Alpstaeg drohte, Stadion-Mietvertrag zu künden

Was passieren müsste, damit der FCL aus dem Stadion flöge

Wie steht es um die juristischen Chancen Alpstaegs, den FCL aus dem Stadion zu werfen? Antwort darauf hat Rechtsanwältin Christina Zimmerli. (Bild: Sven Thomann/Blick/freshfocus/zvg)

Bernhard Alpstaeg drohte unlängst mit der Kündigung des Stadion-Mietvertrags. Rechtsanwältin Christina Zimmerli erklärt, wie realistisch ein Rauswurf des FCL aus Alpstaegs Swissporarena wäre.

Im Kampf um die Macht im FC Luzern sind sich Bernhard Alpstaeg und sein ständiger Begleiter Sacha Wigdorovits für nichts zu schade. Jüngstes Beispiel: An der Pressekonferenz vom letzten Dienstag holte das Duo zum Rundumschlag aus. Alpstaegs Anwälte hatten die FCL-Verwaltungsräte mit nicht weniger als fünf Klagen eingedeckt (zentralplus berichtete). Deren Erfolgschancen dürften gemäss Franca Contratto, Professorin für Wirtschaftsrecht an der Universität Luzern, minim sein (zentralplus berichtete).

Doch Alpstaeg und Wigdorovits schrecken auch nicht davor zurück, dem FCL selbst substanziellen Schaden zuzufügen. Oder zumindest damit zu drohen. Seit Anfang Februar bangt der Super-Ligist um das Gastrecht in der Swissporarena (zentralplus berichtete).

«Die Stadt Luzern wird Bernhard Alpstaeg zum jetzigen Zeitpunkt nicht auffordern, diese Unterschrift nachzureichen.»

Beat Züsli, Luzerner Stadtpräsident

Bis heute fehlt im entsprechenden Dokument Bernhard Alpstaegs Unterschrift. Zuletzt drohte der FCL-Aktionär gar mit der Kündigung des Mietvertrags (zentralplus berichtete). Selbst die äusserst zurückhaltend agierende Stadt Luzern, die Alpstaeg das Stadion-Grundstück im Baurecht abgegeben hatte, sah sich genötigt, öffentlichkeitswirksam in den Konflikt einzugreifen (zentralplus berichtete). Derweil fragten sich die Fans, ob ihr FCL bald wieder im Stadion Gersag, der Heimstätte des FC Emmenbrücke, spielen muss (zentralplus berichtete).

Stadtpräsident Züsli sieht vorderhand keinen Handlungsbedarf

Um die Lizenz für die nächste Super-League-Saison zu erhalten, braucht der FCL ein den Anforderungen der Swiss Football League (SFL) entsprechendes Stadion. Das Lizenzgesuch wurde mittlerweile ohne Unterschrift Alpstaegs eingereicht. Stattdessen legte der FCL den bis 2029 gültigen Mietvertrag bei (zentralplus berichtete). Am 1. Mai wird die SFL bekanntgeben, ob der FCL die Super-League-Lizenz erstinstanzlich erhält.

«Mit einem raschen ‹Rauswurf› ist nicht zu rechnen.»

Christina Zimmerli, Fachanwältin für Bau- und Immobilienrecht

Weil unklar ist, ob die Unterschrift Alpstaegs für die Lizenz zusätzlich zum Mietvertrag nötig wäre, sieht Stadtpräsident Beat Züsli vorderhand keinen Handlungsbedarf. «Die Stadt Luzern wird Bernhard Alpstaeg zum jetzigen Zeitpunkt nicht auffordern, diese Unterschrift nachzureichen», sagt Züsli gegenüber zentralplus. Gleichzeitig betont er: «Die Stadt Luzern wird dann aktiv, wenn Bernhard Alpstaeg durch die Nichteinhaltung von Verträgen einen Super-League-Spielbetrieb verunmöglicht.» Und fügt an: «Im nicht erhofften, schlimmstmöglichen Fall träte die Heimfallregelung gemäss Baurechtsvertrag in Kraft.»

Tatsächlich scheint dieser Fall unwahrscheinlicher als auch schon. An der Pressekonferenz im Hotel Schweizerhof hat Alpstaeg via seinen Mediensprecher Sacha Wigdorovits versprechen lassen, von einer Kündigung des Mietvertrags abzusehen. Doch öffentlich getätigte Äusserungen, so macht es den Anschein, sind für Alpstaeg und Wigdorovits nur bedingt bindend (zentralplus berichtete).

Wie wahrscheinlich wäre ein Rauswurf?

Darum will zentralplus von Christina Zimmerli wissen, wie es um die juristischen Chancen Alpstaegs steht, den FCL aus dem Stadion zu werfen. Die Fachanwältin für Bau- und Immobilienrecht äussert sich zu einer möglichen Mietvertragskündigung wie folgt: «Sollte der FCL tatsächlich einen befristeten Mietvertrag bis 2029 abgeschlossen haben, wäre eine vorzeitige Kündigung nur möglich, wenn ein ausserordentlicher Kündigungsgrund vorliegen würde.» Als ausserordentlicher Kündigungsgrund gelten beispielsweise Zahlungsrückstand oder eine Verletzung der Sorgfaltspflicht durch den Mieter.

«Sollte hingegen eine ordentliche Kündigungsmöglichkeit bestehen, könnte die Kündigung vonseiten des FCL wegen Missbrauchs angefochten und eine Erstreckung des Mietverhältnisses beantragt werden. In beiden Fällen ist folglich nicht mit einem raschen ‹Rauswurf› zu rechnen», so Zimmerli weiter.

Superprovisorische Massnahme bei Dringlichkeit

Ein weiteres Rechtsmittel, das in besonders dringlichen Fällen zum Zuge komme, sei die superprovisorische Massnahme, erklärt Christina Zimmerli. «Solche superprovisorischen Massnahmen sind unter anderem möglich, wenn glaubhaft gemacht werden kann, dass die Verletzung eines zustehenden Anspruchs zu befürchten ist, aus der Verletzung ein nicht leicht wieder gutzumachender Nachteil droht, eine besondere zeitliche Dringlichkeit besteht und die Massnahme verhältnismässig ist.»

«Es ist wahrscheinlich, dass die Voraussetzungen für einen vorzeitigen Heimfall gegeben sind, sollte Herr Alpstaeg den Mietvertrag mit dem FCL künden.»

Christina Zimmerli, Fachanwältin für Bau- und Immobilienrecht

In diesem Fall könne das zuständige Gericht eine Kündigung des Mietvertrags verbieten. Ohne genaue Kenntnisse der Verträge sei aber nicht beurteilbar, ob die Bedingungen für eine superprovisorische Massnahme im Falle einer drohenden Mietvertragskündigung durch Alpstaeg erfüllt wären.

Heimfall als Worst-Case-Szenario

Apropos drohen: Immer wieder spricht Stadtpräsident Züsli vom Heimfall der Swissporarena, zu dem es im Worst Case kommen könnte. Die Kurzversion: Das Stadion ginge ins Eigentum der Grundeigentümerin, also der Stadt Luzern, über. Bernhard Alpstaeg hingegen müsste sich mit einer monetären Entschädigung zufriedengeben. Fachanwältin Zimmerli ergänzt: «Der Grundeigentümer kann einen Heimfall herbeiführen, wenn der Berechtigte in grober Weise sein dingliches Recht überschreitet oder vertragliche Verpflichtungen verletzt.»

Das Heimfallrecht könne nur ausgeübt werden, wenn für das heimfallende Bauwerk, also die Swissporarena, eine angemessene Entschädigung geleistet werde. Bei der Bemessung der Entschädigung könne das schuldhafte Verhalten des Bauberechtigten, also Bernhard Alpstaeg, als Herabsetzungsgrund berücksichtigt werden, so Zimmerli.

Klar ist: Die Stadt Luzern müsste bei einem Heimfall der Swissporarena viel Geld in die Hand nehmen. Die Kosten für den Bau des Stadions betrugen damals 80 Millionen Franken. Das wären immerhin zehn Prozent des städtischen Jahresbudgets 2023 (zentralplus berichtete). Wohl auch deshalb spricht Züsli vom Worst-Case-Szenario.

Die Prognose der Fachanwältin

Dass Fachanwältin Zimmerli sich ohne Kenntnis des Baurechtsvertrags nicht auf eine abschliessende Beurteilung des konkreten Falls einlassen möchte, versteht sich von selbst. Trotzdem wagt sie eine Prognose: «Es ist wahrscheinlich, dass die Voraussetzungen für einen vorzeitigen Heimfall gegeben sind, sollte Herr Alpstaeg den Mietvertrag mit dem FCL künden.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Rechtsanwältin Christina Zimmerli
  • Schriftlicher Austausch mit dem Luzerner Stadtpräsidenten Beat Züsli
  • Website der Swiss Football League (SFL)

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12 Kommentare
  • Profilfoto von Rudolf Schweizer
    Rudolf Schweizer, 28.03.2023, 08:00 Uhr

    Am besten verschenkt Herr Alpstäg das Stadion an die Stadt Luzern. So kann er sich besser auf sein wirkliches Geschäft konzentrieren, denn es kann leicht sein das er noch mehrere Millionen wegen des Fussballs in den Sand setzt, das Geld braucht er für seine Firma und nicht für Chaoten rund um das Stadion und schon gar nicht für ein Hochrisiko Geschäft wie es der Fussball wie auch die Bankenwelt geworden ist.

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    Kevin, 27.03.2023, 18:16 Uhr

    Aus Insider erfahren, dass Gerr Alpstäg rein unternehmerisch zu den anfangs leider öffentlich ausgetragenen Kritiken zu Herren Wolf und Meier nicht unbegründet sind!
    Dies weiss die Öffentlichkeit sowie Fangruppen nicht.
    Es wäre an der Zeit für den FCL und Alle das Beste, wenn Herr Wolf zugunsten des FCL zurück tritt, um wieder in die Ursache des Konfliktes zu gehen.

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    Farmer, 26.03.2023, 00:15 Uhr

    Ich weiss nicht warum alle auf Alpsteag rum hacken der dubiose ist Walter Stierli der sogenannte Ehrenpräsident hat mit seiner Gier den FCL in die Krise gestürzt. Der wo immer betont hat das er blau weiß ist kennt diese Farben nur von den Geldscheinen alles andere ist Geplapper. Ich hoffe. dass er auch noch zur Rechenschaft gezogen wird.

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    Sim Framiger, 25.03.2023, 18:47 Uhr

    Warum klärt Zentralplus nie, wer die Anwaltskosten von Wolf zahlt. Warum kommt man nie zurück auf die verschiedenen misslungen Transfers von Meier.

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      Redaktion zentralplus, 25.03.2023, 19:02 Uhr

      Danke für den Artikelwunsch. Möglichmacherinnen von zentralplus können gerne konkrete Vorschläge machen, welche Themen wir umsetzen sollen. Nutzt dazu einfach das Formular am Ende der Artikel. Noch kein Möglichmacher? Mehr dazu gibt es hier und auch, warum es diese Unterstützung braucht.

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    Andreas Zemp, 25.03.2023, 18:24 Uhr

    Und wie würde die Stadt den Heimfall finanzieren? Nicht Mal zwei Monate ist der budgetlose Zustand her und schön wollen gewisse Leute Mal eben für 80 Mio ein Stadion posten? Ohne Rücknahme der Steuersenkung wäre das kaum zum stemmen. Wäre interessant zu sehen wie man das den Stimmberechtigten erklärt.

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    Knorrli, 25.03.2023, 17:17 Uhr

    Ich bin kein Fan von Alpstaeg und auch nicht vom FCL.
    Auch bin ich der Meinung, dass die Aktien besser hätten verteilt werden sollen. Es ist jetzt aber halt so, der Alpstaeg bringt die Kohle und dies bis anhin nicht zu knapp.
    Wie sagt man so schön, beisse nicht die Hand die dich füttert.
    Andernorts werden die Führungskräfte auch ausgetauscht, wenn sie nicht wirtschaften können oder die Leistung nicht bringen.
    Sportlich und finanziell gesehen wäre es ja nur zum Vorteil für den FCL, wenn der Wolf und der Meier den Hut nehmen würden.

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    Arthur Balzarini, 25.03.2023, 15:05 Uhr

    dan hätten wir endlich wieder unsere Allmend zurück

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    M. Moser, 25.03.2023, 12:54 Uhr

    Hoffentlich treffen Frau Zimmerlis Worte bei Herr Alpstaeg auf offene Ohren. Eine einseitige Kündigung durch Herrn Alpstaeg wäre dann wirklich einen Grund die Heimfall Klausel wieder ins Gespräch zu bringen. Jetzt liegt es an Herrn Züsli eine «Duftmarke» zu setzen… Ein Wischiwaschi bringt bei Herrn Alpstaeg nichts, der Herr braucht eine klare Ansage von seitens der Stadt.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 25.03.2023, 15:59 Uhr

      Beat Züsli hat das zum Glück schon klar gemacht. Herr Alpstaeg kennt die Ausgangslage.

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      • Profilfoto von Sim Framiger
        Sim Framiger, 25.03.2023, 18:40 Uhr

        Duftmarke…? Züsli kann im Moment überhaupt gar nichts bewegen, er hat keinen Grund keine Handhabe und schon gar kene rechtliche Mittel, es würde Alpstaeg höchstens ein müdes Lächeln abringen.

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        • Profilfoto von M. Moser
          M. Moser, 25.03.2023, 21:30 Uhr

          Er kann durchaus etwas bewegen in dem er Herrn Alpstaeg signalisiert das die Stadt auf der Heimfallklausel beharrt und gleichzeitig auch dann rechtliche Schritte einleitet. Da kann sein «Pressesprecher» noch so viel Nebelkerzen und Nebenkriegsschauplätze eröffnen. Es gibt Menschen die glauben erst, wenn sie vor Tatsachen gestellt werden. Herr Alpstaeg ist so ein Mensch.

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