Über eine Million Franken Jahresumsatz

Luzerner Essensdienst «meinRad» radelt sich zum Erfolg

Sind stolz auf die Auszeichnung: das Team von «meinRad» in Luzern. (Bild: meinRad)

Sie liefern Mittagessen und Fruchtsäfte mit dem Velo aus. Jüngst wurde «meinRad» mit dem Zentralschweizer Neuunternehmenspreis ausgezeichnet. Die Zentrale an der Voltastrasse stösst langsam an ihre Grenzen – doch das Luzerner Start-up hat noch Grosses im Sinn.

Die Lastenvelos mit dem aufgeklappten Sonnenschirm fallen auf. Auch, weil sich davor nicht selten eine Warteschlange bildet, bewaffnet mit Besteck und Take-away-Behältern. Denn hier werden frisch zubereitete Mahlzeiten und Säfte verkauft. «meinRad» heisst das Luzerner Unternehmen, das sich mit diesem Konzept seit rund vier Jahren in der Stadt und Umgebung etabliert hat – und das jüngst mit einem Preis ausgezeichnet wurde.

Anfang September konnte das Team rund um «meinRad»-Gründer Armin Häfliger den 29. Zentralschweizer Neuunternehmer-Preis entgegennehmen. Dieser richtet sich an Betriebe, die vor weniger als fünf Jahren den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben, eine «ungewöhnliche Geschäftsidee» und ein positives Betriebsergebnis vorweisen können, wie es in der entsprechenden Medienmitteilung heisst. Und das kann «meinRad»: Der Jahresumsatz ist von 200’000 Franken im Jahr 2020 auf über eine Million Franken im 2022 gewachsen.

Nebst «meinRad» wurden fünf weitere Betriebe nominiert, den auf 10’000 Franken dotierten Preis konnte letztlich aber das Unternehmen mit Sitz an der Voltastrasse entgegennehmen. Jury-Präsidentin Esther Gasser Pfulg begründete den Entscheid wie folgt: «Mit ‹meinRad› hat Armin Häfliger Ökologie und Ökonomie in eine perfekte Symbiose gebracht.»

Bruno Käch (links), CEO des Preisstifters Gewerbe-Treuhand AG, übergibt Armin Häfliger von «meinRad» den Siegercheck. (Bild: apimedia)

Vegane Gerichte direkt ab Velo

An der Voltastrasse 42 freut man sich über die Auszeichnung. Betritt man das Lokal, wo nebst der Produktionsküche und einer Take-away-Theke auch die ganze Logistik vonstattengeht, steht die Trophäe denn auch gleich neben dem Eingang auf einem Regal. Für Armin Häfliger und sein Team ist die Auszeichnung quasi die offizielle Bestätigung für die Rückmeldungen, die sie tagtäglich von den Kundinnen zu hören kriegen. «Es ist spannend, was für Reaktionen dieser Preis auslöst», sagt Häfliger gegenüber zentralplus. «Wir werden auf der Strasse darauf angesprochen, die Leute gönnen es uns.»

Der studierte Agrarwissenschaftler gründete «meinRad» 2019 mit dem Ziel, preiswert und unkompliziert frisches und gesundes Essen für eine breite Masse verfügbar zu machen. Sie beziehen viele Produkte von umliegenden Biohöfen und Betrieben kostengünstig und in grösseren Mengen und kreieren daraus Säfte und verschiedene pflanzliche Menüs wie Currys, Tajines oder Dals. Diese verkaufen sie dann mit den Lastenvelos als mobile Verkaufsstände für knapp zehn Franken an mehreren Standorten in der Stadt Luzern und Kriens (zentralplus berichtete).

Betrieb verzeichnet stetiges Wachstum

Seit der Gründung wuchs das Unternehmen – abgesehen von einem kurzzeitigen Taucher zu Beginn der Corona-Pandemie – stetig an. Startete Häfliger damals noch mit drei Lastenvelos und vier Mitarbeitern, beschäftigt das Unternehmen mittlerweile um die 20 Leute und ist mit 10 Velos unterwegs. Zudem beliefern sie über 60 Firmen, die mehr oder weniger regelmässig ihre Mittagsbestellungen via Whatsapp oder Signal aufgeben.

«Das positivste Szenario ist übertroffen worden», sagt Häfliger. «Früher waren wir schon glücklich, wenn wir 20 Menüs pro Standort verkaufen konnten», erinnert er sich. «Heute können es je nach Verkaufsstelle an die 100 sein.» Gesamthaft kocht das «meinRad»-Team täglich bis zu 600 Mahlzeiten und bereitet 200 Frucht- und Gemüsesäfte zu.

In der Küche an der Voltastrasse werden täglich an die 600 Menüs gekocht. (Bild: cbu)

Küche kommt an ihre Grenzen

Das bringt die Zentrale an der Voltastrasse langsam an ihre Grenzen. «Mit der gegenwärtigen Infrastruktur ist das Wachstum bald ausgeschöpft.» Mehr als die 600 Mahlzeiten für jeden Mittagsservice könne man nicht kochen. Aber: «Wir überlegen uns, dasselbe auch am Abend anzubieten.» Denn das sei ein Wunsch, der auch seitens der Gäste immer wieder geäussert werde. Auch denkt Häfliger über einen möglichen zweiten Standort in einer anderen Stadt nach. Die Erfahrungen seien gemacht, die Logistik geklärt und das Konzept funktioniere. Kurz: Das Lehrgeld wurde bezahlt. «Es reizt mich, die Idee in einer anderen Stadt zu duplizieren.»

Auf seinen Lorbeeren ruht er sich also nicht aus. Dafür hat er auch gar nicht die Zeit. Er plant mit dem Küchenchef Benjamin Iten nicht nur die Menüs, er steht auch in der Küche, ist selbst mit den Velos unterwegs und kümmert sich um das Administrative. Obwohl das Pensum hoch und die Arbeit ein Knochenjob sei, hat er immer noch Freude an «meinRad». «Das Produzieren in grossen Mengen mit meinem tollen Team und der direkte Kundenkontakt beim Verkauf am Velostandort machen mir viel Spass. Das ist genau mein Ding», sagt er. «Bei den Büroarbeiten muss ich manchmal etwas durchbeissen», fügt er schmunzelnd hinzu.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Armin Häfliger
  • Medienmitteilung Zentralschweizer Neuunternehmer-Preis
  • Website «meinRad»
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
    Markus Rotzbeutel, 18.09.2023, 17:18 Uhr

    Es gibt sie also doch? Gastronomen die wirtschaften können? Bravo!
    Und nicht mal die selbstverursachende Blechlawine kann die aufhalten. Ganz intelligent organisiert.

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  • Profilfoto von Hobby Veganer
    Hobby Veganer, 18.09.2023, 15:11 Uhr

    Weiter so, gratuliere:)

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