Tiefere Transfereinnahmen

Erneut rote Zahlen: So steht es um die Finanzen des FCL

FCL-Finanzchef Richard Furrer wird an der GV das Jahresergebnis des FCL präsentieren. (Bild: Valeriano Di Domenico/Freshfocus/zvg)

Der FC Luzern verzeichnet einen weiteren Millionenverlust. 3,1 Millionen Franken betrug er im vergangenen Geschäftsjahr. Die Verantwortlichen geben sich dennoch zuversichtlich.

Der FC Luzern trifft sich am Donnerstagabend zur jährlichen Generalversammlung. Normalerweise sind solche Anlässe nur was für eingefleischte Fans, doch seit einem Jahr schwillt der Konflikt mit Bernhard Alpstaeg. Es ist eines der dominierenden Themen im Raum Luzern. Entsprechend ist auch das Interesse an der diesjährigen GV des FCL gross. Sie wurde deshalb in die Messe Luzern verlegt.

Der Jahresbericht 2022/23 des FCL zeigt nun, wie es um die Finanzen des Vereins steht. Der Verlust von 4,7 Millionen Franken, der zuletzt die Runde machte (zentralplus berichtete) und auch von Bernhard Alpstaeg kolportiert wurde, ist nur ein Teil des Puzzles. Es handelt sich dabei um den Verlust der FC Luzern-Innerschweiz AG.

Zahlen der Dachgesellschaft sind entscheidend

Diese ist aber lediglich eine von drei operativen Gruppengesellschaften des Vereins. Enthalten sind in den Zahlen der FC Luzern-Innerschweiz AG beispielsweise die Transfereinnahmen und -ausgaben. Der Verein macht mit dieser AG rund einen Viertel des Umsatzes aus. Nicht enthalten sind Ticket- sowie Sponsoringeinnahmen. Diese werden in der Swissporarena Events AG verbucht, wohin generell die meisten Einnahmen fliessen.

Entscheidend für den Verein sind somit die Zahlen der Dachgesellschaft, der FCL Holding AG, von der auch Bernhard Alpstaeg Aktien hat. Die GV der Holding wird am 20. Dezember stattfinden, die Zahlen veröffentlicht der FCL aber bereits jetzt. Und wie nun klar wird, schreibt die Dachgesellschaft – also der Verein als Ganzes – für das Geschäftsjahr 2022/23 einen Verlust von 3,1 Millionen Franken. Das Geschäftsjahr ist gekoppelt an die Super-League-Saison und endet jeweils Ende Juni.

2018/19 zum letzten Mal schwarze Zahlen

Das Ergebnis liegt somit im Rahmen der Vorjahre. 2020/21 verzeichnete der FC Luzern ein Minus von 3,3 Millionen Franken, im Jahr darauf eines von 3,2 Millionen. Das letzte Mal schwarze Zahlen schrieb der Verein 2018/19, es resultierte damals ein Gewinn von 234’000 Franken. 2019/20 musste hingegen ein Verlust von 1,7 Millionen hingenommen werden.

Was sind die Gründe für die roten Zahlen im vergangenen Geschäftsjahr? FCL-Finanzchef Richard Furrer schreibt im Vorwort des Jahresberichts: «Am stärksten beeinflusst wurde das finanzielle Ergebnis durch den bewussten, strategisch abgestützten Entscheid, im abgelaufenen Geschäftsjahr auf grössere Transfereinnahmen zu verzichten.» Das habe man getan, um das Kader möglichst zusammenzuhalten.

Furrer spricht damit hauptsächlich den Entscheid im Sommer an, FCL-Kapitän Ardon Jashari nicht an den FC Basel zu verkaufen. Mit 1,7 Millionen Franken (Vorjahr 4,3 Millionen) erzielte der FCL den dritttiefsten Transferertrag seit der Saison 2016/17. Der Finanzchef bleibt aber optimistisch: «Aufgrund dieser aufgeschobenen Einnahmen kann der FCL in Zukunft mit deutlich höheren Erträgen rechnen.»

War als defensive Absicherung die auffälligste Figur in der Luzerner Raute: der 19-jährige Ardon Jashari.
Ardon Jashari könnte dem FCL dereinst hohe Transfereinnahmen bescheren. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Mehr Stellen, weniger Einnahmen

Auch andere Positionen sind mitverantwortlich für die roten Zahlen. So war der Verein gemäss eigenen Angaben in verschiedenen Bereichen mit «stark gestiegenen Kosten» konfrontiert. Die Sicherheitskosten bei Heimspielen beispielsweise stiegen um 18 Prozent. Weiter wurde der Stellenetat aufgestockt. Im Geschäftsjahr 2022/23 verzeichnete der FCL 106,2 Vollzeitstellen, was einem Plus von 8,6 Vollzeitstellen entspricht. «Diese Zunahme ist unter anderem auf die Integration der Frauenabteilung sowie die Professionalisierung in den Bereichen HR sowie IT und Digitalisierung zurückzuführen.»

Zudem musste der FCL laut Furrer «leichte Einnahmeverluste» hinnehmen. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 22,8 Millionen Franken (im Vorjahr 25,5 Millionen). «Es zeigte sich deutlich, dass die Unruhen rund um den Club verschiedene Partner dazu veranlassten, die Zusammenarbeit vorerst einmal ruhen zu lassen», sagt Richard Furrer.

Kapitalspritze von Aktionären

Die Liquidität der FCL Holding AG nahm per Ende Juni um rund 5,3 Millionen auf neu 2,9 Millionen Franken ab. Das Eigenkapital beträgt -3,9 Millionen Franken. Der FCL beruhigt aber: Mittels Darlehen mit Rangrücktritt und einer beschlossenen Sanierung von 1,6 Millionen Franken verfüge der FCL über ein positives wirtschaftliches Eigenkapital von rund 1,1 Millionen Franken. Das heisst also, Aktionäre mussten Geld einschiessen. Es ist das erste Mal seit Februar 2021, dass es zu einer solchen Kapitalspritze kommt.

Der Finanzchef lässt sich vom Jahresverlust nicht aus der Ruhe bringen. «Unter Berücksichtigung der Mindereinnahmen im Transferbereich von 2,7 Millionen Franken ist der Verlust von 3,1 Millionen erklärbar und war so zu erwarten.» Die Investitionen würden mittel- und langfristig den sportlichen Erfolg fördern und zusätzliche Transfererlöse generieren. Der eingeschlagene Weg zeige erste Erfolge und lasse positiv in die Zukunft blicken.

Zuschauerzahlen steigen deutlich

Der Optimismus der FCL-Verantwortlichen basiert unter anderem auch auf den Zuschauerzahlen. Diese sind gemäss dem Geschäftsbericht um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. In der Saison 2022/23 besuchten durchschnittlich 12’775 Personen die Heimspiele der ersten Mannschaft. Nur in einem Jahr seit der Eröffnung der Swissporarena wollten mehr Leute den FCL-Mannen beim Spielen zusehen: 2011/12 lag der Schnitt bei 14’180 Zuschauern.

Verwendete Quellen
  • Geschäftsbericht des FCL
  • Geschäftsbericht des Vorjahres
  • Besuch der Pressekonferenz
  • Besuch der Generalversammlung
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Renato
    Renato, 16.11.2023, 22:38 Uhr

    Ach ja, die Jaschari Millionen ………
    Träumer

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    • Profilfoto von Steffen
      Steffen, 17.11.2023, 09:06 Uhr

      Jashari heisst der Mann…und es ist nicht nur er der Millionenerlös garantiert….Beloko, Loretz, Jaquez, Okou, Beka und das eine oder andere Juwel aus dem Nachwuchs werden viel Geld in die Kassen des FCL spülen. Richtig reinvestiert kann der FCL auf lange Sicht zur klaren Nummer 2 in der Schweiz werden.

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