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Nachfrage nach alternativer Energie explodiert

Wie Zuger Mieter für unsinnige Gasheizung zahlen müssen

Bei Schulhäusern wie dem Dorfmatt-Schulhaus in Baar wird bereits auf Solaranlagen gesetzt. (Bild: Andreas Busslinger)

Ein grosser Immobilienverwalter in Rotkreuz will seine Immobilien nicht an das Fernwärmenetzwerk Perlen anschliessen, obwohl dieses direkt neben dem Grundstück vorbeiführt. Stattdessen müssen die Mieter für die hohen Kosten der bestehenden Gasheizung aufkommen. In Zug braucht es daher sinnvolle Anreize für Vermieter, um Energiekosten zu sparen.

Seit dem Krieg in der Ukraine steigen Gas-, Strom-, Benzin- und Heizölpreise immer weiter. Mit der Nebenkostenabrechnung wird für Mieter daher dicke Post kommen. Neben den ökologischen Gründen regen immer mehr auch finanzielle Motive zu einem Umstieg auf nachhaltige Energien an.

Die Stadt Zug geht mit gutem Beispiel voran und erwägt bei jedem Neubau (etwa Ökihof, Herti Schulhaus), eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren. Auch Immobiliengrossinvestoren wie Zug Estates, Metall Zug und Cham Paper Group platzieren flächendeckende Fotovoltaikanlagen auf den Grossprojekten Suurstoffi, Tech Cluster Zug und Papieri. Private Immobilienbesitzer möchten ebenfalls nicht mehr von Russland oder anderen fragwürdigen Energielieferanten abhängig sein.

Nachfrage nach alternativer Energie in Zug explodiert

Somit ist es keine Überraschung, dass die Nachfrage nach Wärmepumpen und Solaranlagen in Zug und Europa insgesamt regelrecht explodiert.

Mehrere Herausforderungen erschweren jedoch die breite Übernahme dieser vielversprechenden Technologien. Einerseits besteht bereits eine grosse Nachfrage nach Wärmepumpen und Solaranlagen. Das ist auf den positiven Stimmungswandel zu mehr Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren zurückzuführen. Auf der anderen Seite kommen Verzögerungen und Lieferschwierigkeiten von Zulieferern hinzu (zentralplus berichtete). Der Mangel an ausgebildeten und qualifizierten Fachkräften und steigende Rohstoffpreise verschärfen die Problematik für Hersteller und Installateure noch zusätzlich.

Bestehende Alternativen effizient nutzen

Die GLP hat im Kanton Zug beim Heizungsersatz ein schlagkräftiges Förderprogramm mitgestaltet. Anreize, wie es die Grünen in ihrer Motion «Raus aus dem Gas» im Grossen Gemeinderat Zug fordern, sind zwar gut, kommen aber zum falschen Zeitpunkt. Dies, da die Ressourcen bei Gewerbe und Industrie bei Weitem nicht ausreichen, um all die Solaranlagen und Wärmepumpen zu bauen, die bestellt werden.

Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass lokale Alternativen, welche bereits verfügbar sind, nicht vollständig genutzt werden.

Google Trends - Interesse an Solaranlagen und Wärmepumpen - Peak Anfangs März 2022
Anfang März gab es einen deutlichen Anstieg des Interesses an Solaranlagen und Wärmepumpen. (Bild: Screenshot Goggle Trends)

Zug soll sinnvolle Anreize für Vermieter schaffen

So kann sich ein grosser Immobilienverwalter in Rotkreuz beispielsweise nicht dazu durchringen, seine Immobilien an das effiziente Fernwärmenetzwerk Perlen anzuschliessen, welches direkt neben dem Grundstück vorbeiführt. Stattdessen betreibt der Vermieter in der Liegenschaft weiterhin eine Gasheizung und wälzt deren gestiegenen Betriebskosten vollständig an die Mieter ab.

Daher braucht es sinnvolle Anreize für Vermieter, um Energiekosten zu sparen. Dies ist aktuell durch eine Überwälzung der Betriebskosten überhaupt nicht der Fall. Technologien wie Solarpanels, Wärmepumpen, aber auch Grosswärmespeicher unterliegen bedeutend tieferen Preisschwankungen und sind langfristig klar günstiger.

Lokale Wärmeenergie nutzen

Lokale Wärmeenergie zu stabilen Preisen ohne saisonale Schwankungen bietet auch Circulago, mit welchem die WWZ durch den Temperaturunterschied des Wassers im Zugersee Wärmeenergie generiert. Die Metalli ist bereits angeschlossen und so kommen mehr und mehr Immobilienbesitzer und Unternehmen in den Genuss von lokaler und effizient generierter Wärmeenergie (zentralplus berichtete). Zudem besteht bei der Energieeffizienz im Verbrauch noch ein enormes Potenzial.

Die GLP schlägt vor, dass Firmen, die Ihren Energieverbrauch in einer Strommangellage freiwillig reduzieren, entsprechend entschädigt werden.

Energieeffizienz steigern

Weiter muss man alte Gebäude besser isolieren, um ihre Energieeffizienz zu steigern. Energieintensive Technologien wie Klimaanlagen sollten nicht als allgemeine Lösung für die warmen Tage eingesetzt werden. Ein viel besserer, nachhaltiger Lösungsansatz sind beispielsweise zusätzliche Pflanzen, die Schatten spenden und begrünte Dächer, die Hitze absorbieren.

Schliesslich muss die Lösung aus einer klugen Kombination von verschiedenen Ansätzen bestehen. Während wir beim Energiesparen an die Vernunft und Eigenverantwortung jedes einzelnen appellieren, braucht es zusätzlich sinnvolle Anreize und die Umsetzungskraft der Wirtschaft. Es muss leichtfallen, das Richtige zu tun und es ist auch Aufgabe der Politik, Mechanismen zu schaffen, die dies ermöglichen.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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