Projekt auf Eis

Warum es 2023 im Treibhaus Luzern keine Sommerbeiz gibt

Solche Szenen wie bei der Sommerbeiz von Viva con Agua 2017 wird es diesen Sommer nicht geben: Bis am 20. August bleibt das Treibhaus zu. (Bild: Florian Zellweger)

Jahr für Jahr erfinden junge Gastronominnen und angehende Kulturveranstalter während der Sommerpause das Jugendkulturhaus Treibhaus Luzern neu. Doch das fast 20-jährige Zwischen­nutzungs­projekt liegt vorerst auf Eis.

Konzerte, Poetry-Slam, Partys und Workshops standen letzten Sommer im Garten des Treibhauses im Luzerner Tribschen-Quartier auf der Tagesordnung. Dafür zeichneten nicht etwa die 15 Programmgruppen des Jugendkulturhauses verantwortlich: Vielmehr übernahm der Verein Meuterei das Ruder während eines Monats – von Mitte Juli bis Mitte August.

Hinter dem Verein steckt das Kulturmagazin Frachtwert. Kaj Bossard, einer der Mitveranstalter der letztjährigen Treibhaus-Sommerbeiz, erinnert sich: «Die Meuterei im Treibhausgarten war eine spannende und sehr lehrreiche Zeit.» Er und sein Team hätten die Möglichkeit, den Betrieb einer Sommerbeiz auszuprobieren, letzten Sommer gerne genutzt, so Bossard.

Sommerbeiz-Veranstalter bedauern Ausfall

Dass die Sommerbeiz dieses Jahr ausfällt, habe beim Verein Meuterei für Bedauern gesorgt, das Ausbleiben der diesjährigen Sommerbeiz die Mitglieder überrascht. «Darum hoffen wir, dass alle Akteure rund um das Treibhaus wieder einen gemeinsamen Nenner finden und nächste Sommerbeizen von anderen Vereinen wieder möglich werden», resümiert Bossard.

«Wir mussten in den letzten Jahren immer auf Leute zugehen. Auf die öffentliche Ausschreibung meldete sich fast niemand.»

Melanie Reber, Geschäftsleiterin des Treibhaus Luzern

Doch wieso schliesst das Treibhaus die nächsten Wochen seine Tore? Warum gibt es dieses Jahr keine Zwischennutzung? Darüber hat zentralplus mit Geschäftsleiterin Melanie Reber gesprochen. Sie hat das Jugendkulturhaus vor einem Jahr übernommen, nachdem sie im Radio 3fach bereits Teil der Geschäftsleitung war (zentralplus berichtete). Ein eher banaler Grund für den Ausfall der Sommerbeiz lautet: «Der Wirt des Treibhauses ist zwei Monate lang auf Reisen.» Dabei hätte er für die Betreiber der Sommerbeiz haften müssen, weil diese meist ohne Wirtepatent erste Erfahrungen in der Gastronomie sammelten.

Ausschreibung mit wenig Resonanz

Doch dies ist mitnichten der Hauptgrund für den Ausfall der diesjährigen Sommerbeiz. Vielmehr scheint es schlicht am Interesse zu fehlen, sich als Gruppe junger Gastro- und Kulturinteressierter auf dieses Abenteuer einzulassen. «Wir mussten in den letzten Jahren immer auf Leute zugehen. Auf die öffentliche Ausschreibung meldete sich fast niemand», so Reber. Dieses Jahr hätten sie darum gänzlich auf die Ausschreibung verzichtet und stattdessen gezielt mögliche Veranstalterinnen angefragt. «Ohne Erfolg», wie die Geschäftsleiterin feststellen musste.

«Viele Betreiber der Sommerbeiz schlossen mit einer schwarzen Null ab – ohne sich selbst Lohn ausbezahlt zu haben.»

Melanie Reber, Geschäftsleiterin des Treibhaus Luzern

Darum überlege sich das Treibhaus-Team dieser Tage, ob und wie es mit der Sommerbeiz fortfahren wolle. Zwar stehe man nach wie vor hinter der Idee, jungen Veranstalterinnen die Möglichkeit zu bieten, während eines Monats herauszufinden, ob die Kultur- und Gastrobranche was für sie sein könnte, so Melanie Reber. Doch sie weiss auch, dass die Sommerbeiz mit viel ehrenamtlichem Engagement verbunden ist. «Viele Betreiber der Sommerbeiz schlossen mit einer schwarzen Null ab – ohne sich selbst Lohn ausbezahlt zu haben», sagt sie.

Gründe dafür gibt es viele. Das fehlende Laufpublikum. Oder auch die wachsende Konkurrenz. Nicht nur gibt es landesweit immer mehr Open Airs. Auch das gastronomische Sommerangebot wächst in Luzern – was zuletzt auf dem Inseli für Stirnrunzeln gesorgt hat (zentralplus berichtete).

Jugendliche prägen den ganzen Betrieb

Doch auch ohne die Sommerbeiz bietet das Treibhaus vielen jungen Menschen eine Plattform, um in der Kultur- und Gastrobranche Fuss zu fassen. «Unsere jungen Programmgruppen stellen zusammen ein diverses, breites Programm auf die Beine.» Die allermeisten Veranstaltungen im Treibhaus werden von ihnen organisiert. Und auch an der Bar, an der Kasse oder der Garderobe, hinter dem Mischpult und am Licht arbeiten junge Menschen – die oft mit wenig Erfahrung und umso mehr Wissensdurst das Gastronomie- und Kulturleben aus der Macherperspektive kennenlernen dürfen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Melanie Reber, Geschäftsleiterin des Treibhauses Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Kaj Bossard, Mitveranstalter der Treibhaus-Sommerbeiz 2022
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Kai Schöne
    Kai Schöne, 13.07.2023, 21:57 Uhr

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