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Erlebnisreiche Wanderung in Zentralschweizer Alpen

Steil von Seelisberg über Leiterweg auf den Niederbauen

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 1211 m
  • 484 m
  • 9,8 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Nach dem Lauweli geht es steil bergauf zum Leiterweg. (Bild: hch)

Sportlich geht es von Seelisberg auf den Niederbauen. Eindrücklicher Höhepunkt der Wanderung ist eine Passage über Leitern und Tunnel durch die Felswand, zur Belohnung winkt eine grandiose Aussicht auf das Alpenpanorama. Diesen Abschnitt geniesst auch, wer den Aufstieg von 1200 Höhenmeter mit der Bahn abkürzt.

Das warme Herbstwetter eignet sich perfekt für Wanderungen in die Zentralschweizer Berge. Mit dieser Meinung sind wir offenbar nicht alleine. Eine Stunde hätte er letzte Woche für die Bergfahrt der Niederbauen-Bahn anstehen müssen, wurde uns zugetragen (zentralplus berichtete). Dabei gäbe es auch noch andere Optionen, um den Streckenabschnitt zu bewältigen.

Prominentes Panorama von der Marienhöhe

Die wohl attraktivste dieser Alternativen startet in Seelisberg Oberdorf. Zwar ist ein Teilstück über die Leiter als T4 (blauweiss) markiert, wer jedoch halbwegs schwindelfrei ist und auch einmal die Hände zu Hilfe nimmt, sollte die Passage gut meistern können.

Zuerst geht es aber gemütlich durch den Tannwald. Diese erste halbe Stunde des Weges ist nicht nur durch die sehenswerte Natur emotional aufgeladen. Katholiken haben auf dem Vater-unser-Weg ihre Spuren hinterlassen und danach präsentiert sich unterhalb des Aussichtspunkts Marienhöhe das Rütli. Wer den Ausblick länger geniessen möchte – immerhin wurde diese Kulisse über dem Urnersee auf einem Waldbild im Nationalratssaal und in der Halle des Bahnhofs Basel verewigt –, findet hier viele Sitzgelegenheiten, eine Feuerstelle und Toiletten.

Mit der Luftseilbahn in die Bergbeiz

Allzu lange sollte man jedoch nicht verweilen, der Weg bietet noch viele andere schöne Ausblicke. Nur kurz darauf beispielsweise auf unser Ziel, den Niederbauen, der trutzig über dem Seeli thront. Mit dem Berg im Blick geht es auf Hartbelag weiter, bis am Rand die Luftseilbahn Seelisberg-Weid auftaucht. Für 8 Franken lässt sich am Automaten ein Freifahrtschein lösen. Gegenleistung: 456 entspannt bewältigte Höhenmeter. Klingt verführerisch, zumal sich die gewonnene Zeit anschliessend im Alpbeizli in ein frisches Kuchenstück investieren liesse ...

Wir bleiben dennoch auf dem Weg der Schweiz und erreichen nach einigen Minuten den Wegweiser «Schloss Beroldingen», wo sich unser Weg gabelt. Es sei ein schöner, aber etwas stotziger Weg für Jüngere, bescheidet uns hier eine Einheimische. Und tatsächlich: Es geht nun steil bergauf, die Stöcke müssen in einem trockenen und rutschigen Wadlstück immer wieder als 4x4-Ersatz herhalten. Der Weg und die Herbstsonne fordern bei vor uns gehenden Wanderern ihren Tribut. Verschwitzt setzen sie sich schon bald auf die Wiese. Unter uns erscheint nun das an der Weggabelung genannte Schloss aus dem 15. Jahrhundert, das seit Längerem von einer über 80-jährigen Künstlerin gemietet wird.

Wo sind die Steinböcke und Gämsen?

Bis zur Bergbeiz Weid geht es weiterhin steil bergauf. Trockene Waldwege und Alpwiesen, auf denen übermütige Kälber den warmen Herbst geniessen, wechseln sich hier ab. Landschaftlich verpasst man nicht allzu viel, wenn man das erste Teilstück mit der Bahn hinter sich bringt.

So richtig spannend wird es erst ab der 250 Meter höher gelegenen Alp Lauweli. Über ein Stein- und Geröllfeld schrauben wir uns immer weiter in Richtung Ostwand des Niederbauens. Wüsste man es nicht besser, könnte man sich ein Weiterkommen hier nur schlecht vorstellen. Zumindest für unsereins, die Wand dient Gämsen und Steinböcken als beliebtes Habitat.

An diesem Sonntag aber werden die Steinschläge, vor denen auf einer Tafel gewarnt wird, höchstens von rutschenden Wanderern ausgelöst. Es erstaunt immer wieder, wie viele Turnschuhbesitzer sich auf blau-weisse Streckenabschnitte wagen. Wir jedenfalls bringen das Stück möglichst rasch hinter uns, im letzten Abschnitt unterhalb der Wand hilft neben den Wanderstöcken ein gelegentlicher Handeinsatz.

Viel Erlebnis am Leiterweg

Die Felsen sind gleichzeitig der Beginn des bekannten Leiterwegs, der über etwa 50 Stahlstufen und einzelne Treppen durch die Felswand und einen Tunnel führt. Metallene Geländer oder Stahlseile sorgen für zusätzliche Sicherheit. Höhepunkt des Abschnitts ist der Ausblick über den See, der sich gleich beim Tunnelausgang zwischen den Felsen erschliesst.

Die letzten 100 Höhenmeter des Couloirs werden mit zahlreichen Spitzkehren überwunden, bevor das Plateau des Niederbauen wieder mehr Sicherheit vermittelt. Ein hinter uns gehender Wanderer wirft sich fast schon über die Kuppe, andere werfen ungläubig von oben einen Blick in die Tiefe und rätseln, wo denn hier der Weg durchführen könnte. Wir nehmen derweil die letzten Minuten in Richtung Chulm auf uns.

Oben erwartet uns auf 1923 Meter über Meer nicht nur eine erfrischende Brise. Die Aussicht über die Zentralschweizer Alpenwelt ist nie eindrücklicher als in der klaren Herbstluft. Einige Wanderer zählen die Berge auf, die sie zuletzt «gemacht» hätten. Aber nicht nur: neben regelmässigen Berggängern trifft man an diesem warmen Herbsttag auch Cüplitrinker und Picknickkorbbesitzer, die den dreiviertelstündigen Weg von der Bergstation hinter sich brachten.

Abstieg über Hunds Chopf

Für den Abstieg bietet sich neben der Prosecco-Variante auch noch eine etwas längere Route an, die unweit des Grats über die gesamte Südflanke des Niederbauen führt. Der Weg hinterlässt ein tiefes Band in der Graslandschaft, bietet aber durch die Nähe zum Grat immer wieder schöne Ausblicke. Beim Aussichtspunkt Hunds-Chopf, wo Picknickmöglichkeiten, Sitzbänke und Feuerstelle warten, bietet sich noch einmal ein Anblick auf die Aufstiegsroute. Das Wild aber scheint an diesem Tag den Ort zu meiden.

In einer knappen halben Stunde geht es ab hier zur Bergstation. Den letzten Wegabschnitt kennen wir bereits von unserer Wanderung auf den Oberbauenstock her, die uns im Herbst zuvor begeisterte (zentralplus berichtete). Durstige können bei der Alp Tritt oder bei der Bergstation einkehren, Unermüdliche nehmen den Abstieg ins Tal auf sich (siehe Varianten unter Routendetails). Wir jedoch entschweben nach kurzer Wartezeit in der nur gerade acht Personen fassenden Golden ins 800 Meter tiefer gelegene Emmeten.

Routendetails

Distanz: 9,8 km
Wanderzeit: 4:40 Stunden
Höhendifferenz: 1211 Meter auf- und 484 Meter abwärts
Min./max. Höhe: 785/1922 m ü. Meer
Route: Tanzplatz (Seelisberg Oberdorf) 840 m ü. Meer – Marienhöhe 845 – Schloss Beroldingen 870 – Weid 1288 – Lauweli 1524 – Gütsch 1883 – Niederbauen Chulm 1923 – Hundschopf 1649 – Ebnet 1589 – Bergstation Niederbauen 1570.
Bergbahn: Die einfache Fahrt mit der Luftseilbahn Niederbauen kostet 13 Franken GA/Halbtax nicht gültig).
Variante: Kurz vor der Bergstation kann über die Frutt und Ägerten nach Emmetten abgestiegen werden. Der zusätzliche Zeitbedarf beträgt 90 Minuten, die Gesamtlänge bei dieser Variante 13,5 km (1324 m Abstieg).
Anreise: Mit den SBB bis Stans, danach Bus B311 bis Emmetten Tanzboden. Mit dem Auto bis Emmetten, bei der Bahn und im Dorf sind ausreichend Parkplätze vorhanden..

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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