Gesellschaft
Erstmals eine repräsentative Umfrage durchgeführt

Diese fünf Dinge nerven die Luzerner an ihren Touris am meisten

Asiatische Touristen verbringen ihre Zeit in Luzern mit Glaceschlecken. (Bild: Emmanuel Amon/AURA)

Nun haben wir es schwarz auf weiss. Die Antworten auf die Frage, was die Luzerner vom Tourismus in der eigenen Stadt halten und womit sie am meisten Mühe haben. Die kürzlich durchgeführte repräsentative Umfrage zeigt: Es sind bei weitem nicht nur die Cars, die die Luzerner nerven.

Luzern und Tourismus: Eine Beziehung, die nicht nur harmonisch ist. Dies zeigt sich nun auch in einer repräsentativen Umfrage zum Tourismusbewusstsein, welche die Hochschule Luzern im Auftrag der Stadt Anfang Jahr durchgeführt hatte. Also just vor den Auswirkungen der Corona-Krise.

Ziel der Umfrage: Die Ergebnisse sollen in die partizipativen Strategieprozesse «Vision Tourismus Luzern 2030» sowie ins «Carregime» einfliessen (zentralplus berichtete).

Rund 1’500 Luzernerinnen aus den verschiedenen Stadtteilen nahmen an der Befragung teil. Betrachtet man deren Antworten, wird klar: Grundsätzlich wird der Tourismus in Luzern als positiv eingeschätzt. 63 Prozent der Befragten schätzten die Bedeutung des Tourismus als positiv oder sehr positiv ein. Doch gibt es nicht wenige Aspekte, die den Luzernern sauer aufstossen.

1. Diese vermaledeiten Cars

Überhaupt nicht lustig finden die Luzerner die Verkehrsprobleme, die mit dem Tourismus einhergehen. Eine Mehrheit der Befragten gibt an, dass der Verkehr ein Problem ist. Stichwort: Cars. Gerade Touristen, die in Gruppen reisen, tun dies mittels Car. Nur: Die Frage, wo diese Mordsvehikel parkiert werden sollen, sorgt seit Jahren für heftige Diskussionen (zentralplus berichtete). Nicht nur unter Politikern, sondern, wie nun schwarz auf weiss ersichtlich ist, auch bei der Bevölkerung. Auf einer Skala von 1 bis 5 wurden die Verkehrsprobleme mit 4,01 Punkten als grösstes Problem eingestuft. Über 50 Prozent der Befragten taxieren den Cartourismus als negativ (27 Prozent) oder gar sehr negativ (26 Prozent).

Cars werden derzeit noch beim Inseli parkiert.

2. Höhere Wohnungspreise

Die Methode ist einfach und effektiv. Man nimmt eine günstige Wohnung und vermietet sie für ein Vielfaches des eigentlichen Preises für einzelne Nächte an Touristen weiter. Während Vermieter damit nicht selten eine Stange Geld verdienen, leidet die ständige Bevölkerung. Denn je mehr Mietwohnungen zu Airbnb-Unterkünften umfunktioniert werden, desto weniger Wohnraum ist auf dem Markt. Und die Nachfrage bestimmt bekanntlich den Preis.

Der Aussage, dass die Vermietung von Privatwohnungen für touristische Zwecke zu höheren Wohnungspreisen führt, stimmt die Hälfte der städtischen Bevölkerung zu. Auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 5 «trifft voll und ganz zu» bedeutet, wurde dieses Problem mit 3,88 Punkten taxiert.

3. Nur Einzelne profitieren

Ebenfalls als Problem stufen die Luzerner den Umstand ein, dass nicht alle gleichermassen vom grossen Tourismusaufkommen profitieren. Für viele Geschäfte stellen Touristen eine vernachlässigbare Gruppe dar. Über 30 Prozent der Geschäfte in der Luzerner Neustadt etwa machen überhaupt keinen Umsatz mit Touristen, fast 50 Prozent generieren nur gerade 5 Prozent ihres Umsatzes nicht mit der einheimischen Bevölkerung (zentralplus berichtete). Eine Mehrheit der Luzerner sieht das als Problem.

4. Die Altstadt ist überlaufen

Es gibt Zeiten, da braucht man als Fussgänger mindestens doppelt so lange wie üblich, um vom Schwanenplatz bis zum Mühlenplatz zu gelangen. Die Gassen sind von Touristen bevölkert, welche schlendernd die Stadt erkunden und die Gassen verstopfen. Hat man als Luzerner selber eine To-do-Liste, die es möglichst schnell abzuarbeiten gilt, wird das schnell mühsam. Auch diesen Fakt stuft eine Mehrheit der städtischen Bevölkerung als Problem ein.

Fast die Hälfte der Luzerner wünscht sich weniger Touristen in der Altstadt. 19 Prozent davon fordern gar eine starke Abnahme der Touristenzahl.

Es ist nicht immer einfach, durch die Touristenmengen zu kommen.

5. Gruppenreisende

Hand aufs Herz: Rund ein Fünftel der Befragten gibt in der Studie an, dass die persönliche Akzeptanz für Gruppenreisende sehr tief sei. Weitere 26 Prozent stufen ihre eigene Akzeptanz als «tief» ein. Über die Hälfte der Luzerner hat demnach wenig Nerven, wenn es um jene Touristen geht, welche als Herden in die Innenstadt drängen. Was die Studie ausserdem klarmacht: Am wenigsten Mühe haben Luzernerinnen mit Touristen aus der Schweiz, gefolgt von Europäern, Nordamerikanern und Asiaten.

Während 3 Prozent der Befragten angeben, eine sehr tiefe oder tiefe Akzeptanz für Amerikaner zu haben, haben sage und schreibe 29 Prozent der Luzerner Mühe mit asiatischen Touristen.

Eine Mehrheit sieht Handlungsbedarf

Alles in allem befinden mindestens 63 Prozent der Befragten, dass der Handlungsbedarf in Sachen Lenkung und Regulierung des städtischen Tourismus gross bis sehr gross sei. So unterstützt eine Mehrheit die Regulierung der Carstandorte sowie der Parkgebühren beim Cartourismus. Weiter wünschen sich Luzerner einen grösseren Gästemix sowie Sensibilisierungskampagnen für Touristen. Weniger dominant ist der Wunsch, den Luzerner Tourismus mit Obergrenzen zu regulieren.

Was sich in der Studie ausserdem zeigt: Bewohner der Innenstadt stehen dem Tourismus eher kritischer gegenüber als Personen, die weiter entfernt leben. Generell sind Menschen kritischer, die häufiger in Berührung kommen mit den touristischen Hotspots.

Parallel zur repräsentativen Umfrage der HSLU schaltete die Stadt Luzern ein Onlineformular auf, mittels dem die Bevölkerung ihre Haltung mitteilen konnte. Als positive Aspekte des Tourismus wurden dort beispielsweise der Umsatz und die Wertschöpfung genannt, sowie die Arbeitsplätze, die generiert werden. Als negativ empfunden wurden der Dichtestress respektive die «Massierungen an Hotspots» sowie der Verlust der Branchenvielfalt.

Ergebnisse sollen in Strategieprozess fliessen

Was passiert nun mit den Erkenntnissen der beiden Befragungen? «Der Stadtrat nimmt diese zur Kenntnis und lässt diese in seine Strategieprozesse einfliessen», so die zuständige Stadträtin Franziska Bitzi Staub. «Die repräsentative Umfrage stellt jedoch nur eines der Elemente in diesem Prozess dar, weshalb es verfrüht wäre, alleine aufgrund dessen konkrete Massnahmen umzusetzen.»

Sicher ist: Die Luzerner haben noch etwas Zeit, um sich vom «Dichtestress» durch den Tourismus zu erholen. In den nächsten Monaten werden kaum Reisende aus Übersee nach Luzern kommen. Der Tourismusdirektor Marcel Perren sagt dazu: «Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr 2021 wieder eine Zunahme an asiatischen Gästen spüren. Diese dürfte früher passieren als jene aus dem US-Markt.» Doch erwartet Perren, dass die Anzahl der Logiernächte erst 2023 wieder auf demselben Niveau sein wird wie vor Corona.

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