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Familientaugliche Rundwanderung im Entlebuch

Wanderung ins Chessiloch, zu Wasserfällen und Hängebrücken

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 475 m
  • 475 m
  • 9,6 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Vor mehr als hundert Jahren waren es Kurgäste, die zum Wasserfall im Chessiloch pilgerten. Heute kommen vor allem Wanderer und Tagestouristen. (Bild: hch)

Nicht nur einen, sondern zwei Wasserfälle findet man auf dem Weg von Flühli zum Chessiloch. Und weil die Rundwanderung noch dazu über zwei Hängebrücken geht und an einer schönen Feuerstelle vorbei führt, eignet sie sich hervorragend für schöne Herbsttage und abenteuerlustige Familien.

«Bravo Joel»: Die Begeisterung über ihren Schwingerkönig ist bei den Entlebuchern auch drei Monate nach dem Triumph noch gross. Doch irgendwann gibt man es auf, alle die Plakate und Leintücher zählen zu wollen, die bis Flühli die Strasse säumen. Stattdessen schweift der Blick immer mehr auf die Umgebung, wo der erste Schnee auf den Gipfeln immer näherkommt. Die Wanderung dieses Tages führt glücklicherweise nicht allzu hoch.

Der Ausgangspunkt Hüttlenen am Dorfende lässt sich bequem mit Auto oder ÖV erreichen. Aufgrund der bis Dezember einseitig geführten Umfahrung um die Lammschlucht muss für die Anreise jedoch etwas mehr Zeit einberechnet werden. Joel wäre doch Baumaschinenführer, vielleicht könnte er hier auch mit anpacken, dann ginge es sicherlich schneller. Allerdings – so viel vorweg: Es sollte an diesem Tag nicht die einzige Wegsperrung bleiben, der wir begegnen.

Ab Kragen wirds erlebnisreich

Zu Fuss geht es für uns erst einmal parallel zum Rotbach auf Hartbelag gemütlich voran. Gefühlt alle 100 Meter kommt man an einem Bauernhof vorbei und ebenso häufig sind Militäranlagen zu sehen. Neben den heute geschützten Panzersperren, die einst einen Vorstoss des Gegners über den Brünig und den Gotthard verhindern sollten, versteckt sich unter Felsen schon mal eine Festungsanlage. Und auch der Schiessstand ist nicht weit.

Wer gar nicht laufen mag oder kann, kann mit dem Wagen bis zum Fahrplatz Kragen fahren – als Gegenleistung gilt es einen Fünfliber in die Parkplatzkasse abzuliefern. Dafür ist von hier aus nur noch eine Viertelstunde bis zum Chessiloch zu gehen.

Der Weg ist nun rot-weiss als Bergweg markiert und führt schon nach kurzer Zeit an einer Schwefelquelle vorbei. Das Badehaus Chragenbad, das mit diesem Wasser gespiesen wurde, wurde 1902 durch ein Hochwasser weggespült. Die Krätze, gegen die der Schwefel wirken soll, soll in der Schweiz zwar wieder auf dem Vormarsch sein. Wir verzichten dennoch auf eine präventive Waschung mit der unangenehm riechenden Flüssigkeit.

Ist die Wurst dabei?

Auf dem schönen Waldweg kommt man kurz darauf an einer schönen Aussichtsplattform auf den Rotbach vorbei, bevor wir beim Chessimättli mehrere Feuerstellen antreffen. Eine Emmentaler Familie hat sich beim bereitgestellten Holz bereits bedient und eingeheizt, sodass wir die mitgebrachte Wurst bequem auf den Rost dazulegen können. Selbst mit etwas frischem Steckenbrot werden wir noch bedient. Mit der Sonne kommen nun auch immer mehr Ausflügler, die grosse Wandergruppe aus dem Aargau zieht mehrmals an uns vorbei und betrachten staunend die grosse Hängebrücke über dem Tal.

Für uns geht es jedoch erst dem Bach entlang bis zum Talende, zum Chessiloch. An einem kleineren Wasserfall und einer weiteren Aussichtsplattform vorbei laufen wir das Tobel hoch, bis zu einem halbrunden, talhohen Felsabschluss. Dieser Abschnitt ist etwas ruppiger, entgegenkommende Teens in Sneakern bekunden mit den rutschigen Steinen ihre liebe Mühe. Wo es gar schwierig wird, helfen montierte Fixseile.

Über eine Treppe und eine Hängebrücke erreicht man hier die andere Flussseite, von wo aus der Wasserfall bequem bestaunt werden kann. Nicht immer zeigt er sich so zahm wie bei unserem Besuch. Schon am Anfang des letzten Jahrhunderts musste die Hängebrücke immer wieder repariert oder ersetzt werden, und auch die 1994 erbaute, aktuelle Konstruktion wurde schon durch Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen.

Darum färbt sich der Rotbach braun-rot

Von hier aus führt der Weg dem Wasser entlang zurück zum Chessimättli. Es fällt auf, dass der Fluss braun-rot gefärbt ist, immer wieder tanzen Schaumkronen auf der Oberfläche. Dies sei aber nicht aussergewöhnlich, sagt Tanja Koch, Projektleiterin Natur & Landschaft der Unesco Biosphäre Entlebuch, auf Anfrage. «Im Herbst kann Laub in die Gewässer fallen, sich darin zersetzen und das Wasser temporär etwas einfärben und auch zu Schaumbildung führen.» Auch sei das Wasser im Abflussbereich von Mooren oft rötlich gefärbt, und von diesen gebe es einige im Einzugsgebiet des Rotbachs.

Beruhigend zu wissen. Bei den Feuerstellen führt der Weg nun etwas den Hang hoch zur «richtigen» Hängebrücke, einer Konstruktion aus dem Jahr 2019. Aus 45 Metern Höhe kann man hier die Sicht auf das Bachtobel noch einmal richtig geniessen, weniger Schwindelfreie werden die 60 Meter Hängebrücke wohl möglichst rasch hinter sich lassen.

Zwei Varianten für den Rückweg

Grundsätzlich könnte man denselben Weg zurück, dann wäre man in maximal einer Stunde wieder beim Ausgangsort. Doch da wir Rundwanderungen bevorzugen, haben wir nun zwei Möglichkeiten: durch den Stäldeliwald auf eine Hochebene beim Stäldelimoos und via Schönebüel und Hinder Rüchi zurück nach Kragen. Oder über Holzhack und Sattelschlucht auf die andere Seite des Rotbachs und via Rohr und Bleikebode zurück nach Flüeli wandern. Beide Varianten führen zu einer Wanderung von etwa vier Stunden, bei der zweiten gilt es etwas mehr Höhenmeter zu absolvieren.

Wir entscheiden uns für die zweite Variante. So führt uns der Glasereipfad in Richtung Sörenberg den Wald hoch. Faszinierend, dass in diesem Waldgebiet Ende des 17. Jahrhunderts eine Glashütte stand, eine der damals wenigen Industrien Luzerns. Auf dem einst viel begangenen Handelsweg in Richtung Sattelpass kommen wir beim Hof Holzhack vorbei, auf 1250 Metern über Meer kündigt erster Schnee vom nahenden Winter. Über einen gekiesten Bergweg kommen wir zur Sattelschlucht und überqueren beim Steinbruch Gitziloch den Rotbach.

Kürzere Variante nach Wegsperrung

Nun hätte eigentlich ein Anstieg in Richtung Bleikechopf auf dem Plan gestanden. Andere Wanderer wiesen uns jedoch darauf hin, dass der zwischen Rohr und Bleikeboden wegen Holzschlag gesperrt sei. Schade, dass die Wegsperrung durch die Gemeinde nicht auf der Website Schweizer Wanderwege eingetragen wurde, wie dies bei vielen Sperrungen gemacht wurde.

Tatsächlich war die mobile Seilanlage für den Holztransport schon bald darauf zu sehen. Für uns bedeutete dies eine Stunde weniger Wanderzeit und den direkten Rückweg auf der Fahrstrasse, wo der Wanderweg vom Berg her kommend einmündet. Danach geht es teils übers Land, teils auf Hartbelag und die letzten Meter auf einem Waldweg zurück zum Ausgangsort.

Die Wanderung zum Chessiloch kann an schneefreien Tagen ganzjährig begangen werden, besondere Schwierigkeiten bestehen nicht. Für den direkten Weg zwischen Hüttlenen und Chessiloch ist je eine Stunde einzuplanen.

Distanz: 9,6 km
Wanderzeit: 3:00 Stunden
Höhendifferenz: 475 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 915/1290 m ü. Meer
Route: Hüttlenen 916 m ü. Meer – Chragen 980 – Feuerstelle Chessimättli 1057 – Chessiloch 1100 – Hängebrücke – Holzhack 1247 – Sattelschlucht 1290 – Gitziloch 1256 – Bleikebode 1188 – Oberflüeli 1049 – Bunihus 949 – Hüttlenen.
Anreise: Mit den SBB bis Bahnhof Schüpfheim, danach PostAuto-Linie 241 Richtung Sörenberg bis Flühli Hüttlenen. Hier sind auch ausreichend Parkplätze vorhanden.

Verwendete Quellen
  • Informationstafeln vor Ort
  • Begehung
  • Schriftlicher Austausch mit Tanja Koch
  • Sperrungen Schweizer Wanderwege
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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