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Viele der 150 Wildbienenarten sind hier gefährdet

So kannst auch du in Luzern die Wildbienen fördern

Wildbienenfläche im Steinhofpärkli Luzern. (Bild: Anna Glanzmann)

In Luzern gibt es eine erstaunliche Vielfalt an Wildbienen, jedoch sind diese durch die Dichte an gezüchteten Honigbienen gefährdet. Um die Verbreitung der Wildbienen zu fördern, kannst auch du etwas tun – selbst auf einem kleinen Balkon. Wie das aussehen könnte, erklärt Nachhaltigkeitsbloggerin Marie-Louise Kieffer.

In der Schweiz gibt es über 600 Arten von Wildbienen, in Luzern rund 150. Viele davon sind gefährdet. Rund drei Viertel aller Arten nisten im Boden. Wollen wir sie in unserer Umgebung fördern, müssen wir daher nicht ein «Wildbienenhotel» kaufen – damit fördern wir nur ohnehin schon häufige Arten.

So leben hier die Wildbienen

Auch auf kleinen Flächen und auch mitten in der Stadt kann man zur Artenvielfalt beitragen – und daneben auch noch einen Hingucker gestalten. Sogar die unattraktiven «Schottergärten» kann man in Wildbienenflächen umwandeln. In Luzern werden laufend Grünflächen aufgewertet – und für Interessierte gibt es dieses Jahr viel Spannendes zu den fleissigen Bestäuberinnen.

Wie leben Wildbienen? Die Antwort lautet: vielfältig! Jede der über 600 Arten hat sozusagen ihren eigenen Lebensentwurf. Die meisten Arten brauchen sonnige Flächen. Einige sind nur auf wenige Pflanzen spezialisiert, andere Arten sind sogenannte Kuckucksbienen – sie schmarotzen bei anderen Wildbienen. Wenn sie auftauchen, ist das ein gutes Zeichen – sie brauchen nämlich als Lebensgrundlage intakte Wildbienenbestände. Natürliche Mechanismen verhindern, dass sie ihre Wirte komplett ausrotten.

Drei Elemente brauchen die Bienen: Nahrung, Nistplätze und Nistmaterial

Grundsätzlich braucht es für echte Wildbienenförderung immer drei Elemente: Nahrung, Nistplätze und Nistmaterial in direkter Nachbarschaft. Nahrung sind Pollen und Nektar. Nistplätze können beispielsweise im Boden, in Pflanzenstängeln, an Abbruchkanten, in morschem Holz oder in leeren Schneckenhäuschen sein. Zum Nisten benötigt jede Art ihr eigenes Material: einige schneiden kleine Teilchen aus Blättern oder Blüten und bauen damit ihre Kinderstuben, die Wollbienen erstellen aus feinen Pflanzenfasern eine Art «Wattebausch» in kleinen Hohlräumen.

Auf der letztjährigen Wildbienenexkursion in Luzern erklärte André Rey, der Wildbienenspezialist, seine Lieblingswildbiene sei die «Blümchentapeten-Mauerbiene» (Osmia villosa). Diese Art tapeziert ihre Brutröhren mit kleinen Blütenteilen. Er wird auch dieses Jahr wieder einen Wildbienenspaziergang in Luzern anbieten.

Ein neues Leben für den grauenhaften Schottergarten

Jedes Mal, wenn ich an einem Schottergarten vorbeikomme, tut es mir fast in den Augen weh. Aber unterdessen weiss ich, dass es Hoffnung gibt: mit einem gewissen Aufwand lassen sich auch solche Flächen in etwas Sinnvolleres – und Ästhetischeres! – umwandeln. Dazu wird, falls möglich, das Filtervlies unter dem Schotter entfernt. Falls dies nicht möglich ist, wird es zumindest durchlöchert. Danach überschüttet man den Schotter mit mindestens fünf bis zehn Zentimeter Grubensand mit Feinanteilen. Zusätzlich formt man auch Sandhügel (mindestens 50 Zentimeter stark, Fläche 1-2 m2), und legt morsche Holzstücke und Steinhaufen unterschiedlicher Grösse aus.

Den richtigen Sand erhält man auf Nachfrage im Handel oder in einem Kieswerk. Diese Fläche bepflanzt man zum Teil mit einheimischen Wildpflanzen oder schaut, welche Pflanzen sich von selber ansiedeln. Der Sandhügel selbst soll vegetationslos bleiben. Auch vegetationsfreie Rohbodenstellen und Sandfugen in Pflasterungen werden besiedelt.

Da die Bienen vom Frühjahr bis Herbst Nahrung brauchen, sollte der Nistplatz auch in eine naturnahe Umgebung eingebettet sein, die kleintierfreundlich gepflegt wird. Auch auf dem Balkon oder der Terrasse lassen sich Nistplätze und wildbienenfreundliche Bepflanzungen anlegen, in Balkonkistchen, Hochbeeten oder substratgefüllten senkrechten Holzrahmen. 

Es läuft bienenmässig etwas in der Stadt Luzern

Eine Kartierung in den letzten zwei Jahren in Luzern ergab, dass in der Stadt eine erstaunliche Vielfalt von Wildbienenarten lebt: rund 150 Arten wurden entdeckt. Die Kartierung hat aber auch eine Schattenseite gezeigt: Die Dichte an gezüchteten Honigbienen ist hier viel zu hoch – dies stresst einerseits die Honigbienen, und andererseits werden die Wildbienen und andere Bestäuber konkurrenziert und verdrängt.

Besondere Hotspots in Luzern sind biodivers aufgewertete Flächen wie das Friedental oder die Allmend, aber auch in den Quartieren wird es immer bunter. Im Steinhofpärkli und beim Dreilindensteig sind neue Flächen entstanden, wo die Bevölkerung Kleinstrukturen anschauen und sich auch Inspirationen für den eigenen Garten holen kann. Weitere grössere und kleinere Flächen werden laufend auch von Stadtgrün Luzern aufgewertet. Die Flächen brauchen aber nicht gross zu sein, weshalb sich Fördermassnahmen auch in Gärten lohnen.

Am 21., 30. und 31. Mai finden in Luzern kostenlose Anlässe (für Leute aus der Stadt) statt: Eine Wildbienenexkursion und zwei Workshops, wo man lernt, wie man den Garten in ein Wildbienenparadies verwandelt. Daneben werden auch Beobachtungen von Wildbienen gesucht – beim Projekt StadtWildBiene Luzern stehen die kleinen Brummer dieses Jahr im Mittelpunkt. Man kann sich melden, um aktiv mitzuforschen oder auch an einem Fotowettbewerb teilnehmen. Auch Kurse und Exkursionen findet man dort. Auf der Webseite hat es ausserdem noch geniale Porträts von über zwanzig Wildbienen.

... von mir leider vorwiegend unscharfe Wildbienen-Fotos

Ich habe eine Ruderalfläche im Garten, wo viel Natterkopf und Mohn blüht, daneben viele Wildstauden und ein paar offene Bodenstellen. Ausserdem stecke ich immer auch ein paar dürre, markhaltige Holunder- und Brombeerstängel in den Boden. Schon kurze Zeit später haben sie ein kleines Loch und beherbergen somit eine Wildbienenkinderstube.

Ich gehe oft auf Pirsch im Garten, es hat Blattschneiderbienen, Hummeln, grosse Holzbienen und viele kleine Arten, die ich nicht bestimmen kann. Das einzige, was mich nervt: Ich bringe kaum schlaue Fotos zustande – die Tierchen sind einfach zu flink! Kaum habe ich halbwegs scharf gestellt, sind sie schon wieder weg...

OMG! ...schon wieder ist das Wildbienenfoto leicht unscharf!
OMG! ...schon wieder ist das Wildbienenfoto leicht unscharf! (Bild: M. Kieffer)

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