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Rundwanderung von Alpnach

Vielfältige Drei-Seen-Wanderung in den Cherwald

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 262 m
  • 262 m
  • 13,5 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Holzstege ermöglichen am Gerzensee ein trockenes Überqueren des Hochmoors. (Bild: hch)

Fünf, sechs oder gar sieben Seen auf einen Streich? Auf der Liste der beliebtesten Wanderungen stehen jene mit einer Maximalzahl an Gewässern weit oben. Ganz in dieser Liga mitspielen kann unsere Wanderung von Alpnach in den Chärwald oder Kernwald nicht. Dafür hat sie andere Höhepunkte zu bieten.

Wir starten beim Flugplatz Alpnach, der an diesem bewölkten Tag von Töfffahrern aus der ganzen Schweiz in Beschlag genommen wird. Das erste Ziel, die Kläranlage, ist so wenig erfreulich wie der erste Wegabschnitt, der quer über den Flugplatz führt. Immerhin bleibt uns der Flugverkehr an diesem Tag erspart und wir haben den schönen Uferweg entlang der Sarneraa erreicht. Dieser auch bei Bikern, Reitern und Hündelern beliebte Weg führt nun dem Flussufer entlang durch ein Naturschutzgebiet bis zum Wichelsee.

Noch ist die Sarneraa auf weiten Teilen begradigt. Die Hochwasserkatastrophe vom August 2005 führte jedoch zu mehreren Bauvorhaben, deren Umsetzung unter anderem auch eine Renaturierung des Gewässers umfasst. Ein Umweg ist deswegen aber nicht nötig.

Kontroverse um Schwäne am Wichelsee

Gleich beim Erreichen des Wichselsees, des ersten von drei Seen auf unserer Wanderung, erwarten uns nistende Schwäne. Bis zu 100 Schwäne sollen sich auf diesem Gewässer und vor allem auf dem angrenzenden Land aufgehalten haben, was bei Bauern für Unmut sorgte. Zufall oder nicht: In den Gelegen ist derzeit jeweils nur gerade ein Ei zu sehen; die Vogelwarte Sempach gibt die natürliche Menge mit fünf bis acht Eiern an.

Unser Picknick-Ei – vom Huhn, selbstredend – hätten wir gerne an der schönen Grillstelle bei der Seemitte genossen, diese war an diesem Tag jedoch gar nass. Die zahlreichen Sitzbänke aus markantem Stahlrohr, die wir den ganzen Weg entlang fanden, tun es zur Not aber auch.

Am südlichen Ende des Sees gilt es für Wanderer noch einmal eine kurze Durststrecke zu überstehen. Der immer schmaler werdende Weg führt nun unmittelbar neben der A8 entlang. Zu munter bimmelnden Velofahrern kommt nun noch der Lärm der Autostrasse, ein deutlicher Kontrast zum an sich reizvollen Naturschutzgebiet.

Steiles Waldtobel als Kontrast

Nach einigen Hundert Metern zweigt der Weg in Richtung Siebeneich ab und führt schon kurz nach einem Militärbunker scharf den Hang hoch. Das verwunschene Waldtobel tröstet hier etwas über die Steilheit hinweg. Der nasse Weg, auf dem der Bärlauch eben erst zu blühen beginnt, ist mit Treppen und Seilen gesichert und so auch für Kinder gut begehbar. Oben in Siebeneich angekommen, offenbart sich ein schöner Blick aufs Stanserhorn.

Wir halten uns in Richtung der 1722 erbauten Kapelle im Hostettli. Da diese der weinenden Maria von Budapest geweiht ist, zieht sie immer wieder Besucher aus Ungarn an. Asphaltierte Wege und Kiesstrassen wechseln sich ab, der Weg führt nun rasch in den Kernwald – oder Chärwald / Cherwald, wie er auf Wegweisern und Karten auch bezeichnet wird. Der abwechslungsreiche Wald, der die Kantone Ob- und Nidwalden trennt («ob‐ und nid dem Wald»), bietet nicht nur Wanderern so einiges.

Abstecher zu Gerzensee und Blindsee

Als Erstes machen wir einen Abstecher zum bezaubernden Gerzenseeli, welches vermutlich durch Torfstecherei entstand. Unser Weg führt quer über einen der Stege des vom Austrocknen bedrohten Hochmoors in Richtung Wisserlen, um dann bei den zwei nächsten Abzweigern jeweils nach rechts zurückzuführen. Der dritte See unserer Tour, das Blindseeli, ist auf den Wegweisern nämlich nicht aufgeführt.

Am einfachsten folgt man daher dem Erlebnisweg der Chärwaldräuber. Der Legende nach soll hier einst in einer Höhle eine Räuberbande gehaust haben, die von den Ordnungshütern der Regierung nie erwischt wurde. An insgesamt zwölf Posten werden Kindern eine Schatzsuche und verschiedene Spielmöglichkeiten geboten. Beim Wegposten 7 zweigt der breite Pfad zum Blindseeli ab. Gesehen haben muss man den Grundwassersee, der eher an einen Teich erinnert, nicht unbedingt, wenn auch das «Gebet des Waldes» auf einer mannshohen Holztafel durchaus lesenswert ist.

Familientreffen bei Picknickplatz Zubersrüti

Unser rund 30-minütiger Rundweg um die beiden Gewässer führt zurück zur Zubersrüti, wo ein grosser Picknickplatz mit Feuerstellen und gedeckten Tischen zahlreiche Familien angezogen hat. Der Abzweiger Chernwald, bei dem schon wieder Autos parkieren, ist auf dieser kinderwagentauglichen Waldstrasse in wenigen Minuten zu erreichen. Wir machen uns nun auf den leicht abschüssigen Rückweg in Richtung Alpnach und kommen etwas oberhalb von Etschi aus dem Wald.

Die Überreste eines Bergsturzes vom Stanserhorn sind hier noch gut zu sehen. Der Grösste hat sich vermutlich als Folge eines Erdbebens vor etwa 2200 Jahren ereignet. Neben den hausgrossen Blöcken hinterliess er auch kalte Höhlen und Löcher, die auf dem Räuberweg thematisiert werden, die die Bewohner früher aber auch ganz praktisch zur Lagerung von Käse und Bier nutzten.

Bergsturz vom Stanserhorn

Vom Wegweiser Etschi führt der Weg quer über die Wiese. Bei unserem Besuch stand das Gras noch sehr hoch und war entsprechend rutschig, der Umweg über die Strassenkehren blieb uns so aber glücklicherweise erspart. Nach letzten Kehren ist es geschafft und der Weg führt über die Sarneraa zurück zum Flughafen. Will man der Wanderung mit dem Alpnacher See noch ein viertes Gewässer hinzufügen, erreicht man den Bahnhof Alpnachstad von hier aus in einer Dreiviertelstunde.

Distanz: 13,5 km
Wanderzeit: 3:30 Stunden
Höhendifferenz: 262 m aufwärts, 262 m abwärts
Min./Max. Höhe: 439/597 m über Meer
Route: Alpnach Dorf 447 m ü. Meer – Flugplatz – Eichi (ARA) – Wichelsee – Wartdossen – Boden 546 Siebeneich – Hostettli – Chernwald – Gerzenseeli 579 – Blindseeli – Zubersrüti – Farnrüti – Etschi 546 - Flugplatz – Alpnach Dorf

Anreise: Mit der Zentralbahn ab Luzern bis Alpnach Dorf (S5/S55), mit dem Auto bis Flugplatz Alpnach (Parkplätze vorhanden).

Variante: Nur Erlebnisparcours Chärwaldräuber: 5,5 km Distanz und 1,5 Stunden Gehzeit, Start beim Chabisstein. Ab Luzern bis Bahnhof Sarnen, in Sarnen umsteigen auf das Postauto Linie 312 nach Kerns bis Haltestelle Kernwald.

Verwendete Quellen
  • Rundwanderung
  • «Die Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit», Markus Liniger
  • Beschrieb Chärwaldräuber-Weg (PDF zum Download)

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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