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Rundwanderung zum idyllischen Sewenseeli

Unterwegs im grössten Moor: Vom Glaubenberg auf Fürstein

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 618 m
  • 618 m
  • 8,6 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Über das Hochmoor geht es auf den 2040m hohen Fürstein. (Bild: hch)

Am Glaubenberg ist die grösste Moorlandschaft der Schweiz zu finden. Von hier aus führt eine nicht zu schwierige Rundwanderung über den Rickhubel auf den Fürstein und damit bis an die Grenze zum Entlebuch. Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt wartet mit dem Seewenseeli ein idyllisches Kleinod auf einen Abstecher.

Während das Langis oberhalb von Sarnen im Winter vor allem bei Langläufern beliebt ist, treffen sich auf dem nahen Glaubenberg in der wärmeren Jahreszeit vor allem Zweiradfahrer und Wanderer. Auf der Passhöhe stellen Bushaltestelle und Parkplatz nicht nur die nötige Mobilität sicher, im gleichnamigen Beizli bietet sich auch die einzige Verpflegungsmöglichkeit auf dieser Wanderung.

Der Einstieg erfolgt gleich neben der Beiz und führt die ersten paar hundert Meter auf einer asphaltierten Armeestrasse den Berg hoch. Schon bald zweigt der Weg ab, nun geht es anständig bergwärts. Knorrige Fichten säumen den Bergweg und bieten bei häufig rutschigem Terrain wenigstens teilweise etwas Halt, Heidelbeerstauden säumen den Weg. Die Alpen sind Anfang Juni noch nicht bestellt, bis auf den Verkehrslärm vom Pass und etwas Vogelgezwitscher ist schon bald nichts mehr zu hören.

Über Rickhubel auf den Fürstein

Den Rickhubel als erstes Zwischenziel erreichen wir nach einer knappen Stunde steilen Anstieges, die Sitzbank auf dem Gipfel haben wir trotz Feiertag für uns alleine. Der Fürstein als höchsten Punkt unserer Wanderung haben wir ebenso im Blick wie auch die Schrattenfluh und das Brienzer Rothorn. Würde man von hier absteigen, ginge es via Chessiloch nach Sörenberg, wo wir vor wenigen Monaten noch die beiden Wasserfälle geniessen durften (zentralplus berichtete).

Für uns geht es aber erst einmal beschwingt über das schöne Hochmoor, das jeden Schritt angenehm federt. Sind es im Herbst vor allem Rottöne, die hier vorherrschen, dominieren Anfang Sommer erdige Gelb- und Brauntöne. Der letzte Anstieg auf den Fürstein wird manchmal als sehr steil beschrieben. Uns fielen die 150 Höhenmeter auf den Gipfel, der etwas an einen Vulkankegel erinnert, jedoch leicht.

Entlang der Kantonsgrenze

Auf dem Gipfel lassen die hier regelmässig anzutreffenden Mücken sogar ein Picknick zu; häufig verderben die Insektenschwärme die verdiente Mittagspause. Die Chance auf etwas tierisches Eiweiss beim Blick auf die vis-à-vis liegende, schroff wirkende Schafmatt bleibt aber auch so noch gross.

Nach einem kurzen Absschnitt auf dem schönen Gratweg, der zugleich die Grenze zwischen den Kantonen Luzern und Obwalden bildet, geht es rasant talwärts. Wanderstöcke sind für diesen Wegabschnitt sicher nicht verkehrt. Angetrieben werden wir zusätzlich von den immer zahlreicher werdenden Gewitterwolken, die sich über unseren Köpfen ballen. Wie schon die Woche zuvor hält Petrus wenig von den Prognosen, zusammen mit anderen Wanderern warten wir daher unter dem Kapellendach oberhalb des Sewenseelis, bis sich die Wolken entladen haben.

Kurhotel beim idyllischen Sewenseeli

Schwer vorstellbar, dass hier von 1893 bis 1975 ein Kurhotel stand. Nach langen Verhandlungen und drohender Enteignung verkauften dessen Besitzer ein Gelände von 174 Hektaren inklusive Hotel an die Armee. Diese erweiterte so den Schiessplatz Glaubenberg. Als einziger Zeuge dieser Zeit blieb die 1936 gebaute Kapelle Maria Seeberger erhalten, in der während der Sommersaison regelmässig Gottesdienste für Kurhausgäste, Touristen und Älpler stattfanden. Schiessübungen sind heute zwar seltener, es kann aber dennoch vorkommen, abseits des Weges auf Blindgänger zu stossen.

Das idyllisch anzuschauende Sewenseeli ist zwar bei Fischern beliebt, zum Baden eignet sich der Bergsee aber nicht. Stattdessen kann man auf einem der Bänklein oder im weichen Gras bei einem Nickerchen etwas Kräfte sammeln. Diese helfen beim anschliessenden Anstieg auf die Sewenegg, der auf einer breiten Kiesstrasse erfolgt.

Abstieg via Schnabel oder das Hochmoor

Von der mit einer Bergbahngondel gekrönten Anhöhe geht es in 20 Minuten zurück auf den Glaubenberg. Die asphaltierte Strasse über den Schnabel wurde von polnischen Internierten 1945 erstellt und endet durch einen schönen Holzsteg über das Moor beim Parkplatz. Wer zusätzliche 100 Höhenmeter nicht scheut, nimmt kurz nach der Kapelle den Bergweg und steigt danach eine Dreiviertelstunde über das Hochmoor ab.

Tourdetails

Distanz: 8,6 km
Wanderzeit: 3.20 Stunden
Höhendifferenz: 618 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1530/2040 m ü. Meer
Route: Passhöhe Glaubenberg 1543 m ü. Meer – Rickhubel 1943 – Fürstei 2040 – Kapelle Maria Seeberger 1719 – Sewenegg 1835 – Schnabel 1600 – Glaubenberg 1530 – Passhöhe.
Variante: Die Route lässt sich gut auch in der Gegenrichtung begehen. Von der Sewenegg aus kann über Hartbelag oder den etwas höher verlaufenden Bergweg abgestiegen werden.
Anreise: Von Anfang Mai bis Ende Oktober fährt das Postauto Linie 60.232 an Feiertagen und Wochenenden fünfmal täglich, wochentags zweimal von Entlebuch über den Glaubenbergpass bis nach Langis. Ab Sarnen verkehrt die Postauto-Linie 344 regelmässig bis Langis. Auf der Passhöhe besteht ein kostenloser Parkplatz, weitere Parkplätze sind am Langis. Zwischen Langis und Glaubenberg sind zu Fuss 30 Minuten einzuplanen (je Weg).

Verwendete Quellen
  • Begehung der Wanderung
  • Artikel zur Seewenalp in der LNN von 1974
  • Webseite zur Seewenalp (zuletzt aktualisiert 2020)
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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