Unfallstatistik spricht deutliche Sprache

Das sind die gefährlichsten Kreuzungen im Kanton Luzern

Im Kanton Luzern nimmt die Zahl der Unfallschwerpunkte seit Jahren zu. Einige Strassen und Kreisel sind auf dieser Liste wahre Dauerbrenner. zentralplus hat nachgefragt, wieso das so ist.

Die Schweizer Unfallstatistik für das Jahr 2022 ist rabenschwarz. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der im Strassenverkehr getöteten Personen von 200 auf 241 Menschen zu. Das entspricht einem Anstieg von 20 Prozent. Und auch die Zahl der Schwerverletzten hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.

Etwas weniger dramatisch präsentiert sich die Lage im Kanton Luzern. Hier ist die Zahl der Personen, die im Verkehr gestorben sind, in den vergangenen Jahren einigermassen stabil geblieben. Nicht aber die Zahl der Unfälle. 2022 gab es so viele Verkehrsunfälle wie seit zehn Jahren nicht mehr. Und auch die Zahl der Menschen, die sich bei einem Unfall verletzt haben, bewegte sich 2022 auf Rekord-Niveau.

An acht Kreiseln und Kreuzungen kracht es seit Jahren zuverlässig

Was in Luzern besonders auffällt: Die Zahl der «typischen» Unfallorte nimmt zu. Die Unfallgefahr breitet sich also im ganzen Kanton aus. Das lässt sich anhand der Unfallschwerpunkte messen (zur Berechnung siehe Box). 2017 gab es im Kanton Luzern noch 51 solcher Unfallschwerpunkte. 2021 waren es 73 und somit rund 50 Prozent mehr.

Bei der Betrachtung dieser Unfallschwerpunkte fällt ebenfalls auf: Es gibt darunter einige Dauerbrenner. Acht Stellen galten in den letzten fünf Jahren stets als Unfallschwerpunkt. Dabei ist vor allem die Stadt ein gefährliches Pflaster. Denn fünf dieser acht Dauerbrenner sind in der Stadt oder in der Agglomeration. Es handelt sich um folgende acht Orte:

  • Stadt Luzern, Kreisel Bundesplatz
  • Stadt Luzern, Kreisel Kreuzstutz
  • Stadt Luzern, Kreuzung Obergrund-/Horwerstrasse
  • Stadt Luzern, Kreuzung Zentral-/Frankenstrasse
  • Stadt Luzern, Kreuzung Hirschengraben/Klosterstrasse
  • Emmen, Kreisel Sonnenplatz
  • Ballwil, Kreisel Hochdorfstrasse
  • Sursee, Kreisel Bifang

Die Kreisel Bundesplatz, Kreuzstutz und Sonnenplatz haben sich zudem in den vergangenen fünf Jahren stets unter den zehn gefährlichsten Unfallschwerpunkten befunden. zentralplus hat beim Kanton nachgefragt, warum diese Stellen so gefährlich sind.

So wird gemessen

Die Bemessung der Unfallschwerpunkte verläuft schweizweit gleich. Über einen Zeitraum von drei Jahren wird die Zahl der verunfallten Personen gezählt. Schwerverletzte oder gar getötete Personen zählen doppelt, Leichtverletzte einfach. Dieser Wert wird mit einem vordefinierten Grenzwert verglichen.

Ist er höher als der Grenzwert, gilt die Stelle als Unfallschwerpunkt. Dies soll den Kantonen und Gemeinden dabei helfen, die Strassen sicherer zu machen. Eine Verpflichtung für Massnahmen zur Verkehrssicherheit entsteht daraus aber nicht.

Der Berühmt-Berüchtigte

Dass der Bundesplatz auf dieser Liste der gefährlichsten Strassenabschnitte steht, ist wenig überraschend. Er hat in der Stadt Luzern längst einen berüchtigten Ruf. Zu Stosszeiten ist er chronisch überlastet, es gibt verschiedenste Zu- und Einfahrten und zahlreiche Fussgängerinnen, welche die Situation zusätzlich unübersichtlich gestalten. Mehrere Versuche, den Kreisel übersichtlicher und den Verkehr flüssiger zu gestalten, sind bisher gescheitert.

Am Bundesplatz in Luzern passieren regelmässig Unfälle. (Bild: ewi)

Zwischen 2019 und 2021 ereigneten sich hier 20 Unfälle. Dabei verletzten sich neun Personen leicht und zwei Personen schwer. Auf Anfrage erklärt Oliver Cometto, Teamleiter Verkehrssicherheit beim Kanton Luzern, dass sich die Unfälle gleichmässig rund um den Bundesplatz ereignen. Es gibt also keine besonders gefährliche Stelle – der Kreisel an sich ist schlicht gefährlich. Cometto führt aus, dass das hohe Verkehrsaufkommen beim Bundesplatz in Kombination mit den vielen Querungen sowie den engen und ungünstigen Platzverhältnissen Grund für die vielen Unfälle sei.

Für den Bundesplatz gibt es ein Sanierungsprojekt im kantonalen Strassenbauprogramm. Dieses umfasst nicht nur den Kreisel, sondern den gesamten Abschnitt vom Kreisel über die Bundesstrasse bis zu der Obergrundstrasse und der Einmündung der Horwerstrasse – einem weiteren Unfallschwerpunkt (siehe oben). Die Projektkosten werden auf rund 30 Millionen Franken geschätzt. Allerdings befindet sich das Projekt im Topf B des Programms und hat darum keine hohe Priorität.

Der Heinz-Gilli-Kreisel

Der Kreuzstutz-Kreisel ist in erster Linie bekannt für die eindrucksvolle Statue des ehemaligen Strassenwischers Heinz Gilli. Ob das Monument zu stark vom Verkehr ablenkt? Denn im Kreisel ereignen sich regelmässig Unfälle. 21 waren es in den letzten drei Jahren. Bei diesen Unfällen verletzten sich elf Personen leicht und drei schwer.

Laut Cometto besteht das Problem bei der Kreisel-Einfahrt aus Richtung Seetalplatz. Dort gibt es eine Häufung von Unfällen: «Dabei kollidieren in den Kreisel einbiegende Verkehrsteilnehmer mit von links kommenden Verkehrsteilnehmern, welche den Kreisel in Richtung Littau verlassen wollen.» Wie am Bundesplatz tragen das hohe Verkehrsaufkommen und die engen Platzverhältnisse zu den vielen Unfällen bei.

Die Statue von Heinz prägt den Kreuzstutz-Kreisel. (Bild: ewi)

Um das Problem zu entschärfen, wurde die erwähnte Einfahrt verengt. Dadurch fahren Autos weniger schnell in den Kreisel. Zudem gibt es auch hier ein Projekt im Strassenbauprogramm zur Sanierung des Kreisels. Dieses befindet sich in Topf A und geniesst damit die höchste Priorität in der Planung des Kantons.

Der Spitzenreiter

Einer der gefährlichsten Unfallschwerpunkte der letzten Jahre im Kanton Luzern war der Kreisel Sonnenplatz in Emmen. Hier wurden bei Verkehrsunfällen in der Vergangenheit besonders viele Personen verletzt. Das fällt bei der Berechnung der Unfallschwerpunkte ins Gewicht.

Die Unfallstatistik am Sonnenplatz zeigt 16 Unfälle während der letzten drei Jahre, wobei drei Personen schwer und sieben Personen leicht verletzt wurden. Oliver Cometto vom Kanton Luzern sagt, dass es auch hier eine besonders heikle Passage gibt: «Bei der Einmündung der Schulhausstrasse tritt eine Unfallhäufung auf.» Autos, die aus dieser Richtung kommen, stossen mit Autos zusammen, die den Kreisel in Richtung Luzern verlassen wollen.

Auch für den Sonnenplatz gibt es ein Bauprojekt im Topf A des Strassenbauprogramms. Für acht Millionen Franken soll der gesamte Abschnitt zwischen Sonnenplatz und Sprengi saniert und sicherer gestaltet werden. Auch die Einführung von Tempo 30 spielt in diesen Überlegungen eine Rolle.

Der plötzlich Verschwundene

Noch gefährlicher als der Sonnenplatz war in der bisherigen Statistik der Unfallschwerpunkt Dorfstrasse und Hauptstrasse in Buchrain. Dieser rangierte zwischen 2017 und 2019 zuverlässig auf dem ersten Platz aller Unfallorte – und galt somit statistisch gesehen als gefährlichster Strassenabschnitt im Kanton Luzern.

Grund dafür ist, dass hier aufgrund der Berechnungsmethode das Unfallgeschehen von gleich mehreren Kreuzungen zusammengezählt wird. Auch der Autobahnanschluss in Buchrain zählt dazu sowie die dortige Reussbrücke. Und gerade diese zwei Stellen sind im Feierabendverkehr regelmässig heillos überlastet, was Unfälle begünstigt. Cometto relativiert, dass die einzelnen Knoten nicht als Unfallschwerpunkte gelten. Und weil sich hier seit 2019 nur noch wenige Unfälle, ohne Verletzte, ereignet haben, taucht der ehemalige Spitzenreiter 2021 gar nicht mehr als Unfallschwerpunkt auf.

Trotzdem gibt es auch hier zwei Projekte im Strassenbauprogramm, welche den Verkehr in Buchrain sicherer gestalten sollen. Es bleibt jedoch die Frage, ob mit Strassenbauprojekten die Zahl der Unfälle überhaupt reduziert werden kann. Denn die Statistik zeigt auch: Wo es viel Verkehr hat, gibt es auch viele Unfälle. Die Strassen werden durch Sanierungen darum nicht automatisch sicherer – sondern dann, wenn es weniger Verkehr hat.

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7 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Bründler
    Andreas Bründler, 17.04.2023, 16:41 Uhr

    Unsere linken Stadträte, allen voran der heiss geliebte grüne Adrian Borgula (der übrigens keinen Fahrausweis besitzt!!!) haben dafür gesorgt, dass der ganze Verkehr zum Bahnhof über den Bundesplatz geleitet wird. Kein Wunder kommt es da oft zu Unfällen. Schon die Einfahrt in die Bundesstrasse von der Moosegg her ist eine absolute Zumutung für die Autofahrer.

    Alle Autofahrer, die von der Autobahn, Zug/Zürich, Basel, her kommen, und zum KKL wollen müssen über den Bundesplatz. Wegen dem Abiegeverbot von der Pilatusstrasse zum Bahnhof.

    Ich verstehe schon warum man das gemacht hat: Damit die Busse vor dem Busbahnhof nicht durch Autos aufgehalten werden. Aber die jetzige Linienführung führt zu viel mehr Unfällen. Und viele ausländische Autofahrer biegen immer noch von der Pilatusstrasse zum Bahnhof ab und scherren sich einen feuchten Dreck um die ausgezogene weisse Linie. Würde zwar 250 Franken Busse kosten. Aber welcher Ausländer bezahlt schon bei uns Bussen?

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    Isa Imbach, 16.04.2023, 19:22 Uhr

    Kein Wunder beim Kreuzstutz Kreisel. Der Belag ist ja in einem fürchterlichen Zustand wegen den Regenschächten. Mein Arbeitsweg führt da durch. Das Auto «gumpet» da Förmlich über den Kreisel von Bernstrasse nach dem St. Karli. Unübersichtlich auch noch, man sieht sehr spät Autos von der Baselstrasse herkommend

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    Ursula Kurth, 12.04.2023, 15:24 Uhr

    wenn dann am Bundesplatz noch ein kafe dazukommt, wirds nochmals um einiges Prekärer

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  • Profilfoto von Philipp
    Philipp, 12.04.2023, 14:38 Uhr

    Der Bundesplatz war schon vor 25 Jahren komplett überlastet und ein Unfallschwerpunkt. Doch dann kam es noch besser. Sogenannte Verkehrsplaner traten auf den Plan und fanden es eine besonders schlaue Idee den ganzen Autobahnverkehr der zum Bahnhof muss, auch noch über den Bundesplatz um zu leiteten.
    Wohlgemerkt zuerst muss der ganze Tross auch noch durch eine 30er Zone!
    Und jetzt wundert man sich doch tatsächlich, dass es dort noch immer zum Chaos und Unfällen kommt? Vielleicht sollte man einfach mal anfangen realistisch zu denken, anstatt nur blind Umzusetzen was irgendwelchen Planern in den Sinn kommt.

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 12.04.2023, 18:20 Uhr

      Hier könnte die ursprüngliche Planung und Umsetzung am Bahnhof Luzern Abhilfe schaffen; alle Fussgänger von und zum Bahnhof nur noch unterirdisch Richtung Busbahnhof leiten und den Fussgängerstreifen abschaffen. Danach kann der Verkehr wieder fliessend via Pilatusstrasse zum Bahnhof geführt werden.

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    James' Meinung, 12.04.2023, 14:09 Uhr

    Vielleicht würde es ein wenig helfen, wenn man bei der Planung des Kreisels nicht gleich noch die Fussgängerstreifen in alle Himmelsrichtungen verteilt…Meist sind diese noch genau zuvorderst – so verunsichert man die Verkehrsteilnehmer noch mehr. So steht schon die halbe Wagenlänge auf dem Fussgänger. Man weiss nicht, ob man nun beschleunigen oder warten soll…Im letzten Moment kommen Fussgänger mit übergrossen AirPods, welche sich einen feuchten um den Verkehr kümmern und geradezu betteln überfahren zu werden. Zusätzlich wird der Kreisel so platziert, dass die beiden gegenüberliegenden Verkehrsteilnehmer mit 50 Sachen geradeaus fahren können, wobei die anderen meist warten müssen, bis 20 Autos durchgefahren sind, bis sie zum Zuge kommen. Das Spiel wird das bis zum Verblöden weitergeführt (Kreisel Kreuzstutz).
    Über den Bundesplatz wurde in den Medien schon alles gesagt…es kommt alle 5 Jahre ein weiterer Schlaumeier, welcher das Gefühl hat „die Lösung“ zu haben. Der Bundesplatz, +- (Plus/Minus) 50 Meter in allen Richtungen, ist eine Zumutung. Da wurde wertvolle Fläche wegrationalisiert und nur weiterverschärft. Und ja, ich fahre beide Kreisel täglich an…

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    • Profilfoto von Philipp
      Philipp, 12.04.2023, 14:44 Uhr

      Das mit den Fussgängerstreifen ist echt ein Übel. Irgendwo müssen sie zwar über die Strasse, aber dass man die Streifen immer gleich 2-3 Meter nach dem Kreiselausgang platzieren muss, ist auch mir absolut unverständlich. Es ist nicht nur äusserst gefährlich, sonder behindert den Fluss im Kreisel massiv. Kaum muss auch nur ein Auto oder geschweige den Bus oder Lastwagen anhalten, ist der Kreisel blockiert. Dadurch geht der ganze Sinn und Zweck eines Kreisels komplett flöten.

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