Einzelne Kitas sind von Schliessung bedroht

Personalmangel: Kitas in der Stadt Luzern schlagen Alarm

Weil es den Kitas an Personal fehlt, müssen sie teilweise sogar Plätze streichen oder Öffnungszeiten reduzieren. (Bild: Jerry Wang/Unsplash)

Den Kitas fehlt es an Personal. So mussten diverse Kitas in der Stadt Luzern schon Plätze reduzieren oder einzelne Gruppen schliessen. Die Kitas schlagen Alarm, eine Politikerin ist besorgt. Schaut die Stadt tatenlos zu?

Die Situation hat sich «markant zugespitzt». So bringt es kibesuisse, der Verband Kinderbetreuung Schweiz, auf den Punkt. Das Problem: Es fehlt an Personal. Stellen können nicht mehr besetzt werden – trotz intensiver Bemühungen. Die Rekrutierung ist nicht nur aufwendiger, sie dauert auch länger.

Das führt dazu, dass Kitas teilweise ihre Öffnungszeiten anpassen, Plätze reduzieren oder die Aufnahme neuer Kinder verschieben müssen. Auch in der Stadt Luzern – wenn auch glücklicherweise in seltenen Fällen. Das schreibt der Luzerner Stadtrat in einer Stellungnahme auf einen Vorstoss der SP, die sich um den Personalmangel in den Kitas sorgt (zentralplus berichtete).

Immer mehr Kitas müssen temporär Plätze reduzieren

«Es ist für alle Kitas in der Stadt Luzern eine sehr grosse Herausforderung, genügend qualifiziertes Personal zu halten und zu rekrutieren», schreibt Cornelia Glenz, die Medienverantwortliche der Interessengemeinschaft Kitas Stadt Luzern, auf Anfrage. Verschiedene Kitas mussten sogar zeitweise einzelne Gruppen schliessen. «Einzelne Kitas sind von einer Schliessung als Folge des Personalmangels bedroht», so Glenz weiter. Diese Situation ist für alle hart und gerade auch für Eltern «ausserordentlich belastend».

Vorübergehende Schliessungen von einzelnen Tagen bis zu mehreren Wochen gibt es laut Stadtrat «seit jeher». Bis anhin waren jedoch vor allem Kitas betroffen, welche die Personalressourcen generell auf dem noch knapp zulässigen Minimum hielten, führt der Stadtrat aus. Doch auch diejenigen Kitas, die personell besser aufgestellt sind, trifft es mittlerweile. «Neuerdings kommt es auch zu vorübergehenden Reduktionen von Plätzen oder ganzen Gruppen in Kitas, die personell gut aufgestellt sind und mehr als das vorgeschriebene Minimum an Personal beschäftigen», schreibt der Stadtrat.

Das kann der Stadtrat gegen den Personalmangel in Kitas tun

Doch wie will die Stadt dem Problem entgegenwirken? Der Stadtrat führt aus, dass die Aufsichtsbehörde mit den Kitas in regelmässigem Kontakt steht. Doch muss eine Kita aufgrund von fehlendem Personal Leistungen reduzieren oder gar einstellen, besitzt der Stadtrat keine Möglichkeiten, bei den betroffenen Kitas zu intervenieren oder sie zu unterstützen.

«Eine verantwortungsvolle Kita stellt genügend Personal ein, damit auch krankheitsbedingte Ausfälle verkraftet werden können», spielt der Stadtrat den Ball zurück. Die Aufsichtsbehörde müsse den Kitas ansonsten verordnen, die Plätze zu reduzieren oder ihnen schlimmstenfalls ihre Betriebsbewilligung entziehen, wenn diese den vorgeschriebene Personalschlüssel nicht einhalten.

Stadt kann den Kitas kaum helfen

Die Gründe, dass das Personal für die Kitas rar ist, sind bekannt: Perspektivlosigkeit, schlechte Löhne und fehlende Wertschätzung. So bezahlen auch in Luzern Kitas teilweise miese Praktikumslöhne (zentralplus berichtete).

Der Stadtrat ist der Ansicht, dass das Führungsmanagement einer Kita ein zentraler Erfolgsfaktor sei. Doch auch hier hält er fest, dass er nur wenig tun könne: «Da die Kitas bekanntlich privatrechtlich organisiert sind, kann der Stadtrat keinen direkten Einfluss auf die Organisationsstruktur ausüben.»

Grossstadträtin ist besorgt

SP-Grossstadträtin Maria Pilotto zeigt sich besorgt über die fehlende Fachpersonen und die erschöpfungsbedingten Ausfälle. «Der Handlungsspielraum des Stadtrats ist durch das bestehende System der Subjektfinanzierung eingeschränkt und verzögert», so Pilotto.

«Gute Arbeitsbedingungen wiederum wirken sich positiv auf die Verweildauer im Beruf aus und machen ihn attraktiver.»

Maria Pilotto, SP-Grossstadträtin

Das reiche nicht mehr. «In der aktuellen, dringenden Situation des Fachkräftemangels muss die Stadt jetzt aber vermehrt all ihren Einfluss durch verbesserte Rahmenbedingungen und mehr Unterstützung beim Gewinn von Fachkräften geltend machen», fordert die Politikerin. Das betreffe aber nicht nur die Kitas, sondern auch beispielsweise die Pflege im Altersbereich. «Sonst leidet unser eigentlich gutes Betreuungsangebot unweigerlich. Das muss der Stadtrat spätestens in der anstehenden Qualitätsentwicklung im Kita-Bereich zentral mitberücksichtigen.»

SP-Grossstadträtin Maria Pilotto.

Kita-Initiative der Luzerner SP

In diesem Sommer hat die Luzerner SP die Initiative «Bezahlbare Kitas für alle» eingereicht (zentralplus berichtete). Mit dieser fordert sie den Kanton auf, eine flächendeckende Versorgung mit qualitativ guter Kinderbetreuung sicherzustellen. Weiter soll der Kanton faire Arbeitsbedingungen für das Personal sichern. Zudem soll ein Gesamtarbeitsvertrag ausgehandelt werden, gemeinsam mit Sozialpartnern.

«Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Lösung liegt in einer umfassenden, adäquaten Finanzierung der Kitas.»

Cornelia Glenz, IG Kitas Stadt Luzern

«Gute Arbeitsbedingungen wiederum wirken sich positiv auf die Verweildauer im Beruf aus und machen ihn attraktiver», ist Pilotto überzeugt. Mit dem Gesamtarbeitsvertrag werde sowohl den Berufsleuten als auch den Eltern signalisiert, dass die Kitabetreuung Teil des Service Public sei.

Die SP hat ihre Initiative für bezahlbare Kitas am Mittwoch eingereicht.
Mit 4552 Unterschriften hat die SP Kanton Luzern im Juli 2022 die Initiative eingereicht. (Bild: SP Kanton Luzern)

Politik ist gefordert

«Die Stadt Luzern hat grosse Fortschritte gemacht», schreibt Cornelia Glenz von der IG Kitas Stadt Luzern. So hat die Stadtluzerner Bevölkerung beispielsweise vor einem Jahr dem Ausbau der Betreuungsgutscheine zugestimmt (zentralplus berichtete). «Bis zu einer echten Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist es jedoch noch ein weiter Weg», so Glenz.

Dieser Handlungsbedarf liege allerdings nicht alleine auf städtischer, sondern vor allem auch auf kantonaler und nationaler Ebene. Die Politik sei gefordert. «Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Lösung liegt in einer umfassenden, adäquaten Finanzierung der Kitas», so Glenz. «Bis dahin bleibt die Situation in den Kitas sehr angespannt.»

Verwendete Quellen
  • Antwort des Stadtrates auf die Interpellation 179
  • Schriftlicher Austausch mit Cornelia Glenz, Medienverantwortliche IG Kitas Stadt Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Maria Pilotto
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 16.12.2022, 06:25 Uhr

    Ein weiterer Grund für den Kita-Mitarheitermangel ist wohl auch das wachsende Bedürfnis realitätsfremder Eltern. Karriere UND Kinder, muss das wirklich sein?

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