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Nichts für Hundehalter und empfindliche Nasen

Lockere Frühlingswanderung von Sachseln nach Flüeli-Ranft

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 330 m
  • 330 m
  • 10,5 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Auf einem Felsen steht die 1618 von Karl Borromäus geweihte Flüeli-Kapelle, die auch für Hochzeiten beliebt ist. (Bild: hch)

Die erste Wanderung des noch jungen Jahres führte uns von Sarnen über Flüeli-Ranft nach Sachseln. Am See entlang ging es zurück zum Ausgangsort. Auf der nicht allzu schweren Runde haben es Pilgerer allerdings leichter als Hundebesitzer oder Wanderer mit empfindlicher Nase. Doch es gab auch irdische Höhepunkte zu sehen.

Das pittoreske Flüeli-Ranft fasziniert immer wieder mal. Kaum ein Gebäude, das nicht an das Wirken des Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe erinnert (oder daraus einen Profit zu schlagen versucht). In diesem viel zu warmen Februar bietet eine Frühlingswanderung in den 728 Meter über Meer gelegenen Wallfahrtsort eine ideale Gelegenheit, die müden Muskeln aufzuwärmen – und dabei auch gleich die Natur erwachen zu sehen.

Vorbei am Doris-Leuthard-Bänkli

Wir starten beim Seefeld Sarnen, wo es ein erstes Mal am Gewässer entlang geht. Bereits nach wenigen Schritten ist ein erster Halt angesagt beim Doris-Leuthard-Bänkli (siehe Bildergalerie), von wo aus der Weg durchs Naturschutzgebiet in Richtung Strandbad weiterführt. Danach folgen wir dem weissen Wegweiser «Dorni Rundweg». Die Farbe mag erstaunen, doch immer mehr Gemeinden ersetzen die herkömmlichen gelben Wegweiser für kommunale Fuss- und Spazierwege neu durch weisse Signale.

Nach einer etwas verwirrlichen Strassenunterführung halten wir uns gleich wieder links, andernfalls müsste man ein gutes Stück der Hautpstrasse entlang gehen. Ein kurzes Waldstück führt über die A8, um beim Dorni auf einen Kiesweg zurückzuführen.

Der unscheinbare Galgenbach, an dessen Seite wir nun gemütlich bergwärts gehen, ist ein beliebtes Beispiel für eine gelungene Renaturierung. Das Bächlein fliesst nicht nur idyllisch vor sich hin, sondern dient seither zahlreichen Steinkrebsen als Lebensraum. Kurz darauf bietet sich ein zehnminütiger Abstecher zur Lourdesgrotte, eine nicht sonderlich spektakuläre Höhle, die wir jedoch auslassen. Unsere Wanderung bietet auch so noch ausreichend interessante Wegpunkte.

Eindrückliche Schlucht mit Holzbrücken-Rekord

Erst gilt es jedoch ein Bachtobel hochzusteigen, der Weg ist mit Stufen gut ausgebaut. Danach geht es weiter bergwärts auf der asphaltierten Polenstrasse. Mehr als 450 Kilometer Wege und Strassen wurden im zweiten Weltkrieg von internierten polnischen Soldaten 1941 in der Schweiz gebaut. Trotz dieser Pionierleistung verlassen wir die Polenstrasse bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder.

Der links abzweigende Feldweg führt von den «Drei Eichen» zum Melchaabord und danach in sicherer Entfernung dem eindrücklichen Tobel entlang. Rund 100 Meter hat sich der Abfluss des Melchsees hier eingegraben. Besonders eindrücklich ist die Sicht über die Schlucht von der Hohen Brücke aus. Das Bauwerk gilt als die höchste gedeckte Holzbrücke Europas. Auch sie entstand während des Zweiten Weltkrieges, diesmal aber durch das Schweizer Militär.

Immer wieder begegnen uns auf dem Weg Schilder, die darauf aufmerksam machen, dass Hunde an einer kurzen Leine zu führen seien. Diese strikte Vorgabe scheint ihren Zweck zu erfüllen, Hundehalter sind uns an diesem Tag kaum begegnet. Dafür kommt uns bald nach der Brücke ein immer penetranter werdender Geruch entgegen, der uns noch ein gutes Stück nach Querung des Schweinestalls verfolgen sollte. Pilgerer hingegen, die auf diesem Wegabschnitt des Jakobswegs immer wieder anzutreffen sind, dürften sich von den vielen Stechpalmen und seiner Symbolik für das Leid Jesu angezogen fühlen.

Viel Kult in Flüeli-Ranft

Wir hingegen freuen uns auf die Ankunft beim weiter oben thronenden Paxmontana. Doch nichts ist mit Kaffee und Kuchen, das Jugendstil-Hotel hat im Februar eine Pause eingelegt. Alternativen bestehen dafür in Flüeli-Ranft selbst – sowohl was die Möglichkeiten der spirituellen und der kulinarischen Einkehr betrifft, aber auch für den Rückweg. In einem zehnminütigen Abstecher ginge es runter zur Klause, wo Niklaus von Flüe als Einsiedler lebte. Wir nehmen stattdessen einen der drei Wege, der von hier nach Sachseln führt. Dem Wegweiser über den Chilchweg folgend, queren wir das Dorf mit seinen alten Holzhäusern, vorbei am Wohnhaus und dem Geburtshaus des Nationalheiligen.

Der Rückweg nach Sachseln führt durch Wald, Hügel und über Felder. Zu Beginn passieren wir eine schöne Feuerstelle, die bei etwas wärmeren Temperaturen zu einem schönen Brätel-Stopp einladen würde. So aber geht es zum grössten Teil über befestigte Wege talwärts, verlaufen kann man sich hier kaum. Glücklicherweise muss man nur kurz Hauptstrassen folgen. Kurz nach dem Wegpunkt Chilchweg geht es über einen neu gemachten weiss markierten Weg bis zum Dorfrand von Sachseln. Wie schon beim Aufstieg laden auch auf dem Rückweg immer wieder Sitzbänke zur Rast.

Dem unverbauten Seeufer entlang

Wer mit dem ÖV unterwegs ist, kann die Wanderung bequem von der Zentralbahn-Haltestelle Sachseln aus absolvieren. Denn hier kommen wir nun auf dem Weg zum Sarnersee vorbei und folgen danach dem Wegweiser Dorni/Seefeld. Der weitghehend unverbaute Spazierweg durch das Naturschutzgebiet am See zählt mit zu den Höhepunkten der Wanderung. Eindrücklich ist auch die Baustelle für den 6,5 Kilometer langen Hochwasser-Entlastungsstollen, die kurz vor dem Seefeld passiert wird.

Nach einer halben Stunde erreichen wir den Ausgangspunkt beim Seefeld, wo neben einer weiteren Einkehrmöglichkeit auch viel Infrastruktur und WC-Anlagen zur Verfügung stehen.

Fazit

Eine einfache, nicht zu lange Frühlingswanderung mit spannenden Wegpunkten. Je etwa hälftig Naturwege und befestigte Strassen, weitgehend abseits vom Verkehr und mit zahlreichen Einkehrmöglichkeiten sowie guter Infrastruktur. Sie ist jedoch weder empfindlichen Nasen noch freiheitsliebenden Hundehaltern zu empfehlen.

Route

Distanz: 10,5 km
Wanderzeit: 3,00 Stunden
Höhendifferenz: 330 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 470/730 m ü. Meer
Route: Seefeld Sarnen 470 m ü. Meer – Strandbad 474 – Dorni 507 – Drei Eichen 572 – Hohe Brücke 629 – Unterhag 663 – Flüeli-Ranft 728 – Brichenried 609 – Chilchweg 545 – Sachseln 471 – Strandbad – Seefeld.
Anfahrt: Mit dem PW via Sarnen Süd bis Parkplatz Seefeld. Mit ÖV: mit der Zentralbahn bis Sachseln.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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