Fragezeichen und Empörung

Viele Bäume gefällt – was geschieht in diesem Zuger Wald?

Städtlerwald bei Cham. (Bild: Facebook)

Am südlichen Ende des Städtlerwalds in Cham wurde eine grosse Fläche abgeholzt. Anwohner fragen sich, warum. Es zeigt sich: Machenschaften im Untergrund sind die Ursache.

Der Städtlerwald in Cham ist Zentrum von lokaler Empörung. Der Grund: An einer Stelle wurden zig Bäume gefällt. Das Naherholungsgebiet ist beliebt bei Spaziergängern, beherbergt einen Vita-Parcours und liegt im Norden der Zuger Gemeinde. zentralplus ist dem Mysterium nachgegangen.

Eine Facebook-Gruppe spekuliert

Eine Spaziergängerin entdeckte vor einigen Tagen, dass am südlichen Ende des Städtlerwalds eine beachtliche Fläche von Bäumen befreit wurde. Vom Städtliweg aus, einer nahen Strasse, machte sie ein Foto und stellte dies in eine lokale Facebook-Gruppe. Sie wollte wissen, weshalb der Fauna so zugesetzt worden war.

Förster rodeten bei der rot markierten Stelle einen Teil des Städtliwaldes. Neben dem Wald liegt die Städtlistrasse. (Bild: Google Maps)

In kurzer Zeit sammelten sich die Kommentare. Darunter sind Stimmen, die ob der abgesägten Bäume Trauer bekunden. Andere ärgern sich über die desolate Verfassung des Naherholungsgebiets. Der Wald sei «seit längerem in einem traurigen, wenn nicht sogar verwahrlosten Zustand». Doch die Mehrheit der Kommentare diskutiert eine These. Sie lautet: Wurde der Wald geholzt, um einem Tunnel-Notausstieg Platz zu machen? Wie sich zeigt, treffen die Spekulationen ins Schwarze.

Die Umfahrung ist schuld

Florian Weber, Baudirektor des Kantons Zug, kann den Schleier des Ungewissen lüften. Gegenüber zentralplus bestätigt er, dass die partielle Rodung tatsächlich im Zusammenhang mit einem Tunnelbau steht. Dieser gehört zur geplanten Umfahrungsstrasse Cham–Hünenberg. Der Tunnel dafür führt unter dem Städtlerwald durch und werde in der Mitte einen Notausstieg erhalten, welcher zwischen Städtlerwald und Städtlistrasse an die Oberfläche kommt. Der Sicherheitsstollen benötigt eine Baugrube. Der Kanton rodete den Wald, damit diese Baugrube errichtet werden könne, so Weber.

Verlauf der geplanten Umfahrungsstrasse Cham–Hünenberg. (Bild: ZVG)

Die Umfahrungsstrasse soll Mitte 2027 fertig sein. Mit einer Länge von fünfeinhalb Kilometern ist geplant, dass die neue Kantonsstrasse um Cham herum führt und damit das Zentrum der Gemeinde entlastet. Der dazugehörige Tunnel unter dem Städtlerwald ist 543 Meter lang geplant. Der grösste Teil des Tunnels wird in Arbeit untertags erstellt. Ende Februar wurden die Vorbereitungen für die bauliche Tätigkeit abgeschlossen. Nebst dem Tunnelbau sollen diesen April auch die Arbeiten an der übrigen Strecke beginnen. Der Kanton rechnet für die neue Strasse mit Kosten von 247,2 Millionen Franken (zentralplus berichtete).

Käfer und Pilze setzen dem Wald zu

Die Chamerinnen und Chamer machen sich derweil grundsätzlich Sorgen um den Wald. Der kränkliche Zustand des Städtliwalds ist dem Amt für Wald und Wild des Kantons Zug bewusst, heisst es auf Anfrage. Martin Ziegler, Amtsleiter, bestätigt, dass dort in den letzten Jahren viele Bäume abgestorben sind. Grund dafür seien Borkenkäfer, das Eschentriebsterben und Stürme. «Kranke und instabile Bäume wurden aus Sicherheitsgründen entfernt», sagt Ziegler. Wo der Wald selbst nicht nachwächst, werde der Kanton aber standortgerechte Arten anpflanzen.

Der Kanton forstet auch die 1090 Quadratmeter grosse Fläche, die jetzt für den Tunnelbau gerodet wurde, wieder auf. Im Winter 2026/2027 soll das geschehen, versichert Florian Weber, Baudirektor Kanton Zug. Geht es also nach dem Plan des Zuger Kantons, wird der Städtliwald spätestens im Frühling in drei Jahren wieder in voller Pracht grünen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Florian Weber, Baudirektor Kanton Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Martin Ziegler, Amtsleiter des Amts für Wald und Wild Kanton Zug
  • Beitrag auf Facebook
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