Aus für Zwischennutzung in Luzern

Bundesplatz: Stadt und Anwohner verhindern Pop-up-Village

Hier am Bundesplatz Luzern sollte zwischen Juni und September ein Ort für Essen und Kultur entstehen. (Bild: kok)

Die Luzerner Brauerei Eichhof wollte mit dem Pop-up-Village einen Kulturort am Bundesplatz errichten. Doch Einsprachen und Sicherheitsbedenken der Stadt haben das Projekt gekippt.

Auf der Brachfläche in der Stadt Luzern zwischen dem Bundesplatz und den Gleisen geschieht seit Jahren nicht viel. Das geplante Hochhaus steckt in den Behördenmühlen fest. Das entsprechende Baugespann steht seit Jahren unverändert auf der verwucherten Fläche im Herzen der Neustadt.

Die Eichhof-Brauerei wollte diesen Sommer Leben auf den Platz bringen. Farbige Container, Holzpaletten, Essensstände und Zelte: Die leere Fläche sollte für vier Monate in einen Ort verwandelt werden, an dem man sich trifft. Schon im Juni sollte es losgehen. Mit ihrem Plan, einen sommerlichen Kulturort zu errichten, traf die Brauerei den Geschmack vieler Luzernerinnen. Keine zentralplus-Meldung dieses Jahr ergatterte mehr Likes auf Instagram als das sogenannte Pop-up-Village (zentralplus berichtete).

Drei Einsprachen gegen Pop-up-Village

Als Partner an Land gezogen hatte Eichhof dafür das Luzerner Gastro-Unternehmen GET, das bekannt ist für die Lokale «Weisses Schloss», «Nachbar» und «das weisse Schaf». Für den Sommer sollte zwischen den Gleisen und dem Bundesplatz so etwas wie «Frau Gerolds Garten» in Zürich entstehen. Ein Ort für Jung und Alt mit Veranstaltungen, Vernissagen, Vorlesungen und Bier-Degustationen.

«Es handelt sich dabei um Einsprachen von Eigentümern von Mietshäusern in der Nachbarschaft. Sie befürchten Lärmemissionen für ihre Mieter.»

Martin Wyss, Kommunikation Eichhof

Doch wie sich zeigt, hat Eichhof mit seinem Pop-up-Village nicht den Geschmack aller Anwohnerinnen getroffen. Drei Einsprachen seien gegen die geplante Nutzung des Areals eingegangen, erklärt Martin Wyss von der Kommunikation der Brauerei. «Es handelt sich dabei um Einsprachen von Eigentümern von Mietshäusern in der Nachbarschaft. Sie befürchten Lärmemissionen für ihre Mieter.»

Die Animation zeigt all die Details, die die Brauerei Eichhof plant.
Die Visualisierung zeigt all die Details, die die Brauerei Eichhof bei der Brache am Bundesplatz plante. (Bild: zvg)

Vergangenen Montag habe es daher eine Begehung des Grundstücks mit zwei der drei Einsprache erhebenden Parteien gegeben. Dabei gewesen seien auch Vertreterinnen der Stadt Luzern und der Brauerei. «Die Begehung verlief freundlich und konstruktiv», schrieb Martin Wyss vergangene Woche auf Anfrage. Damals sprach er noch nicht von einem Ende des Pop-up-Villages.

Der Gastronomie-Szene schwant Böses

Für die angrenzende Gastronomie waren die Einsprachen keine Überraschung. Innerhalb der Gastroszene habe es bereits die Runde gemacht, dass das Pop-up-Village gestoppt werden könnte, erzählte Philipp Künzler von der «Mairübe» am Freitagnachmittag. «Mairübe» betreibt den veganen Mittagstisch in der Meyer-Kulturbeiz am Bundesplatz.

«Das Pop-up-Village wäre wirklich eine Attraktion auf dem Bundesplatz gewesen.»

Philipp Künzler von der «Mairübe»

«Wir – und ich denke, ich kann auch für die Meyer-Kulturbeiz sprechen – waren nie Gegner des Pop-up-Villages.» Vielmehr hätte die angrenzende Gastronomie von der Belebung auf der leeren Brache profitiert. Er bedauerte, dass die Zeichen für eine Eröffnung schlecht stehen. «Das Pop-up-Village wäre wirklich eine Attraktion auf dem Bundesplatz gewesen.»

Eichhof Pop-up-Village
Meyers Kulturbeiz und die «Mairübe» teilen sich ein Lokal gegenüber dem geplanten Pop-up-Village. (Bild: kok)

Eichhof kippt das Projekt

Wer die Einsprachen bei der Stadt gemacht hat, möchte die Brauerei aus Datenschutzgründen nicht sagen. Doch am Montag teilte Martin Wyss von der Eichhof-Kommunikationsstelle gegenüber zentralplus mit, was die Luzerner Gastroszene schon länger geahnt hatte: Das Pop-up-Village wird abgesagt.

«Abgesehen von den drei Einsprachen gab es aufgrund der Nähe des geplanten Standorts zu den Geleisen auch Bedenken zur Sicherheit vonseiten der Stadt.»

Martin Wyss, Kommunikation Eichhof

Die Brauerei Eichhof habe entschieden, ihr Gesuch zurückzuziehen, schreibt Wyss. Die Entscheidung sei nicht nur wegen der Einsprachen der Anwohnerinnen gefallen, sondern auch wegen neuer Bedenken der Stadt. «Abgesehen von den drei Einsprachen gab es aufgrund der Nähe des geplanten Standorts zu den Geleisen auch Bedenken zur Sicherheit vonseiten der Stadt», erklärt der Sprecher.

Um sowohl die Einsprachen zu managen als auch ein neues Sicherheitskonzept vorzulegen, sei für diesen Sommer nicht genügend Zeit. Wyss blickt jedoch zuversichtlich auf den Sommer 2024. «Wir konnten wichtige Erfahrungen sammeln, was bei der Evaluierung alternativer Standorte sehr helfen wird.» Bedeutet: Eichhof will in einem Jahr einen weiteren Anlauf starten – doch nicht am Bundesplatz.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Martin Wyss
  • Besuch vor Ort
  • Gespräch mit Philipp Künzler, «Mairübe»
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26 Kommentare
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    Reto, 10.05.2023, 15:17 Uhr

    Aber mediterrane Nächte geht ……

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    Karin, 10.05.2023, 08:55 Uhr

    Wenige meinen über dem Gesetz zu stehen, dabei steht das Gesetz über ihnen

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    Regula Zünd, 09.05.2023, 14:28 Uhr

    Die Erfahrung lehrt uns: Wenn in der Stadt Luzern auch nur von einer kleinen Handvoll Personen gegen eine coole Idee opponiert wird, knicken die Behörden in der Regel ein. Wieso setzt man sich nicht für die überwiegende Mehrheit ein, welche solche Events cool finden? Leider agiert die Stadt Luzern zunehmend mutlos und ohne freche Visionen.

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      Marie-Françoise Arouet, 09.05.2023, 16:43 Uhr

      1. Es gibt so etwas wie Gesetze, Verordnungen und den Rechtsstaat.
      2. Nur eine verschwindend kleine Minderheit findet „solche Events“ „cool“.
      3. Die Stadt ist randvoll mit Partyschuppen und anderen Alk-Tankstellen.

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        Danke, 10.05.2023, 12:27 Uhr

        Stadt = viele Leute = viel Energie = viel Leben = laut und lustig

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    Jerome Halter, 09.05.2023, 14:25 Uhr

    Und ich dachte dass da nur böse Autos Lärm machen. Wo bleibt denn die Toleranz die von Grün so gefordert wird?

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      Markus, 11.05.2023, 21:31 Uhr

      Hausbesitzer und grün, erkenne der Widerspruch…

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    Roger Langenegger, 09.05.2023, 14:22 Uhr

    Ob auch hier der Verein Stadtbild dahintersteckt?

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    • Profilfoto von vereinstadtbildluzern
      vereinstadtbildluzern, 10.05.2023, 21:26 Uhr

      Nein.
      Der Verein Stadtbild Luzern hat mit den Einsprachen nichts zu tun.

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    Manfred Kübler, 09.05.2023, 13:23 Uhr

    Man kennt «die Anwohner» ja zur Genüge. Da könnte man auch einfach noch ein «in» ranhängen.

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    Christian Scherrer, 09.05.2023, 10:51 Uhr

    Keine Spassmeile für die sauglatten Protzautofetischisten.

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    Hans, 09.05.2023, 09:20 Uhr

    Es kann und darf nicht sein, dass ich 35-Jähriger stundenlang das Programm anderer zuhören muss. Es hat mit Lebensqualität zu tun und nicht mit Spiessertum. Umgekehrt verlange ich auch von niemandem, dass sie meinem Programm zuhören müssen.Es sind wenige, die glauben sich zu verwirklichen indem sie automatisch und selbstverständlich davon ausgehen, dass sie zu bestimmen haben, wie und was und wielange durch die Nacht der Lärmpegel hoch sein muss. Luzern hat sich in den letzten Jahren immer mehr und mehr zu einer Partymeile entwickelt.

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    • Profilfoto von ruth schürmann
      ruth schürmann, 09.05.2023, 10:56 Uhr

      Eher das Gegenteil ist der Fall. Immer mehr Clubs und Angebote verschwinden. Die Corona-Pandemie machte dem einen oder anderen Anlass oder Lokal zudem den Garaus.

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        Roli Greter, 09.05.2023, 20:57 Uhr

        Nein, es waren die Massnahmen.

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    Jean, 09.05.2023, 08:21 Uhr

    Schade, in Luzern ist nichts mehr möglich. Mit dem steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung scheint, dass die Biedrigkeit exponentionell zunimmt. Zieht aufs Land wenn ihr komplette Ruhe wollt.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 09.05.2023, 09:11 Uhr

      Ich kann Ihren Frust nachvollziehen und es ist sicherlich so, dass es ältere Menschen gerne ruhiger haben, aber ältere Menschen als bieder zu bezeichnen…
      Auch den angeblichen Stadt-Landgraben würde ich nicht bemühen.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 09.05.2023, 09:15 Uhr

      Und noch dies: «Es handelt sich dabei um Einsprachen von Eigentümern von Mietshäusern in der Nachbarschaft.»

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      Marie-Françoise Arouet, 09.05.2023, 09:19 Uhr

      Mit der steigenden Zahl der Student-x und Analphabet-x dürfte wohl auch das Durchschnittsalter in der Stadt gesunken sein, was ja dann auch zum Wunsch nach noch mehr Sperrmüll-Unorten führt. Aber es ist immer wieder interessant zu sehen, dass gerne mal Andersdenkende ins Pfefferland verschickt werden sollen. Und sehr interessant, von welcher Seite das geschieht.

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    Peter Bleiker, 09.05.2023, 07:26 Uhr

    Alexandros Guekos und sein Verein Stadtbild spielen sich einmal mehr als Verhinderer auf. Schade.

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    • Profilfoto von vereinstadtbildluzern
      vereinstadtbildluzern, 10.05.2023, 21:25 Uhr

      Bitte unterlassen Sie es, unzuteffende Behauptungen über unseren Verein zu verbreiten.
      Der Verein Stadtbild Luzern hat nichts mit den Einsprachen gegen das «Popup Village» zu tun. Wir beschäftigen uns mit langfristigen und grossen Bauprojekten, nicht mit temporären Containersiedlungen.
      Im Übrigen ist Alexandros Guekos bereits vor mehr als fünf Jahren aus dem Vorstand des Vereins zurückgetreten.

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  • Profilfoto von Ruth Stadelmann
    Ruth Stadelmann, 09.05.2023, 07:22 Uhr

    Einmal mehr: Spiesserstadt Luzern. Man will die absolute Ruhe pachten und hofft, dass die Stadt möglichst ab 21 Uhr im Bett liegt und schläft.
    Statt das Nachtleben kontrolliert zu kanalisieren, jammert man rum, wenn dann am See paar Jugendliche ein Bierli kippen.

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    • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
      Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 09.05.2023, 09:48 Uhr

      Genau Frau Stadelmann. Ihre Analyse ist wirklich rundherum treffend und stimmig.
      Das ganze Einzugsgebiet rund um den Bundesplatz ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt als Ruhepol in Vollkommenheit. Nachtleben und dessen Kollateralschäden trifft man dort keine an. Flankiert von einer absolut singapurianischen Sauberkeit.
      Ich schlage vor, Sie nehmen an einem lauen Sommerabend einmal in der Ufschütti vor Ort und persönlich einen Augenschein.

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  • Profilfoto von Stadtlozärner
    Stadtlozärner, 09.05.2023, 06:44 Uhr

    Schade, lieber behält man einen solchen Schandfleck als ihn für 99% der Anwohner zu nutzen, die sich darauf gefreut hätten.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 09.05.2023, 09:17 Uhr

      Hätte mich gefreut, wenn es geklappt hätte.

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  • Profilfoto von Remo
    Remo, 09.05.2023, 06:31 Uhr

    Sehr schade. Aber Ruhe in der Stadt ist schon wichtig (Ironie). Schade hat auch die Stadt noch Bedenken. Könnte wetten, da folgt nächstes Jahr etwas von anderen „Partnern“. Und schwub popt das Ding.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 09.05.2023, 09:20 Uhr

      Ich denke, die «Stadt» hätte sich gefreut, aber den Sicherheitsaspekt darf man nicht unterschätzen – ist halt immer ein Abwägen.

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