Neues Luzerner Theater: «Viel Lärm um nichts»
Der überarbeitete Entwurf zeigt: Das neue Luzerner Theater soll sich besser in die Umgebung eingliedern. Ausserdem ist nun eine grosse Glasfront in Richtung Reuss geplant.
Geht es nach der Stadt, kann das neue Luzerner Theater Ende 2030 öffnen. Dann soll im grossen Saal das Stück «Much adoe about Nothing» von William Shakespeare aufgeführt werden – übersetzt bedeutet der Titel «Viel Lärm um nichts». Eine Anspielung auf die grosse Kontroverse, die der erste Entwurf der Ilg Santer Architekten Ende 2022 in Luzern auslöste – so viel ist klar.
Kritik gab es vor allem am Umgang mit der angrenzenden und denkmalgeschützten Jesuitenkirche. Kirchenobere und Bürger fürchteten, dass der Lichteinfall in die Kirche durch den Theaterneubau beeinträchtigt werde (zentralplus berichtete). Seit Sommer 2023 haben die Zürcher Architekten ihr Siegerprojekt «überall» daher überarbeitet – und einen zweiten Entwurf am Freitag an einer Medienkonferenz vorgestellt.
In die Überarbeitung seien Anregungen der Wettbewerbsjury, der Politik und der Bevölkerung eingeflossen, sagt Marcel Santer direkt zu Anfang. Der neue Entwurf würde sich im Stadtbild nun stärker zurücknehmen.
Abstand zur Jesuitenkirche nun grösser
Die drei Volumen des Komplexes, das alte Theater, der mittlere Saal und der grosse Saal, seien jetzt «harmonisch» abgestimmt. Der mittlere Gebäudeteil ist drei Meter tiefer, die Giebel wurden angepasst und der grosse Saal um vier Sitzreihen gekürzt. Durch die Kürzung ist der Abstand zur Jesuitenkirche drei Meter breiter – an der weitesten Stelle sind es 12,5 Meter.
Auch die Fassade wurde geöffnet. Neu gibt es Tore, die direkt vom grossen Saal auf die Bahnhofstrasse führen. Die mittlere Bühne hat ein gigantisches Panoramafenster und einen Balkon in Richtung Altstadt erhalten. In Richtung Theaterstrasse ist ein gläsernes Treppenhaus geplant, zum Hirschengraben ein Gebäudeteil für die Anlieferung.
Der Kern des Baus bleibt der grosse Saal. Die vier fehlenden Sitzreihen wurden durch Balkons ersetzt – dadurch würde sich die Akustik des Raumes verbessern, sagt Marcel Santer. Im ersten Entwurf rechneten die Verantwortlichen mit 600 Sitzplätzen – nun sind es je nach Bestuhlung zwischen 530 und 680 Sitzplätzen.
Im neuen Entwurf lässt sich der nach oben gestaffelte Saal ausserdem «per Knopfdruck» ebenerdig ausrichten und der Orchestergraben schliessen. Der Theatersaal kann dann für Veranstaltungen und externe Events genutzt werden, wobei die Besucher durch die Tore auf die Bahnhofstrasse treten können.
Theater will sich für Bevölkerung und Wirtschaft öffnen
Anja Meyer, Präsidentin der Stiftung Luzerner Theater, lobt besonders die Verwandelbarkeit der drei Säle. «Wir wissen nicht, was in 30 Jahren kommt. Wir brauchen ein Haus, das alles kann.» Der überarbeitete Entwurf garantiere einen ungestörten Theaterbetrieb mit effizienten Abläufen und gleichzeitig ein öffentlich zugängliches Haus.
Denn der Altbau soll in Zukunft von früh bis spät geöffnet sein – auch für Personen, die nicht ins Theater wollen. Dafür haben die Architekten ein mehrstöckiges Foyer geplant: im Erdgeschoss ohne Gastronomie, im ersten und zweiten Stock mit einer Bar und im Dachgeschoss mit einer Theaterkantine. «Das neue Luzerner Theater soll so einen niederschwelligen Zugang zu Kultur bieten», sagt Meyer.
Ausserdem will sich der Theaterbetrieb der Wirtschaft öffnen. Mit den drei Sälen, die sich verschieden nutzen lassen, könne das Theater mehr Anlässe ausrichten und neue Einnahmequellen erschliessen, erläutert die Stiftungspräsidentin. Im neuen Betriebskonzept rechnet das Theater mit einer Eigenfinanzierung von 35 Prozent im Jahr 2030 – heute sind es nur 16 Prozent (zentralplus berichtete).
Stadt und Kanton sind mit Überarbeitung sehr zufrieden
Stadt und Kanton sind mit dem neuen Entwurf zufrieden. «Der überarbeitete Wettbewerbsentwurf zeigt sich im Stadtbild insgesamt zurückhaltender und gewinnt mit dem grösseren Abstand zur Jesuitenkirche einen Teil des Freiraums des Theaterplatzes zurück», resümiert Stadtpräsident Beat Züsli (SP). Regierungsrat Armin Hartmann (SVP) spricht von einem «deutlichen Mehrwert».
Er wisse jedoch, dass bei der Abstimmung auch «kritisch eingestellte» Personen überzeugt werden müssen. Um ihnen Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde mit der Überarbeitung auch eine lichttechnische Studie und ein denkmalpflegerisches Gutachten in Auftrag gegeben. Sie würden zeigen, dass der Neubau die Belichtung der Jesuitenkirche nur «sehr geringfügig» beeinflusse, schreibt die Stadt.
Beat Züsli ist sich sicher: «Alle, die offen sind, die Stadt weiterzuentwickeln, können wir überzeugen.» So sieht es auch Pascal Hunkeler, der seit drei Jahren als Stadtarchitekt von Luzern waltet: «Der Entwurf fügt sich sehr gut ein. Er hat aber auch einen Anspruch auf Präsenz, ist ein Monument, ein Zeichen der Kultur.» Dass der alte Theaterbau erhalten bleibe, sei ausserdem nachhaltig.
Zweiter Entwurf des neuen Luzerner Theaters jetzt ausgestellt
Rund 130 Millionen Franken könnte der Bau des neuen Luzerner Theaters kosten, sagt Beat Züsli. So früh in der Planung sei das aber eine grobe Schätzung. Im Herbst soll der Projektierungskredit in den Grossen Stadtrat kommen, Anfang 2025 soll die Volksabstimmung dazu stattfinden. Drei Jahre später, also Anfang 2028, könnten die Bürger dann über den Kredit zum Bauen abstimmen.
Vom 17. Mai bis 5. Juli ist das überarbeitete Projekt in der Sala terrena des Am-Rhyn-Hauses ausgestellt. Hinter dem Neubau steht die Projektierungsgesellschaft Neues Luzerner Theater, der neben dem Kanton und der Stadt Luzern die Stiftung Luzerner Theater, das Luzerner Sinfonieorchester, Lucerne Festival sowie die Stiftung Neues Theaterhaus Luzern angehören. Ein Vertreter der freien Theater- und Tanzszene wirkt als Gast mit – die Federführung obliegt der Stadt.
- Medienmitteilung der Projektierungsgesellschaft
- Website des neuen Luzerner Theaters
- Teilnahme an der Medienkonferenz