Produktion wird eingestellt

Keine Subventionen: Luzerner Theater muss mittendrin aufhören

Die Sitcom «Müllers» am Luzerner Theater wird aus Kostengründen abgesetzt. (Bild: Ingo Höhn / Luzerner Theater)

Die Theater-Sitcom «Müllers» am Luzerner Theater wird eingestellt. Der Produktion fehlt das Geld, um die weiteren Folgen aufzuführen.

«Müllers» ist eigentlich eine TV-Serie – findet aber auf der Theaterbühne statt. Das Format begleitet die Familie Müller aus dem Schweizer Mittelland und beleuchtet gemeinsam mit einem jeweils prominenten Gast das aktuelle Zeitgeschehen.

In der Spielzeit 2023/24 hätte die Sitcom – es ist bereits die dritte Staffel – in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Theater aufgeführt werden sollen. Vier Episoden waren geplant. Doch aufgeführt wurde nur eine. Denn die Sitcom wird per sofort abgesetzt. Die restlichen drei Episoden würden nicht mehr aufgeführt, teilt das Luzerner Theater am Freitag mit.

Stadt und Kanton zahlen kein Geld

Was ist passiert? Es gibt einen ganz einfachen Grund für die Absetzung des Formats: Das Geld fehlt. Demnach sind Subventionen der öffentlichen Hand ausgeblieben, die für das Projekt aber fest eingeplant wurden.

«Wenn Stadt und Kanton schon damals erklärt hätten, dass keine Gelder fliessen werden, hätten wir das Projekt gar nie so geplant.»

Christoph Fellmann, Verantwortlicher «Müllers»

Der bekannte Luzerner Theatermacher Christoph Fellmann hat die Theater-Sitcom «Müllers» konzipiert (zentralplus berichtete). Er sagt auf Anfrage von zentralplus: «Die Gelder haben wir bei der öffentlichen Hand, also Stadt und Kanton Luzern, beantragt. Stadt und Kanton haben nun aber aus kulturpolitischen Gründen beschlossen, die Koproduktion von ‹Müllers› mit dem Luzerner Theater nicht mit einem Projektbeitrag zu unterstützen.» Wie hoch die fehlende Summe ist, will Fellmann auf Nachfrage nicht sagen.

Stadt zahlt mehr Subventionen – aber nicht an alle

Die Ereignisse überraschen insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Luzerner Stadtrat gerade erst ein starkes Bekenntnis zur Luzerner Kulturszene ausgesendet hat. Er plant, die Kultur in den nächsten Jahren mit mehr Geldern als bisher zu unterstützen (zentralplus berichtete). Dass dieses Projekt nun nicht unterstützt wird, passt da nicht so ganz rein.

Gleichzeitig wirft es Fragen auf, dass die Verantwortlichen fest mit den Geldern gerechnet haben, obwohl diese noch nicht offiziell gesprochen wurden. Haben sich Christoph Fellmann & Co. verpokert? Fellmann dementiert: «Es gibt langjährige Erfahrungswerte, mit welch hohen Beiträgen in etwa gerechnet werden kann. Da wurde also nicht zu hoch gepokert.»

Christoph Fellmann ist in der Luzerner Theaterszene eine feste Grösse. (Bild: jav)

Viel eher seien Fellmann und sein Team dazu ermuntert worden, ein Gesuch um Fördergelder beim Kanton und der Stadt einzureichen – was sie im Frühling dieses Jahres gemacht hätten. «Wenn Stadt und Kanton schon damals erklärt hätten, dass keine Gelder fliessen werden, hätten wir das Projekt gar nie so geplant.»

Sitcom war erfolgreich – und trotzdem wird sie abgesetzt

Wie das Luzerner Theater in einer Mitteilung schreibt, hätten die beiden Partner die Finanzierung für die Aufführung der ersten Folge noch alleine stemmen können – für die verbleibenden drei Folgen fehle jedoch das Geld. Somit bleibt die dritte Staffel von «Müllers» für immer unvollendet. Fellmann bedauert dies – insbesondere nach den Erfahrungen mit der ersten Episode: «Die erste Episode mit zwei Aufführungen war eine Bereicherung für alle Beteiligten und sowohl künstlerisch als auch hinsichtlich der Besucherzahlen ein Erfolg.»

Seit 2019 gibt es die «Müllers», ursprünglich wurde das Format im Luzerner Südpol aufgeführt (zentralplus berichtete). Im vergangenen Jahr hatte das Luzerner Theater einen ersten Gastauftritt. Den Beteiligten hat dieser offenbar so gut gefallen, dass für die dritte Staffel gleich eine dauernde Zusammenarbeit zwischen «Müllers» und dem Luzerner Theater abgemacht wurde. Jeweils eine Schauspielerin des Theaters sollte das bestehende Ensemble ergänzen.

Trotz der Enttäuschung über die Absetzung von «Müllers» bleibt bei Christoph Fellmann auch Zuversicht. Denn eine Zusammenarbeit von seinem Team mit dem Luzerner Theater ist auch künftig noch möglich. «Nach diesem inspirierenden gemeinsamen Projekt wäre eine weitere Zusammenarbeit von beiden Seiten wünschenswert.» Wie eine solche Koproduktion aussehen könnte, ist derzeit aber noch offen. Hauptsache, es ist Geld dafür vorhanden.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Luzerner Theaters
  • Schriftlicher Austausch mit Christoph Fellmann
  • Informationen zur Sitcom
  • Website von Christoph Fellmann
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