Langjähriger Investor denkt nicht ans Aufgeben

Bernhard Alpstaeg kämpft weiter – der FCL gibt sich unbeirrt

Bernhard Alpstaeg bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im März 2023 an der Medienkonferenz im Hotel Schweizerhof. (Bild: jdi)

Mit dem Erhalt der Super-League-Lizenz für die kommende Saison ist der FC Luzern angenehm in die Woche gestartet. Derweil schwelt der Streit um die Macht im Verein weiter. Bernhard Alpstaeg gibt sich kämpferisch.

Das lange Bangen um die Super-League-Lizenz des FC Luzern hat am 1. Mai ein Ende genommen. In Luzern wird also auch nächste Saison Profifussball gespielt (zentralplus berichtete). Damit ist klar: Die Versuche des langjährigen Geldgebers Bernhard Alpstaeg, den «Lizenzierungsprozess des Klubs zu torpedieren», wie der FCL ihm damals vorwarf, sind gescheitert.

Ein Rückblick: Typischerweise unterschreiben Stadionbesitzer ein Dokument, das dem dort heimischen Fussballverein das Recht auf Nutzung des Stadions garantiert. Dieses Dokument wird dem Lizenzgesuch beigelegt. Doch Bernhard Alpstaeg, dem die Swissporarena, die Heimstätte des FCL, gehört, verweigerte seine Unterschrift (zentralplus berichtete). Und ging sogar noch weiter: In einem Schreiben an die Swiss Football League (SFL) soll Alpstaeg die Drohung ausgesprochen haben, den FCL aus dem Stadion zu werfen (zentralplus berichtete). Sein Sprecher Sacha Wigdorovits bestritt dies, wurde dann aber von zentralplus als Wortklauber entlarvt.

«Herr Alpstaeg ist natürlich nicht unglücklich darüber, dass der FCL die Lizenz erhalten hat.»

Sacha Wigdorovits, Mediensprecher Bernhard Alpstaegs

Schliesslich reichte der FC Luzern das Lizenzgesuch ohne Unterschrift Alpstaegs und stattdessen mit dem nach wie vor gültigen Mietvertrag für die Swissporarena ein (zentralpus berichtete). Mit Erfolg, wie der positive Bescheid vom Montag gezeigt hat. Denn nebst einem Stadion konnte der FCL der SFL auch eine finanzielle Garantie über fünf Millionen Franken vorlegen. Übernommen hat die aber nicht etwa Bernhard Alpstaeg, sondern Verwaltungsratsmitglied und Aktionär Josef Bieri (zentralplus berichtete). Es stellt sich nun die Frage: Braucht der FC Luzern Bernhard Alpstaeg überhaupt noch?

Alpstaeg freut sich über Lizenzerhalt

«Herr Alpstaeg ist natürlich nicht unglücklich darüber, dass der FCL die Lizenz erhalten hat, ohne dass er schon wieder investieren musste», sagt Sprecher Sacha Wigdorovits auf Anfrage von zentralplus. Schliesslich habe der 77-Jährige schon im März zugesichert, dass der Verein nächste Saison in seinem Stadion spielen dürfe. Diese Zusicherung als gutmütige Geste zu verkaufen, dürfte derweil schwerfallen. Der FCL wäre selbst über den juristischen Weg kaum aus dem Stadion zu verbannen (zentralplus berichtete). Auch, weil die Stadt Luzern ihm in diesem Fall wohl das Stadion wegnehmen würde (zentralplus berichtete).

In Sachen Stadion scheint der FCL also nur bedingt auf Alpstaeg angewiesen zu sein. Und finanziell hat es offensichtlich auch ohne seine Millionen für den Erhalt einer Super-League-Lizenz gereicht. Fairerweise muss erwähnt werden, dass der selbsternannte Patron des FC Luzern aufgrund der mehr als nur verhärteten Fronten und seiner Aussagen wohl nicht gefragt worden ist, ob er sich an der Garantie von fünf Millionen Franken beteiligen wolle. Das vermutet auch Sacha Wigdorovits.

Vom stillen Geldgeber zum kritischen Bilanzprüfer

Dem war nicht immer so. In den vergangenen Jahren hat sich Bernhard Alpstaeg stets kommentarlos am Ausgleich des jährlichen strukturellen Defizits beteiligt. 2021 stopften er und Josef Bieri die Löcher in den Kassen des FC Luzern und schossen 6,6 Millionen Franken ein. Wieso sind die roten Zahlen nun plötzlich zum roten Tuch geworden?

«Der Erfolg des FCL basiert auf den Strukturen, welche die früheren Präsidenten Walter Stierli und Philipp Studhalter geschaffen haben.»

Sacha Wigdorovits, Mediensprecher Bernhard Alpstaegs

Wigdorovits erklärt: «Herrn Alpstaeg ist im Sommer 2022 zugetragen worden, es gebe Anzeichen, dass beim FCL in jüngster Vergangenheit nicht sauber gewirtschaftet worden sei.» Das habe ihn auf den Plan gerufen. Alpstaeg habe daraufhin verlangt, dass ein externer Experte die Zahlen des FCL durchleuchtet und überprüft. Der FCL-Verwaltungsrat habe ihm dies verweigert – was letztlich zum Streit geführt habe, der bis heute andauert.

Im Anfang war die fehlende Demut – oder doch nicht?

Einer Medienmitteilung des FCL vom Oktober 2022 ist zu entnehmen, dass sich dies anders zugetragen haben könnte. Der Verwaltungsrat soll Alpstaeg eine solche Prüfung durch einen externen Finanzexperten angeboten haben, worauf Alpstaeg offenbar nicht eingegangen ist.

«Mit einem Abgang von Herrn Alpstaeg ist nicht im Geringsten zu rechnen.»

Sacha Wigdorovits, Mediensprecher Bernhard Alpstaegs

Ebenso widersprüchlich ist die Neuinterpretation der Streitursache zwischen Alpstaeg und dem FCL-Verwaltungsrat. Im explosiven «Blick»-Interview vom Oktober 2022 bemängelte Alpstaeg noch das Fehlen von Demut, Tüchtigkeit und Führungsqualitäten im FCL-Verwaltungsrat rund um Präsident Stefan Wolf. Auch die Arbeit des seit 2017 amtierenden Sportchefs Remo Meyer bewertete Alpstaeg als ungenügend – und störte sich zudem an dessen «Zopf»-Frisur (zentralplus berichtete).

«Das ist immerhin etwas»

Remo Meyer steht nach wie vor nicht allzu hoch im Kurs Bernhard Alpstaegs. Einzig die Verpflichtung des aktuellen FCL-Trainers Mario Frick schreibt er ihm als Erfolg zu, sagt Mediensprecher Wigdorovits. Frick sei es denn auch, der die Integration der vielen jungen FCL-Nachwuchsspieler in die erste Mannschaft vorangetrieben und erfolgreich umgesetzt habe. Darüber freue sich Alpstaeg – schliesslich sei er in erster Linie FCL-Fan, so Wigdorovits.

«Die jetzige Klubführung hat das, was bereits da war, nicht zerschlagen. Das ist immerhin etwas.»

Sacha Wigdorovits, Mediensprecher Bernhard Alpstaegs

Die aktuellen sportlichen Höhenflüge des FCL – er rangiert auf Platz 3 und wird schweizweit für die exzellente Nachwuchsarbeit gelobt – seien denn auch nicht das Verdienst der aktuellen Klubführung, erklärt Wigdorovits. «Der Erfolg basiert vielmehr auf den Strukturen, welche die früheren Präsidenten Walter Stierli und Philipp Studhalter geschaffen haben. Nun ernten Wolf und Meyer die Früchte der Arbeit ihrer Vorgänger.» Und weiter: «Die jetzige Klubführung hat das, was bereits da war, nicht zerschlagen, sondern den Wert davon erkannt. Das ist immerhin etwas.»

Kein Ende in Sicht

Solch markante Aussagen, die Sacha Wigdorovits im Namen seines Auftraggebers Bernhard Alpstaeg in die Öffentlichkeit hinausträgt, sind rar geworden. Auf den über die Medien ausgetragenen, vorläufigen Höhepunkt des FCL-Machtkampfs im März (zentralplus berichtete) folgte eine fast schon unheimliche Stille. Doch wer glaubt, dass Bernhard Alpstaeg mit dem Aufgeben liebäugelt, irrt gewaltig. «Mit einem Abgang von Herrn Alpstaeg ist nicht im Geringsten zu rechnen», versichert Wigdorovits. Nach der «verletzenden Demütigung» an der GV vom Dezember 2022 (zentralplus berichtete) und im Wissen darum, dass ihm die Aktienmehrheit von 52 Prozent zustehe, erst recht nicht. Die Luzerner Gerichte befassen sich derzeit mit mehr als zehn Klagen – einigen davon sprechen Expertinnen aber nur minime Chancen zu (zentralplus berichtete).

«Der FC Luzern beschäftigt sich nicht mit den haltlosen Aussagen des Beraters von Bernhard Alpstaeg.»

Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern

Doch steht Bernhard Alpstaeg im ewigen Machtkampf ziemlich alleine da. Die Fans haben sich mit etlichen, kreativen Aktionen immer wieder hinter die aktuelle FCL-Führung und gegen Alpstaeg gestellt. Viele Fans hätten sich vom Verwaltungsrat blenden und aufwiegeln lassen, ist Wigdorovits überzeugt. Doch einer hält wacker zu Bernhard Alpstaeg: FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli. Er, der Bernhard Alpstaeg seine Aktien nach seinem Abgang als FCL-Präsident verkauft hatte – was gemäss FCL-Klubführung «mutmasslich strafrechtlich relevant» war und zu einer Strafanzeige gegen Alpstaeg führte (zentralplus berichtete).

FCL konzentriert sich auf Meisterschaftsendspurt

Mit den alten und neuen Vorwürfen Bernhard Alpstaegs konfrontierte zentralplus den FCL. Doch dieser scheint nicht auf Streit aus zu sein. Der Klub nehme die verschiedenen Aussagen von Sacha Wigdorovits zur Kenntnis, werde aber nicht weiter auf diese eingehen. «Der gesamte FC Luzern konzentriert sich nun mit aller Kraft auf einen erfolgreichen Meisterschaftsendspurt und nicht darauf, sich einmal mehr mit haltlosen Aussagen des Beraters von Bernhard Alpstaeg zu beschäftigen.» Der Endspurt geht am Sonntag in die nächste Runde. Gegen den FC Lugano duelliert sich der FC Luzern um den zweiten Tabellenplatz.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Sacha Wigdorovits, Mediensprecher Bernhard Alpstaegs
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
  • Medienmitteilung des FC Luzern vom 31. Oktober 2022
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