Tierische Begegnungen in Luzerner Innenstadt
Tagsüber ist die Stadt voller Menschen. Der Verkehr quält sich durch die Strassen. Welche Tiere lassen sich davon nicht beirren? Bloggerin Christina Imobersteg macht sich auf den Weg durch die Gassen Luzerns und berichtet über Taube, Biene und Co.
Ein sonniger, angenehm warmer Herbsttag – ideal, um die Mittagspause im Freien zu verbringen. Lange allein bleibt man aber nicht. Kaum habe ich auf einer Sitzbank Platz genommen und den Sack mit dem Sandwich hervorgekramt, fliegen schon neugierige Spatzen herbei. Aber nicht nur sie hoffen auf eine Krume Brot. Auch die Stadttauben sind nicht abgeneigt, etwas Essbares zu erhaschen. Doch das Füttern lasse ich sein, das könnte ins Auge gehen (zentralplus berichtete).
Genau betrachtet, sind Tauben hübsche Vögel. Ihre Vorfahren sind die Felsentauben, die noch heute beispielsweise an steilen Felsenküsten des Mittelmeers leben. Bereits im alten Ägypten wurden die Vögel domestiziert. Auch die Römer hielten sie als Haustiere und brachten sie zu uns. Entwichene Tauben fanden in den Städten einen passenden Lebensraum. Als die Menschen begannen, die Tiere zu füttern, vermehrten sie sich rasant.
Problemfall Taubenkot
Der Taubenkot verursacht massive Schäden an Denkmälern und Gebäuden. Und sehr dekorativ ist er auch nicht. Auch Luzern musste sich etwas einfallen lassen, um dem Problem Herr zu werden. 2001 zählte man 7000 Tauben; viel zu viele für die Stadt. Die vorhandenen Brutplätze waren überfüllt. Parasiten und Krankheiten konnten sich in den engen Verhältnissen leicht verbreiten und schwächten die Vögel. Der Stadtrat von Luzern startete das Projekt «Stadttauben Luzern». Ziel war es, den Bestand auf mindestens die Hälfte zu reduzieren.
Wichtiger Teil war die Sensibilisierung der Bevölkerung, die Tiere nicht mehr zu füttern. Weiter errichtete man Taubenschläge im Estrich des Rathauses und im Dach des Museggmagazins (ehemaliges Zeughaus) beim Mühlenplatz, wo die Tauben überwacht, die Nester sauber gehalten und Bruten reguliert werden können. Zugefüttert wird nicht. 300 Kilogramm Kot kommt jährlich zusammen und muss abgeführt werden. 2021 zählte man noch 2500 Tiere. Nachweislich sind nun die Tauben gesünder und der Kot verursacht weniger Schäden.
Was kriecht und krabbelt
Noch andere Tiere habe ich beim aufmerksameren Hinsehen entdeckt. Beispielsweise die Rossschnecke, der «Liebling» aller Hobbygärtnerinnen, fühlt sich offenbar in einer Blumenrabatte mitten in der Stadt ebenso wohl. Und nach den Spinnennetzen zu schliessen, gibt es da und dort die flinken Achtbeiner.
Nahrung für die letzten Wildbienen
Nicht zu vergessen die Insekten: Seit in der Stadt vermehrt Wildstauden und einheimische Blütenpflanzen auf Grünflächen angepflanzt werden, sind sie schnell zur Stelle. Insbesondere die Wildbienen werden gefördert. Im Rahmen des Projekts «StadtWildBienen» wurden Wildbienenkisten an sechs verschiedenen Standorten aufgestellt; unter anderem im Vögeligärtli.
Da gibt es einiges zu beobachten; selbst jetzt noch im Herbst. Da blüht nach wie vor die eine oder andere Pflanze und bietet Nahrung für die letzten Wildbienen, die noch unterwegs sind. Spannend wäre, einmal bei Nacht durch die Innenstadt zu pirschen. Da gäbe es wohl die eine oder andere tierische Begegnung. Doch ohne Begleitung ist mir das doch etwas zu gruselig.
- «Stadttauben»-Faltbogen der Stadt Luzern
- «Kurzinfo Taubenschlagführungen» der Stadt Luzern
- Projekt «StadtWildBienen» des Vereins StadtNatur