Was man im Herbst für Luzerner Wildbienen tun kann
Fast unbemerkt lebt eine beachtliche Anzahl von Wildbienen in der Stadt Luzern. Sie leisten einen grossen Beitrag für die Biodiversität – aber nur, wenn die Bedingungen stimmen.
Es gäbe keine Äpfel, Erdbeeren und Tomaten, wenn keine Insekten die Pflanzen bestäuben würden. Unser Ökosystem und unsere Nahrung sind von ihnen abhängig. Besonders die Wildbiene ist eine fleissige Bestäuberin und in der Stadt eines der wichtigsten Insekten, weil sie kleinste Naturflächen nutzen kann. Die Hummel zählt übrigens auch zu den Wildbienen (zentralplus berichtete).
Das Leben der Wildbienen
Dass es nicht nur Honigbienen gibt, weiss schon bald jedes Kind. Dies ist Projekten insbesondere an Schulen zu verdanken wie beispielsweise durch das Konzept «Umweltbildung» des Schulhauses Würzenbach, Luzern. Seit 2017 wird die Schulhausumgebung nach und nach in ein naturnahes Umfeld verwandelt. Bei der Aufwertung wurde unter anderem auch an die Wildbienen gedacht.
Steckbrief Wildbienen
Anzahl Arten in der Schweiz: 615 (45 Prozent davon gefährdet).
Lebensdauer: 1 Jahr im Nest als Ei, Larve und Puppe; ausgewachsene Biene 4 bis 6 Wochen.
Nahrung: Rund ein Viertel der Arten ist auf eine einzige Pflanzenart angewiesen.
Lebensweise: Der grosse Teil der Wildbienen lebt solitär, bildet also keine Staaten wie die Honigbienen.
Lebensräume: Etwa drei Viertel aller Wildbienenarten nisten unterirdisch beispielsweise in Sandflächen oder an Steilwänden. 19 Prozent nutzen Hohlräume wie in Wildbienenhotels. Die restlichen bevorzugen Markstängel, morsches Holz oder gar leere Schneckenhäuser.
Wichtige Standorte in Luzern: Museggmauer, Allmend, Landschaftspark Friedental, Reusszopfaue. Daneben viele kleine wertvolle Flächen mit naturnaher Bepflanzung
Im Unterschied zu den Honigbienen benötigen viele Wildbienenarten die Blüten einer einzigen Pflanzenart, um überleben zu können. Ein vielfältiger naturnaher Lebensraum ist somit für Wildbienen überlebenswichtig.
Auf Wildbienenpirsch in Luzern
Die Stadt startete 2020 mit der Kartierung von Wildbienenvorkommen auf ausgewählten Flächen. Ein Teil befindet sich in Gebieten, die vor wenigen Jahren aufgewertet wurden, wie der Allmend und dem Landschaftspark Friedental. Dazu kamen weitere Flächen sowohl mitten in Quartieren als auch am Siedlungsrand.
Mit der Kartierung will man herausfinden, wie diese Gebiete Wildbienen-freundlich gepflegt werden müssen und welche Aufwertungen sinnvoll sein könnten. Diese Untersuchungen dienen allenfalls als Grundlage eines angedachten Artenförderungsprogramms für Wildbienen.
Wildbiene gegen Honigbiene?
Honigbienen sind Nutztiere – gezüchtet, um möglichst viel Honig zu produzieren. Und sie nehmen alles, was sie finden. Wenn sie eine Bienenweide entdecken, kommen sie in Scharen, um Pollen und Nektar zu sammeln. Fachleute sind sich uneinig, ob sie ein Problem für Wildbienen sein können. Da Wildbienen bei der Pflanzenwahl sehr wählerisch sind, könnte es aber durchaus sein, dass sie an speziellen Standorten ins Hintertreffen geraten.
Was man im Herbst für Wildbienen tun kann
Noch blühen die letzten Blumen im Garten und auf dem Balkon, wie Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Taubnesseln und Rotklee. Für den Wintervorrat der Bienen sind Pollen und Nektar solcher Pflanzen sehr wichtig.
Das Wildbienenhotel ist nun hoffentlich gut belegt. Allerdings ist es nur etwa ein Fünftel der Wildbienenarten, die eine solche Nistmöglichkeit nutzen. Zudem gilt auch «Augen auf beim Hotelkauf». Viele Produkte sind von schlechter Qualität und können zu Tierfallen werden.
Neben einem geeigneten Bienenhotel braucht es aber auch eine bienenfreundliche Umgebung. Der Herbst ist ideal, um Futter und Nistplätze für die Wildbienen vorzubereiten. Es können nun geeignete Wildstauden und bienenfreundliche Sträucher gepflanzt werden. Zudem gibt es zu dieser Jahreszeit viele Möglichkeiten, weitere Nisthilfen zu schaffen.
Beispielsweise kann man abgeschnittene markhaltige Stängel von Holunder, Brombeeren und Himbeeren für den Frühling beiseitelegen. Im Vorfrühling werden dann an einer sonnigen Stelle Aststücke von etwa 30 cm Länge senkrecht an einen Zaun oder an einen Baum gebunden; sie dienen als Brutablageplatz. Erdnistende Bienen lieben unbewachsene sandige Böden und finden auch Plätze in Fugen von gepflasterten Wegen. Passende Standorte kann man bereits im Herbst auswählen.
Die Bedürfnisse der Wildbienen sind sehr unterschiedlich. Ein nicht allzu säuberlich aufgeräumter Garten kann ihnen entgegenkommen.