So läufts am Bundesplatz

Luzerns Sorgenkind kämpft mit dem Umbruch

Den Bundesplatz menschenfreundlich zu entwickeln, ist eine Herausforderung. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

zentralplus nimmt den Luzerner Bundesplatz unter die Lupe: Denn in den Bereichen Verkehr, Bauen, Gastronomie und Kultur ist vieles geplant, während anderes seit Jahren feststeckt.

Der Bundesplatz ist ein Ort, dessen Entwicklung nicht vom Fleck kommt. Diverse Projekte ziehen sich seit Jahren in die Länge, und das an einem Knotenpunkt der Stadt Luzern. Gleichzeitig droht grossen Institutionen wie dem Kleintheater und dem Kino Capitol das Aus. Was hinter den Entwicklungen steckt, trägt zentralplus zusammen.

Verkehr: Der Bundesplatz bleibt gefährlich

Der Bundesplatz gehört zu den gefährlichsten Orten des Kantons. Zwischen 2019 und 2021 ereigneten sich 20 Unfälle am Kreisel (zentralplus berichtete). Es gibt zwar ein kantonales Projekt zur «Optimierung der Leistungsfähigkeit» mit Kosten von 30 Millionen Franken. Bis 2026 wird Luzern aber nur einen Bruchteil investieren. Wann der Rest folgt, ist unbestimmt.

Für mehr Sicherheit will die Stadt Luzern dagegen einen Veloweg bauen. Auf ihm soll man sicher von der Neustadtstrasse in die Zentralstrasse kommen, entlang der Gleise. 8,1 Millionen Franken wird der lange geplante Weg kosten. Voraussichtlich starten die Arbeiten Ende Jahr.

Hier soll der neue Veloweg in die Zentralstrasse einmünden. (Bild: Cometti Truffer Hodel Architekten AG)

Doch ein betroffener Grundeigentümer hat den Kontakt mit der Stadt abgebrochen. Er wird mit Sicherheit Einsprache gegen den Weg einlegen – die Stadt bleibt optimistisch (zentralplus berichtete). Es wäre nicht der erste Anwohner, der per Einsprache ein Projekt am Bundesplatz verzögert.

Bauen: Sanierung klappt, Neubau hängt

Seit Jahren blockieren Einsprachen das geplante Hochhausprojekt «Luegisland» am Bundesplatz. Auf der leeren Brache neben der Langensandbrücke zeugen nur Baugespanne davon, dass der 85-Millionen-Franken-Komplex ursprünglich dieses Jahr eröffnen sollte.

Eichhof Pop-up-Village
Die Brache am Bundesplatz bleibt vorerst. (Bild: kok)
So sollten die beiden Hochhäuser beim Bundesplatz einst daherkommen.
So sollten die beiden Hochhäuser beim Bundesplatz einst daherkommen. (Bild: nightnurse images GmbH)

Der Verein Stadtbild argumentiert, dass die beiden über 30 Meter hohen Blöcke nicht ins Ortsbild passen. Im letzten Sommer hat das Bundesgericht seine Beschwerde gutgeheissen (zentralplus berichtete). Nachdem die Mobiliar-Versicherung 2022 vom Projekt abgesprungen ist, steht die HRS Real Estate AG nun wieder am Anfang.

Weniger Probleme hat die Eignerin der Immobilie am Bundesplatz 4. Eine Zürcher Versicherung hat das Gebäude gegenüber der Brache leeren lassen. Rund 30 Mieter und die Matrix-Bar mussten in den letzten Monaten gehen (zentralplus berichtete). Nun beginnen die 14-monatigen Sanierungsarbeiten. Danach soll im Erdgeschoss wieder Gewerbe einziehen. Schön wäre ein Cafe.

Gastronomie: Düstere Zukunft für «Café Fédéral»

Denn am Luzerner Bundesplatz soll es schon seit über zehn Jahren ein Café geben. Wo heute ein denkmalgeschütztes Servicegebäude steht, planen Initianten rund um den Architekten Iwan Bühler das «Café Fédéral» (zentralplus berichtete). Obwohl die Stadt und die meisten Parteien den neuen Quartiertreffpunkt befürworten, passiert nichts.

Eine zurückgezogene Initiative, Ärger um Ausschreibungen und eine mutmassliche Verletzung des Amtsgeheimnisses spickten den Weg des Projekts. Letzten Herbst hat das Stadtparlament verlangt, dass die Stadt neu plant. Der Stadtrat betonte: Eine zusätzliche Planungsschlaufe könnte der Todesstoss für das «Café Fédéral» sein (zentralplus berichtete).

So visualisiert das Initiativkomitee ihr Projekt am Bundesplatz. (Bild: Website / cafe-federal.ch)

Ein frühes Ende fand dagegen die Idee eines Pop-up-Villages auf der Brache mit den Baugespannen. Mit farbigen Containern, Holzpaletten, Essensständen und Zelten wollte die Eichhof-Brauerei den Ort im Sommer 2023 beleben. Doch die Pläne scheiterten an Einsprachen und Auflagen der Stadt (zentralplus berichtete).

Bessere Neuigkeiten gab es im Herbst von der «Meyer Kulturbeiz». Die berühmte Raucherbeiz am Bundesplatz verliert nach 15 Jahren zwar das namensgebende Wirtepaar Fiona und Domi Meyer. Die Institution, die mittags als Restaurant Mairübe vegane Menüs anbietet, bleibt aber bestehen (zentralplus berichtete).

Kultur: Kino und Theater unter mächtigem Druck

Vorerst am Bundesplatz bleibt auch das Kino Capitol. Im Jahr 2022 sah es so aus, als müsse das hundertjährige Stadtkino gehen. Doch die Blue Entertainment AG konnte mit dem Hauseigentümer eine Verlängerung bis Ende 2027 aushandeln. Was danach passiert, ist unklar. Und somit auch das Schicksal der beliebten Bar Capitol im selben Haus (zentralplus berichtete).

Auf der gegenüberliegenden Seite des Bundesplatzes kam der Knall dieses Jahr. Das Gebäude, in dem seit 60 Jahren das Kleintheater liegt, wird 2028 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (zentralplus berichtete). In den Obergeschossen soll es eine Belastung mit dem Schadstoff Naphthalin geben.

Gemeinden schaffen es nicht, Kulturhäuser wie das Kleintheater in Luzern gemeinsam zu finanzieren.
Das Kleintheater in Luzern verliert möglicherweise seinen Standort. (Bild: Screenshot Saisonübersicht Kleintheater)

Daraufhin lancierte die IG Stadtentwicklung eine Petition. Ende Februar hat sie die 3400 Stimmen der Luzerner Pensionskasse übergeben. Ihr gehört das Gebäude an der Ecke Hirschmattstrasse. Die Eigentümerin betonte im Januar gegenüber zentralplus, dass ein Theater im Neubau möglich sei. Sicher ist das aber nicht (zentralplus berichtete).

Der Rundgang rund um den berühmten Kreisel zeigt: Viel befindet sich im Umbruch. Alte Institutionen haben eine Gnadenfrist, neue Projekte stecken juristisch oder politisch fest. Bedeutet: Während sich vieles bewegt, bleibt am Luzerner Bundesplatz auch vieles, wie es immer war.

Verwendete Quellen
  • Entwurf Bauprogramm 2023–2026 für die Kantonsstrassen des Kantons Luzern
  • zentralplus-Medienarchiv
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Frida
    Frida, 25.03.2024, 19:14 Uhr

    Die einst geplanten Hochhäuser sehen ja wirklich fürchterlich aus. Warum nicht mal ein richtiger Wolkenkratzer? Wäre mal was anderes, als immer dieser gleiche Copy Paste Mist…

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    • Profilfoto von Tommy
      Tommy, 27.03.2024, 09:33 Uhr

      Werte Frida, das liegt am Bau und Zonenreglement. Basierend auf diesen Daten planen die Architekten das möglichst Beste. Am Ende kommt immer ein Monolith (evtl mit zusätzlicher Attika) raus.
      Wenn man dies ändern möchte, so braucht es einiges an politischer Veränderung.

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    Hegard, 25.03.2024, 07:29 Uhr

    Das müssen schon Abgasjankes sein, die mitten im Verkehr Kaffee trinken wollen. Ein gescheites öffentliches WC OK, die sowiso in der Stadt rahr sind. Was sind 30m, ein Hochhaus?
    Aus meiner Sicht passt der Servelat Bau nicht mehr zum Stadtbild. Dort gäbs im Innenhof sicher 50 Wohnungen zusätzlich. Vielleicht sollte man den Servelat Bau anpassen und ein Kleintheater Intregieren. Den Veloweg find ich keine schlechte Idee. Wenn ich richtig orientiert bin, wird das angrenzende Geleise nach DBL Bau nicht mehr benötigt, dann könnte doch der provisorische Veloweg danach auf diesen Geleisen realisiert werden und beim Bahnhof den UG Veloabstellplatz vergrössert werden.

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  • Profilfoto von Rosmarie Kalt
    Rosmarie Kalt, 25.03.2024, 06:33 Uhr

    Am Bundesplatz zeigt sich, woran Luzern aktuell leidet. Pflästerlipolitik, ewigePplanereien, fehlende Visionen und wenn mal etwas grösseres geplant ist, jahrelange Prozesse….

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