Das musst du über das WWZ-Projekt wissen

Nachtarbeit an der Nordstrasse: Circulago stösst nach Baar vor

Für das Fernwärmesystem Circulago kommen auch Bohrer zum Einsatz, wie hier im Jahr 2020 an der Zentrale Metalli. (Bild: WWZ)

Die Zuger Quartiere Metalli, Lüssi, Grafenau und Neustadt erhalten schon Wärme und Kälte aus dem See. Jetzt stösst der Energieverbund Circulago nach Baar Süd vor. Doch wie funktioniert das Ganze?

Seit dieser Woche wird nachts an der Nordstrasse in Zug gebohrt und gewerkelt. Die Arbeiten werden noch bis 11. August dauern, die Strasse beim Kreisel Unterfeld ist nur halbseitig befahrbar. Dahinter steckt ein Projekt, das in Zug schon seit 2017 für Baustellen sorgt. Und wenn es einmal fertig ist, rund 25’000 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen soll. Sein Name: Circulago.

Von dem Projekt hat wohl schon jeder Zuger gehört. Circulago – das ist doch irgendetwas mit Seewasserwärme, heisst es dann meistens. Doch was genau hinter dem «Generationenprojekt» der WWZ steckt, wissen die wenigsten.

So funktioniert das Netz

Für über 100 Millionen Franken bauen die WWZ einen «Energieverbund», der Gebäude vom Zuger Postplatz bis nach Baar Süd mit Energie aus dem Zugersee versorgen soll. Dabei geht es nicht nur darum, Wärme zu nutzen, sondern auch Kälte.

«In den angeschlossenen Quartieren nutzen 70 bis 80 Prozent der Liegenschaften die Energie aus dem Energieverbund Circulago.»

Iris Isenschmid, WWZ-Kommunikation

Das System funktioniert wie folgt: 400 Meter vor dem Ufer der Stadt Zug, in einer Tiefe von 26 Metern, pumpen die WZZ das Seewasser ab. Nicht mehr als vier bis sechs Grad Celsius hat es dort. Über einen unterirdischen Tunnel fliesst das Wasser in die Seewasserzentrale – dem zentralen Verteiler des Netzes – und auch zurück.

Vier Quartierzentralen sind bereits in Betrieb: Metalli, Lüssi, Grafenau und Neustadt. Alle vier Zentralen erhalten die Energie über einen zweiten Kreislauf aus der besagten Seewasserzentrale. Die erste von ihnen war Metalli, die im Jahr 2020 eingeweiht wurde (zentralplus berichtete).

So gelangt die Wärme und Kälte vom See in die Gebäude. (Bild: WWZ)

In jeder der Quartierzentralen entscheidet sich dann, ob Wärme oder Kälte genutzt wird. Entweder speist der Wärmetauscher die Kälte des Wassers in ein Kältenetz. Oder aber die Wärmepumpe erhöht die Temperatur auf 70 Grad und speist sie in ein Wärmenetz. Beide Netze führen dann separat zu den Gebäuden.

Die Wärme heizt dort die Bodenheizungen und Boiler, muss aber per Wärmetauscher übertragen werden. Die kühle Flüssigkeit dagegen fliesst direkt in die Häuser und kühlt die Räume. «In den angeschlossenen Quartieren nutzen 70 bis 80 Prozent der Liegenschaften die Energie aus dem Energieverbund Circulago», schreibt Iris Isenschmid von der WWZ-Kommunikation auf Anfrage.

Circulago stösst nach Baar vor

Mit den Bauarbeiten an der Nordstrasse dringt Circulago nun in neues Gebiet vor. «Wir haben jetzt mit der Erschliessung des Gebietes Baar Süd angefangen», erklärt Iris Isenschmid. Bereits Ende April 2023 startete WWZ mit dem Ausbau der Leitungen für das Wärme- und Kältenetz bei der Energiezentrale Unterfeld. Die Zentrale wird in der Zukunft die nördlichen Gebiete versorgen, bisher steht aber nur der Rohbau.  

Hier zeigt die WZZ, welche Gebiete schon versorgt werden und welche noch nicht. (Bild: WWZ)

Stück für Stück werden indessen Gebäude an das Netz angeschlossen, in Baar Süd, Unterfeld und Neufeld. Insgesamt seien bereits 200 Liegenschaften an Circulago angeschlossen, 200 weitere Anschlüsse seien geplant, schreibt Iris Isenschmid. Aktuell stehe auch der Bau der Energiezentrale auf dem LG-Areal bevor. 

Bis zum Jahr 2028 soll das Verteilnetz «weitestgehend» fertiggestellt sein. Danach plant die WWZ, die Quartiere mit zusätzlichen Netzen zu verdichten.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Iris Isenschmid von der WWZ-Kommunikation
  • Beitrag zu Circulago – der Zugersee als regionale Energiezentrale
  • Medienmitteilung der WWZ zur Querung der Nordstrasse
  • Factsheet zu Circulago
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