So will Daniel Britschgi im VR des FCL für die Fans weibeln
Mit Daniel Britschgi sitzt seit Donnerstagabend ein Vertreter der Fans im Verwaltungsrat des FC Luzern. zentralplus hat mit ihm über seine Haltung zu Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg, Nicht-Investor Josef Bieri und den FC St. Gallen gesprochen.
Totenstille herrschte, als Daniel Britschgi am Donnerstagabend in der Messehalle 4 auf der Luzerner Allmend ans Mikrofon trat und eines der bestgehüteten Geheimnisse der jüngeren Geschichte des FC Luzern gelüftet hat. Der 46-Jährige verkündete die Geburt des neuen Vereins FCL-Basis – und liess sich eine halbe Stunde später von den Aktionären der FC Luzern-Innerschweiz AG als Vertreter der Fans in den Verwaltungsrat des FC Luzern wählen (zentralplus berichtete).
Daniel Britschgi ist Familienvater, Controllingleiter bei einem Schweizer Schokoladenhersteller und lebt in Meierskappel. Als kleiner Bub hat ihn sein Papa an die FCL-Heimspiele mitgenommen.
zentralplus: Kannst du dich an dein erstes Spiel im Stadion erinnern?
Daniel Britschgi: Das war irgendwann in den 80ern. Ich habe nur noch vage Erinnerungen an die ersten Spiele. Ich stand mit meinem Vater dort, wo in den 90ern die Lumag-Tribüne gebaut wurde und heute die Kurve für Stimmung sorgt.
zentralplus: Besser dürftest du dich an deine letzte Auswärtsfahrt erinnern.
Daniel Britschgi: Na ja, gut sind die Erinnerungen nicht unbedingt. Ich fuhr mit nach Delémont. Da war zwar der Charme dieses sehr einfachen Stadions. Doch konnte er mich nicht über das Ausscheiden im für den FCL sehr wichtigen Cup hinwegtrösten. Ich gewinne gerne.
zentralplus: Stattdessen gab es eine schmerzhafte Niederlage. Was wäre das Horrorszenario für euren neu gegründeten Verein FCL-Basis?
Daniel Britschgi: Das wurde bereits abgewendet. Eine geringe Resonanz hätte uns natürlich enttäuscht, nachdem wir alles über Monate hinweg mit sehr viel Arbeit vorbereitet hatten.
zentralplus: Was durchaus hätte passieren können, weil ihr irgendwann wohl so tief drinnen wart, dass ein objektiver Blick auf das Projekt kaum mehr möglich war.
Daniel Britschgi: Klar, dieses Risiko gehst du ein, wenn du mit so viel Leidenschaft ein Projekt vorantreibst. Doch haben wir uns immer wieder kritisch hinterfragt. Schliesslich haben uns der grosse Aufmarsch und die positiven Feedbacks gestern Abend darin bestätigt, einen guten Weg eingeschlagen zu haben.
zentralplus: Und nun gehst du erleichtert und zufrieden ins gemütliche matchfreie Wochenende?
Daniel Britschgi: Ich bin froh, dass gestern alles gut über die Bühnen gegangen ist und die durchaus belastende Geheimniskrämerei endlich ein Ende gefunden hat. Doch ans Ausruhen ist nicht zu denken. Jetzt geht’s erst richtig los!
zentralplus: Bis zur GV wusste fast niemand von euren Plänen. Was war das Geheimnis eurer Diskretion?
Daniel Britschgi: Alle, die am Projekt mitgearbeitet haben, wussten, dass ein Durchsickern dem FCL geschadet hätte. Das wäre nicht im Interesse unseres 16-köpfigen Vorstands gewesen.
zentralplus: Wer hat das Projekt initiiert?
Daniel Britschgi: Das war eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem FCL-Verwaltungsrat und einer Handvoll Fans. Wir haben gemeinsam die Grundlagen der FCL-Basis konzipiert und dann vertrauenswürdige, kompetente und leidenschaftliche Fans gesucht. Die Loyalität zum FC Luzern war dabei das Topkriterium.
zentralplus: Was unterscheidet euch von Fanorganisationen wie der USL oder den Vereinigten FCL-Fan-Clubs (VFFC)?
Daniel Britschgi: Das, was wir machen, ist etwas ganz anderes. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, als Verein Aktionärin des FCL zu sein, und dadurch ein Mitspracherecht für alle Fans gesichert. Zudem wollen wir die Vereinskultur leben.
zentralplus: Welcher der beiden Fanvereinigungen steht ihr näher?
Daniel Britschgi: Keiner von beiden. Wir kommen aus allen Ecken des Stadions und wollen möglichst alle Fans vertreten, die sich mit uns für eine möglichst breite Abstützung des FCL einsetzen wollen. Fakt ist aber auch: Am Schluss ist entscheidend, wer bei uns Mitglied wird.
zentralplus: Auch beim FC St. Gallen ist man stolz auf die breite Basis, auf Hunderte Aktionärinnen. Diente euch das Ostschweizer Modell als Vorlage?
Daniel Britschgi: Wir haben uns das Modell des FCSG natürlich angeschaut. Aber es hat uns nicht wirklich überzeugt. Die Aktionäre zahlen einmalig einen Betrag und treffen sich einmal pro Jahr an der GV – das ist alles. Wir hingegen wollen ein aktives Vereinsleben. Hinzu kommt, dass das Mitspracherecht beim FCSG nur auf dem Papier existiert. Bei unserem Modell ist die Mitsprache mit einem Sitz im Verwaltungsrat und den Aktien im Umfang von 10 Prozent viel grösser.
zentralplus: Als Fan gelange ich an den Vorstand der FCL-Basis, und der Vorstand an dich, und du dann mit dem Mandat des Vorstands an den FCL-Verwaltungsrat. So direkt mitreden kann ich als Fan also gar nicht.
Daniel Britschgi: Das stimmt so nicht. Jeder darf jederzeit direkt auf mich zukommen. Zudem ist die FCL-Basis kein Verein, in dem der Vorstand in Eigenregie entscheidet. Wir werden den Austausch mit den Fans, insbesondere mit unseren Mitgliedern, aktiv suchen und die wichtigen Beschlüsse an der GV gemeinsam fassen. Viel direkter geht’s nicht.
zentralplus: Gestern wurde ein Fan ausgebuht und ausgepfiffen, nachdem er sich vor versammelter GV Alpstaeg-freundlich äusserte, was sicherlich nicht sehr angenehm war für den Fan. Wie schützt ihr in dieser heterogenen Masse Fans, die einer Minderheitsmeinung angehören?
Daniel Britschgi: Bei uns sind alle Fans herzlich willkommen. Doch die breite Abstützung des FCL ist für unseren Verein entscheidend. Meinungen verbieten werden wir dennoch nicht. Jeder darf Stefan Wolf oder mich scheisse finden und das auch offen kundtun.
zentralplus: Mit anderen Worten heisst das: Euer Verein steht auch für einen FCL ohne Bernhard Alpstaeg?
Daniel Britschgi: Nein. Wir sind nicht gegen Alpstaeg. Wir beabsichtigen geordnete Besitzverhältnisse und setzen uns für eine breite Abstützung des FC Luzern in der Region ein.
zentralplus: Nicht nur vor einem Mehrheitsaktionär, auch vor ausländischen Investoren soll der FCL geschützt werden. So hat der Verein FCL-Basis ein Vorkaufsrecht auf Aktien der FC Luzern-Innerschweiz AG, sollte die FCL Holding AG diese an irgendwen verkaufen wollen. Könnte eine mögliche Investorin das nicht einfach umgehen, indem sie Aktien der FCL Holding kauft, der ihrerseits die Mehrheit der FC Luzern-Innerschweiz AG gehört?
Daniel Britschgi: Für solche Fälle haben wir den Aktionärsbindungsvertrag aufsetzen lassen. An den wäre die FCL Holding AG auch mit einem allfälligen Mehrheitsaktionär gebunden.
zentralplus: Würde Bernhard Alpstaeg auf juristischem Weg wieder zum Mehrheitsaktionär und alles rückabgewickelt – was würde das für den Verein FCL-Basis bedeuten?
Daniel Britschgi: Auch dann wäre die Gültigkeit des Aktionärsbindungsvertrags gegeben, weil zeichnungsberechtigte Organe der FCL Holding AG diesen signiert haben. Wir haben mit Anwälten gesprochen, alles sauber abklären lassen und sind uns sicher, dass der Aktionärsbindungsvertrag «verhebt».
zentralplus: Kannst du unseren Lesern diesen Aktionärsbindungsvertrag zeigen?
Daniel Britschgi: Nein.
zentralplus: Wäre es nicht viel effektiver gewesen, direkt Aktien der FCL Holding AG anstelle der Aktien der FC Luzern-Innerschweiz AG zu kaufen?
Daniel Britschgi: Dagegen sprach erstens der Aktionärsstreit, der viele Unsicherheiten mit sich bringt. Zweitens sind wir Fans vor allem am Spielbetrieb der ersten Mannschaft interessiert – und für diesen ist die FC Luzern-Innerschweiz AG zuständig. Die FCL Holding AG ist bloss eine Beteiligungsgesellschaft.
zentralplus: Wer hat das Geld für die 10 Prozent an der FC Luzern-Innerschweiz AG zur Verfügung gestellt?
Daniel Britschgi: Das waren allesamt FCL-Fans. Namen verraten wir keine. Ich kann einzig sagen: Josef Bieri gehört nicht zu den Darlehensgebern.
zentralplus: Die FCL-Basis hat die Möglichkeit, auf Aktienanteile von bis zu 25 Prozent aufzustocken. Was würde das bringen? Entscheidend ist schliesslich die absolute Mehrheit.
Daniel Britschgi: Jedes Prozent, das von FCL-Fans gehalten wird, ist für die regionale Verankerung wertvoll. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man sich Aktienanteile zusammenkaufen kann – um irgendwann die Mehrheit zu haben. Je mehr Aktien wir halten, desto schwieriger wird dies.
zentralplus: Bevor die FCL-Basis mehr Aktien kaufen kann, bleibt viel zu tun.
Daniel Britschgi: Tatsächlich liegt unser Fokus nun darauf, möglichst viele Fans für die FCL-Basis zu begeistern.
zentralplus: Der FC Luzern hat in der Vergangenheit nicht immer brilliert, wenn es um Marketingmassnahmen ging. So kam etwa eine Saisonkarten-Kampagne bei einigen Fans gar nicht gut an. Wie wollt ihr auf euch aufmerksam machen?
Daniel Britschgi: Wir wissen, wie Fans angesprochen werden wollen und begeistert werden können. Gestern hat das bereits gut funktioniert. Hunderte haben spontan Mitgliedschaften abgeschlossen. Entscheidend wird auch die Mund-zu-Mund-Propaganda sein.
zentralplus: Bereits herumgesprochen hat sich, dass im Sommer ein grosses Fest für alle Vereinsmitglieder steigen soll. Was kannst du dazu schon einmal verraten?
Daniel Britschgi: Es wird ein Fest von Fans für Fans. Mehr dazu ein andermal.
zentralplus: Wie sehr freust du dich auf das anstehende Heimspiel gegen den FC Winterthur?
Daniel Britschgi: Ich freu mich extrem. Für den FCL, für die FCL-Basis und auch für mich wird das ein ganz besonderer Match. Nebenbei ist es eines der wenigen Flutlichtspiele, die uns zugeteilt wurden.
zentralplus: Wo wird man dich im Stadion antreffen?
Daniel Britschgi: Meine Saisonkarte habe ich im B4. Aber ich werde sicher auch in den Logen anzutreffen sein, wo ich für den Verein FCL-Basis auf ganz offizieller Mission unterwegs bin.
- Telefonat mit Daniel Britschgi, Verwaltungsrat der FC Luzern-Innerschweiz AG und Vorstand des Vereins FCL-Basis
- Website des Vereins FCL-Basis