Weniger Personal, höhere Preise

Luzerner Hotellerie hat Grund zum Feiern – und Weinen

Luzerner Hotels haben sich von Corona erholt – auch dank ansteigendem Tourismus aus dem In- und Ausland. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der Tourismus erholt sich, die Hotels freuen sich über volle Zimmer. Auch in Luzern. Einige Baustellen verpassen der Euphorie jedoch einen Dämpfer.

Die hiesige Hotellerie hat Grund zur Freude. Rund vier Millionen Leute haben im vergangenen Jahr in Zentralschweizer Hotels übernachtet. 1,4 Millionen davon allein in der Stadt Luzern. Damit bewegt sich die Branche wieder auf dem Niveau, das vor der Grätsche durch die Pandemie geherrscht hat, wie aktuelle Zahlen des Verbands Luzern Hotels zeigen (zentralplus berichtete).

Mit rund 350’000 Übernachtungen machen Schweizer den grössten Gästeanteil aus. Gefolgt von Besucherinnen aus Amerika (319’700 Gäste) – seit jeher der zweitgrösste Gästeanteil – und Reisenden aus dem asiatischen Raum mit etwas über 300’000 Übernachtungen.

Also alles flott in der Branche? Entschieden nicht, wie eine Lageeinschätzung in der Branche zeigt. Der Dachverband Hotellerie Suisse hat bei den Regionalverbänden nachgehakt und nebst Optimismus auch Baustellen aufgedeckt.

Problem Nummer eins bleibt der Fachkräftemangel

Das Thema Fachkräftemangel sei in der Hotelleriebranche nach wie vor akut – und die grösste Herausforderung, wie Hotellerie Suisse schreibt. Fehlen tun nicht nur reguläre Angestellte. Gemäss der Lageeinschätzung geht auch die Anzahl Lehrlinge zurück. Etwa 80 Prozent der Betriebe haben Mühe gehabt, offene Lehrstellen zu besetzen.

Darum versuchen Hotels, mittels spezifischer Angebote Leute wieder für die Hotellerie zu begeistern. Darunter etwa mehr Ferien, die Abschaffung der Zimmerstunde oder die Einführung einer Viertagewoche – gemäss dem Tourismusexperten Martin Barth eine ansprechende Lösung, die sich allerdings viele Betriebe wohl nicht leisten können (zentralplus berichtete). Die Umfrage zeigt denn auch, dass eine Viertagewoche für 64 Prozent der Schweizer Betriebe keine Option ist.

Um dem Fachkräftemangel in Luzern entgegenzuwirken und lokale Hotels bei der Besetzung offener Stellen zu unterstützen, entstand 2023 unter anderem das Projekt «Work in Lucerne». Die Plattform soll bei der Anwerbung von Arbeits- und Fachkräften für den Luzerner Wirtschaftsraum helfen. Sie stellt Luzern als idealen Ort zum Leben und Arbeiten dar und bietet umfassende Informationen zu Arbeit, Wohnen und Freizeit.

Weniger Personal sorgt für höhere Kosten

Weiter sorgt der Fachkräftemangel bei den Hotels für höhere Personalkosten. Was zunächst paradox klingt, erklärt Vinzenz van den Berg von Hotellerie Suisse auf Anfrage wie folgt: «Wenn die verfügbaren Mitarbeitenden knapper werden, ist es ein natürlicher Mechanismus, dass die Löhne ansteigen.» Teilweise würden Betriebe zum Beispiel so dringend einen neuen Koch brauchen, dass sie bereit seien, einen höheren Lohn zu zahlen. Dieser Lohnunterschied sei für Mitarbeiterinnen lukrativ, was dann wiederum dazu führe, dass die Fluktuation in der Branche steige.

Nebst dem Fachkräftemangel sind es auch die gestiegenen Energiekosten, die Inflation und die Kurzfristigkeit der Buchungen, welche den Betrieben Schwierigkeiten bereiten.

Zimmerpreise steigen erneut

Zwar sind mancherorts im vergangenen Jahr die Umsätze gestiegen – besonders in alpinen Regionen –, als Gewinn können die Betriebe die Mehreinnahmen jedoch nicht verbuchen. Ein Teil davon sei durch die steigenden Kosten «neutralisiert» worden, wie es in der Lageeinschätzung heisst. Dennoch konnte rund ein Drittel der befragten Hotels in der Schweiz den Gewinn gegenüber dem Vorjahr steigern.

Trotzdem haben viele Hotels, wie schon im Jahr 2022, die Preise erhöht. Wie die Statistik zeigt, sind es mit 66 Prozent vor allem ländliche Betriebe, welche die Zimmerpreise auf die Sommersaison hin aufgeschlagen haben. Nur einer von 25 Hotelbetrieben hat die Preise gesenkt. Wie gravierend die Preiserhöhungen anfallen, kann gemäss Vinzenz van den Berg nicht konkret gesagt werden, da die Daten der Umfrage nicht in diesem Detailgrad vorliegen.

Insgesamt sind es dieses Jahr aber weniger Hotels, welche die Preise anheben, als noch im Sommer vor einem Jahr. Ist es heuer gut die Hälfte der Betriebe, gaben in der Lageeinschätzung vor einem Jahr noch drei von vier Betrieben an, die Preise erhöht zu haben.

Die ausländischen Touristen störts weniger

Bei den ausländischen Gästen scheinen diese höheren Preise weniger stark ins Gewicht zu fallen. Betrachtet man die vergangenen sechs Monate im Vergleich zur selben Periode im Vorjahr, sind gemäss Hotellerie Suisse keine Tendenzen spürbar, dass mehr Bewertungen oder negative Kommentare mit dem Begriff «Preis» auftreten. 

Das Gegenteil scheint der Fall. Etwa, weil die Schweiz im Vergleich zu ihren Nachbarländern eine tiefere Inflation hat. Dadurch ist der Preisanstieg im Verhältnis weniger stark als anderswo. «Zudem hat sich die Inflation im Vergleich zu den Vorjahren wieder etwas abgeschwächt.»

Luzerner Bevölkerung ist mit Tourismus zufrieden – mehr oder weniger

Die Betriebe blicken mit Optimismus auf die Sommersaison. Städtische Betriebe zeigen sich etwas verhaltener, insgesamt rechnet die Branche mit einem mindestens gleich erfolgreichen, wenn nicht gar besseren Sommer als derjenige vom Vorjahr. In Luzern dürfte man sich zudem auch über die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock freuen, die zahlreiche gut betuchte Gäste in die Region locken wird (zentralplus berichtete).

Mit der Erholung des Tourismus in Luzern sind allerdings nicht alle zufrieden. Wie eine aktuelle Umfrage der Hochschule Luzern zeigt, findet die Mehrheit der Stadtluzerner Bevölkerung den Tourismus zwar gut, hat allerdings auch einiges zu bemängeln. Etwa Verkehrsprobleme durch Reisecars oder das Verhalten asiatischer Touristen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
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