Luzern macht Polizeiposten dicht wegen FCL: Das sind die Gründe
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Kurz nachdem klar ist, dass die Polizei wegen dem FC Luzern drei Tage ihre Polizeiposten schliessen wird, lädt der Kanton zu einer Pressekonferenz. Dort erläutern der Polizeikommandant und die Sicherheitsvorsteherin, warum dieser Schritt notwendig ist.
Es ist 14:30 Uhr am Freitag, der Raum im zweiten Stock des Luzerner Regierungsgebäudes ist gefüllt mit Medienschaffenden. Justiz- und Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj (SP) erklärt, die Schliessung der Polizeiposten sei eine «notwendige Massnahme».
Denn die Polizei sei insbesondere wegen der internationalen Spiele des FC Luzern und wegen der Fanaufmärsche stärker gefordert. Zwischen Mittwoch und Freitag nächste Woche haben im Kanton nur noch vereinzelt Polizeiposten offen (zentralplus berichtete).
Spiel gegen schottische Mannschaft Hibernian
Konkret geht es um das Rückspiel gegen die schottische Mannschaft Hibernian nächsten Donnerstag. Im Hinspiel diese Woche in Edinburgh besiegte das schottische Team die Luzerner mit 3:1. Wenn der FCL nächste Woche nicht mindestens mit drei Toren Abstand gewinnt, scheiden die Luzerner bei der Uefa Conference League aus. Dass es bei solchen Spielen zu Ausschreitungen kommen kann, hat das Beispiel letzte Woche gezeigt.
«Für uns bedeuten diese Spiele den dreifachen Aufwand als bei einem normalen Spiel.»
Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei
Beim Qualifikationsspiel gegen die schwedische Mannschaft Djurgårdens IF hatte es bereits 24 Stunden vor dem Spiel Prügeleien und Sachbeschädigungen in der Innenstadt gegeben (zentralplus berichtete). Nach dem Spiel eskalierte die Situation vor dem Stadion und die Polizei setzte Gummischrot ein, um die Fanlager zu trennen. Ein Luzerner Fan bangt nun um sein linkes Auge (zentralplus berichtete).
Solche internationalen Spiele hätten eine «besondere Dimension» für die Polizei, erklärt Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei, an der Presskonferenz. «Für uns bedeuten diese Spiele den dreifachen Aufwand als bei einem normalen Spiel.» Schon am Vortag seien die gegnerischen Fans in der Stadt unterwegs und würden «Katz und Maus» spielen. Ebenso möglicherweise am Folgetag.
Polizeiposten schliessen wegen «Hochrisikospiel»
Wie schon beim Spiel gegen die Schweden stuft die Polizei den Match am Donnerstag als «Hochrisikospiel» ein. Dazu komme eine gewisse Unsicherheit, was passieren wird. «Bei den Schweden hatten wir mehr Sicherheit, wie viele Fans kommen und wie sie sich verhalten», sagt Adi Achermann. Die Polizei rechnet erneut mit über 1000 ausländischen Fans, die nach Luzern reisen.
Um auf mögliche Ausschreitungen vorbereitet zu sein, erhält die Luzerner Polizei am Donnerstag auch Unterstützung aus dem Zentralschweizer Polizeikonkordat. Rund 30 Polizisten aus allen fünf Kantonen werden die Luzerner Polizei unterstützen. Wie viele Kräfte sie selbst zusammentrommeln werden, sagt Achermann aus «einsatztaktischen Gründen» nicht.
Weil die Personalsituation wegen der Sommerferien bereits angespannt sei, habe sich die Polizei zusätzlich entschlossen, die Polizeiposten für die drei Tage rund um das Spiel zu schliessen. Es handle sich um eine «Verzichtsplanung». Indem die Polizei gewisse Leistungen an den Schaltern einschränke, könne sie garantieren, die übrigen Aufgaben im Kanton und beim FCL-Spiel zu bewältigen. Beim Patrouillendienst werde es keine Einschränkungen geben.
Der Kanton will besser kommunizieren als letztes Jahr
Ylfete Fanaj erklärt, die Polizei habe den Kanton am Donnerstag über die Schliessungen informiert, ebenso wie die Gemeinden. Luzern trage den Entscheid zu «100 Prozent» mit. «Es handelt sich um die mildeste Massnahme, die ausserdem die Sicherheit gewährleistet», sagt die Regierungsrätin. Die Einschränkung sei minimal, handle es sich doch nur um zwei bis drei Tage.
Wegen der Kritik an der Kommunikation im letzten Sommer habe sich der Kanton entschieden, die Schliessung «proaktiv» zu kommunizieren. Im Sommer 2022 hatte die Luzerner Polizei wegen Personalmangel und Grossveranstaltungen 22 der 32 Polizeiposten für zweieinhalb Monate dichtgemacht. Die Mitte-Partei kritisierte im Anschluss, die Ankündigung sei zu kurzfristig erfolgt (zentralplus berichtete).
«Wir schaffen intensiv daran, neue Polizisten zu rekrutieren.»
Ylfete Fanaj, Regierungsrätin
Damit solche Schliessungen in Zukunft nicht mehr vorkommen, braucht es mehr Polizistinnen. Bis zum Jahr 2030 sollen die Korps der Luzerner Polizei um 118 neue Stellen aufgestockt werden, sagt Ylfete Fanaj. «Wir arbeiten intensiv daran, neue Polizisten zu rekrutieren.» Bereits im letzten Herbst hat der Kantonsrat der Aufstockung zugestimmt (zentralplus berichtete).
Massnahmen gegen Fangewalt
Bezüglich der Fangewalt der letzten Monate verweist die Regierungsrätin auf einen geplanten «runden Tisch» im September. Daran teilnehmen werden neben Polizei und Behörden auch der FCL und Fanorganisationen. «Wenn es nicht so gut läuft, ist es wichtig, dass man miteinander redet», sagt Fanaj.
Betreffend Bestrafungen für Fussballchaoten kann sie wenig Neues sagen. «Standardisierte Sanktionen gibt es noch nicht, wir sind aber dran, sie zu erarbeiten.» Luzern wolle das aber nicht im «Alleingang» machen, sondern sich mit anderen Kantonen abstimmen. Die Regierungsrätin verweist dabei auf das sogenannte Kaskaden-Modell der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) und der Swiss Football League (SFL). Es soll national gelten und befindet sich derzeit in Ausarbeitung (zentralplus berichtete).
Es handelt sich nicht um die einzige Anstrengung gegen Fankrawalle. Vor Kurzem hat die Luzerner Mitte-Partei die Volksinitiative «Gegen Fan-Gewalt» lanciert (zentralplus berichtete). Falls sie erfolgreich verläuft, könnte sie dabei helfen, den Umsetzungsprozess des Kaskaden-Modells im Kanton Luzern voranzutreiben (zentralplus berichtete).
- Medienmitteilung zur Pressekonferenz
- Teilnahme an der Pressekonferenz von Regierungsrätin Ylfete Fanaj und Kommandant der Luzerner Polizei, Adi Achermann
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