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Halbtageswanderung über der Stadt Luzern

Überraschend vielfältige Tour durch die Wolfsschlucht

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 407 m
  • 407 m
  • 8,1 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Ein Hotelier gab der Wolfsschlucht einst ihren Namen, das Bildnis des Raubtiers ist neueren Datums. (Bild: hch)

Eine stadtnahe Wanderung führt auf dem Sonnenberg durch die Wolfsschlucht. Zu entdecken gibt es auf der gut zweistündigen Strecke oberhalb von Luzern nicht nur eine verwunschene Schlucht mit ungeklärter Entstehung. Man macht hier auch ganz andere unerwartete Entdeckungen.

Was unternimmt man, wenn an einem Wandertag nur gerade ein sonniges Zeitfenster von wenigen Stunden zur Verfügung steht? Man packt den Regenschutz ein oder wählt eine kurze Tour vor der Haustüre. Wir haben uns für eine Kombination daraus entschieden und eine gut zweistündige Rundtour durch die Wolfsschlucht auf dem Luzerner Sonnenberg in Angriff genommen.

«Die Wolfsschlucht ist ein kantonales Naturschutzreservat und zeigt hier die gewaltigen Kräfte der Natur. Zwischen hohen, zum Teil überhängenden Felswänden …» – wer diesem Link auf Google folgt, ist falsch. Zwar bietet auch eine Wanderung durch die Luzerner Wolfsschlucht ein spannendes Erlebnis, mit oder ohne Kinder. Doch ganz so bekannt wie das gleichnamige Pendant im Solothurner Jura ist sie nicht. Um den Vergleich gewinnen zu können, fehlen ihr vor allem die Höhlen. Kräfte der Natur wirken allerdings auch oberhalb von Kriens, auf deren Stadtgebiet die Schlucht liegt. Wiederholt musste der Wanderweg in den letzten Jahren nach ausgedehnten Regenfällen geschlossen werden, zuletzt im Frühling 2023.

Unten Autobahn, oben der Wald

Wir nutzen die Regenpause und starten inmitten der Stadt Luzern. Vom Bruchquartier aus führt eine kurze, dafür aber steile Strasse hoch zum Eingang in den Gütschwald. Genau hier, wo die Natur beginnt, rauscht auf der Autobahn unter uns der Verkehr durch den Tunnel. Im Wald aber, wo häufig neugierige Rehe am Wegesrand Jogger und Spasziergänger aus nächster Distanz beobachten, herrscht eine fast schon idyllische Stille.

Die Strecke führt auf einer breiten Waldstrasse stetig etwas bergauf. Unterhalb des Schwyzerhüslis entscheiden wir uns an einer Weggabelung für den etwas steileren und direkteren Weg vorbei am Restaurant, das seit 60 Jahren von derselben Familie geführt wird. Zwar steht hier unter anderem Pferdefleisch auf der Karte, die beiden Esel vor dem Restaurant scheinen sich ihres Lebens aber ziemlich sicher zu sein.

Über diese Treppe musst du gehen

Nächste Station ist das Hotel Sonnenberg, dieses Teilstück gilt es wiederum auf Hartbelag zu absolvieren. Dafür zeigt sich hier oben bereits, weshalb der gut 700 Meter über Meer liegende Berg so beliebt ist: Wegen dem Panorama auf Pilatus, Stanserhorn, Bürgenstock und Rigi und den Vierwaldstättersee. Vom Hotel aus geht es zurück in den Wald und vorbei an der Bergstation der bald 125-jährigen Sonnenbergbahn.

Wir halten uns weitgehend an den weiss ausgeschilderten Rundweg Chrüzhöchi, der über den Otto-Eder-Platz am Waldrand entlang führt. Verschiedene, teilweise auch neu ausgebaute Feuerstellen bieten Ausblicke auf die unter uns liegende Krienser Architektur, bevor eine Treppe zurück in den Wald führt. Dieser Zugang zum vorderen Ende der Wolfsschlucht ist zwar nicht ausgeschildert; 94 hoch führende Stufen lassen sich aber schwerlich übersehen.

Wolfsschlucht hiess einst Erzgrube

Die Wolfsschlucht selbst misst rund dreihundert Meter, im hinteren Teil lassen überraschend hohe, senkrechte Sandsteinwände einen nicht allzu breiten Durchgang. Schön anzuschauen ist die Vielfalt der Moose und Farne, die in der feuchten Umgebung gedeihen. Und dies, obwohl hier nie ein Bach durchführte. Grabungen im Zweiten Weltkrieg zeigten, dass die Schlucht ihre heutige Form wohl durch den Abbau von Rohstoffen erhielt. Unklar ist hingegen, ob man im 17. Jahrhundert Eisenerz gewann oder ob hier während des Zweiten Weltkrieges Kohle abgebaut wurde, so wie andernorts auf dem Sonnenberg. Grabungen zeigten jedenfalls, dass der Weg heute auf mindestens 16 Meter hohem Füllmaterial durchführt.

Im Gegensatz zur Entstehung ist die Herkunft des Namens der Schlucht überliefert. Der Wolf, dessen Bildnis eine Wand der Schlucht ziert, ist daran in etwa so unschuldig wie am Tod der allermeisten toten Schafe in den Schweizer Bergen. Stattdessen nahm einst ein Hotelier die Umbenennung der Örtlichkeit von Erzgrube in Wolfsschlucht vor. Er war der Meinung, dass diese Bezeichnung romantischer klinge.

Engadin-Feeling in der Lärchenallee

Auch wenn die Schlucht seit letztem Mai wieder geöffnet ist: Von den letzten Abgängen liegen noch zahlreiche Felsbrocken und Baumstämme zwischen den Felswänden, der Weg selbst ist aber geräumt und gut passierbar. Und er führt am Schluchtende direkt zu einer Steigung. Über geschätzt 200 Stufen geht es nun hoch in Richtung des mit 794 Meter höchsten Punktes des Sonnenberges. Ein eigentlicher Gipfel fehlt hier zwar, dafür hält die etwas tiefer gelegene Chrüzhöchi her. Zu diesem Aussichtspunkt mit mehreren Sitzbänken führt eine Lärchenallee, man wähnt sich fast schon im Engadin. Die Baumart, die sonst alpine Höhen ab 1400 m bevorzugt, finden wir auf dieser Wanderung aber auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf 650 Höhenmetern – man möchte fast schon spekulieren, dass es sich dabei um die tiefste Lärche der Schweiz handeln dürfte.

Unser Weg führt nun auf dem Rücken zurück zur Bergstation der Sonnenbergbahn, vorbei an frisch gepflanzten Edelkastanien. Marronen, die ab dem Mittelalter auch in der Zentralschweiz eine wichtige Nahrungsquelle bildeten, verloren mit dem Aufkommen anderer Nutzpflanzen zunehmend an Bedeutung, die Kastanienallee ist auf alten Luftaufnahmen des Sonnenbergs aber zu sehen.

Auffällig sind auch die zahlreichen Nistbruthilfen für Vögel, die auf diesem Wegabschnitt an den Bäumen hängen. Deren Beschriftungen wie etwa «E11D» könnte man sich allerdings genauso gut auf den Zellentüren des nahen Gefängnisses Grosshof vorstellen. Die fliegenden Bewohner auf dem Sonnenberg, bevorzugt Trauerschnäpper oder Fledermäuse, dürften sich daran aber kaum stören.

Sonnenstunden für die Schildkröte im Gütschweiher

Beim Hotel Sonnenberg lädt ein Kiosk mit Selbstbedienung zu einer kurzen Rast und einem Glacé, bevor es auf einer leicht angepassten Route talwärts geht. Man kann sich hier kaum verirren, die Stadt liegt uns zu Füssen und auch den Wald durchkreuzen zahlreiche, meistens gut beschriftete Wege. Es ist also nicht nötig, denselben Weg zurück zu nehmen.

Wir geniessen noch einige Sonnenstrahlen und finden uns schon bald im Wald beim Gütschweiher wieder. Eine Schildkröte tut es uns gleich und wärmt sich auf einem aus dem Wasser ragenden Baumstumpf auf. Es scheint die letzte der hier ausgesetzten nordamerikanischen Buchstaben-Schmuckschildkröten zu sein (zentralplus berichtete), mehr als ein Exemplar wurde seit Längerem nicht mehr gesichtet.

Auf dem Waldweg geht es nun an der Korporationshütte vorbei zurück in die Zivilisation, die in einer Viertelstunde erreicht ist. Die Sonne scheint jetzt definitiv auf den Berg, von den angekündigten Regenwolken an diesem Nachmittag ist nichts zu sehen – der Sonnenberg machte seinem Namen alle Ehre.

Fazit: Eine stadtnahe, wenig anstrengende Wanderung für einen erlebnisreichen Halbtag. Die Schlucht bietet einen hohen Erlebnisfaktor. Zahlreiche Informationstafeln, Feuerstellen sowie ein Kinderspielplatz und Restaurants machen die Wanderung auch für Familien mit Kindern zum Erlebnis; Lärchen, Kastanienbäume und Schildkröten sorgen für einen Hauch Exotik.

Routendetails

Distanz: 8,1 km
Wanderzeit: 2:30 Stunden
Höhendifferenz: 407 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 440/785 m ü. Meer
Route: Luzern (Bruchquartier) 440 m ü. Meer – Schwyzerhüsli 630 – Sonnenberg 682 – Otto-Eder-Platz 738 – Wolfsschlucht 724 – Chrüzhöchi 770 – Sonnenberg – Schwyzerhüsli – Luzern.
Anreise: ab Luzern Bahnhof mit dem Bus 10 (VBL) bis Haltestelle Gütschwald oder zu Fuss ins Bruchquartier. Autofahrer finden beim Gütschwald einige wenige Parkplätze.
Variante: Ab Kriens mit der historischen Standseilbahn direkt auf den Sonnenberg. Buslinien 1 oder 5 ab Luzern Bahnhof bis «Kriens Zentrum Pilatus», danach Durchgang im Linden-Gebäude zur Talstation an der Waldheimstrasse nutzen.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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