Die Luzerner Pensionskasse reisst das Gebäude, in dem das Luzerner Kleintheater beheimatet ist, ab und ersetzt es. Im Neubau hat es keinen Platz mehr für das Kleintheater. Gründer Emil Steinberger spricht von einer «überraschenden Botschaft».
Hiobsbotschaft nach fast 60 Jahren Bestehen: 2028 wird das Gebäude des Kleintheaters Luzern am Bundesplatz abgerissen und durch einen Neubau ersetzt – allerdings ohne Bühne und Kultur. Dies habe die Geschäftsleitung der Luzerner Pensionskasse (LUPK), welcher die Liegenschaft gehöre, kürzlich beschlossen, schreibt das Theater in einer Mitteilung.
«Das kam für uns sehr überraschend. Wir waren anfangs etwas geschockt», sagt Peter Bucher, Co-Präsident des Stiftungsrats des Kleintheaters, auf Anfrage von zentralplus. Kurz vor Weihnachten habe das Theater die Mitteilung der Pensionskasse erhalten. «Wir konnten uns mittlerweile wieder sammeln. Wir bedauern es aber sehr, dass die langfristige Zukunft des Theaters an diesem Standort infrage gestellt wird», so Bucher.
«Aufgabe der LUPK ist es, Renten zu sichern»
Seit fast 60 Jahren ist das Luzerner Kleintheater in der Liegenschaft am Bundesplatz beheimatet (zentralplus berichtete). Gegründet wurde es 1967 von Emil und Maya Steinberger. Es gilt als eine der ältesten Kleinkunstbühnen der Schweiz. So hatte etwa Mani Matter einen seiner ersten Auftritte im Luzerner Kleintheater. Die Liegenschaft ist nun aber in die Jahre gekommen. Ausserdem wurde in den oberen Stockwerken der Schadstoff Naphthalin gefunden. Daher müsse das Gebäude abgerissen werden, heisst es bei der Luzerner Pensionskasse.
Kabarettist Emil Steinberger spricht gegenüber zentralplus von einer «überraschenden Botschaft». In einer kurzen Stellungnahme gegenüber der «Luzerner Zeitung» nennt er die Pläne einen «absoluten Schock». Man spüre einmal mehr, dass die Wirtschaft stärker sei als die Kultur.
Peter Bucher, Co-Präsident des Stiftungsrats des Kleintheaters«Möglich wäre vielleicht eine Unterbringung in einem umgenutzten Kino oder einer Kirche oder Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen.»
Wie der Geschäftsführer der Luzerner Pensionskasse Reto Tarreghetta auf Anfrage sagt, sei das Theater beim Neubau aus Kostengründen rausgefallen. «Die Aufgabe der LUPK ist es, Renten zu sichern, die Altersvermögen treuhänderisch zu verwalten und eine marktgerechte, risikooptimale Rendite zu erzielen. Das Kleintheater hat die Räumlichkeiten seit über 50 Jahren nutzen und dabei vor allem in den vergangenen 20 Jahren zu einem moderaten Preis mieten können.»
Theater im Kino?
Unklar ist, wie es nun für das Theater weitergeht. Bis Ende 2027 bleibt das Mietverhältnis mit der LUPK bestehen. Noch würden Verhandlungen mit der Pensionskasse laufen, ob es gemeinschaftliche Lösungen gebe, führt Peter Bucher vom Kleintheater aus. Offen scheint man bei der LUPK zu sein. «Die LUPK und das Theater sind im gemeinsamen Dialog und prüfen verschiedene Möglichkeiten», so LUPK-Geschäftsführer Tarreghetta.
Das Kleintheater streckt die Fühler trotzdem in alle Richtungen aus. «Möglich wäre vielleicht eine Unterbringung in einem umgenutzten Kino oder einer Kirche oder Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen», sagt Bucher. Die Sorge dabei: Der Name und die Marke «Kleintheater» könnten dabei verloren gehen. «Und nach 60 Jahren Bestehen möchten wir diese nur sehr ungern aufgeben.» Grundsätzlich aufgeben wollen die Betreiber aber nicht. In irgendeiner Form soll das Kleintheater auch nach 2027 fortbestehen.
Bis dahin immerhin: Für die Gäste im Theater sind die Schadstoffe im Gebäude kein Problem. Gemäss einem Gutachten der Luzerner Pensionskasse ist der Besuch im Noch-Kleintheater ohne Bedenken möglich.
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- Medienmitteilung Kleintheater Luzern
- Telefongespräch mit Peter Bucher, Co-Präsident des Stiftungsrats des Kleintheaters
- Schriftlicher Austausch mit Reto Tarreghetta, Geschäftsführer Luzerner Pensionskasse
- Artikel der «Luzerner Zeitung»
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Marie-Françoise Arouet, 18.01.2024, 10:36 Uhr „Telecafé“ hiess das 1964 bei seiner Gründung und diente dem gemeinsamen TV-Konsum, weil nicht Jeder eine Glotze zuhause hatte. Sogenannte „Kleinkunst“ kam erst später dazu.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterRudolf Schweizer, 18.01.2024, 09:36 Uhr Schade um das Kleintheater, doch das Gebäude ist mit Schadstoffen belastet. Ein bekannter von mir hatte dort Jahrelang seine Praxis und ist an den Folgen von Krebs im alter von 64 Jahren verstorben. Leider werden keine Erhebungen gemacht wie viele Menschen die in Gebäuden Leben und Arbeiten, die mit Schadstoffen belastet sind an Krebs erkranken. Leider gibt es immer noch sehr viele Gebäude die mit Asbest verseucht sind, auch gibt es Gebäude bei denen Wasserohre Blei enthalten. Schadstoffe verursachen Gigantische Kosten im Gesundheitswesen, darum ist der Entscheid auch richtig, das Gebäude zu erneuern, man kann bei einem Neubau, das Kleintheater Problemlos Intrigieren.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterLea Gruntz, 18.01.2024, 14:16 Uhr Kann aber relativ einfach saniert werden:
Was ist Naphthalin?Naphthalin ist in Teeröl enthalten und wurde während Jahrzehnten als Baustoff eingesetzt. Bis in die 1980er-Jahre wurden solche Teeröle als Feuchtschutz in Gebäuden verwendet, häufig in Fussböden. Auch in Mottenkugeln war früher Naphthalin enthalten. Heute ist es verboten, Naphthalin in Innenräumen zu verwenden. Naphthalin kann in sehr hohen Konzentrationen (z.B. bei Tierversuchen oder bei Unfällen wie dem Schlucken von Mottenkugeln) Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Ob der Schadstoff in hohen Konzentrationen bei Menschen Krebs erregen kann, ist nicht abschliessend gesichert
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Daniel Steiner, 18.01.2024, 06:24 Uhr Sehr schlau LUPK. Ihr baut lieber Läden und Büros von denen in der Stadt ja keines leer ist und grosser Bedarf besteht. Und wenn die Kantonale Verwaltung mal umgezogen ist werden noch mehr Büros in der Stadt leer. Wäre da ein Theater, das zwar etwas weniger als ein Büro einbringt, aber dafür etwas einbringt nicht besser als Leerstände? Die tragen nämlich nichts zur Rendite bei
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👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterHanspeter Flueckiger, 18.01.2024, 08:05 Uhr Ein gewisser Herr Waser könnte allenfalls helfen. Man müsste Ihn halt einfach sehr nett fragen.
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LeaGruntz, 17.01.2024, 18:22 Uhr Das wäre doch jetzt die Gelegenheit für Frau Jost um doch noch einen positiven Abgang zu machen.
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Baldo, 17.01.2024, 16:53 Uhr Wenn man sei es Kultur, Bars, Restaurants, Clubs/Discos oder Kinos in Luzern betrachtet, muss ich sagen 60 Jahre, Respekt.
Mein erster Gedanke war auch, beim Modern.👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterKritischer Blick, 17.01.2024, 13:46 Uhr Möglicher neuer Standort: Neubad!
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Kasimir Pfyffer, 17.01.2024, 12:33 Uhr Wie so viele andere PKs schwurbelt auch die LUPK ständig von der Rendite, die sie erreichen müsse. Dabei hat sie es selbstverständlich wie jede PK selber in der Hand, bei den Zinsen etwas Augenmass walten zu lassen. Und falls «die Vorgaben, die Statuten, die Reglemente» usw. das angeblich nicht zulassen, dann ändert ihr halt gopfertelli diese Vorgaben und übernehmt endlich mal etwas Verantwortung, statt nur alle abzuzocken. Das aktuelle System ist krank, zuerst wird man als Mieterin mit dem überhöhten Zins ge****, danach als Rentnerin mit immer tieferen Umwandlungssätzen ausgehungert. Und wer verdient, ist auch klar: die unverschämten überfressenen PKs mit ihren frechen «Verwaltungskosten».
👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterHanspeter Flueckiger, 17.01.2024, 14:12 Uhr Ein gewisser Walter ist mit diesem System sehr reich geworden. Andere beim FC Luzern engagierte Personen übrigens auch.
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Yannick Hagmann, 17.01.2024, 12:24 Uhr Als mögliche Alternative sehe ich hier die Pauluskirche.
Vorteil: Meistens leer.
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👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterOje, 17.01.2024, 12:03 Uhr Profit über alles. Fette Löhne über alles….. und die Luzerner Politik schaut zu. Dafür alte Häuser schützenswert machen. Bei Kultur wird platt gemacht.
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