Regionales Leben
«Dein Brot bringt Kot»

Der «Kampf» zwischen Luzern und den Tauben geht in die nächste Runde

Mit solchen Schildern will die Stadt Luzern gegen das Füttern von Tauben vorgehen – mit Erfolg. (Bild: cbu)

Mit den Corona-Lockerungen kehrt immer mehr Leben in die Stadt Luzern zurück. Auch in Form von Tauben. Sie kommen wieder vermehrt auf die belebten Plätze. Um eine Überpopulation zu verhindern, setzt die Stadt auf eine Plakatkampagne – nachdem der Wanderfalke im Vorjahr keine Jagdlust verspürte.

Tauben gehören zum Luzerner Stadtbild dazu wie das Löwendenkmal und die Kapellbrücke. Zufrieden gurrend ziehen sie über belebte Plätze, stets auf der Suche nach Futter. Und weil sie kaum Scheu zeigen und dem Menschen nahe kommen, kriegen sie oft ein Sympathie-Leckerli.

Obwohl mittlerweile bekannt sein sollte, dass es keine gute Idee ist, Tauben mit Brot, Pizzaresten oder kalten Pommes zu füttern, wird es immer noch häufig gemacht – auch wenn es gar nicht nötig ist. «Wie alle Wildtiere sind sie bestens in der Lage, selber genügend Futter zu finden, und sind deshalb nicht auf zusätzliches Futter angewiesen», schreibt die Stadt Luzern in einer Medienmitteilung.

Letztes Jahr wurde es coronabedingt eher ruhig um die Tauben im Stadtzentrum. Besonders während des ersten Lockdowns im Frühjahr. Geschlossene Beizen, kaum Leute unterwegs, wenig Littering. Ergo auch kein Futter für die Tauben. Die Tiere haben sich daraufhin in die Agglo verteilt. Mit neuen Lockerungen in greifbarer Nähe kehrt auch allmählich die Normalität wieder ein. Für Mensch und Tier. Darum will die Stadt gegen die Taubenfütterung vorgehen, bevor die Situation überhandnimmt.

Negativ für Mensch und Tier

Die Fütterung durch den Menschen hat negative Auswirkungen auf die Tauben. An Fütterungsplätzen stehen die Tiere oft nahe beisammen und so können sich Parasiten und Krankheitserreger einfacher zwischen den Vögeln übertragen. Kommt hinzu: Mehr Futter bedeutet mehr Tauben und damit mehr Jungtiere. Die Zahl Brutplätze in der Stadt Luzern ist aber begrenzt – Zankereien und das Ausweichen auf sehr ungeeignete Nistmöglichkeiten sind die Folge.

«Die Reinigung wird schnell kostspielig, weil sie aufwändiger ist als die Entsorgung von Abfällen, die auf dem Boden anfallen.»

Monika Keller, Projektleiterin «Stadttauben Luzern»

Ein weiteres Ärgernis einer wachsenden Taubenpopulation sind die Hinterlassenschaften der gemütlichen Allesfresser. Besonders, weil diese oft an Hausfassaden oder auf Denkmälern landen. Taubenkot kann gemäss der Projektgruppe «Stadttauben Luzern» zu Schäden führen. Eine einzige Taube hinterlässt jährlich rund 12 Kilogramm Kot – ein idealer Nährboden für Schimmelpilze. Diese geben als Stoffwechselprodukt Säuren ab und können auf diese Weise in Steine eindringen. Wenn in diesen feinsten Ritzen Wasser gefriert, kommt es zu Frostsprengungen.

Darum werden die Gebäude und Denkmäler regelmässig gereinigt. «Die Reinigung wird schnell kostspielig, weil sie aufwändiger ist als die Entsorgung von Abfällen, die auf dem Boden anfallen», sagt Monika Keller, Projektleiterin «Stadttauben Luzern» auf Anfrage. Für die Reinigung von öffentlichen Gebäuden kommt übrigens die Stadt selbst auf, bei privaten Häusern liegt die Verantwortung bei den jeweiligen Eigentümern. Wie hoch die Kosten durch Taubendreck sind, lässt sich gemäss Keller nicht ausweisen.

Falco hatte keine Lust

Für eine fast ungehinderte Fortpflanzung sorgt das Fehlen von natürlichen Fressfeinden in der Stadt. Zwar fallen manche Vögel Mardern zum Opfer und Ratten fressen hin und wieder Nestlinge. Ansonsten können sich die Tauben ziemlich ungestört verbreiten.

Ausserhalb der Stadt haben sie einen Gegenspieler: Falco peregrinus, den Wanderfalken. Diese Rivalität hat sich die Stadt zu Nutzen machen wollen und ein Projekt lanciert, um die regelmässig in der Stadt gesichteten Wanderfalken zu fördern (zentralplus berichtete). Das Ergebnis war von mässigem Erfolg gekrönt. Monika Keller: «Der Wanderfalke hat leider den Nistkasten nicht genutzt.»

Darum legt die Stadt den Fokus heuer wieder auf eine Plakatkampagne. An acht Standorten in der Stadt, darunter hochfrequentierte Bereiche wie der Schwanenplatz, Bahnhofsplatz und am Reussufer, erinnern aufgestellte Schilder die Bevölkerung daran, auf das Füttern zu verzichten. Die Plakate bleiben bis am 11. Juni stehen.

Tipps für zu Hause

Zudem hat die Stadt einen Flyer gestaltet, der den Umgang mit Tauben auf dem Balkon oder an der Fassade erklärt. Wenn Tauben erstmals auf einem Balkon erscheinen, machen sie vielleicht Freude. Aber wer da zum alten Brot greift, um seine Tierliebe zu zeigen, bekommt womöglich schnell ein Problem. Denn Tauben sind standorttreu und kehren immer wieder dahin zurück, wo es Fressbares gibt.

Weitere Tipps erklären beispielsweise, wie man Taubenkot korrekt entsorgt. Nämlich mit einer Schutzmaske. An das Tragen einer solchen dürfte sich die Bevölkerung mittlerweile gewöhnt haben. Bei trockenem Taubenkot entsteht nämlich Kotstaub und dieser kann gemäss Monika Keller Krankheitserreger enthalten, die besser nicht eingeatmet werden.

Stadt bietet zwei Unterschlüpfe

Der Bestand der Stadttauben in Luzern wird derzeit auf zwischen 2'000 und 3'000 Tiere geschätzt – und das soll so bleiben. Als Vergleich: Vor 20 Jahren, bevor «Stadttauben Luzern» lanciert wurde, gab es in der Stadt rund 7'000 Tauben – «viel zu viele», wie die Stadt schreibt.

Darum betreibt die Stadt zur Regulierung des Bestandes zwei Taubenschläge. Einer davon steht im Rathaus und einer im Museggmagazin beim ehemaligen Zeughaus. Hier finden die Tiere einen Ruhe- und Nistplatz, der auch überwacht und betreut wird (zentralplus berichtete). Dank Fluglöchern können die Tauben frei ein- und ausfliegen und sich ihre Nahrung in der Stadt selbst suchen – gefüttert werden sie hier nämlich nicht.

Da Tauben ihren Kot in erster Linie am Brut- und Schlafplatz abgeben, sammelt sich dieser im Schlag anstatt auf den umliegenden Gebäuden – die Rede ist von rund 300 Kilogramm Kot, der pro Jahr in beiden Schlägen vom Taubenwart zusammengekehrt wird. Interessierte können die Schläge an einer Führung besuchen.

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