Durch die Gassen der Luzerner Kleinstadt weht seit der Eröffnung des Cafés Chapeau der Geruch nach frischen Croissants. Nach einem anfänglichen Ansturm hat sich das Lokal mittlerweile etabliert.
Die Luzerner Kleinstadt hat seit rund zwei Monaten einen neuen Treffpunkt. Café Chapeau heisst das Lokal an der Kreuzung zwischen Bahnhofstrasse und Krongasse, und wie es scheint, hat sich der Mix aus Café und Bistro bereits fest etabliert (zentralplus berichtete). An einem sommerlichen Mittwochmorgen sind die zwölf Aussenplätze gut besetzt, die Service-Angestellten weibeln emsig mit Tabletts voller Cappuccino, Tee und Gipfeli zwischen Ladentheke und den Gästen hin und her. Die Stimmung ist gemütlich, die Atmosphäre familiär.
Zuvor befand sich an dieser Adresse die Boutique Reuss & Huppla, ehe sie im Januar 2023 schloss. Noch früher, nämlich ab 1924, betrieb hier die bekannte Luzerner Hutmacherfamilie Jenny bis rund 1980 ihr Geschäft. Auf diese Ära bezieht sich auch der Name des Cafés. Und sie wird auch im Lokal selbst sichtbar. Zwischen dunklen Holzstühlen und Tischen im Goldlook hängen beispielsweise alte Hutplakate an den Wänden.
«Majorelle»-Team in der Kleinstadt
Hinter dem Café Chapeau steht ein Gastronomietrio, das auf jahrelange Erfahrung in der Branche zurückblicken kann. Ins Leben gerufen wurde das Lokal von Younes El Kinani, der in der Luzerner Gastroszene nebst einem früheren Buvettenprojekt vor allem als Inhaber des Restaurants Majorelle im Himmelrich-Quartier bekannt ist.
Ihm zur Seite – und ebenfalls bekannte Majorelle-Gesichter – stehen Nina und Ida. Die beiden jungen Frauen, so erzählt Younes El Kinani gegenüber zentralplus, würden das Café mit einem Team von Angestellten und zwei Köchen schmeissen. Er selbst sei vor allem im Hintergrund tätig und dann zur Stelle, wenn es ihn brauche.
Ein Café für Luzernerinnen
Seit der Eröffnung ist im Café Chapeau etwas Ruhe eingekehrt. Im positiven Sinne. «Als wir eröffnet haben, wurden wir total überrannt», erzählt Nina, die nebst ihrer Gastrotätigkeit noch in einem Spital arbeitet. Schnell habe das Team dadurch aber Schwächen bei internen Abläufen bemerkt und laufend angepasst.
Heute hat das Café Chapeau seinen Trott gefunden und stösst bei den Stadtbewohnern auf Gegenliebe. «Die Leute schätzen, dass es ein Café für die Einheimischen gibt. Ein Lokal, das nicht auf den Tourismus ausgerichtet ist», sagt El Kinani.
Im zweistöckigen Café, das Platz für rund 50 Gäste bietet, wird die Brunchkultur hochgehalten. Jeden Morgen – abgesehen vom Montag, wenn das Lokal geschlossen ist – können Gäste aus verschiedenen Frühstücksspezialitäten wie Croissants, Brioche, Waffeln oder Pain au chocolat auswählen. Mittags gibt es nebst einem Tagesmenü noch eine kleine Karte mit französisch angehauchten Speisen. Darunter Klassiker wie etwa die Quiche Lorraine oder Croque Monsieur. Nachmittags stillen Apéroplättchen den Hunger. Schleckmäuler werden hingegen in der Vitrine fündig, die Torten, Pralinen und Macarons präsentiert.
Regierungsräte zu Besuch
Der heimliche Bestseller ist aber etwas anderes: «Cappuccino», sagen Ida und Nina wie aus der Pistole geschossen. Der komme so gut an, dass sogar ein langjähriger klassischer Kaffeetrinker umgestiegen sei, erzählen sie. Ebenfalls begehrt ist das Chocolat Noisette Brioche, das nach einem selbst ertüftelten Rezept hergestellt wird.
Das Publikum sei hinsichtlich des Alters, Geschlechts und Berufs bunt durchmischt. Es komme auch schon mal die Politprominenz aus dem benachbarten Regierungsgebäude auf ein Gipfeli vorbei. Mit dem bisherigen Verlauf ist das Trio zufrieden, es fühlt sich angekommen.