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Rundwanderung auf Entlebucher Schrattenfluh

Steil durch das Heidenloch auf den Hengst

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 939 m
  • 939 m
  • 10,9 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Beim Heidenloch kamen unser Aufstieg und Rückweg zusammen. (Bild: hch)

Den schönen Spätherbst nutzten wir für eine Rundtour im Entlebuch. Nach dem steilen Aufstieg über die Schrattenfluh auf den Hengst ging es via Heidenloch und Heftiboden durch ein schönes Hochmoor zurück. Unterwegs verloren wir beinahe unseren Kampf gegen die Uhr – auch wegen einem Blindgänger.

Bei der letzten Schrattenfluh-Begehung auf den Schibengütsch liessen wir den Hengst aussen vor (zentralplus berichtete). Höchste Zeit also für den mit 2029 Metern höchsten Entlebucher Gipfel, zumal sich der Herbst an diesem Wochenende noch einmal von seiner schönsten Seite zeigte.

Der Start erfolgte bei der Alp Schlund, die mit Töff und Auto über eine gekieste Strasse gut erreichbar ist. Auf 1477 Metern ü. M. heisst es für Bergsteiger und Wanderer gleich loszumarschieren, das Beizli hier ist nur während des Winters geöffnet. Der Herbst gibt sich farbig, der Blick über das Hochmoor zur Schrattenfluh zeigt die ganze Vielfalt von grünen, gelben und braunen Farbtönen. Die Kiesstrasse führt uns direkt zur Alp Silwänge, die sich bereits im Winterschlaf befindet.

Ohne Hände geht es nicht

Die Karrenfelder der Schrattenfluh sind von hier aus bereits gut sichtbar, erste Ausläufer des Kalkgesteins sind nach wenigen Minuten über den Bergweg erreicht. Helfen zu Beginn des zunehmend steilen Aufstieges noch Wanderstöcke, heisst es bald einmal, die Hände zu Hilfe zu nehmen. Ganz ohne Klettern geht es hier nicht. Wer weniger trittsicher ist, nimmt besser den ersten Abzweiger gleich nach Schlund, der uns das letzte Mal etwas weiter westlich bis unterhalb des Hengstes führte.

Der Aufstieg über Silwänge ist nicht nur etwas steiler, im vegetationslosen und messerscharfen Schrattenkalk tun sich hier auch grosse und vor allem unendlich tief scheinende Löcher auf. Die Strecke ist zwar gut und in sehr kurzen Abständen markiert. Aufgrund der Löcher und Furchen ist von einer Begehung bei Nebel aber abzuraten. So spannend wie die Oberfläche ist auch der Untergrund. Höhlenforscher haben mehr als 250 Gänge und Schächte mit einer Gesamtlänge von 32 Kilometern erkundet, das Wasser fliesst von hier aus unterirdisch in den Thunersee.

Alleine auf dem Hengst

Doch zurück an die Oberfläche. Der Weg über das markante Karrenfeld, das aus der Nähe immer wieder etwas an Meringues erinnert, führt weiter hoch bis zu einem Abzweiger. Von hier geht es nun alpin und vor allem weniger steil weiter. Eine willkommene Erholung, nachdem der Anstieg doch viel Konzentration erforderte. Einzelne Schneekrönchen zieren an schattigen Plätzen die Felskronen und begleiten uns bis zum Heidenloch.

Nach einem kurzen Abstecher auf den Hengst werden wir hierher zurückkommen, erfreulicherweise sind nur gerade diese 150 Höhenmeter auf derselben Route zu bewältigen. Obwohl die Schrattenfluh an diesem Tag von überraschend vielen Wanderern begangen wurde, dürfen wir den Rundblick über das Napfgebiet und bis zu den Berner Alpen alleine geniessen.

Von Teufeln und der Armee

Der Sonnenstand ist bereits recht tief und wir haben bei der vorgesehenen Route via Turm noch einige Kilometer vor uns. Genug der Aussicht also, für uns geht es zurück in Richtung Heidenloch. Der Name macht neugierig. Hat man hier einst im finsteren Mittelalter Ungläubige in ein Loch geworfen? Eher nicht, will man der Überlieferung Glauben schenken. Vielmehr hätten Heiden hier einst ein Loch in den Berg gegraben. Aus diesem soll der Teufel seine falschen Weissagungen verkündet haben, schrieb der Berner Pfarrer Johann R. Ampelander 1605 in einem Epos.

Eine Sagensammlung von 1858 wiederum spricht davon, dass in Heidenlöchern ein Schatz verborgen sei, der von einem Bergmann gehütet werde. Wir haben beim Passieren allerdings keine auffälligen Kreaturen bemerkt, was auch an der gebotenen Eile gelegen haben könnte.

Auf dem Weg unterhalb des Felsbandes geht es nun weiter in Richtung Tiergarten. Kurz vor dem Wegweiser lädt eine Nische im Felsen zu einem Abstecher ein, an dessen Ende sich ein schöner Ausblick durch ein Fenster in Richtung Hächlen bietet. Die Kaverne ist der östlichste Teil einer Verteidigungsstellung auf der Schrattenfluh. In der Endphase des 2. Weltkrieges wurde von hier bis zum Schibengütsch eine 16 Objekte umfassende Verteidigungsstellung mit mehreren Seilbahnen gebaut.

Erlebnisreiche Schlaufe via Heftiboden

Wir machen uns zu Fuss auf in Richtung Turm, einer (natürlichen) markanten Felsnase. Und stossen gleich noch einmal auf Überreste der Armee in Form einer Granate. Offenbar kam man einst zum Schluss, dass hier ein paar Übungsschüsse keinen weiteren Schaden anrichten. Tatsächlich führt der Weg hier über ein Geröllfeld, aus dem einzelne mutige Bäume wachsen. Über uns thront die Heftihütte, eine bei Bergsteigern beliebte unbewartete SAC-Hütte in einer früheren Militärunterkunft. Der Abstieg führt schon bald über weiche Böden und dann steiler in den Wald hinein. Unsere Routenwahl ist zwar etwas länger als der direkte Weg über die Karstfelder. Wir sind aber froh, den schwierigen Weg nur im Aufstieg gewählt zu haben.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde ist die Alp Bodenhütten erreicht. Wer mit dem ÖV angereist ist, nimmt von hier aus den direkten Rückweg über die Fahrstrasse zur Hirsegg (siehe Anreise). Für uns geht es zurück zur Alp Silwängen. Und damit noch einmal durch eine ganz andere Gegend als zuvor. Im Wald erwartet uns ein sehr schönes Hochmoor, das nun mit Fliegenpilzen aller Grössen durchsetzt ist.

Rückweg durch abwechslungsreiches Hochmoor

Der Weg ist nass und teilweise sumpfig, einfache Brücken oder «Holzträmel» helfen bei den ärgsten Stellen, trockenen Fusses anzukommen. Es fällt auch hier wieder auf, wie still die Natur um diese Jahreszeit ist, als ob sich selbst die Vögel den Murmeltieren im Winterschlaf angeschlossen hätten. Einzig ein paar Alpenrosen hatten sich auf der Schrattenfluh in der Jahreszeit geirrt und zu später Blüte entschieden.

Nach einer halben Stunde ist Silwängen erreicht. Von hier geht es auf demselben Abschnitt zurück zum Ausgangspunkt, den wir gerade noch vor dem Sonnenuntergang erreichen. Für die erlebnisreiche Wanderung sollte etwas mehr Zeit als angegeben eingeplant werden, uns fehlte jedenfalls rund eine Stunde.

Route

Distanz: 10,9 km
Wanderzeit: 4:40 Stunden (wir benötigten eine Stunde länger)
Höhendifferenz: 939 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1439/2092 m ü. Meer
Route: Schlund 1466 m ü. Meer – Silwängen 1550 – Heidenloch 1940 – Hengst 2092 – Heidenloch – Tierweid 1934 – Turm 1800 – Dürrütili – Bodenhütten 1442 – Silwängen – Schlund.
Anfahrt: Mit dem PW ab Flühli in Richtung Berggasthaus Salwideli, kurz vorher abzweigen zur Alp Schlund. Zwischen der Alp und Wägliseiboden sind vier Parkmöglichkeiten vorhanden. Mit dem ÖV bis Schüpfheim (Bahnlinie Bern-Luzern) und danach mit dem Postauto bis Sörenberg «Hirsegg». Dafür ist je Weg eine knappe Stunde zusätzlich einzurechnen, es kommen 350 Höhenmeter hinzu.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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