Ursula Engelberger-Koller ist «verrockt»

FCL-Verwaltungsrätin drängt Alpstaeg und Co. in die Ecke

Ursula Engelberger-Koller an der Medienkonferenz des FC Luzern. (Bild: jdi)

Mit Ursula Engelberger-Koller hat der FC Luzern eine Juristin im Verwaltungsrat, die Bernhard Alpstaeg und seinen Anwälten, aber auch dem ehemaligen FCL-Präsidenten Philipp Studhalter ordentlich Dampf macht.

Draussen das herrliche Spätherbstwetter, die Sonne scheint golden durch die Lücken in der Fassade. Drinnen bisweilen staubtrockene, farblose Materie. Im Mediencenter der Swissporarena geht es am Mittwochnachmittag um Aktienverkäufe, Fristen und Kaufrechte. Doch das Interesse ist riesig, ist doch vom die Massen bewegenden FC Luzern und nicht von irgendeiner dubiosen Briefkastenfirma die Rede.

Zwar – ein bisschen Wirtschaftskriminalität und ein bisschen Ausland birgt auch diese Geschichte. Denn seit Mittwochmorgen ist klar: Nicht nur Bernhard Alpstaeg ist in die möglicherweise krummen Geschäfte rund um den Verkauf der Swissporarena-Aktien involviert. Sondern auch Philipp Studhalter, wie der FCL am Mittwochmorgen ausführlich dargelegt hat (zentralplus berichtete). Er, der bis zum Amtsantritt von Stefan Wolf als Verwaltungsratspräsident und CEO im FCL das Sagen hatte, inzwischen Präsident der Swiss Football League (SFL) ist – und zuletzt wegen Kontakten zur russischen Oligarchie in Kritik geriet (zentralplus berichtete).

«Ein Mann, der einen in seinen Bann zieht»

Philipp Studhalter soll Bernhard Alpstaeg dabei unterstützt haben, sich die Stadionaktien unter den Nagel zu reissen. Darauf weist ein Schreiben hin, das zentralplus in voller Länge vorliegt.

Ausriss aus der vom FCL zitierten «Beweis»-Mail. (Bild: ZVG)

Die Herren, das waren nebst FCL-Finanzchef Richard Furrer auch Bernhard Alpstaeg. Geschrieben hat die E-Mail seine damalige Anwältin, die zugleich Büropartnerin Philipp Studhalters ist. Dieser dürfte Kenntis vom Schreiben gehabt haben, wenn es nach FCL-Verwaltungsrätin Ursula Engelberger-Koller geht. Denn, so sagt sie, Studhalter hat Alpstaeg nicht nur im Verwaltungsrat vertreten, sondern ihn gleichzeitig auch als Anwalt juristisch beraten. Das wussten Studhalters Kollegen im Verwaltungsrat nicht und vertrauten ihm deswegen – wohl zu ihrem eigenen Nachteil, wie sich nun zu zeigen scheint.

Nebst Alpstaeg und Josef Bieri waren sassen damals Samih Sawiris, Hans Schmid und Marco Sieber, die Triple-S-Gruppe, im Verwaltungsrat des FC Luzern. Ihnen soll Studhalter immer wieder versichert haben, dass sie, die Besitzer des FCL, kein Kaufrecht auf die Stadionaktien hätten.

Engelberger-Koller erklärt das naiv anmutende Akzeptieren der Tatsache, dass das im Baurechtsvertrag zwischen Stadion Luzern AG und Stadt Luzern festgelegte Kaufrecht des FCL gar nicht bestehe, wie folgt: «Philipp Studhalter ist ein Mann, der einen in seinen Bann zieht.»

Interne Recherchen spülen Dreck hoch

Doch seit der Anfang 2021 beigelegte Aktionärsstreit im Herbst 2022 neu entfacht wurde (zentralplus berichtete), dreht Ursula Engelberger-Koller im FCL offenbar jeden Stein um. «Ich habe an der GV letzten Jahres versprochen, ganz genau über die Bücher zu gehen», erinnert sie. Dieses Versprechen hat sie gehalten. Sie hat mit Leuten im ganzen Haus gesprochen, vor allem aber Akten durchwühlt und E-Mail-Verläufe durchforstet. Daraus resultierte der Coup im Dezember 2022, als die Absetzung des FCL-Verwaltungsrats durch Bernhard Alpstaeg verhindert wurde, dieser seine Aktienmehrheit verlor und eine Anzeige kassierte (zentralplus berichtete).

Diese Anzeige wurde im Feburar 2023 erweitert um die Causa Swissporarena. Und den genauso wie Alpstaeg der Unschuldsvermutung unterliegenden Philipp Studhalter, der Alpstaeg den Weg zu 60 Prozent der Stadionaktien geebnet haben soll. Und zwar in bester wirtschaftskrimineller Manier, wie Engelberger-Koller zu wissen glaubt. Das Kaufrecht des FCL habe Alpstaeg mithilfe Studhalters bewusst umgangen. «Sie haben die Übernahme der Aktien von langer Hand geplant», wirft Engelberger-Koller dem Duo vor.

Alpstaeg kommt via Drittfirma zum Stadionkauf

Zu diesem Zweck habe Toni Eberle von der Eberle AG die Antoga AG gegründet. Seine 60 Prozent der Aktien habe er dann im Mitwissen des gesamten FCL-Verwaltungsrats Anfang 2019 an die Antoga AG verkauft. Im September 2019 habe die Antoga AG dann der Stadt Luzern, die ein Kaufrecht hatte, diese 60 Prozent der Stadionaktien zum Verkauf angeboten. Diese lehnte ab.

Stattdessen kaufte Bernhard Alpstaeg die Antoga AG. Und Philipp Studhalter und Toni Eberle besiegelten das Geschäft, indem sie dem damaligen FCL-Verwaltungsrat, wie oben erwähnt, klarmachten, dass der FCL eben kein Kaufrecht habe. Der FCL-Verwaltungsrat unterliess es denn auch, sich gegen diesen Aktienverkauf zu wehren. Und Studhalter, so Engelberger-Koller, verletzte als Präsident seine Treue- und Interessenspflichten gegenüber dem FCL.

Die Sorgenfalten waren auch schon tiefer: Ursula-Engelberger Koller und Stefan Wolf im Mediencenter der Swissporarena. (Bild: jdi)

Darum könnte er in das hängige Strafverfahren hineingezogen werden. Ob die für Wirtschaftsdelikte zuständige Abteilung 5 der Luzerner Staatsanwaltschaft auch seine Schuld prüfen wird, ist jedoch noch unklar. Der Entscheid darüber dürfte bald fallen, so Engelberger-Koller.

Philipp Studhalter nimmt Stellung

Derweil scheint sich Studhalter kaum Sorgen zu machen. Gegenüber zentralplus sagt er: «Der Verwaltungsrat des FCL fällt seine strategischen Entscheide und die daraus entstehenden operativen Fragen als Kollektiv, nicht durch eine Einzelperson.» Und suggeriert damit, als Verwaltungsratspräsident nicht alleine für das Handeln des Gremiums verantwortlich zu sein.

«Das war auch beim Verkauf des Aktienpakets der Antoga AG an Herrn Alpstaeg im Jahr 2019 der Fall», sagt er, was auch Engelberger-Koller bestätigt. Das Resultat sei eindeutig gewesen. «Kein Verwaltungsratsmitglied war dagegen – auch nicht Josef Bieri.»

FCL würde Stadion sofort kaufen

Doch unterlag auch Josef Bieri dem Irrtum, der FCL habe kein Kaufrecht. Philipp Studhalter soll ihn sprichwörtlich «eingeseift», immer wieder beteuert haben, dass der Verkauf an Alpstaeg nicht zu verhindern sei. Nun sieht sich Studhalter, der damalige Jurist im FCL-Verwaltungsrat, mit der Gründlichkeit seiner Nachfolgerin konfrontiert. Sie scheint entschlossen zu sein, im FCL ein für allemal aufzuräumen. «Das macht mich ‹verrockt›», sagte sie an der Medienkonferenz. Und meinte damit das ständige Dementieren offensichtlichster Fakten durch ihre Gegner in den Rechtsstreitigkeiten, die den FCL noch Jahre beschäftigen dürften.

Immerhin etwas dürfte den FCL hoffnungsvoll stimmen: Der Heimfall des Stadions, den die Stadt Luzern ausgelöst hat, könnte vor Schiedsgericht innert zwei Jahren bestätigt werden. Es gehörte dann der Stadt Luzern, die dem FCL allenfalls den Kauf des Stadions für weniger als eineinhalb Millionen Franken anbieten würde. Was sehr zur Freude Stefan Wolfs wäre, der ohne zu Zögern sagt: «Ja, wir würden dieses Stadion kaufen.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Treffen mit Stefan Wolf, FCL-Präsident
  • Persönliches Treffen mit Ursula Engelberger-Koller, FCL-Verwaltungsrätin
  • Medienmitteilung von Sacha Wigdorovits, Mediensprecher von Bernhard Alpstaeg
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