. Das wurde der Mobiliar, neben der Immobilienfirma HRS Real Estate die zweite Eigentümerin des Grundstücks, zu viel – sie zog sich 2022 zurück. Die ständigen Verzögerungen seien zu teuer. Auch dieser Gestaltungsplan wurde bis vors Bundesgericht gebracht. Dort wurde die Beschwerde des Vereins Stadtbild Luzern diesen Sommer gutgeheissen – das Projekt scheiterte erneut (zentralplus berichtete).

Der Mobiliar wurde das Hin und Her zu teuer: Sie verkauft ihren Teil des Grundstücks am Bundesplatz. (Bild: Visualisierung: Nightnurse Images GmbH)

Dieser Brache ist aber anscheinend auch keine Zwischennutzung vergönnt: Im Sommer dieses Jahres wollte die Brauerei Eichhof Leben auf den Platz bringen. Ein sommerlicher Kulturort und Treffpunkt mit farbigen Containern, Holzpaletten und Essständen schwebte der Bierbrauerei vor (zentralplus berichtete). Aber auch hier kam es zu Einsprachen, das Projekt wurde beerdigt.

Aktueller Stand: Es hängt davon ab, ob die Immobilienfirma HRS Real Estate noch Energie und Geld für einen weiteren Kampf vor dem Gericht hat.

Das neue Luzerner Theater

Zugegeben: Die konkrete Idee für das neue Luzerner Theater ist erst knapp ein Jahr alt. Doch vor der Umsetzung müssen noch unzählige Steine aus dem Weg geräumt werden. Das Projekt birgt bereits jetzt ein riesiges Potenzial dafür, in der Behördenmühle unterzugehen.

Vor einem Jahr gewann das Projekt «überall» den Architekturwettbewerb (zentralplus berichtete). Nach der Verkündigung dieses Gewinners hagelte es Kritik von der Bevölkerung. Der Neubau sei zu gross und stehe zu nahe an der Jesuitenkirche. Der Lichteinfall in die Kirche sei gefährdet sowie auch der Ausblick auf den Pilatus (zentralplus berichtete). Neben der Bevölkerung scheinen auch die anderen Wettbewerbsteilnehmer mit dem Entscheid nicht einverstanden zu sein: Beim Kantonsgericht gingen Beschwerden von ganzen neun Architekturbüros ein, was zu einer ersten Verzögerung des Projekts führte. Diese wurden mittlerweile jedoch alle abgelehnt (zentralplus berichtete).

So oder so ähnlich soll das neue Luzerner Theater aussehen. (Bild: Ilg Santer Architekten, Zürich.)

Weiter hält es der Stadtrat für wahrscheinlich, dass bereits gegen den Projektierungskredit das fakultative Referendum ergriffen wird – dann müsste bereits dieser vom Volk abgesegnet werden. Die Präsidentin des Stiftungsrats des Luzerner Theaters warf zudem gerade einmal nach einem Jahr das Handtuch, da sie die Mehrbelastung durch das Projekt überschätzt hatte.

Um hier mal zum Punkt zu kommen, sei noch ein letzter möglicher Stolperstein genannt: Derzeit wäre es gar nicht erlaubt, den Platz zwischen dem Theater und der Jesuitenkirche komplett zu überbauen. Das ist einem Vertrag zwischen Kanton und Stadt aus dem Jahr 1949 zu entnehmen (zentralplus berichtete). Immerhin: Dieser kann und wird wohl aufgelöst, sobald das Projekt in die Gänge kommt.

Aktueller Stand: Das überarbeitete Projekt soll Ende des ersten Quartals 2024 vorliegen. Dass dieser Plan sehr ambitioniert sei, gibt sogar Stadtpräsident Beat Züsli zu (zentralplus berichtete).

Hochhaus am Pilatusplatz

Am Pilatusplatz wurde im Jahr 2011 die Beiz Schmitte abgerissen. Seither wurden ein paar Pflanzenkübel und Bänke aufgestellt – sonst ist nicht allzu viel passiert. Neun Jahre nach dem Abriss gab die Stadt das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs bekannt: «Lu Two», ein 35 Meter hohes Gebäude im Stil einer Blockrandbebauung (zentralplus berichtete). Ursprünglich hätte das Haus 2025 bezugsbereit sein sollen. Doch auch hier wurden die Pläne ohne den Verein Stadtbild Luzern gemacht.

Im August 2022 stellten Bauarbeiter das Baugespann für das neue Hochhaus auf. (Bild: ewi)

Aktueller Stand: Das Immobilienunternehmen ist im Austausch mit den Einsprechern. Immerhin kann man am Pilatusplatz momentan in einem Selbstbedienungsshop Güggeli und Orangensaft per Smartphone kaufen (zentralplus berichtete).

Durchgangsbahnhof

«Seit über 30 Jahren wartet die Zentralschweiz auf einen markanten Ausbau des Bahnangebots, sei es im Fernverkehr oder auf der S-Bahn. Ermöglicht wird dieser Quantensprung im öffentlichen Verkehr mit dem Durchgangsbahnhof Luzern», steht auf der Website des Komitees Durchgangsbahnhof. Man habe genug gewartet, wird ausgerufen, der Durchgangsbahnhof Luzern müsse «jetzt!» kommen.

Lohnt es sich bei diesem Projekt auf Stadtluzerner Boden überhaupt, alle Verzweigungen und Stolpersteine aufzuzählen?

Glückliche Regierungs- und Kantonsräte nach der Unterzeichnung der Petition «Durchgangsbahnhof Luzern jetzt!» im September 2023. (Bild: zvg)

Also direkt zum aktuellen Stand: Zentralschweizer Politiker lancierten diesen Herbst eine Petition. Damit wollen sie Druck ausüben und an der Forderung der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs ab 2040 festhalten. Wenige Tage später verspricht auch der Regierungsrat, sich weiterhin «mit voller Kraft» in Bern dafür einzusetzen (zentralplus berichtete).

Café Fédéral am Bundesplatz

Seit 2011 will eine Gruppe um den Luzerner Architekten Iwan Bühler den Bundesplatz mit dem Café Fédéral aufwerten (zentralplus berichtete). Die Stadt hatte offene Ohren — das Projekt verzögerte sich jedoch, da alternative Orte für das Depot des Strasseninspektorats und eine Trafostation der EWL gesucht werden mussten. Fünf Jahre später vermeldet zentralplus optimistisch: «Nun geht es vorwärts.» Schon bald könne man einen Kaffee oder ein Feierabendbier mitten auf dem Bundesplatz trinken, dort wo zurzeit die Toiletten untergebracht seien (zentralplus berichtete).

Iwan Bühler wollte hier ein Café bauen. (Bild: ewi)

Denkste. Der Kanton intervenierte: Bedenken wegen der Zulieferung und der Verkehrssicherheit, lauteten die Gründe. 2019 prüfte Luzern dann doch eine «Testplanung zur Neugestaltung». Iwan Bühler erarbeitet ein neues Baugesuch. Zwei Jahre später wurde eine Volksinitiative lanciert, um das Projekt voranzutreiben (zentralplus berichtete). Diesen Sommer dann der Dämpfer: Das Vergabeverfahren der Stadt wies Mängel auf. Das Projekt wurde nie öffentlich ausgeschrieben und sogar der Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung steht im Raum (zentralplus berichtete). Die Initianten zogen die Initiative daraufhin zurück.

Aktueller Stand: Zusätzliche Planungsschleife beziehungsweise «Todesstoss» (zentralplus berichtete).

Dafür gibt es immerhin schöne Nachrichten für den Architekten: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Architekturbüro Iwan Bühler ein Haus an der Hirschmattstrasse umbauen soll (zentralplus berichtete).

Neuer Museumsstandort

«Luzerner Museum für Natur, Geschichte und Gesellschaft»: So lautet das Fusionsprojekt vom Historischen Museum und dem Natur-Museum in Luzern. Der damalige Kulturdirektor Marcel Schwerzmann stellte diese geplante Verschmelzung 2021 vor (zentralplus berichtete). Doch der geplante Standort, das Zeughaus, stösst auf viel Widerstand. Den Vorstoss gegen diesen Standort haben 62 Kantonsräte, also mehr als die Hälfte des Parlaments, unterzeichnet (zentralplus berichtete).

Das Museum bleibt wahrscheinlich, wo es ist. (Bild: mik)

Für Irritation bei den Politikern sorgte, dass dem Kantonsparlament das Zeughaus ein Jahr später immer noch als das «Nonplusultra der Standorte» vorgestellt wurde (zentralplus berichtete). Eine Spezialkommission sucht aber nach Alternativen. Sie verkündete vor einem halben Jahr: Der Fokus liege auf dem bisherigen Standort. Man prüfe, wie dieser erweitert werden könne (zentralplus berichtete).

Aktueller Stand: Warten auf die Resultate der Abklärung. Dann werde ein Planungsbericht erstellt …

Rotpol auf dem EWL-Areal

Zu guter Letzt auch ein eher neueres Projekt. 2020 verkündete die Stadt: «Rotpol» heisse der Sieger. Auf dem EWL-Areal soll ein «durchmischtes, nachhaltiges Quartier für Wohnen, Arbeiten und Freizeit» entstehen, steht auf der Projektwebsite. Für 200 Millionen Franken sollen unter anderem Wohnungen sowie Räumlichkeiten für die EWL und die bereits ortsansässigen städtischen Dienstabteilungen entstehen. Ausserdem soll künftig auch die Feuerwehr Stadt Luzern, die Zivilschutzorganisation Pilatus und der Rettungsdienst vom Luzerner Kantonsspital auf dem Areal angesiedelt werden.

Im März dieses Jahres verkündete das Bauunternehmen Halter AG, dass die Kosten um rund 31,5 Millionen Franken steigen würden. Der Stadtrat will das Projekt sistieren. Der Tenor des Stadtparlaments: Die EWL Areal AG solle die zusätzliche Zeit nutzen, um das Projekt zu überarbeiten (zentralplus berichtete).

Das Modell des EWL-Areals bleibt vorerst ein Modell. (Bild: ewi)

Aktueller Stand: Der Stadtrat will den Bericht und Antrag zum zweiten Finanzierungsschritt des EWL-Areals bis Anfang 2024 überarbeiten (zentralplus berichtete). Im Sommer 2024 sollen die Luzernerinnen voraussichtlich über die Vorlage abstimmen.

Hinweis: Wir haben beim Projekt Rotpol am 12. Dezember eine Passage ergänzt. Neben Wohnungen werden auch noch weitere Räumlichkeiten erstellt.

Verwendete Quellen
  • Medienarchiv zentralplus
  • Website Komitee Durchgangsbahnhof
  • Website EWL Areal
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