SP wirft Regierungsrat Misstrauen vor

Luzerner Theater: Legt sich der Kanton mit der Stadt an?

Das Betriebskonzept des Theaters soll aktualisiert werden. (Bild: mik)

Der Luzerner Regierungsrat verlangt, dass das Betriebskonzept des Luzerner Theaters aktualisiert und extern geprüft wird. Die SP bezeichnet diese Forderung als «Misstrauensvotum» des Kantons gegenüber der Stadt.

Das aktuelle Betriebskonzept des Luzerner Theaters stammt vom Jahr 2020. Also noch zu Beginn der Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der Teuerung der letzten Jahre. Doch diese Ereignisse – das hat die Vergangenheit gezeigt – haben einen Einfluss auf das Kulturverhalten der Bevölkerung. Auch überarbeitet die Stadt Luzern das Theater-Siegerprojekt, wobei sie beispielsweise den im Konzept aufgeführten Gastronomiebetrieb deutlich abspecken will (zentralplus berichtete).

Das damals erarbeitete Betriebskonzept ist somit nicht mehr aktuell, kritisierten Adrian Nussbaum (Mitte) und 45 weitere Luzerner Kantonsräte. Sie forderten mittels Postulat, dass das Betriebskonzept extern überprüft wird.

Wie in seiner am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme hervorgeht, unterstützt der Regierungsrat die Forderung – er beantragt die Überweisung des Postulats. Das Konzept soll nun noch vor der Abstimmung über den Projektierungskredit des neuen Luzerner Theaters aktualisiert werden, schreibt der Kanton in einer Mitteilung. Wann genau diese Abstimmung durchgeführt wird, ist noch offen. Eine überarbeitete Version des geplanten Neubaus sollte in den nächsten Monaten vorliegen. Zusätzlich soll das künftige Betriebskonzept extern geprüft werden.

Überprüfung in zwei Schritten

Denn: Die öffentliche Hand finanziert das Theater zu einem grossen Teil. In der Saison 2022/2023 finanzierte sich das Theater zu 15,8 Prozent selbst. 19,97 Millionen Franken stammten aus der öffentlichen Hand – 3,76 Millionen hingegen betrug die Eigenfinanzierung (zentralplus berichtete).

Da der Kanton die erhöhten Betriebskosten teilweise mitträgt, sei ihm wichtig, dass die künftigen Betriebskosten um nicht mehr als maximal zehn Prozent steigen. Ausserdem müsse sich die Eigenfinanzierung des Theaters «substanziell verbessern».

Das neu projektierte Haus von Santer/Ilner (hier im Seitenriss) schafft die Möglichkeit, dass freies und institutionelles Theater mehr als bisher voneinander profitieren können.
So stellten sich die Architekten das neue Luzerner Theater vor. (Bild: Ilg Santer Architekten)

Die externe Prüfung des Betriebskonzepts soll in zwei Schritten erfolgen: Noch vor der städtischen Abstimmung zum Projektierungskredit erwartet die Regierung eine Vorevaluation. In dieser solle ersichtlich sein, inwiefern sich der Betrieb verändern werde. Hier will der Regierungsrat sichergehen, dass die Kosten nicht zu sehr steigen. Ausserdem müsse geprüft werden, wer die Eigentümerin des Gebäudes wird und somit auch die Unterhaltskosten trägt.

In einem zweiten Schritt soll das Konzept vollständig extern überprüft werden. Dies, nachdem das definitive Projekt vorliegt und die Stadt darüber abgestimmt hat. Die beiden Überprüfungen übernimmt nach Plan der Regierung der Zweckverband Grosse Kulturbetriebe.

SP ist von Forderung des Regierungsrats irritiert

Die SP-Fraktionen aus dem Grossen Stadtrat und dem Kantonsrat nehmen die Stellungnahme des Regierungsrats zum Postulat «irritiert zur Kenntnis». «Das Postulat ist im Grundsatz nichts anderes als ein Misstrauensvotum gegenüber der Stadt Luzern», führen die Genossen in einer Medienmitteilung aus.

Dass eine Aktualisierung des Betriebskonzepts notwendig sei, finden zwar auch die SP-Parlamentarierinnen. Dies sei von der Stadt auch seit längerem so geplant. Die Partei sei aber vor allem überrascht, wie der Regierungsrat die Forderung stelle. Die Stadt und der Kanton arbeiten sowohl in der Projektierungsgesellschaft für das neue Theater als auch im Zweckverband Grosse Kulturbetriebe zusammen – mit dem Ziel, das Projekt konstruktiv und partnerschaftlich weiterzuentwickeln.

«Der Regierungsrat verlässt mit seiner Antwort auf das Postulat den Weg einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit», kritisieren die SP-Fraktionen. Dass der Regierungsrat vom Stadtrat Antworten vor der städtischen Abstimmung verlange, sei «demokratiepolitisch fragwürdig» und verzögere den Prozess erheblich.

Verzögerung koste unnötig Geld

Die SP ist damit einverstanden, dass die Steigerung der Betriebskosten auf maximal zehn Prozent begrenzt wird. Doch: «Jede weitere Verzögerung kostet die öffentliche Hand unnötig Geld», lässt sich Grossstadträtin Regula Müller zitieren. Das aktuelle Theatergebäude würde nämlich in zwei Jahren sein Betriebsende erreichen. Ein Betrieb darüber hinaus sei mit hohen Zusatzkosten verbunden, mahnt die Partei. Durch den Neubau könnte das Theater das Gebäude modernisieren und dadurch effizienter organisieren. Das würde sich gemäss der SP positiv auf die Betriebskosten auswirken.

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24 Kommentare
  • Profilfoto von Urs
    Urs, 17.01.2024, 17:45 Uhr

    11 Direktoren
    400 Angestellte
    Klar ist dieses Theater zu klein

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    Kasimir Pfyffer, 17.01.2024, 12:38 Uhr

    In Luzern mag man eben Luftschlösser, die Millionen verbrennen, aber nach jahrelangen Zerrereien zum Glück nicht umgesetzt werden, weil sie einfach viel zu bekloppt oder sogar ungesetzlich sind. Spontan fallen mir ein: a) das wahnwitzige Obergericht im Vögeligärtli (Bürgerliche), b) ein nahezu ähnlich dummes Obergericht am Kasernenplatz (Bürgerliche) und jetzt zur Abwechslung c) das neue Theater (Linke). Nicht vergessen dürfen wir auch das Verwaltungszentrum Seetalplatz (alle Fraktionen). Dieses wird gebaut, obwohl der Kanton seit Corona das Home Office massiv ausgeweitet hat. Aber nein, wir müssen jetzt mal fett Millionen verbrennen, denn dann sind wir ganz sicher wichtig.

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      Hanswurst, 17.01.2024, 19:13 Uhr

      Ergänzung: Cheerstrasse, unterirdisches Veloparking Bahnhifstrasse, …

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    Elke Heimer, 17.01.2024, 07:07 Uhr

    Nein, elf Direktoren ist kein Schreibfehler. Dies kann man jederzeit auf deren Website nachzählen. Mitarbeiter des Luzerner Theaters berichten mir ja immer wieder von der hohen Fluktuation am Luzerner Theater. Gründe sind hierarchische Vorgesetzte die sich in der Realität immer wieder als Fehlbesetzung erweisen und natürlich die niedrigen Löhne die nicht mehr vertretbar sind.

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      Monika Muster, 17.01.2024, 10:14 Uhr

      Genau die selben Erfahrungen haben ich auch gemacht als Teilzeitangestellte im Theater (Garderobiere). Man wird von den kaufmännischen Vorgesetzten nicht ernst genommen und die Alteingesessenen haben alle Vorteile auf Ihrer Seite…nach 3 Saisons war ich ein psychisches Wrack und musste kündigen….

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        Roger Wicki, 17.01.2024, 19:19 Uhr

        Kaufmännische Vorgesetzte die ausgebildete Opernsänger sind aber ohne KV-Ausbildung bzw. Abschluss?

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    Murti Muheim, 16.01.2024, 16:05 Uhr

    Die SP demontiert sich selbst. Bis der Vorhang fällt.

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    Elke Heimer, 16.01.2024, 11:31 Uhr

    Das Betriebskonzept lässt sich sowieso nicht umsetzen. Es ist Wunschdenken und geht völlig an der Realität vorbei. Es wird Zeit das man die inneren Abläufe des Hauses hinterfragt. Elf Direktoren plus Intendantin, aber die meisten Mitarbeiter arbeiten für ein äusserst miserables Salär. Wenn, dann ein kompletter Neuanfang mit Fachpersonen an der Spitze.

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      Isabelle Häfliger, 16.01.2024, 13:47 Uhr

      Meine Worte! Danke Frau Helmer. Hab da selber mal als Platzanweiserin gearbeitet, der Stundenlohn war miserabel und die Ü70-Mitarbeiterinnen nehmen den Studenten die Jobs weg. Aber nach meinen Erfahrungen mit der kaufmännischen Abteilung des Theaters, verwundert mich gar nichts. Falsche Stundenabrechnungen und verspätete Lohnzahlungen waren üblich, man musste jedem hart verdienten Franken selber nachrennen…

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      Ida, 16.01.2024, 17:18 Uhr

      Elf Direktoren wird ein » Verschreiber» sein, nehme ich an

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    Heidi, 16.01.2024, 11:16 Uhr

    Endlich! Nachdem das Gewinnerprojekt des Wettbewerbs ziemlich redimensioniert wird, prüft man doch noch den Inhalt, d.h. den möglichen Betrieb. Und die Kosten kommen ins Spiel. Eigentlich alles Diskussionen und Entscheidungen, die vor der Ausschreibung hätten vorliegen müssen. Jetzt kommt es doch, einfach in einer anderen Reihenfolge. Macht das Ganze sicher nicht weniger teuer, vielleicht jedoch etwas realistischer. Bin gespannt!

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    Hegard, 16.01.2024, 11:05 Uhr

    Zeigt wieder mal das egoistische und scheinheilige Verhalten der SP. Die ihre Idee undemokratisch durchboxen wollen, auf Kosten der Steuerzahler! Es ist selbstverständlich, das solch Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft werden muss und den Luzerner zur Abstimmung gebracht werden muss!
    Ich bin auch der Meinung das dieses Klotz, Protz Denkmal nicht nötig (Kosten) ist und moderne Digitalisierung genügen!
    Vorallem dieser schöne Platz für alle aufgewertet wird und nicht für eine Minderheit beansprucht wird! Die Linken fordern ja mehr begrünung und wollen nun Eigenützig den Theaterplatz zubetonieren!

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    Otto, 16.01.2024, 10:32 Uhr

    Für die Linken zahlen ja eh alles die Rechten

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    Yannick Hagmann, 16.01.2024, 09:40 Uhr

    Ein Luzerner Theater liegt nicht im öffentlichen Interesse: Die Zahlen sprechen für sich.

    Die zentrale Lage würde sich als Nachfolgelösung für das Neubad (mit viel besserer Infrastruktur) anbieten: Im Sinne eines Volkshauses.

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    Jerome Halter, 16.01.2024, 09:23 Uhr

    Wenn es so defizitär ist sollte es geschlossen werden. Siehe Kinos in der Stadt. Günstiger Wohnraum wird gefordert, bitteschön, jetzt gibts eine Option!

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      Simon, 10.03.2024, 11:26 Uhr

      Hauptsache man kann wohnen in einer Stadt, welche am Schluss nichts an Unterhaltung zu bieten hat!

      Nur weil man selber nichts mit einem Theater anfangen kann…

      Hauptsache man kann sparen und in seiner kleinen Welt leben… Ach ja, und natürlich jede Erneuerung schlecht reden!

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    Hanspeter Flueckiger, 16.01.2024, 08:54 Uhr

    Selbstverständlich ist dies ein Misstrauensvotum! Es ist ja nur zu offensichtlich, dass der Grosse Stadtrat, aber auch der Stadtrat selbst mit solchen Projekte überfordert ist.

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    Ruedi Meier, 16.01.2024, 08:40 Uhr

    Die kaufmännische Misswirtschaft des Luzerner Theaters steht seit vielen Jahren am Pranger.

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    Vreni, 16.01.2024, 08:34 Uhr

    Ein richtiger Entscheid, erstaunt mich, dass man das erst jetzt untersucht.

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    Kritischer Blick, 16.01.2024, 08:07 Uhr

    Die SP schaut lieber weg als richtig hin. Das Betriebskonzept und das Gebäude müssen «synchronisiert» werden und damit kann auch die transparente Grundlage für die nächsten (Volks-) Entscheidungsschritte geschaffen werden. Alles andere verursacht noch mehr unnötige Kosten.

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    Marie-Françoise Arouet, 16.01.2024, 08:02 Uhr

    Aber hoffentlich auch bekundet der Kanton gegenüber der linksgrün dominierten Stadt ein permanentes Misstrauen in allen Bereichen, insbesondere in Fragen der Finanzen und der Effizienz. Dass die SP sich hier sogenannt „irritiert“ zeigt, beweist die Richtigkeit des Vorgehens.

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    Karin Murer, 16.01.2024, 07:07 Uhr

    Gewisse Exponenten haben doch immer behauptet, dass der Betrieb im alten Theater auf Grund der Platzverhältnisse und alter Infrastruktur so teuer und aufwändig sei. Aber im neuen Theater wird es noch viel teurer werden. man muss diesen Größenwahn etwas bremsen (oder an der Urne stoppen).

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    • Profilfoto von LD
      LD, 16.01.2024, 10:54 Uhr

      Es wird gestoppt. Keine Bange.

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  • Profilfoto von Caro
    Caro, 16.01.2024, 07:03 Uhr

    Finde ich auch als Linke eine berechtige Frage. Man soll ja nicht nur über die Hülle sprechen, sondern auch über den zukünftigen Inhalt. Wieso die SP hier so auf stur schaltet, ist mir schleierhaft.

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