FCL-Verwaltungsrat kontert Bernhard Alpstaegs Vorwürfe
Auf den Rundumschlag Bernhard Alpstaegs folgte am Mittwoch die Antwort des FCL-Verwaltungsrats. Derweil scheitern der Stadtpräsident und eine Friedensrichterin beim Versuch, zwischen den beiden Parteien zu vermitteln.
Nachdem Sacha Wigdorovits im Namen von Bernhard Alpstaeg am Dienstag die nationale Presse ins noble Hotel Schweizerhof geladen hatte, folgte für den Mittwochmorgen die Einladung des FCL-Verwaltungsrats ins Mediencenter der Swissporarena.
Der Raum kann mit dem Charme des Konferenzraums im Schweizerhof nicht mithalten, das Mineralwasser desselben lokalen Abfüllers wurde in der Pet- statt der Glasflasche gereicht und gratis Kräuterbonbons gab es auch keine. Dafür gingen die Punkte für die sachliche Rhetorik an den FCL-Verwaltungsrat, nachdem Sacha Wigdorovits am Tag zuvor einen teils rüpelhaften Ton angeschlagen hatte.
Stefan Wolf sagt «Nein, Nein, Nein»
In Alpstaegs Swissporarena kam FCL-Präsident Stefan Wolf als Erster zu Wort. Er überraschte, indem er Alpstaeg, der dem Verwaltungsrat vorwarf, immer und zu allem Nein zu sagen, beipflichtete. «Es stimmt. Wir sagen Nein zum Wegschauen bei Vorfällen der Vergangenheit», begann er seine Aufzählung – und meinte damit den mutmasslich unrechtmässigen Aktienkauf Alpstaegs, der ihm zu einer 52-Prozent-Mehrheit verholfen hatte. 25 Prozent der Aktien Alpstaegs, die er unter unklaren Umständen von Walter Stierli übernommen hatte, sind seit der GV im Dezember 2022 blockiert (zentralplus berichtete). Vorständin und Juristin Ursula Engelberger-Koller beteuerte am Mittwochmorgen erneut, dass die damals als «Coup» beschriebene Aktien-Wegnahme rechtens gewesen sei. Die Friedensrichterin sollte sich im späteren Verlauf des Tages mit dieser Angelegenheit befassen.
«Ich könnte meine Aktien genauso gut die Reuss hinunterfliessen lassen.»
Josef Bieri, FCL-Vizepräsident
Nein sagte der Verwaltungsrat auch zu den Einmischungen Alpstaegs ins operative Geschäft. Ebendiese Einmischung war der Auslöser für den Streit zwischen der FCL-Führung und dem aktuellen Minderheitsaktionär. Im Herbst 2022 äusserte sich Letzterer öffentlich und diffamierte nicht nur Sportchef Remo Meyer, sondern auch Stefan Wolf. Wie Vize-Präsident Josef Bieri anfügte, hatte diese Einmischung verhindert, dass Bieri rund 38 Prozent seiner Aktien an mehrere lokal verankerte Geldgeber verkaufen konnte – was dem FCL frisches Kapital im Umfang von 4.2 Millionen Franken eingebracht hätte. Die aktuelle Situation mache einen Verkauf undenkbar, sagte Bieri. «Ich könnte meine Aktien genauso gut die Reuss hinunterfliessen lassen.»
FC Luzern sei kein Sanierungsfall
Stefan Wolf schloss seine Ansprache mit der positiven Bilanz des FC Luzern in allen Bereichen des Vereins: Vom Nachwuchs bis zum Frauenteam, von der IT bis zum HR, von den Finanzen inklusive der Garantie über fünf Millionen, die Bieri dem FCL gab, bis zum Zuschaueraufmarsch in Alpstaegs Swissporarena laufe alles wie am Schnürchen. Anders als Alpstaeg an seiner Pressekonferenz behauptet habe, sei der FCL daher ganz und gar kein Sanierungsfall.
Wolf stimmte aber zu, dass der FCL strukturell defizitär sei – genauso wie der Rest der Liga es sei. Mit Ausnahme von YB, die in der Champions League viel Geld erwirtschaften konnten, und dem FC St. Gallen, der in den letzten fünf Jahren den Zuschauerschnitt von 12'500 auf 17'500 erhöhen konnte – was im Schweizer Fussball nebst Europapokal-Kampagnen und Transfererlösen die effektivste Möglichkeit ist, um an Geld zu kommen. Das strukturelle Defizit wolle der FCL langfristig beseitigen, sagte Wolf weiter. Doch dafür seien Zeit, Kontinuität und Ruhe im Club vonnöten. Umstände, die im vielzitierten Vorbildclub St. Gallen herrschten, wie Bieri betonte.
Ursula Engelberger-Koller, FCL-Verwaltungsrätin«Mit einem Gerichtsentscheid ist frühestens im nächsten Jahr zu rechnen.»
Alpstaeg wirft der Clubführung auch vor, sich am FCL zu bereichern. Ursula Engelberger-Koller, die Juristin im FCL-Verwaltungsrat, stellte klar: «Wir verdienen 900 Franken im Monat.» Es gehe ihr und ihren Kollegen ohnehin nicht ums Geld. Vielmehr setzten sie sich mit Herzblut für den Verein ein. Bieri doppelte nach: «Die Anwaltskosten trage ich zum allergrössten Teil persönlich.»
Zehn Klagen gegen Führung
Engelberger-Koller äusserte sich in der Folge zu den zahlreichen Klagen, die Alpstaegs Anwälte gegen sie und ihre Kollegen eingereicht hatten. Zehn seien es an der Zahl – und alle hätten sie lediglich zum Ziel, den FCL-Verwaltungsrat einzuschüchtern. Dass insbesondere die Verantwortlichkeitsklagen Alpstaegs kaum Chancen haben dürften, kristallisierte sich denn auch aus einem Gespräch zwischen zentralplus und Franca Contratto, Professorin für Wirtschaftsrecht, heraus (zentralplus berichtete).
Hand und Fuss habe hingegen die strafrechtliche Klage des FCL gegen Bernhard Alpstaeg, sagte Engelberger-Koller weiter. Der FCL hatte diese im Nachgang der denkwürdigen GV Ende Dezember 2022 erhoben, an der Alpstaeg seine Aktienmehrheit – kurz bevor er den gesamten FCL-Verwaltungsrat hatte auswechseln wollen – verloren hatte (zentralplus berichtete). Der FCL habe die damals erhobene Klage mit rund 50 Seiten Beweismaterial verschärft. Daraufhin sei der Fall innerhalb der Staatsanwaltschaft an die Abteilung für Wirtschaftskriminalität weitergegeben worden. Gegenüber zentralplus erklärt Engelberger-Koller: «Mit einem Gerichtsentscheid ist frühestens im nächsten Jahr zu rechnen.»
Aus 23 Millionen werden 10 Millionen
Beim Streit zwischen Alpstaeg und der FCL-Führung geht es aber nicht nur um die Macht, sprich: die Aktienmehrheit. Auch wer wie viel investiert hat, war bei den beiden Pressekonferenzen Thema. Während Sacha Wigdorovits behauptete, Alpstaeg habe 23 Millionen Franken in den FCL investiert, sagte Stefan Wolf: 10 Millionen Franken seien in die Kassen des FCL geflossen und hätten die strukturellen Defizite ausgeglichen. Das sei gemäss Wolf trotz der damaligen Aktienmehrheit Alpstaegs weniger als Bieri im selben Zeitraum investiert habe. Hingegen seien die übrigen 13 Millionen Franken im Zusammenhang mit der Swissporarena keine Investitionen gewesen. Stattdessen habe sich Alpstaeg im Gegenzug zu diesen Zahlungen die Namensrechte am Stadion und Logen gesichert.
Zudem wurde an der Pressekonferenz bekannt gemacht, dass Alpstaegs Anwälte bei der entsprechenden Bewilligungsbehörde den Antrag gestellt hätten, Ursula Engelberger-Koller das Anwaltspatent zu entziehen. Sie mache sich aber in keiner Weise Sorgen und lasse sich von derartigen Manövern nicht einschüchtern.
Nach Stadtpräsident scheitert auch die Friedensrichterin
Es bleibt zu erwähnen, dass der FCL-Verwaltungsrat zwar auf die Anschuldigungen und Äusserungen Alpstaegs eingegangen ist. Jedoch hielten sich die drei anwesenden Vertreter des obersten Organs im FCL an die Vereinbarung, über die Inhalte der Vermittlungsgespräche mit Alpstaeg, die von Beat Züsli und der Swiss Football League moderiert wurden (zentralplus berichtete), Stillschweigen zu bewahren. Gegenüber zentralplus behauptete Wigdorovits hingegen, das Stillschweigen sei nicht mehr bindend – und stellte einmal mehr den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen infrage (zentralplus berichtete). Denn: Auch die Stadt Luzern beruft sich auf dieses Stillschweigen.
Juristin Engelberger-Koller stellte immerhin klar, dass die Gespräche nicht auf Bestreben des FCL-Verwaltungsrats oder Bernhard Alpstaegs, sondern auf Initiative des Stadtpräsidenten Beat Züsli abgebrochen worden waren. Dieser kam denn auch zum selben Schluss wie Stefan Wolf in einem Interview mit zentralplus Anfang März (zentralplus berichtete): Die Fronten seien verhärtet.
Zu diesem Schluss muss auch die Friedensrichterin gekommen sein, der am Mittwochnachmittag Alpstaeg und den FCL-Verwaltungsrat bei sich hatte: Die Streitparteien konnten sich nicht auf eine einvernehmliche Lösung im Streit um 25 Prozent der FCL-Aktien einigen, die Alpstaeg an der GV im Dezember 2020 verloren hatte. Wie Sacha Wigdorovits im Namen Alpstaegs mitteilt, sei die Klage seines Auftraggebers demnach bewilligt worden.
- Medienkonferenz des FC Luzern
- Website von transfermarkt.ch zu den Zuschauerzahlen des FC St. Gallen
- Medienmitteilung von Sacha Wigdorovits im Namen Bernhard Alpstaegs
- Medienmitteilung der Stadt Luzern