Nachbargemeinden sollen mitzahlen

Stadt Luzern pumpt Geld in VBL und kriegt keine Dividenden

Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) bieten den öffentlichen Verkehr auch in der Agglomeration von Luzern an. (Bild: VBL)

Schon seit fünf Jahren erhält die Stadt als Eignerin der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) keine Dividenden mehr. Das erschwert es massiv, den Nachbargemeinden die Aktien zu verkaufen.

Ganze sieben Jahre lang sollen die VBL mehr Subventionen erhalten haben, als ihnen zustanden. Die Besteller, der Verkehrsverbund Luzern (VVL) und das Bundesamt für Verkehr (BAV), fordern daher Geld zurück. Gemäss Stadtrat sind die VBL mit Rückzahlungsforderungen in Höhe von 24 Millionen Franken konfrontiert.

Das schreibt die Regierung in einer Antwort auf eine Interpellation des SVP-Grossstadtrats Thomas Gfeller, die am Donnerstag im Stadtparlament behandelt wurde. Er hatte sich erkundigt, welche Auswirkungen die VBL-Subventionsaffäre auf Luzerner Steuergeld hatte (zentralplus berichtete).

Stadt Luzern erhält von VBL keine Dividende

Der Finanzskandal hat keine Auswirkungen auf die Steuerzahler, betont der Stadtrat in seiner Antwort. Denn das zu viel bezahlte Geld der Gemeinden und des Kantons an den VVL, und per Subventionen an den VBL, werde durch Rückzahlungen ausgeglichen.

Die Antwort des Stadtrats zeigt allerdings auch, dass es um die Finanzen der VBL schlecht steht. «Die Stadt Luzern hat letztmals im Jahr 2019 eine Dividende der Verkehrsbetriebe Luzern AG erhalten», steht dort. Die Finanzdirektorin Franziska Bitzi (Mitte) erklärte zentralplus schon vor der Debatte die Hintergründe.

Den VBL geht es finanziell schlecht

Als Eignerin stelle die Stadt den VBL ein Aktienkapital von 20 Millionen Franken zur Verfügung. In den Jahren 2007 bis 2019 habe die Stadt dafür eine Dividende von einer Million Franken pro Jahr erhalten. «Aufgrund der Pandemie und deren Folgen waren die Geschäftsergebnisse dann so schlecht, dass gar keine Dividende mehr bezahlt werden konnte.»

Der Hauptsitz der VBL in der Stadt Luzern. (Bild: bic)

Eine Dividende sei künftig nur dann zu erwarten, wenn aus «nicht subventionierten Geschäftsbereichen» der VBL Gewinne resultieren, ergänzt sie. Wann wieder Geld der VBL an die Stadt fliesst, sei unklar. SVP-Fraktionschef Thomas Gfeller ist damit nicht zufrieden. Er sagte am Donnerstag: «Die Zeiten der zinslosen Darlehen sind vorüber. Es müssen Dividenden ausgeschüttet werden, wenn wir am System festhalten wollen.»

Eine Grundsatzfrage: Soll die Stadt Alleineignerin bleiben?

Ob am System festgehalten werden soll, bezeichnete Stadtpräsident Beat Züsli (SP) als Grundsatzfrage. Er brach eine Lanze dafür, dass die Stadt die VBL besitze. Der Grund: Die Verkehrsbetriebe würden einen wichtigen «Beitrag zur Ökologisierung» von Luzern leisten (zentralplus berichtete).

Grüne, Mitte und SP sagten, dass eine Beteiligung von Dritten Sinn machen würde. Die Umsetzung zweifelten die Sprecher aber an. Das Angebot, sich an den VBL zu beteiligen, werde von anderen Gemeinden «dankbar abgelehnt», meinte beispielsweise Andreas Felder (Mitte). Thomas Gfeller schien optimistischer. Er schlug gar vor, der Kanton könne die VBL kaufen.

Stadt will Agglogemeinden ins Boot holen

Klar ist, dass auch die Stadt Teile ihrer Aktien loswerden will. Bereits 2001, als aus der städtischen Dienstabteilung VBL eine Aktiengesellschaft wurde, hätte der Stadtrat signalisiert, dass er für eine Öffnung der Trägerschaft offen sei, erklärte Franziska Bitzi gegenüber zentralplus.

«Der Stadtrat könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass sich auch andere Agglomerationsgemeinden an der VBL beteiligen.» Dies, weil das Unternehmen auch ausserhalb der Stadt ÖV-Linien betreue. «Zurzeit laufen keine aktiven Bemühungen. Der Stadtrat würde Anfragen jedoch prüfen und weiterverfolgen», so die Finanzdirektorin.

Um dem Langzeitziel neuen Rückenwind zu geben, hat der Stadtrat in seiner Beteiligungsstrategie 2023 bis 2026 eine Strategie festgehalten: Die Stadt Luzern will ihre Beteiligung halten und einen (Teil-)Verkauf der Aktien prüfen. Bedeutet: Sie will Dritte ins Boot holen, um sich an der schwächelnden VBL zu beteiligen.

Stadt Luzern verzichtet auf eigene rechtliche Schritte

Wegen des Subventionsskandals rechtlich gegen die VBL vorzugehen, lehnt die Stadtregierung dagegen ab. Das hatte Gfeller in seiner Interpellation ebenfalls erfragt. Seiner Frage vorausgegangen war ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das die VBL zu einer Rückzahlung ans Bundesamt verdonnerte (zentralplus berichtete).

Dabei ging es nur um rund 200’000 Franken. Die VVL stellen Rückzahlungsforderungen von 22 Millionen Franken. Ein entsprechendes Verfahren am Kantonsgericht ist derzeit sistiert. Gemäss Stadtrat seien VVL und VBL aktuell auf der Suche nach einer «einvernehmlichen Lösung» auf Basis des Bundesgerichtsurteils.

Ebenfalls hätten bei den VBL bereits Veränderungen stattgefunden, führt der Stadtrat aus. Der gesamte Verwaltungsrat und der Geschäftsführer seien ausgetauscht und die Holdingstruktur aufgehoben worden. Zudem müssen sich fünf Kadermitarbeiter vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Interpellation von SVP-Grossstadtrat Thomas Gfeller
  • Schriftlicher Austausch mit Franziska Bitzi, Finanzdirektorin der Stadt Luzern
  • Antwort des Stadtrats auf die Interpellation
  • Aufnahme der 46. Sitzung des Grossen Stadtrates von Luzern vom 29. Februar 2024
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9 Kommentare
  • Profilfoto von Fritz Meyer
    Fritz Meyer, 02.03.2024, 12:54 Uhr

    Ein gutes Beispiel, dass die Verselbständigung von staatlichen Organisationseinheiten sehr heikel ist. Wer im Stadthaus von Luzern, also wer von den hochehrenwerten Stadträtinnen und Stadträten der Stadt Luzern trägt die politische Verantwortung für dieses Debakel?

    Man eiert seit Jahren rum und duckt sich weg. Die gebildete AG mit der mindestens zusätzlichen Stufe Verwaltungsrat kostet viel Geld. Diese verabschieden sich bei Problemen aus der Verantwortung nach privatrechtlichen Regeln. Eigentümerinnen und Eigentümer sind die Luzernerinnen und Luzerner, die eigentlich durch den Stadtrat vertreten werden sollten, werden faktisch nicht vertreten. Denn der Stadtrat lässt verlauten, es gäbe KEINE Auswirkungen auf die Steuerzahler. Wie naiv ist das denn?
    Die Stadtkasse hat das schlussendlich alles bezahlt. Auch die zusätzlichen, hochgelobten und dotierten Krisenverwaltungsräte. Die nicht bezahlten Dividenden an den Eigentümer, also die Stadt Luzern, sind im Endeffekt auch Kosten, Herr Stadtpräsident Züsli. Also Geld, das man nicht hat. Sollte die vbl als Ökoprojekt laufen, dann muss man das mit dem Eigentümer so vereinbaren und nicht einfach aus Bequemlichkeit ein grünes Mäntelchen drüber tun. Das wäre dann sowieso Aufgabe vom Kollegen Borgula.

    Wann wird in diesem Stadthaus endlich Verantwortung übernommen, sehr geehrten Damen Stadträtinnen und Herren Stadträte?

    Bald sind Wahlen. Bei ewl hat es auch noch ein paar Baustellen, die geklärt werden sollten

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    Paul, 01.03.2024, 20:19 Uhr

    Kann ja nur schief gehen wenn die VBL fast 24/7 fährt. Kann mir keiner erzählen dass es wirtschaftlich ist einen Bus Nachts um 3 Uhr leer im Kreis fahren zu lassen. um 00.30 letzte Runde dann Feierabend und man hat gleich paar 10'000 CHF pro Abend eingespart. Auch das Chauffeuer Problem könnte man so wieder in den Griff bekommen. Aber wie so oft verprassen öffentlich subventionierte Betriebe alles damit sie auch im nächsten Jahr das selbe Budget bekommen. Vätternwirtschaft halt.
    Auch muss man nicht ständig neue Busse kaufen. Die alten reichen vollkommen.

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    Pffff, 01.03.2024, 18:24 Uhr

    Leute nicht motzen, wir haben einen super OeV.
    Verbessern ist immer möglich, nicht korrekte Chefs müssen zur Kasse gebeten werden. Basta!

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    schaltjahr, 01.03.2024, 16:02 Uhr

    Jahrelang hat sich die Lokalpolitik von der abenteuerlichen Politik des Ex-Chefs und seiner Lakaien einlullen lassen und dabei gut Profitiert. Nun ist die Sache Aufgeflogen und die Stadt als alleinige Besitzerin ist heillos Überfordert .. Einerseits hofft man auf Dividenden und möchte weiterhin als Alleinherrscher agieren. Auf der anderen Seite droht die Neuvergabe von Linien und die Rückzahlung der ertrogenen Gelder … Saniert den Laden und wenn alle Leichen aus dem Keller sind, dann kann man über eine breiter Abgestützte Transportorganisation Diskutieren .. Das natürlich mit Mitsprache der Teilhaber ..

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    Experte, 01.03.2024, 15:23 Uhr

    Das war mit dem Expansionswahn des ehemaligen Geschäftsführer absehbar. Da waren doch viele Regierungsvertreter im VR der VBL. Die haben diesen Mist abgenickt. Zahlt ihren Lohn mit VBL Aktien.

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    Kritischer Blick, 01.03.2024, 13:20 Uhr

    Die Mischrechnung von rentablen und unrentablen Linien schon lange nicht mehr auf. Die vbl muss viel zu viele komplett unrentable und schlecht frequentierte Linien betreiben und ist deshalb so defizitär. Da wäre eine Portfolio-Analyse dringend notwendig um ein finanzierbares Liniennetz zu definieren.

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    Kasimir Pfyffer, 01.03.2024, 12:11 Uhr

    Bitte nicht drängeln, Kriens kommt zuerst dran! Man möchte sich unbedingt an einer Bude beteiligen, die gleichzeitig die Preise erhöht und vertraglich definierte Leistungen (5er, Verstärkerkurse) ein halbes Jahr lang eigenmächtig einstellt.

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      Roli Greter, 01.03.2024, 14:14 Uhr

      Die Preise werden nicht durch die vbl festgelegt. Warum das noch immer nicht begriffen wird, bleibt wohl für immer ein ungelöstes Rätsel.

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      • Profilfoto von Roli Greter
        Roli Greter, 02.03.2024, 20:08 Uhr

        Als Ergänzung oder Wissenserweiterung sei hier angemerkt dass der vvl die Preisgestaltung definiert. Der vöv wäre dann die nächste höhere Anlaufstelle.

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