Die Mitte macht Drohung wahr

Luzerner Volksinitiative zur Eindämmung der Fangewalt

Die Polizei im Einsatz: Rund um die Fussballspiele des FC Luzern ist sie meist mit einem Grossaufgebot präsent. (Bild: zvg)

Die Mitte des Kantons Luzern lanciert eine Volksinitiative zur Eindämmung der Fangewalt. Sie reagiert damit auf die angebliche Untätigkeit der Regierung – und macht eine Drohung wahr.

Immer wieder veranlassten die Ausschreitungen rund um die Fussballspiele des FC Luzern die Mitte-Partei in den vergangenen Jahren dazu, verschiedenste Massnahmen zu fordern, die die Gewalt rund um die Sportgrossveranstaltungen eindämmen sollten. Insbesondere in den letzten Monaten, im Vorfeld der kantonalen Parlamentswahlen. Zuletzt äusserte sich die Partei im Nachgang der Sachbeschädigungen von FCB-Fans in der S-Bahn und schlug rigorose Massnahmen vor (zentralplus berichtete). Auch die Forderung nach personalisierten Tickets kam trotz anderslautender Empfehlungen eines 150-seitigen nationalen Expertenberichts immer wieder auf (zentralplus berichtete).

Nachdem sich das Parlament Ende März dagegen entschieden hatte, die neuerlichen Vorstösse der Mitte für dringlich zu befinden und sofort über die Umsetzung konkreter Massnahmen zu debattieren, stellte die Mitte ein Ultimatum. Entweder greife die Regierung gegen die Fans durch – oder die Partei lanciere eine Volksinitiative (zentralplus berichtete).

Drohung wahrgemacht

Nun hat die Mitte ihre Drohung also wahrgemacht. Aufgrund der Untätigkeit der Regierung habe die Kantonale Parteileitung zusammen mit dem Parteivorstand beschlossen, bei der Delegiertenversammlung die Lancierung einer entsprechenden Initiative zu beantragen.

Verschiedene Gespräche hätten gezeigt, dass bei den Veranstaltern und den Klubs für konkrete Massnahmen wenig Einsehen bestehe. Die Volksinitiative wolle nun die Bewilligungsbehörde und die Veranstalter zu konkreten Massnahmen verpflichten.

Mit «alle gegen vier» fiel der Entscheid für die Lancierung der Volksinitiative nach emotionaler Debatte deutlich aus, wie die Partei in ihrer Medienmitteilung nach der Delegiertenversammlung vom Dienstagabend schreibt.

Personalisierte Tickets sollen kommen

Mit der Lancierung einer Initiative solle erreicht werden, dass die bestehenden gesetzlichen Ermessensspielräume rigider angewendet werden. Dies solle eine konsequente Strafverfolgung ermöglichen. Es gelte, geordnete Abläufe vor, während und nach den Fussballspielen zu gewährleisten. Basis sämtlicher vorgesehener Massnahmen der Initiative bilde das Hooligan-Konkordat, das bereits entsprechende Massnahmen vorsehen könne.

Zusätzlich zu den per Gesetz gemäss Mitte bereits möglichen Massnahmen fordere die Mitte Kanton Luzern neu eine ID-Kontrolle beim Eingang. Eine Bewilligungserteilung von Spielen solle künftig nur bei einem vorhandenen An- und Rückreisekonzept bei den Gästefans erteilt werden. Zudem fordert die Mitte die Installation eines Eskalationsmechanismus.

Initiative könnte zum Papiertiger werden

Einen solchen Eskalationsmodus, das sogenannte Kaskaden-Modell, sieht das neue, nationale und sich in Ausarbeitung befindende Konzept der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) und der Swiss Football League (SFL) bereits vor. Auch die personalisierten Tickets sind als ultima ratio Teil des Konzepts. Die Initiative der Mitte bringt also wenig Neues, könnte aber im Fall einer Annahme der Initiative den Umsetzungsprozess im Kanton Luzern vorantreiben.

Das Dossier dürfte in diesem Fall auf dem Tisch der frisch gewählten Regierungsrätin Ylfete Fanaj landen (zentralplus berichtete). Sie steht dem Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) vor (zentralplus berichtete), obwohl der ebenfalls neue SVP-Regierungsrat Armin Hartmann gerne seinen Parteikollegen Paul Winiker im JSD beerbt hätte (zentralplus berichtete).

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7 Kommentare
  • Profilfoto von Markus
    Markus, 18.05.2023, 08:30 Uhr

    Schöner versuch. Solange jedoch die polizei keinen erwischt (was bei den randalen leider immer der fall ist) ändert sich nix. Filmen, eingreifen, einpacken, verurteilen. Danke

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  • Profilfoto von Remo
    Remo, 18.05.2023, 00:15 Uhr

    Wurde bald Zeit. Aber wer hat nochmals zwei Regierungsratssitze in der untätigen Regierung inne? Das war doch diese CVP äh die Mitte. Die haben ihre eigenen Regierungsräte auch nicht im Griff.

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 17.05.2023, 22:43 Uhr

    Ja, da ist der Staat machtlos. Würden sie mit Autos anreisen, ui, dann wäre das Problem schon lange gelöst…

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  • Profilfoto von schaltjahr
    schaltjahr, 17.05.2023, 12:44 Uhr

    Nun werden die Schlafmützen im Regierungsgebäude vielleicht doch noch Erwachen .. Es ist ja wirklich eine Schande was man sich hier gegenüber der Bevölkerung erlaubt hat. Ein Regierungsrat welcher mit den Fussballchaoten mitfeiert und sich gegen die Polizei stellt war ja nur eine Episode.
    Es bleibt die Hoffnung, dass es nach der Amtszeit von Regierungsrat Winiker endlich etwas vorwärts geht mit der Sicherheit im Kanton.

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  • Profilfoto von Baldo J.
    Baldo J., 17.05.2023, 12:37 Uhr

    Ich sehe die Hooligans schon zittern. Das bringt gar nix, auch wenn es gut tönt. Chaos, Anarchie und die geplante Gewalt, kann man nicht kontrollieren, außer die Mitte beherrscht Gedankenkontrolle.

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  • Profilfoto von Luzerner
    Luzerner, 17.05.2023, 10:45 Uhr

    Eine Partei ohne Themen und v.a. ohne Ahnung zur Thematik. Hauptsache man kann mit Pauken und Trompeten den Wählern etwas vorgaukeln.

    Es ist wie überall auf der Welt: Griffige Massnahmen gibt es deren zwei:
    1. Abschaffung und Verbot von Fussball –> Verlagerung von Problemen in andere Gesellschaftsschichten
    2. Dialog, Dialog, Dialog und im Bedarfsfall Anwendung der bestehenden rechtsstaatlichen Instrumente. Diese sind schon zur Genüge vorhanden.

    Dies geht einher mit der Bereitschaft, auch sich selbst einmal kritisch zu hinterfragen.

    Aktuell riskieren einige profilierungsgeile Politiker aber gerade die Beerdigung eines Dialogs, der meist auf Augenhöhe funktioniert hat und eine schöne Anzahl an Überschreitungen von Gesetzen verhindern konnte.

    Von der CVP kann man aber offensichtlich nicht mehr erwarten. Ihnen fehlen einfach Themen und zunehmends auch der Rückhalt in der Bevölkerung. Neuer Name hin oder her.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 17.05.2023, 08:56 Uhr

    Gut, dann geht es endlich mal vorwärts. Der Chief Apéro Officer und seine däumchendrehenden Kollegen haben griffige Massnahmen lange genug verhindert.

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