Rohstoffpreise auf Rekordhoch

Darum wird Zentralschweizer Schoggi noch nicht teurer – vorerst

CEO Markus Aeschbach von Aeschbach Chocolatier kann die Verkaufspreise momentan halten. (Bild: Emanuel Ammon / Aeschbach Chocolatier)

Die Preise für Zucker und Kakao sind an der Börse in rekordverdächtige Höhen geschnellt. Das bekommen auch Schweizer Schoggiproduzenten zu spüren – aber nicht überall.

Schweizer Naschkatzen müssen künftig tiefer ins Portemonnaie greifen, wenn sie in den Genuss von Schokolade kommen wollen. Das zumindest lässt die gegenwärtige Börsenlage rund um Kakao und Zucker vermuten, deren Preise in die Höhe geschossen sind. Derzeit liegt der Preis bei rund 3’400 Dollar pro Tonne Kakao. So hoch war der Preis seit 2015 nicht mehr, wie der «Tagesanzeiger» schreibt.

Schuld am starken Preisanstieg sind nicht nur Spekulanten, sondern auch das Wetter. In Westafrika, wo rund 80 Prozent des weltweiten Kakaos produziert wird, haben überdurchschnittlich starke Regenfälle die Ernten beeinträchtigt. Gemäss der Zeitung sind die Folgen davon jetzt schon spürbar. Seit zwei Jahren bleiben die Ernte hinter der Nachfrage zurück.

Migros und Coop reagieren

Das Resultat davon sind höhere Marktpreise, die, je nach Betrieb, auf die Kundinnen abgewälzt werden. Die Migros hat schon im vergangenen Jahr mit einer Preiserhöhung reagiert und sagt gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass aktuell eher mit Auf- statt Abschlägen zu rechnen sei. Coop hat bei Eigenmarken kaum oder keine Preise erhöht – das gilt allerdings nicht für Markenschokolade.

Auch Lindt & Sprüngli, die im Mai in Luzern eine Filiale eröffnet haben (zentralplus berichtete), mussten mit einer Preiserhöhung Gegensteuer geben.

Entwarnung aus Luzern – vorerst

Bei regionalen Schoggifabriken zeigt man sich derzeit aber noch gefasst. Markus Aeschbach, CEO von Aeschbach Chocolatier in Root, sagt auf Anfrage: «Bei der Schokolade ist es so, dass wir zum Teil längerfristige Abnahmeverträge zu fixierten Preisen haben und so die Preissteigerungen momentan noch abfedern können.» Ausserdem weist er darauf hin, dass sich spekulationsbedingte Kursausschläge relativ schnell wieder ändern könnten.

Wo der Schoggifabrikant allerdings eine Teuerung gespürt hat, war bei den Verpackungsmaterialien wie Karton oder Folien. Diese seien hauptsächlich auf die gestiegenen Energie- und Transportkosten zurückzuführen.

Was den Zucker betrifft, verwendet Aeschbach Chocolatier ausschliesslich Schweizer Produkte, die weniger von den Weltmarktpreisen oder der Spekulation abhängig sind. «Auch hier haben wir längerfristige Abnahmeverträge zu fixierten Preisen», erklärt Aeschbach. Er kommt zum Schluss: «Wir beobachten die Situation genau, gehen aber momentan davon aus, dass wir unsere Verkaufspreise nicht erhöhen müssen.» Das liege auch an laufenden Rationalisierungsmassnahmen.

Nischenproduzenten habens besser

Aus dem lokalen Schokoladenmarkt nicht wegzudenken, ist Felchlin mit Sitz in Ibach im Kanton Schwyz. Felchlin betreibt nicht nur eine eigene Manufaktur, sondern beliefert verschiedene Schokoladenproduzenten mit Couverturen – quasi dem Rohstoff für Schokoladenspezialitäten.

Im Gegensatz zu Grossproduzenten beziehe Felchlin als Nischenproduzent «viel kleinere Mengen» an Kakao, wie Sprecher Mirko Schneckenburger auf Anfrage erklärt. Hinzu kommt, dass Felchlin die Ware in der Regel ohne Zwischenhandel direkt von den Partnern im Ursprungsland einkauft. «Daher sind wir nicht so stark von Spekulationen und einem schwankenden Börsenpreis betroffen», erklärt Mirko Schneckenburger.

Wie sich die Situation rund um die Schokolade entwickelt, bleibt abzuwarten. Und damit auch die Frage, ob Luzerner künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, um sich ein «Reiheli Schoggi» zu gönnen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Mirko Schneckenburger, Kommunikation Felchlin
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Aeschbach
  • Website von Felchlin
  • Website von Aeschbach Chocolatier
  • Artikel im «Tagesanzeiger»
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon