Harte Fragen an … die Luzerner Pensionskasse

Kann das Kleintheater doch am alten Standort bleiben?

Urban Sager, Vorstandspräsident der Luzerner Pensionskasse, macht dem Kleintheater Hoffnung. (Bild: zvg)

Das Kleintheater soll aus dem Gebäude am Luzerner Bundesplatz raus. Doch jetzt rudert die Luzerner Pensionskasse (LUPK) zurück: Die Eigentümerin kann sich vorstellen, das Theater im Neubau zu integrieren, wie LUPK-Präsident Urban Sager im Gespräch mit zentralplus sagt.

Das Gebäude am Bundesplatz in Luzern, in dem seit knapp 60 Jahren das Kleintheater untergebracht ist, wird abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Das hat die Eigentümerin, die Luzerner Pensionskasse (LUPK), entschieden. «In diesem Neubau ist kein Theater eingeplant», informierte die LUPK die Kulturinstitution daraufhin vor wenigen Tagen (zentralplus berichtete).

LUPK-Geschäftsführer Reto Tarreghetta erklärte am vergangenen Mittwoch gegenüber zentralplus, das Theater sei beim Neubau aus Kostengründen herausgefallen. «Die Aufgabe der LUPK ist es, Renten zu sichern, die Altersvermögen treuhänderisch zu verwalten und eine marktgerechte, risikooptimale Rendite zu erzielen.» Zwar erwähnte er auch, man stehe im Dialog mit dem Theater und prüfe verschiedene Möglichkeiten.

Betroffenheit in der Bevölkerung ist gross

Doch die Nachricht war klar: Das Kleintheater hat am alten Standort in Luzern keine Zukunft. Die Betroffenheit in der Bevölkerung ist seither gross. Emil Steinberger, Gründer der Lokalität, warf den Verantwortlichen im zentralplus-Interview vor, dass sie nur noch auf die Rendite schauen würden. Die Kultur müsse hinten anstehen.

Zudem ist die Politik aktiv geworden. Die SP reichte im Kantonsrat wie auch im Grossen Stadtrat Vorstösse ein. Auch die GLP wurde im Stadtparlament mit einem dringlichen Postulat aktiv. Dieses wurde von Mitgliedern sämtlicher Parteien unterzeichnet. Die Parlamentarier fordern Unterstützung für die Bühne.

Nun nimmt die Luzerner Pensionskasse erneut Stellung zur Causa Kleintheater. Dieses Mal jedoch nicht der Geschäftsführer, sondern Urban Sager. Dieser ist Präsident des zwölfköpfigen Vorstands, der aus sechs Arbeitnehmer- und sechs Arbeitgebervertretern zusammengesetzt ist. Der 41-jährige Sager ist auch SP-Kantonsrat und präsidiert den Vorstand turnusgemäss seit vergangenem Sommer für die nächsten vier Jahre.

zentralplus: Urban Sager, weshalb wollen Sie das Kleintheater in Luzern nicht mehr im Haus haben? Aus Profitgier?

Urban Sager: Ich kann beruhigen. Im Rahmen des Vorstandsausschusses hatten wir am 10. Januar eine Sitzung. Dabei haben wir die Haltung festgelegt, dass wir im Dialog mit dem Kleintheater das weitere Vorgehen prüfen und mögliche Varianten zusammen mit dem Kleintheater anschauen. Wir sind also offen dafür, einen Neubau auch mit dem Kleintheater zu prüfen.

zentralplus: Also kann das Kleintheater möglicherweise doch in den geplanten Neubau am Bundesplatz einziehen?

Sager: Stand jetzt schliesst das der Vorstandsausschuss nicht aus. Unsere Haltung ist, dass wir im Dialog mit dem Kleintheater Möglichkeiten prüfen und das Kleintheater auch unterstützen möchten.

zentralplus: In der Mitteilung des Kleintheaters stand das völlig anders. Die Pensionskasse habe informiert, dass das Theater im Neubau keinen Platz mehr haben werde.

Sager: Wir haben aber auch festgehalten, dass wir den Dialog mit dem Kleintheater über eine Integration im Neubau suchen.

zentralplus: Trotzdem entstand der Eindruck, dass das Ende für das Kleintheater am Bundesplatz bevorsteht. Kommunizierte die Luzerner Pensionskasse falsch gegenüber dem Kleintheater und auch gegenüber der Öffentlichkeit?

Sager: Wir werden intern anschauen, wie die Kommunikation gelaufen ist.

zentralplus: Dann nochmals in aller Klarheit: Das Kleintheater findet also möglicherweise Platz im geplanten Neubau?

Sager: Die Chancen sind absolut intakt. Wir pflegen einen sehr guten Austausch mit dem Kleintheater. Seit der Gründung des Theaters ist die Luzerner Pensionskasse die Vermieterin. Die langjährige Geschichte verbindet uns sehr. Der Vorstand der LUPK ist sich daher der kulturpolitischen Verantwortung bewusst.

zentralplus: Der Luzerner Pensionskasse wurde wie erwähnt Profitgier vorgeworfen. Als öffentlich-rechtliche Anstalt habe sie eine soziale Verantwortung und solle nicht nur dem Profit hinterherjagen.

Sager: Wir haben von Gesetzes wegen den Auftrag, die von den Angestellten einbezahlten Gelder mit einer Rendite anzulegen. Das ist das System sämtlicher Pensionskassen. Das Geld der Versicherten anzulegen, ist eine wichtige Grundlage für deren Rente. Aber ja, gleichzeitig haben wir auch eine soziale Verantwortung – im Zusammenhang mit dem Kleintheater auch eine kulturpolitische. Die Herausforderung ist, beides in Einklang zu bringen.

zentralplus: Das Kleintheater und ein Grossteil der Bevölkerung machen sich Sorgen, dass es das Kleintheater bald nicht mehr geben könnte.

Sager: Wir verstehen diese Sorgen und Ängste. Es ist ein schwieriger, wenn nicht sogar der schwierigste Moment in der Geschichte des Kleintheaters. Wir unterstützen mit unseren Möglichkeiten auch weiterhin das Kleintheater als wichtige kulturelle Institution. Wir sind bereit, im Dialog zusammen mit dem Theater nach Lösungen zu suchen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in der Zeit, die uns bleibt, eine Lösung finden werden.

zentralplus: Gibt es bereits konkrete Ideen, wo das Kleintheater unterkommen könnte?

Sager: Wir stehen im Prozess ganz am Anfang. Entsprechend haben wir noch keine Varianten oder Alternativen. Wir wollen mit dem Kleintheater die Möglichkeiten ausloten. Dazu braucht es auch die Stadt und den Kanton. Eine Möglichkeit ist, dass das Kleintheater am heutigen Standort bleiben kann. Dass wir also einen Neubau am Bundesplatz mit einem integrierten Theater planen. Dazu bedarf es nun aber vertiefter Abklärungen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Urban Sager, Vorstandspräsident der Luzerner Pensionskasse
  • Homepage der Luzerner Pensionskasse
  • Vorstösse der GLP und der SP
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


8 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 19.01.2024, 11:34 Uhr

    Warum werden eigentlich nie die wirklich brennenden Fragen zu Pensionskassen gestellt? Das Kleintheater wird es auch in Zukunft in der Stadt Luzern geben, davon bin ich überzeugt. Alles andere wäre dann ein Totalversagen der Kultur.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Urs Eggler
      Urs Eggler, 19.01.2024, 14:18 Uhr

      Nein, nicht die Kultur versagt, sondern der forsche LUPK-Geschäftsführer.

      👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Romano
    Romano, 19.01.2024, 09:39 Uhr

    Typisch Management. Wir sind dran, wir sind erst am Anfang, wir stehen in Kontakt….. Die LUPK kann die Liegenschaft ja verkaufen. Gibt bestimmt interessierte Investoren welche den Erhalt anders regeln können. Oder steht die LUPK so schlecht da dass sie auf die Renditeoptimierung dieser Liegenschaft angewiesen ist?

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎3Daumen runter
    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 19.01.2024, 11:52 Uhr

      Kurze Antwort: Nein, das ist eine Nebelpetarde. Das Märchen von den immer teureren Zinsen, die sie angeblich verlangen «müsse» und von den schampar altmodischen Häusern, die sie angeblich unbedingt abreissen «müsse», erzählt Ihnen jede PK. So kann sie super von ihren übersetzten Verwaltungskosten und allenfalls auch von ihrem Versagen im Börsencasino ablenken (Schauen Sie mal den Geschäftsbericht der LUPK 2022 an, Performance minus 6 Prozent!).

      👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Stefan Holzer
    Stefan Holzer, 18.01.2024, 22:37 Uhr

    Ein Geschäftsführer, der in Sachen Kommunikation so derart versagt, soll bitte raschmöglichst seinen Posten räumen.

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von chruesimuesi
      chruesimuesi, 19.01.2024, 08:58 Uhr

      oder muss er einfach seinen Kopf hinhalten?

      👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 18.01.2024, 22:18 Uhr

    Ich empfehle allen mit 5 Minuten Zeit, mal kurz in den LUPK-Geschäftsbericht zu schauen. Gratis auf deren Website verfügbar. Im GB 2022 erfährt man, dass Immobilien, d. h. Liegenschaften wie das Kleintheater, im gesamten Portfolio nur einen winzigen Teil ausmachen. Auch die Verwaltungskosten der Immobilien sind – im Gesamtkontext – überschaubar. Übel sind aber die Zahlen zu den Wertschriften, spricht zum Teil «LUPK spielt Börsen-Casino». Eine Rendite von minus 6,4 Prozent im 2022 und gegenüber den Vorjahren extrem gestiegene Verwaltungskosten für Wertschriften lassen vermuten, dass die LUPK hier kräftig ins Klo gegriffen hat. Darum sollte man sie an ihren eigenen Massstäben messen: Zuerst mal das Puff im gigantischen Portfolioteil «Wertschriften» aufräumen und dort Rendite generieren. Ganz sicher aber nicht so tun, als könne man die Rendite mit dem winzigen Portfolioteil «Immobilien» generieren. SP und GLP, ihr seid dran!

    👍6Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Bourbaki
    Bourbaki, 18.01.2024, 17:26 Uhr

    Warum nicht ins Bourbaki Gebäude zügeln?
    Dort hätte es sicherlich Platz in einem der Kinosäle.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon