Vor Wiederwahl zum SFL-Präsidenten

Ist Philipp Studhalter der nächste Gianni Infantino?

Philipp Studhalter an der Swiss Football Night 2023 in Bern. (Bild: Claudio De Capitani/freshfocus)

Philipp Studhalter stellt sich am Freitag zur Wiederwahl als Präsident der Swiss Football League (SFL). Doch wie sicher ist diese Wahl nach den jüngst gegen ihn erhobenen Vorwürfen des FC Luzern? Und was hat es mit den angeblichen Karriereplänen des Ex-FCL-Präsidenten auf sich?

«In kleiner Runde hat Philipp Studhalter vor einigen Jahren durchblicken lassen, dass er einen ambitionierten Karriereplan als Fussballfunktionär verfolge», sagt Fussballkenner Michel F.* gegenüber zentralplus. Er möchte anonym bleiben.

«Sein erstes Ziel, Ligapräsident bei der SFL zu werden, hat Studhalter 2021 bekanntlich bereits erreicht», fährt Michel F. fort. «Der nächste logische Schritt, so meinte er damals, sei der Schweizerische Fussballverband SFV. Um schliesslich irgendwann bei der Uefa oder der Fifa Karriere zu machen.» Die Ambitionen habe er sicherlich, um dereinst in die Fussstapfen von Blatter, Infantino und Co. treten zu wollen. «Darum wird er sich hüten, nicht mehr zur Wiederwahl als SFL-Präsident anzutreten», vermutet Michel F.

Studhalter tritt wieder an

Mit seiner Vermutung liegt er richtig. Denn Philipp Studhalter bestätigt gegenüber zentralplus, für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen – weil er «mit Leib und Seele» SFL-Präsident sei. «Der Entscheid darüber liegt aber nicht bei mir, sondern allein beim Wahlgremium», betont der 47-jährige Rechtsanwalt.

Philipp Studhalter war bis im Februar 2021 FCL-Präsident. Im November 2021 wurde er zum SFL-Präsidenten gewählt. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Wahlberechtigt sind die Vertreter aller Clubs der Super League und Challenge League. «Doch aus dem nahen Umfeld der SFL und des SFV hört man, dass sich Philipp Studhalter nicht unbedingt uneingeschränkter Beliebtheit erfreut und es nun mit dieser Geschichte rund um die Vorgänge beim Verkauf der Stadionaktien eng wird für die Wiederwahl», wirft Michel F. ein.

Rolle im Stadionstreit

Er spricht die vom amtierenden FCL-Verwaltungsrat erhobenen Vorwürfe an, wonach Philipp Studhalter Bernhard Alpstaeg dabei unterstützt haben solle, sich die Mehrheit der Stadionaktien zu sichern. Dabei soll das Vorkaufsrecht der damaligen FCL-Aktionäre vorsätzlich umgangen und missachtet worden sein. Darauf weist ein Schreiben hin, das zentralplus in voller Länge vorliegt (zentralplus berichtete).

Ausriss aus dem Schreiben, das belegen soll, dass Bernhard Alpstaeg mithilfe Philipp Studhalters zur Stadionaktien-Mehrheit gekommen sein soll. (Bild: ZVG)

Doch das – Zitat FCL: «mutmasslich strafrechtlich relevante» – Vorgehen Bernhard Alpstaegs hat Konsequenzen für den Besitzer der Swissporarena. Die Stadt Luzern löste Ende September 2023 den Heimfall des Stadions aus (zentralplus berichtete).

Ursula Engelberger-Koller an der Medienkonferenz des FC Luzern Ende September 2023. (Bild: jdi)

Das Strafverfahren gegen Bernhard Alpstaeg wollte der FCL rund um Juristin und Verwaltungsrätin Ursula Engelberger-Koller im Februar 2023 auf Philipp Studhalter ausweiten. Doch die Luzerner Staatsanwaltschaft hat gemäss Mediensprecher Simon Kopp bis heute keine Ermittlungen gegen den amtierenden SFL-Präsidenten eingeleitet. Sondern nur gegen Bernhard Alpstaeg, für den die Unschuldsvermutung gilt.

Mandate für russischen Oligarchen

Zu einer Anklage gegen Philipp Studhalter kam es auch nicht im Kontext seiner Verstrickungen in die Geschäfte seines Bruders Alexander Studhalter mit dem russischen Oligarchen Suleiman Kerimow. Laut Vorwürfen des US-Finanzministeriums soll Alexander Studhalter «beträchtliche Geldbeträge» für Kerimow gewaschen haben. Philipp Studhalters Bruder wies diese Vorwürfe im November 2022 gegenüber zentraplus vehement von sich – und bekam von französischen Gerichten recht (zentralplus berichtete).

«Es gibt eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu sprechen. Momentan sind wir noch in der ersten Phase.»

Philipp Studhalter

Bei den Geschäften mit Kerimow soll Philipp Studhalter gemäss Recherchen der «Tamedia»-Zeitungen «eng involviert» gewesen sein. Alexander Studhalter landete vor einem Jahr auf der US-Sanktionsliste zu Russlands Krieg gegen die Ukraine. Philipp Studhalter hingegen nicht (zentralplus berichtete).

Erklärung gegenüber SFL-Clubs ist ausstehend

Ob die Wiederwahl Studhalters wegen der Causa Swissporarena und der Geschäfte mit Kerimow tatsächlich gefährdet sei, wie Michel F. behauptet, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Zwar hat zentralplus bei sämtlichen wahlberechtigten Fussballclubs der SFL nachgefragt, ob diese Studhalter wiederzuwählen gedenken. Die allermeisten wollten sich im Vorfeld zur Wahl nicht äussern. Auch nicht der FC Luzern.

Einzelne Clubs begründen ihr Zögern damit, dass sie zu wenig Informationen zu den Fällen hätten und erst noch eine persönliche Erklärung Studhalters abwarten würden. Eine solche habe er angekündigt. Doch blieb sie bisher aus.

«Das sind abgehakte, alte Kamellen.»

Philipp Studhalter

Philipp Studhalter erklärt gegenüber zentralplus: «Es gibt eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu sprechen. Momentan sind wir noch in der ersten Phase. Aber ich werde den SFL-Clubs gerne Auskunft geben, wenn die Zeit zum Sprechen gekommen ist.»

Vorwürfe längst abgehakt?

Gegenüber zentralplus nimmt Philipp Studhalter im Zusammenhang mit der Kerimow-Affäre dennoch Stellung. Sie sei für seine Wiederwahl schlicht nicht relevant. «Hätten Sie 2018 vorhergesagt, dass Russland die Ukraine im Februar 2022 überfallen wird? Ich jedenfalls nicht», kontert er. «Meine punktuellen Mandate für Klienten dieser Kategorie habe ich dennoch bereits vor mehreren Jahren beendet und seither keine solchen Mandate mehr angenommen.»

Der damals abtretende FCL-Präsident Philipp Studhalter (links) reicht Stefan Wolf an der Medienkonferenz im Februar 2021 die Hand. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Ähnlich klingt Studhalters Stellungnahme zu den Vorwürfen des FCL-Verwaltungsrats: «Das sind abgehakte, alte Kamellen.» Sein Anwalt habe ihm empfohlen, darauf in aller Entschiedenheit zu antworten. Dies tut Studhalter wie folgt: «Sie erinnern sich: Die zerstrittenen Aktionäre haben sich an der Medienkonferenz meines Abschieds vom FCL im Februar 2021 öffentlich die Hand gereicht» (zentralplus berichtete).

«Am Ende zählt das Wahlresultat. Alles andere ist letztlich zweitrangig.»

Philipp Studhalter

«Dass die Parteien nach meinem Abschied wieder ‹Mais› angefangen haben und dabei auch alte Geschichten, über die man sich längst geeinigt hatte, aus der Mottenkiste zaubern, zeigt den fehlenden Ernst dieser Debatte», fährt Studhalter fort. Der Leidtragende sei letztlich der FCL.

Keine Ausweitung des Strafverfahrens auf Studhalter

Auch zu einer möglichen Ausweitung des Strafverfahrens wegen der Stadionaktien nimmt er Stellung. «Bis jetzt habe ich keinerlei Kenntnis eines Verfahrens gegen mich», sagt Studhalter. Er verweist auf Toni Bucher, der damals die Stadionaktien an Bernhard Alpstaeg verkaufte und «das Ganze» vor einem Monat öffentlich als «Theater» bezeichnet hat. Studhalter glaubt: «Er hat recht.»

Vorwürfe hin oder her – Philipp Studhalter möchte sich nicht zu seinen Wahlchancen äussern. Klar ist für ihn aber, dass zum Wahlkampf auch Kritik gehört. Etwa aus dem Umfeld des SFL und des SFV, wo sich Studhalter gemäss Michel F. «nicht unbedingt uneingeschränkter Beliebtheit» erfreuen soll. Damit könne er problemlos umgehen, sagt Studhalter. «Am Ende zählt das Wahlresultat. Alles andere ist letztlich zweitrangig», lehnt sich der amtierende SFL-Präsident am Jargon eines Fussballtrainers an.

Keine Kampfwahl

Studhalter scheint ohnehin alternativlos zu sein. Gegenkandidaten gebe es seines Wissens nicht. Philippe Guggisberg, Mediensprecher der SFL, bestätigt dies gegenüber zentralplus. Nötig sei im ersten Wahlgang das absolute Mehr, im allfälligen zweiten das relative. Für spontane Sprengkandidaten besteht laut Guggisberg lediglich ein kleines Schlupfloch: «Die GV kann mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit weitere Kandidaten zur Wahl zulassen.»

Doch dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich und käme einem Coup – wie damals bei der Abwahl Christoph Blochers – gleich. 15 Clubs wären nötig, um einen neuen Kandidaten ins Spiel zu bringen.

Und wie wahrscheinlich ist es, dass Philipp Studhalter dereinst als Präsident der Fifa in die Fussstapfen von Sepp Blatter und Gianni Infantino tritt? Schon heute ist der SFL-Präsident auch SFV-Vizepräsident, Schiedsrichter am Internationalen Sportgerichtshofs und hat bei der Uefa in der Kommission für Klublizenzierungen Einsitz. Studhalter winkt witzelnd ab: «Da stellt sich mir ein gröberes Problem: Ich bin kein Walliser.» Um anzufügen: «Im Ernst: Das ist für mich kein Thema.»

*Name der Redaktion bekannt

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Philipp Studhalter, Präsident der SFL
  • Schriftlicher Austausch mit Fussballexperte Michel F.
  • Telefonat mit Philippe Guggisberg, Mediensprecher der SFL
  • Telefonat mit Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft
  • Schriftlicher Austausch mit sämtlichen Clubs der Super League und Challenge League
  • Artikel im «Tagesanzeiger» vom 15. November 2022
  • Artikel auf «Pilatus Today» vom 3. Oktober 2023
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7 Kommentare
  • Profilfoto von Libero
    Libero, 15.11.2023, 10:25 Uhr

    Könnte es sein, dass Russische Oligarchen und das Fussballgeschäft weltweit und auch in der Schweiz bei den Massnahmen der Geldwäschereibekämpfung vergessen werden?

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  • Profilfoto von Mac Tanner (das Original)
    Mac Tanner (das Original), 15.11.2023, 08:23 Uhr

    Daran krankt doch der Fussball generell…an Funktionären die zweifellos ihr Business verstehen, meistens Rechtsanwälte… aber von Fussball an sich, keine Ahnung haben. Herr Studhalter kommt vom Rudersport und hat selber schon mehrfach zugegeben, dass er von Fussball nichts versteht…..

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 15.11.2023, 09:55 Uhr

      Umgekehrt ist es aber so, dass diejenigen, welche etwas vom Fussball verstehen, nichts von wirtschaftlicher Geschäftsführung verstehen (siehe aktueller Präsident und Sportchef des FC Luzern). Das gewählte Businessmodell funktioniert nicht und führt lediglich dazu, dass jedes Jahr Schulden erwirtschaftet werden.

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      • Profilfoto von Röne fun Egg
        Röne fun Egg, 15.11.2023, 10:59 Uhr

        Es gibt sehr sehr wenige Fussballclubs die wirtschaftlich erfolgreich sind, schon gar nicht in der Schweiz…

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        • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
          Hanspeter Flueckiger, 15.11.2023, 15:01 Uhr

          Das ist die Ausrede der 52-Prozen-Fetischisten. Es ist durchaus möglich ein KMU wirtschaftlich solide zu führen.

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          • Profilfoto von Karl Duden
            Karl Duden, 15.11.2023, 18:12 Uhr

            Ein KMU sicherlich, aber nicht, wenn es ein Fussballverein ist…YB ist die Schweizer Ausnahme, aber auch nur wegen der tollen Zuschauerzahlen, CL-Teilnahmen und Christoph Spycher…

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            • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
              Hanspeter Flueckiger, 16.11.2023, 08:53 Uhr

              Das Konstrukt beim FC Luzern hat schon lange nichts mehr mit einem Verein zu tun. Es findet eine Generalversammlung der Aktionäre und nicht der Vereinsmitglieder statt. Stimmen die Zahlen nicht, ist der Businessplan falsch oder – was vermutlich der Fall ist – Wolf hat gar keinen Plan.

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