Neubad, Kleintheater und Südpol wollten noch mehr

Stadt Luzern: Sport und Kultur sollen mehr Geld erhalten

Das Luzerner Kulturhaus Neubad erhält möglicherweise ab nächstem Jahr mehr finanzielle Unterstützung. (Bild: zvg)

Der Luzerner Stadtrat hat die neue Kulturagenda und das neue Sportkonzept vorgestellt. Für die beiden Bereiche sind höhere Beiträge geplant. Das Neubad beispielsweise soll im Jahr 2026 160’000 Franken mehr erhalten als heute.

Der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli witzelte zu Beginn der Pressekonferenz am Dienstagvormittag: «Es ist eine geballte Ladung an Informationen.» Damit untertrieb er keineswegs. Denn er meinte die Vorlagen, die er den Journalisten anschliessend summarisch präsentierte. 175 Seiten stark sind die drei Berichte und Anträge zusammen. Dabei handelt es sich um den B&A zum Sportkonzept 2030, zur Kulturagenda 2030 und zu den Subventionsvereinbarungen 2024 bis 2026.

Die Stadt Luzern überarbeitet die Grundlagen dieser Bereiche alle zehn Jahre, nun liegen die nächsten Planungsdokumente vor. Für die Verwaltung sind dabei die Visionen zentral: «Die Stadt Luzern bewegt», lautet die Losung im Sport. «Die Stadt Luzern ist Kultur», heisst es im Kulturbereich.

Stadt plant neuen Sportanlass

Die Verwaltung stand für die Entwicklung dieser Konzepte in den vergangenen Jahren im Austausch mit verschiedenen Vereinen, Künstlern und Kunstverantwortlichen. Im Sportkonzept 2030 sind nun diverse Leitpunkte festgehalten. So sollen Sport und Bewegung zum Selbstverständnis in Luzern gehören und sichtbar sowie für alle zugänglich sein.

Die Stadt will Sportprojekte fördern, den Jugend- und Breitensport stärken sowie einen neuen Anlass lancieren. «Luzern bewegt» heisst dieser und wird laut Letizia Ineichen, Leiterin Kultur und Sport der Stadt Luzern, entweder nächstes oder übernächstes Jahr zum ersten Mal stattfinden. «Ziel ist ein Tag für die Luzerner Bevölkerung, an dem verschiedene Angebote zur Verfügung stehen.» Sei es Tanzen auf dem Mühlenplatz oder sonstige Aktivitäten in der Stadt. Was und wann genau, wird derzeit definiert.

Im Sportkonzept ist auch der Finanzierungsbedarf festgelegt. In den nächsten zehn Jahren will die Stadt 3,25 Millionen Franken für den Bereich Sport aufwenden. Dies für Sport- und Bewegungsförderung, finanzielle Förderung, Infrastruktur, Beratung und Personalaufwand. Er beantragt dem Grossen Stadtrat einen Sonderkredit in ebendieser Höhe. Hinzu kommen Subventionsbeiträge für vier Anlässe. Der Luzerner Stadtlauf soll künftig 40’000 Franken pro Jahr erhalten, gleich viel wie bis anhin. Auch der Marathon (70’000 Franken), «Spitzen Leichtathletik» (70’000 Franken) sowie die Lucerne Regatta (100’000 Franken) erhalten den gleichen Betrag wie bisher. Die Sportstadt Luzern wird neu mit 70’000 (früher 40’000) Franken unterstützt.

379’000 Franken mehr für die drei grossen Kulturhäuser

Bei der Kultur liegen die Beiträge höher. Das hat gemäss dem Stadtpräsidenten damit zu tun, dass die Sportinfrastruktur oft nicht im Sportbudget enthalten ist, sondern vielfach in den Schulbudgets, beispielsweise die Turnhallen. Die Stadt Luzern will die Kultur mit der sogenannten Kulturagenda 2030 ab nächstem Jahr stärker fördern. Vor allem die drei grossen Kulturhäuser Neubad, Südpol und Kleintheater erhalten gemäss dem Plan der Stadt mehr Geld. Mit total 379’000 Franken mehr als im laufenden Jahr sollen sie 2026 subventioniert werden.

Der Südpol macht dabei den grössten Brocken aus. Derzeit erhält er 1,194 Millionen Franken pro Jahr (inklusive Gebrauchsleihe). Ab nächstem Jahr bis 2026 sollen es jährlich rund 157’000 Franken mehr sein. Gemäss Christine Portmann, Fachbereichsleiterin Kultur und Sport, wird mit dem höheren Beitrag die Verschuldung des Hauses beseitigt. «Das Haus ist strukturell unterfinanziert. Damit man diese finanzielle Situation stabilisieren kann, unterstützen wir den Südpol mit einer Erhöhung des Beitrags.» Ausserdem könne mit der Erhöhung eine «adäquate Professionalisierung» vorgenommen werden.

Wie dem Bericht und dem Antrag zu entnehmen ist, wollten die Verantwortlichen des Hauses noch höhere Subventionsbeiträge: Rund 327’000 Franken mehr pro Jahr beantragte die Institution dem Stadtrat, was dieser aber in dieser Höhe ablehnte.

Innovationen und Projekte ermöglichen

Das Kleintheater soll von der Stadt Luzern künftig statt jährlich 350’000 Franken deren 410’000 erhalten. «Wir wollen eine Weiterentwicklung ermöglichen», sagte Christine Portmann an der Pressekonferenz. Ähnlich wie der Südpol wollte auch das Kleintheater mehr: Es beantragte eine Erhöhung um 120’000 Franken, der Stadtrat entschied sich für den Mittelweg.

Das Neubad erhält ebenfalls mehr Unterstützung, wobei die Erhöhung etappiert ist. Derzeit subventioniert die Stadt das Haus mit rund 210’000 Franken (inklusive Gebrauchsleihe). In den kommenden zwei Jahren wird der Beitrag erhöht, bis 2026 schliesslich rund 372’000 Franken ausbezahlt werden sollen. «Mit der Erhöhung ermöglichen wir auch eine Weiterentwicklung von Programmformaten» begründete Portmann die Anpassung. Zudem werde eine neue, mobile Pelletheizung installiert. Auch das Neubad wollte mehr Geld: Es beantragte beim Stadtrat, den Subventionsbeitrag um 200’000 Franken jährlich zu erhöhen.

Grosser Stadtrat hat das letzte Wort

Der Stadtrat kann die Subventionsbeiträge für diese drei Häuser nicht in Eigenregie erhöhen. Sie liegt in der Kompetenz des Stadtparlaments. Das heisst also, dass die Anpassung noch nicht in trockenen Tüchern ist. Beim Grossen Stadtrat beantragt die Stadtregierung für die Umsetzung der Kulturagenda 2030 deshalb einen Sonderkredit von 9,57 Millionen Franken. Hinzu kommen drei weitere Sonderkredite: Je einen für den Verein Südpol (4,05 Millionen Franken), Stiftung Kleintheater (1,23 Millionen) und Verein Netzwerk Neubad (1,47 Millionen) für die Jahre 2024 bis 2026.

Bei den kleineren Kulturinstitutionen hingegen kann die Stadtregierung selber Anpassungen vornehmen. Und das tut sie auch. Die Kunsthalle Luzern soll ab 2024 statt derzeit 166’000 Franken neu 180’000 Franken jährlich erhalten. Die Beiträge für das Fumetto (210’000 Franken), das «Blues Festival» (110’000 Franken), das «World Band Festival» (130’000 Franken), den Gletschergarten (150’000 Franken) und die IG Kultur Luzern (142’500 Franken) hingegen bleiben gleich.

Fehlende Räume beschäftigen die Kulturszene

Stadtpräsident Beat Züsli sagte an der Pressekonferenz grundsätzlich: «Ich stelle immer wieder fest, dass Kollegen und Kolleginnen von anderen Städten die kulturelle Vielfalt bewundern, die wir in Luzern haben. Nun wollen wir das Angebot weiterentwickeln und stärken.» Die Stadt wolle noch mehr Innovationen und neue Projekte ermöglichen.

Dabei sprach er auch ein Problem an, das die Kulturszene beschäftigt: fehlende Räume. «Wir haben das gleiche Problem wie andere Städte auch. Nämlich, dass in der Innenstadt die Preise steigen und die Bodenpreise höher werden. Das gibt einen gewissen Verdrängungseffekt in die Agglomeration.» Die Stadt wolle gezielt versuchen, gewisse Infrastrukturen zu erhalten oder weiterzuentwickeln, wie etwa das Neubad.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Pressekonferenz
  • Bericht und Antrag zur Kulturagenda 2030
  • Bericht und Antrag zum Sportkonzept 2030
  • Bericht und Antrag zu den Subventionsbeiträgen 2024 bis 2026
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15 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 19.09.2023, 15:12 Uhr

    Die Stadt muss die Mehrkosten übernehmen, welche die Agglomeration trotz Nutzung nicht berappen will.

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 19.09.2023, 14:05 Uhr

    Ja die Kultur. Die darf kosten. Damit auch jeder vom Kulturkreis genug verdient. Die Kosten und das was rauskommt steht in keinem Verhältnis…..
    Subventionen bizeli wie bei gewissen Landwirten…

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  • Profilfoto von Kritischer Blick
    Kritischer Blick, 19.09.2023, 13:50 Uhr

    Müssten man zur Verhinderung von Wettbewerbsverzerrung das Restaurant und die Bar im Neubad nicht dem freien Markt überlassen und von den Subventionen für den Kulturbetrieb ausschliessen?

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 19.09.2023, 15:07 Uhr

      @Kritischer Blick
      Das Neubad hat einen Selbstfinanzierungsgrad von 94%.
      Da gibt es noch viele andere «Wettbewerbsverzerrungen»ausserhalb von Kultur und Sport, die von einer solchen Quote nur träumen.

      https://neubad.org/news/ein-gutes-jahr-ein-neuer-vorstand-und-eine-positive-wertsch-pfungsstudie

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      • Profilfoto von Franz
        Franz, 19.09.2023, 15:14 Uhr

        Nice try. Restaurants und Bars ausserhalb des Kulturkuchens erhalten keine Subventionen, dürfen dafür Steuern abliefern.

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        • Profilfoto von Kommentarschreiber
          Kommentarschreiber, 19.09.2023, 16:10 Uhr

          @Franz
          Das Neubad betreibt nicht nur Bar und Restaurant. Nehmen Sie sich doch einfach mal die Mühe und die Zeit, sich unvoreingenommen über diesen Betrieb zu informieren.

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          • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
            Marie-Françoise Arouet, 19.09.2023, 21:51 Uhr

            Aber hoppla! Und das obwohl die Miete so happig zu Buche schlägt.

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      • Profilfoto von Kritischer Blick
        Kritischer Blick, 19.09.2023, 15:59 Uhr

        94%? Die Ergebnisse zeigen, dass das Neubad mit seinen geschäftlichen Tätigkeiten eine Gesamtbruttowertschöpfung von etwas über CHF 1,7 Mio. erzielte, wovon ca. CHF 1,2 Mio. (71%) selbst erwirtschaftet wurden und damit als direkte Wertschöpfung ausgewiesen werden können.

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      • Profilfoto von Sabi
        Sabi, 19.09.2023, 16:12 Uhr

        Fairerweise muss man auch sagen, dass das Haus ohne Miete genutzt werden darf… da kann man natürlich au bitz schneller mit hohem Selbstfinanzierungsgrad wirtschaften, wenn diverse Aufwände offeriert werden….

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    • Profilfoto von schau genau
      schau genau, 19.09.2023, 18:10 Uhr

      Die Subventionen sind mit einer Leistungsvereinbarung verbunden und dürfen rein für das Kulturprogramm genutzt werden.
      Der Gastrobetrieb wird und kann nicht subventioniert werden. Weiter belaufen sich die Betriebskosten des alten Hallenbades ca. auf ein viertel Mio / Jahr. Dazu alle Unterhaltungs- und Reparaturkosten, die allesamt selbst getragen werden müssen. All das sollte in die Beurteilung kommen. Der hohe Eigenfinanzierungsgrad ist real. Andere Häuser sollen diese mal ansatzweise leisten.

      5% weniger beim Zweckverband KKL, Luzerner Theater und co! Mehr Kreativität bei den grossen und weniger Druck für die Kleineren!

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  • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
    Markus Rotzbeutel, 19.09.2023, 12:17 Uhr

    Quersubventionierung halt. Genauso falsch wie Bauernsubventionierung, Autofahrersubventionierung, oder Gastronomensubventionierung.

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  • Profilfoto von Leonie Kurzmeyer
    Leonie Kurzmeyer, 19.09.2023, 12:11 Uhr

    Das die «Kleinen» unterstützt werden, ist mehr als Okay. Man sollte dem Big Player Stadtheater Luzern schon lange die Subventionen kürzen. Die Leitung betreibt seit Jahren eine Misswirtschaft auf Kosten der Steuerzahler…

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  • Profilfoto von Jessica Schneider
    Jessica Schneider, 19.09.2023, 11:40 Uhr

    Gemäss Meldung der Stadt werden die Beiträge für die Kulturhäuser massiv erhöht. die Investitionen in den Sport beschränken sich praktisch ausschliesslich auf den Ausbau gewisser Infrastrukturen. Das Missverhältnis zwischen Kultur und Sport wird immer grösser.

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    • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
      Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 19.09.2023, 20:01 Uhr

      Den Linken ist Sport ein Greuel:
      Zuviel Wettbewerb, zu kompetitiv, zu viel direkter Vergleich wer oben und wer unten platziert ist. Da kommt Kultur besser gelegen, da nicht messbar und noch den wägbaren Vorteil im Schlepptau, hat dass man die Massen mit seiner Botschaft von richtig und falsch indoktrinieren kann.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 19.09.2023, 11:27 Uhr

    Erhöhung des Beitrags für den Südpol, mit der eine «adäquate Professionalisierung» vorgenommen werden könne. Das heisst, dieser Pol wird seit Jahr und Tag genauso unprofessionell geführt, wie es die Meisten schon immer vermutet und moniert haben. Es geht ja auch kaum jemand hin.

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