Analyse der Geschäftsberichte

So finanziert sich das Luzerner Theater

Das Theater Luzern verfügt über einen vergleichsweise tiefen Eigenfinanzierungsgrad. (Bild: mas) (Bild: mas)

Die Besucherzahlen steigen, die Finanzen stehen dennoch in Schieflage – so stehts im jüngsten Geschäftsbericht des Luzerner Theaters. Die Zahlen der vergangenen Jahre zeigen dabei eine konstante Entwicklung, aber teilweise auch einen leichten Aufwärtstrend. Eine Übersicht in Grafiken.

Kaum gibt das Theater Luzern die jüngsten Zahlen bekannt, erreichen die Redaktion von zentralplus die ersten Kommentare dazu. Für Kopfschütteln sorgen das grosse Minus und der tiefe Eigenfinanzierungsgrad des Theaters. 137'000 Franken Minus machte das Theater in der Saison 22/23 (zentralplus berichtete). Ein Trend, der die Fortsetzung der pandemiebedingten Ausfälle widerspiegelt.

Der Eigenfinanzierungsgrad liegt bei gestiegenen 15,74 Prozent – im Vorjahr waren es 13,31 Prozent. Damit konnte das Theater seine eigene Finanzierung wohl ankurbeln, liegt im Vergleich mit anderen Theaterhäusern (teilweise wohl mit anderen Voraussetzungen) aber immer noch tief. Zum Vergleich: Das Theater St. Gallen verfügt über einen Selbstfinanzierungsgrad von etwa 30 Prozent, das Schauspielhaus Zürich liegt bei etwa 20 Prozent und das Grand Théâtre de Genève bei 40 Prozent.

Einahmen gingen zurück, Beiträge blieben

Knapp 20 Millionen Franken hat das Theater 2022 und 2023 von der öffentlichen Hand erhalten. Im Jahr vorher waren es etwas mehr. Damals flossen allerdings noch Ausfallentschädigungen. Der Blick in die Statistik zeigt, dass sich das Theater damit in etwa im gleichen Rahmen bewegt wie in den Vorjahren. Allerdings lagen die Einahmen des Theaters vor der Pandemie noch über dem heutigen Niveau. Es konnte somit einen grösseren Teil seiner Kosten selbst decken.

Zugenommen haben hingegen die Zuwendungen Dritter, also Fördergelder und Spenden. Das Theater Luzern verfügt mit Bucherer über einen starken Hauptsponsor und zahlreiche Spenderinnen sowie eine Mäzenin. Eine Liste der Unterstützer findest du hier. Zurückgegangen sind seit der Pandemie hingegen die Einnahmen aus den Vorstellungen.

Besucherzahlen steigen – Kosten auch

Erfreulich für das Theater: Die Besucherzahlen steigen wieder und liegen sogar über dem Niveau der Spielzeit 18/19 vor der Pandemie.

Allerdings nehmen auch die Kosten zu. Besonders beim Personal steigen die Ausgaben. Pro Spielzeit zählt das Luzerner Theater knapp 400 Mitarbeitende. Gegenüber dem Vorjahr ist auch der Produktionsaufwand gestiegen. Er bewegt sich allerdings wieder ungefähr im Rahmen des Vorpandemie-Niveaus.

Der Blick in die Geschäftsberichte der vergangenen Jahren zeigt auch: Dem Theater schrumpft das Ersparte. Die Vermögen gingen stetig zurück. Das zeigt sich auch beim Geld, das das Theater zur Verfügung hat. Während der Pandemie sind die flüssigen Mittel deutlich zurückgegangen.

Unklar ist nun, ob die steigenden Besucherzahlen einen Aufwärtstrend einläuten und ob das Theater in Zukunft seine Ausgaben zu einem grösseren Teil selbst stemmen kann.

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15 Kommentare
  • Profilfoto von Zoe
    Zoe, 13.01.2024, 08:35 Uhr

    Es wird nicht 1 Tourist wegen eines neuen Theaters nach Luzern kommen.

    Beim KKL ist es etwas anderes

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 16.01.2024, 08:50 Uhr

      Vollkommen irrelevanter Kommentar, da niemand auch nur annähernd etwas in dieser Richtung behauptet hat.

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  • Profilfoto von Karin
    Karin, 12.01.2024, 11:59 Uhr

    Anzahl Angestellte in der Verwaltung wird im Vergleich mit Zürich sicher ähnlich aussehen

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  • Profilfoto von Bobby
    Bobby, 12.01.2024, 10:33 Uhr

    Diese Zahlen berechtigen absolut keinen Neubau.
    Jetziges Theater renovieren.

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  • Profilfoto von Jasi
    Jasi, 11.01.2024, 07:22 Uhr

    Das Luzerner Theater ist leider ein Fass ohne Boden und ressourcenschonende Betriebsleitung unter der aktuellen Führung (alle übrigens fürstlich entschädigt) eine Illusion.
    Man muss sich einfach bewusst sein. Bei einem Neubau (welcher selbst zuerst zig Millionen verschlingt), werden die laufenden Kosten weiter steigen und im vergleich zu leicht steigenden Betriebserträgen überproportional steigen. Das ist so sicher wie das Amen in der Jesuitenkirche nebenan….

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  • Profilfoto von LD
    LD, 10.01.2024, 15:59 Uhr

    Die szenische Aufführung dramatischer Texte in einem Theater scheint nicht mehr viele zu interessieren. Nach langer Vorgeschichte, dann in mittelalterlichem Mysterienspiel, entstand an europäischen Höfen eine neue Elitekultur mit Opernaufführungen, höfischen Theaterbauten mit utopischer Glanzwelt und belegten den steten Wandel des Theaters. Auch heute noch ist diese Vorstellung spürbar. Eine Aufführungspraxis, die im 20. Jh. mit Kinofilm, Fernsehen, anderen Unterhaltungsformen und heute mit Internet, Streaming und Events deutlich an Attraktivität verlor. Letztere sind näher am realen Leben, phantastischer, teilweise auch weniger anspruchsvoll. Das Theater hatte mit seiner Tradition die schwierige Aufgabe sich davon zu unterscheiden, bot trotz kulturellen Highlights und partizipativen Theaterformen mit dem Publikum nicht immer leichte Kost.
    Es ist dringend die Funktion eines Stadttheaters neu zu definieren. Auch der Name ist zu überdenken. Das vorgelegte Konzept des geplanten Neubaus bietet zu diesen Problemen keine befriedigende Antwort, kostet nur unsinnig Geld und verschandelt ausserdem das Stadtbild. Der Nutzen bleibt fraglich. Das Konzept lehnt sich am traditionellen Bild des Theaters an und versucht die erforderliche Diskussion mit dieser von aussen einsehbaren Bühne zu umgehen. Es bleibt die staatliche und präsidiale Förderung von einer bestimmten Kultur, die letztlich elitär bleibt, auf Jahrzehnte enorme Kosten verursacht und keinen grossen Rückhalt erfährt. Trotz Reduktion des Projekts.

    So geht das nicht, die Abstimmung zum Kredit wird scheitern, denn die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung, den steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten in Europa durch die Selbstabkoppelung von billiger Energie, Kriegstreiberei und anhaltender Inflation sind nicht geeignet, grossspurige elitäre Projekte zu unterstützen. Gefordert ist ein Konzept, das unserer Kleinstadt, den wirtschaftlichen Aussichten und den veränderten Ansprüchen der Bevölkerung entspricht.

    Die Diskussion muss jetzt neu beginnen.

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  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 10.01.2024, 12:13 Uhr

    Die Qualität eines Schauspielhaus Zürich ist sicher höher einzustufen, als diejenige des Luzerner Theaters. Trotzdem muss das Luzerner Theater eigentlich den Vergleichen mit anderen grösseren Theaterhäuser in der Schweiz standhalten können. Sieht man sich die Zahlen an, fällt auf, dass das Luzerner Theater mit seinen 400 Angestellten etwas sehr «aufgeblasen» ist. Ein Schauspielhaus Zürich kommt mit ca. 100 Angestellten weniger aus, hat u.a. massiv höhere Zuschauerzahlen. Das Luzerner Theater ist sicherlich auch abhängig von seinen privaten Unterstützern, welche zum Teil auch namhafte Summen sponsern. Wie weit diese privaten Unterstützer auch noch Produktionswünsche anbringen, wissen wir nicht. Die Vermutung, dass diese genau dies tun, ist nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Dies macht die Führung eines Theaters natürlich nicht ganz einfach. Insofern teilweise nachvollziehbar, wenn die Zahlen dann nicht stimmen. Auf der anderen Seite reicht dem grossen Teil der Bevölkerung das «Landtheaterniveau» vollkommen aus. Auf jeden Fall möchte ich selbst nicht Intendant des Luzerner Theaters sein. Recht machen kannst du es niemanden. Schon alleine deswegen, hat die Stadt und Region Luzern ein neues Theater gar nicht nötig.

    Da muss sich das Luzerner Theater die Frage gefallen lassen, ob man mit den Produktionen nicht am Publikum vorbei produziert.

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    • Profilfoto von Bayreuther Alpträume
      Bayreuther Alpträume, 10.01.2024, 12:49 Uhr

      Die selbsternannte Kulturstadt von Gottes Gnaden will halt klotzen statt kleckern….

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  • Profilfoto von Yannick Hagmann
    Yannick Hagmann, 10.01.2024, 11:51 Uhr

    Ein Luzerner Theater liegt nicht im öffentlichen Interesse: Die Zahlen sprechen für sich.

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    • Profilfoto von Daniela Übersax
      Daniela Übersax, 10.01.2024, 16:16 Uhr

      Ein Theater wird nie eine Mehrheit ansprechen und muss dies auch nicht. Das bedeutet noch lange nicht, dass es nicht im öffentlichen Interesse liegt. Das ist halt so bei Kultur. Übrigens gäbe es auch keine Mehrheit für Fussball.

      Das aber der Eigenfinanzierungsgrad dermassen tief ist, müsste den Verantwortlichen zu denken geben. Unter diesen Voraussetzungen wird es schwer sein, eine Mehrheit für einen Neubau zu finden.

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      • Profilfoto von Yannick Hagmann
        Yannick Hagmann, 10.01.2024, 21:59 Uhr

        Natürlich bedeutet es das. Es ist nicht die Aufgabe der Öffentlichkeit das «Kulturschaffen» einer kleinen elitären Kaste in dieser Unverhältnismässigkeit unter dem Deckmantel der Kultur zu finanzieren. Vielmehr ist es willkürlich.

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        • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
          Hanspeter Flueckiger, 11.01.2024, 11:38 Uhr

          Selbstverständlich gehört die Finanzierung der Kultur auch zu den Kernaufgaben eines Staates. Dazu kommen aber auch die finanziellen Zuwendungen von privaten Personen oder dann aus dem institutionellen Fundraising bei so genannten Förderstiftungen. Gerade Förderstiftungen sind ein wichtiger Bestandteil dieses Finanzierungskonzeptes. Teilweise trägt die Kultur auch wesentlich zur Bildung bei und ist auch deshalb ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.

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          • Profilfoto von Yannick Hagmann
            Yannick Hagmann, 11.01.2024, 12:40 Uhr

            Sie sagen es: Der Kultur. Ob zu dieser Kultur auch ein einseitig alimentiertes, elitäres Theater (von 20 Mio. CHF p.a.) gehören soll oder nicht, entscheidet immer noch der Souverän. Es gibt viele Kulturschaffende, die keinen Rappen erhalten und nachhaltigeres zu Werke bringen.

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      • Profilfoto von Dunning-Kruger
        Dunning-Kruger, 11.01.2024, 09:01 Uhr

        Verantwortliche und Denkbereitschaft?
        Fordern Sie bitte nicht das Unmögliche! Die Schaffung von Inszenierungen beginnt beim Theater nicht erst auf der Bühne. Bereits in den Hinterzimmern der Verantwortlichen beginnt die Inszenierung in Vollkommenheit.

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  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 10.01.2024, 11:38 Uhr

    Dieser sog. «Aufwärtstrend» soll wohl politisch instrumentalisiert werden
    und einen Pseudo-Bedarf ausweisen, den es real unumwunden gar nicht gibt.
    Die Wahrheit ist der Beweisbarkeit überlegen!

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