Kampagne für Tunnelabstimmung aufgeschlüsselt

Ohne Tunnel setzt Zug 200’000 Franken in den Sand

Kürzlich hat die junge ALG in Zugs Zentrum gegen den geplanten Tunnel demonstriert. (Bild: zvg)

Bald befindet die Zuger Bevölkerung über die Umfahrungstunnel. Wenn sie zustimmt, erhält Zug zwei neue Röhren. Falls nicht, haben Stadt und Kanton Geld in eine Sackgasse gesteckt.

In einem Monat stimmen die Zuger über zwei Umfahrungstunnel mit Baukosten von einer Milliarde Franken ab. Sie sollen die Zentren von Zug und Unterägeri vom Verkehr entlasten, der Kantonsrat hat den Richtplan und Kredit bereits genehmigt (zentralplus berichtete). Gegner fürchten ein Jahrzehnt der Baustellen und bemängeln die Förderung des Autoverkehrs (zentralplus berichtete).

Für den Kanton und die Stadt Zug geht kein Weg am Tunnel vorbei. Der Tunnel sei in der Lage, das Verkehrschaos in der Stadt Zug langfristig zu lösen, argumentiert die Stadt. Durch die Entlastung sollen die Zentrumsstrassen fussgänger- und velofreundlich werden. Der Kanton Zug und die Stadt haben sich in der Abstimmungskampagne daher eingebracht.

So viel Geld hat der Kanton investiert

Mit Infoveranstaltungen, Flyern und Inseraten hat der Kanton mitgemischt. Mit einer Website, Infoständen, Plakaten und Give-aways die Stadt Zug. Das Bemühen ist nicht bei allen gut angekommen. ALG-Parlamentarier haben sowohl im Kantonsrat als auch im Grossen Gemeinderat angedeutet, die öffentliche Hand mische vor der Abstimmung zu stark mit (zentralplus berichtete).

Seit Kurzem liegen die Antworten beider Zuger Regierungen vor – der städtischen und der kantonalen. Darin schlüsseln die Exekutiven auf, welche Summen genau in die Kampagne geflossen sind. Und erläutern den Grund für ihr Engagement. Der Kanton allein hat bisher 113’809 Franken in die Informationsarbeit rund um die Umfahrungen Unterägeri und Zug gesteckt.

Weitere 15’000 bis 25’000 Franken seien für drei weitere Veranstaltungen geplant (zum Zeitpunkt der Beantwortung der Anfrage). Die insgesamt 130’000 Franken Ausgaben begründet der Regierungsrat mit Artikel 34 Absatz 2 der Bundesverfassung: Bei eigenen Abstimmungen hätten die Behörden eine «Informations- und Beratungsfunktion».

Kanton und Stadt: Wir haben ausgewogen informiert

Eine Einseitigkeit will sich die Kantonsregierung nicht unterstellen lassen. Die Abstimmungsunterlagen und Infoveranstaltungen gäben Pro- und Kontra-Argumenten Raum. Auch die Zuger Stadtregierung schreibt, Argumente der Befürworter und Gegner seien in ihre Arbeit eingeflossen.

Die Stadt stützt ihr Engagement in der kantonalen Abstimmung auf ihre Betroffenheit. «Die Behörden der durch einen kantonalen Entscheid so betroffenen Gemeinde dürfen ihre eigene Sichtweise darlegen», zitiert der Stadtrat einen Entscheid des Bundesgerichts. Die Stadt habe sich verhältnismässig eingebracht.

In Zahlen steht das Wort «verhältnismässig» für 60’000 Franken Ausgaben. Diese Summe hat der Stadtrat im September für die Infoarbeit zur Umfahrung gesprochen. Die Summe schlüsselt sich auf wie folgt:

Deutlich schreibt der Zuger Stadtrat seinen Wunsch: «Der Stadtrat hegt die Hoffnung, dass am 3. März 2024 dem jahrzehntelangen Ringen, das Verkehrsproblem in der Stadt Zug mit einem Stadttunnel zu lösen, ein Ende gesetzt werden kann.» Läuft alles nach Zeitplan, wird die Stadtzuger Umfahrung ab 2034 gebaut und ab 2041 genutzt.

Ergänzung: Nach Erscheinen des Artikels hat die Gemeinde Unterägeri eine Anfrage von zentralplus zeitverzögert beantwortet. Sie hat angegeben, 30'000 Franken für die Information der Bevölkerung ausgegeben zu haben.

Junge ALG geht auf die Barrikaden

Keinen Tunnel wird es geben, wenn es nach der Alternative – die Grünen geht. Vergangenen Samstag hat die Junge Alternative beim Gubelloch gegen den geplanten Stadtzuger Tunnel demonstriert. «Mit dem Stadttunnel wird unsere Zukunft wortwörtlich verbaut. Damit giessen wir veraltete Mobilitätskonzepte in Beton, geben enorme Geldsummen aus – und dies alles, ohne dass Alternativen geprüft wurden oder ein klarer Plan besteht», lässt sich Präsident Linus Heim in einer Mitteilung zitieren.

«Seit Jahrzehnten steht die Umfahrung zur Diskussion, und mehr als einmal wurde dem Stadttunnel an der Urne zugestimmt.»

Zuger Stadtrat

Ähnlich war die Stimmung auch im Jahr 2015, als ein Autotunnel für die Stadt Zug an der Urne durchfiel. Den Misserfolg erklärt der Stadtrat jüngst wie folgt: «Seit Jahrzehnten steht die Umfahrung zur Diskussion, und mehr als einmal wurde dem Stadttunnel an der Urne zugestimmt.» So etwa im Jahr 1985, im Jahr 1990 und im Jahr 2004 bei einer städtischen Abstimmung. Im Jahr 2015 sei der Tunnel zeitgleich zu einem tief greifenden Sparprogramm gescheitert (zentralplus berichtete).

Heute ist die finanzielle Situation des Kantons gut, die Meinungen zum Tunnel aber sind gespalten. Je näher die Abstimmung rückt, desto aufgeladener wird in Kommentarspalten und Leserbriefen debattiert. Wer vor der Abstimmung weitere Informationen sucht, findet auf zentralplus eine Reihe von Artikeln zu den Umfahrungen.

Verwendete Quellen
  • zentralplus Medienarchiv
  • Antwort des Regierungsrats auf eine Kleine Anfrage
  • Antwort des Stadtrats Zug auf eine Anfrage zum Engagement im Abstimmungskampf
  • Antwort des Stadtrats Zug auf eine Anfrage zu klaren Fakten
  • Aktuelle Informationen zu Abstimmung vom 3. März
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


15 Kommentare
  • Profilfoto von Erich Staub
    Erich Staub, 01.03.2024, 14:21 Uhr

    Und mit 2 Tunnels würden über 1 Milliarde in den Sand gesetzt. Freue mich auf schnellere und effizientere Lösungen. Im ersten Schritt, Tempo 30 im gesamten Siedlungsgebiet. Im zweiten Schritt, 12 autofreie Tage im Kanton Zug.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Jean-Luc Wilhelm
    Jean-Luc Wilhelm, 11.02.2024, 12:37 Uhr

    Der Zuger Stadttunnel würde zahlreiche, in seine Baulinie gebohrte Erdsonden einfach wegrasieren und zerstören. (Vgl. zumap.ch, bei der Suchfunktion «Erdwärme» eingeben und dann die Karte mit dem Tunnelplan vergleichen.) Die Erdsonden scheinen auf keinem Radar zu sein. Vergessen, ignoriert – man weiss es nicht.
    Es gibt Generationenprojekte und Schnapsideen. Circulago gehört zu ersteren. Danke dafür! Der Stadttunnel definitiv zu letzteren – und damit ab durch den Schredder.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von BW Zug
    BW Zug, 05.02.2024, 21:37 Uhr

    Viel lieber CHF 200’000 in den Sand setzen als 750 Mio. plus jährliche Mio. in den Tunnel stecken!

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Emmenegger ottoz
    Emmenegger ottoz, 04.02.2024, 08:54 Uhr

    Warum dieser Idiotische Tunneleingang beim Gubelloch? Der Tunnel müsste eigentlich geradeaus weitergehen bis zur Tangente im Norden!!!!

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Esther Ambühl
    Esther Ambühl, 02.02.2024, 20:59 Uhr

    Nachdem nun klar ist, dass die Regierung uns absichtlich verheimlicht hat, dass der Verkehr in den letzten 10 Jahren abgenommen hat (und somit nicht zunehmen wird – wie sie es uns an jeder Veranstaltung klar zu machen versuchen), sollte es auch den Unerschütterlichen klar sein, dass dieser Regierung nicht zu trauen ist.

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Esther Ambuehl
      Esther Ambuehl, 04.02.2024, 20:48 Uhr

      Mehr Verkehr? Von wegen: Jahr für Jahr fahren weniger Fahrzeuge durch die Stadt

      👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Mark
    Mark, 02.02.2024, 17:59 Uhr

    Sieht schlecht aus für die Durchbox-Politiker. Das Vertrauen der Bevölkerung scheint zu schwinden und das Tunnel-Projekt vielleicht bald begraben. Hoffentlich!

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 02.02.2024, 16:05 Uhr

    Ich werde diese Umfahrungen wohl nie gross nutzen, aber stimme dennoch dafür. Mehr moderne Strassen sind immer gut.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Erich Staub
    Erich Staub, 02.02.2024, 16:05 Uhr

    Mit Verkehrsplanung à la 1970 ist heute nichts mehr zu gewinnen. Nicht mal Abstimmungen. Zum Glück.

    👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Martin Himmelsbach
    Martin Himmelsbach, 02.02.2024, 12:34 Uhr

    Ohne verbindliches Projekt seitens der Stadt Zug zur Beruhigung des Verkehrs in der Innenstadt und dessen Verlagerung in den Tunnel fehlt mir der Glaube an dessen Nutzen. Ich mache dies u.a. daran fest, dass die Stadt eine 30er-Tafel aufstellen und eine Bushaltestelle sanieren will und einknickt, wenn dies drei Mitbürgern nicht passt – siehe https://www.zentralplus.ch/verkehr-mobilitaet/anwohner-der-zugerbergstrasse-reichen-beschwerde-ein-2615831/. Ähnliches gilt für die nicht aufgehobenen Parkplätze auf dem unteren Postplatz trotz vom Volk abgesegnetem Bebauungsplan.

    👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Chrigi Bucher
      Chrigi Bucher, 02.02.2024, 14:25 Uhr

      Genauso in Unterägeri. Zuerst mal Tunnel durchboxen und nachher «luegemer de mal», was man mit dem Hausverkehr und Einkaufsverkehr im Dorf anstellen könnte. Tempo 30 das gleiche Thema, ist man auch seit Jahrzehnten am verhindern. Zu was genau soll man ja sagen, man weiss schliesslich gar nicht, was am Ende dabei herauskommt. Mir graut’s bei diesen Akteuren.

      👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Zuger
    Zuger, 02.02.2024, 09:41 Uhr

    In der Stadt Zug und Unterägeri hat es aktuell (zu) viele Baustellen/Strassensperrungen, dies kurz vor der Abstimmung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Chrigi Bucher
    Chrigi Bucher, 02.02.2024, 08:52 Uhr

    Und was hat da obendrauf die Gemeinde Unterägeri selbst für die Pro Tunnelkampagne ausgegeben? Auch das wäre interessant Herr Kreibich/zentralplus. Hier geht’s nicht nur immer um den Stadttunnel, das was im Ägerital dazu gerade abläuft, ist auch nicht mehr normal.

    Hier wird vom Pro Kommittee auf allen Kanälen sämtliche Kontra-Stimmen mundtod gemacht. Der Gemeindepräsi himself geht «sein» riesiges Monsterplakat am Seebecken begutachten, wenns der Wind wieder von der Brüstung gelöst hat. Auf Social Media werden alle kritischen Stimmen proaktiv gelöscht! Eine Diskussion wird mit allen Mitteln unterdrückt und gewichtige politische Akteure machen munter mit. Von der Gemeinde Unterägeri werden Beiträge um Beiträge in Gratiszeitungen grossflächig abgedruckt, die ausschliesslich Pro-Argumente beinhalten. Soll das wirklich eine ausgewogene Kampagne sein?! Wo sind wir hier? In China? Nordkorea? Sie können sich’s aussuchen.

    Noch nicht lange her, haben im Ägerital so viele nach Freiheit für alle geschrieen, das gilt aber scheinbar nur fürs böse Impfen, aber nicht fürs Denken. Wäre schön, wenn sich diesem Thema auch mal jemand von den Medien annehmen würde. Denn mit einem Tunnel in Ägeri machen wir auch nichts besser, im Gegenteil.

    👍4Gefällt mir👏2Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Sowieso
    Sowieso, 02.02.2024, 07:46 Uhr

    Das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Zuger Stadttunnels ist absolut unterirdisch.

    👍9Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 02.02.2024, 07:05 Uhr

    Der Luzerner Stadtrat kann genausogut Steuergelder in den Sand setzen, was nur zB für das Theater herausgeschmissen wurde bevor es überhaupt bewilligt (Abstimmung) wurde.
    Auch der DGB wird wahrscheinlich ewig dauern und vom Bypass gar nicht zu reden.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔3Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon