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Himalaya-Feeling im Entlebuch

Erlebnisreiche Rundwanderung auf den Schibengütsch

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 917 m
  • 917 m
  • 11,5 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
In kurzen Abständen sind Wegzeichen angebracht, es empfiehlt sich, diesen genau zu folgen. (Bild: hch)

Erlebnis gibt es nicht gratis: Eine etwas anstrengende, aber erlebnisreiche Rundwanderung führt von der Alp Schlund zum äussersten Gipfel der Schrattenfluh, den Schibengütsch. Vor allem der Aufstieg über die Karstlandschaft hat es in sich.

Einheimische kennen sie, daher gebe es kaum Wanderbeschreibungen, liess ich mir sagen. Und tatsächlich: Vorinformationen zur Rundtour auf den Schibengütsch zu finden, war nicht einfach. Dieser äussere Gipfel der Schrattenfluh ist bei Wanderern weniger bekannt als bei Skitourengängern.

Start bei der Alp Schlund

Gut, konnte ich mich auf meine Begleitung verlassen, die uns in Richtung Alp Schlund manövriert. Etwa einen Kilometer unterhalb des Berggasthofs – an diesem Tag die einzige Einkehrmöglichkeit auf unserer Tour – parkieren wir einsam. Etwas gar früh, wie sich nachher zeigen sollte, denn noch bleiben etwa zwei Kilometer auf der gekiesten Fahrstrasse zu bewältigen. Dies ist aber allemal eine gute Möglichkeit, sich warmzulaufen und die Sicht auf das geschützte Hochmoor Wagliseichnubel unterhalb der Schrattenfluh zu geniessen.

Auf dem direkten Weg den Berg hoch

Kurz nach der Alp geht es nach links in den Wald. Man könnte dem Fahrsträsschen noch etwas weiter folgen, wir entscheiden uns jedoch über die weniger begangene, fünf Minuten direktere Route. Über Stock und vor allem Stein geht es nun durch einen lichten Fichtenwald stetig höher, bis dann unterhalb des grossen Kartsfeldes erstmals der massive Hengst oder Hängst, wie er auf der Karte bezeichnet ist, zu sehen ist.

Nun gilt es, die bizarre Gesteinsformationen hochzusteigen. Die tiefen Furchen in den Kalkriegeln, Resultate jahrtausendelanger Erosionsprozesse, bedingen ein gutes Mass an Konzentration. Trotz gutem Schuhwerk und Stöcken bin ich froh, hier nicht den Abstieg bewältigen zu müssen. Es empfiehlt sich also, die Tour wie wir im Gegenuhrzeigersinn zu absolvieren.

Schneehuhn fährt Rutschbahn

Zwischen ausgedehnten Feldern mit Enzianen und Schlüsselblumen werden die Schneefelder nun immer häufiger, was einem Schneehuhn offenbar viel Freude bereitet. Immer wieder müht es sich die steile Schneefläche hoch, um danach talwärts rutschend den Rückzug anzutreten. Wir geniessen die unerwartete Pausenunterhaltung und freuen uns, erhält das Huhn bald Gesellschaft durch ein zweites Federvieh.

Die Wegmarkierungen auf den Blöcken sind zwar im Abstand von etwa zwei bis drei Metern angebracht. Der Verein Luzerner Wanderwege hat hier also ganze Arbeit geleistet. Dennoch schaffen wir es zweimal, vom Weg abzukommen. Immer wieder gibt es inzwischen auch etwas ausgedehntere Schneefelder zu überqueren, und Spuren von anderen Wanderern sind kaum auszumachen. Tatsächlich wählen die meisten Wanderer die Route via Alpwirtschaft Silwängen auf den Hengst (oder je nach Karte auch Hängst).

Himalaya-Feeling auf der Matten

Noch einmal ganz anders zeigt sich die Landschaft auf der Matten. Um die Schrattenfluh ranken zahlreiche Legenden, und hier könnte man den Eindruck erhalten, dass eine teuflische Kreatur in früher Urzeit die Karstblöcke zerschlagen hat. Diese felsige, unbewaldete Umgebung vermutet man eher 1000 Höhenmeter weiter oben. Weniger als eine halbe Stunde und viel Himalaya-Feeling trennen uns hier noch vom Gipfel des Hengsts, der über die alternative Route offenbar recht viele Wanderer angelockt hat.

Steil auf den Schibengütsch

Daher sparen wir uns den höchsten Entlebucher für ein anderes Mal auf und machen uns auf den direkteren Anstieg zum Grat. Auf 2051 Metern über Meer ist hier nicht nur ein Startplatz für fitte Gleitschirmflieger. Auch könnte der direkte Abstieg nach Marbach oder zur nahen Marbachegg angegangen werden. Wir nehmen stattdessen den tollen Naturweg auf dem Grat, der uns in abwechslungsreichen 50 Minuten zum Schibengütsch führt – der bequemste Teil der Wanderung. Der grandiose Ausblick zum nahen Hohgant und die über den Wolken thronende Berner Prominenz mit Eiger, Mönch und Jungfrau entschädigt für den häufig sehr windigen Abschnitt.

Unterhalb des Schiebengütschs gilt es noch einmal, den Bergziegenmodus einzulegen und dann und wann die Hände zur Hilfe zu nehmen. Wer sich zu wenig sicher fühlt, kann von hier auch den direkten Abstieg angehen. Der zehnminütige Abstecher mit Erlebnischarakter lohnt sich aber allemal.

Abstieg von der Chlushütte

Nun geht es auf direktem Abstieg zur Chlushütte der SAC Sektion Entlebuch. Diese wird zwar nicht bewartet, bietet aber einen schönen Rastplatz und Trinkwasser. Von hier aus bestehen zwei Möglichkeiten, in rund einer Stunde zurück zum Ausgangsort zu kommen: Entweder über eine etwas schotterreiche Bergstrasse, die stetig talwärts führt, zur Alp Schlund. Oder über einen gut ausgebauten, zick-zack-führenden Bergweg und Alpweiden via Ober Imbärgli und Schneeberg nach Wagliseiboden, was am Ende noch einen etwas fiesen Gegenanstieg nötig macht.

Distanz: 11,5 km
Wanderzeit: 4:35 Stunden
Höhendifferenz: 917 m auf- und abwärts
Min./Max. Höhe: 1383/2071 m über Meer
Route: Wagliseichnubel 1365 m ü. Meer – Alp Schlund 1466 – Matten 1962 – Grat 2052 – Schibengütsch 2037 – Chlus 1774 – Alp Schlund – Wagliseichnubel.

Variante: Ab / bis Salwideli plus 45 Minuten je Weg. Das Berggasthaus wird seit diesem Mai während rund 18 Monaten umgebaut. Beim Provisorium «Salwideli-Beizli» kann man sich bis Oktober verpflegen, Übernachtungen sind im nahen Bauernhof möglich.

Anreise: Mit dem Auto ab Flühli in Richtung Berggasthaus Salwideli, kurz vorher abzweigen zur Alp Schlund. Zwischen der Alp und Wägliseiboden sind vier Parkmöglichkeiten vorhanden. Mit dem ÖV: Ab der Postautohaltestelle Südelhöhe führt ein Wanderweg in knapp 50 Minuten zum Berggasthaus Salwideli (Höhendifferenz 250 m, siehe Variante)

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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