Nach Freistellung von Chefarzt

«Destruktiv» – Kündigungswelle an Zuger Kantonspital

Im Zuger Kantonsspital häng der Haussegen schief. (Bild: zvg)

Nachdem das Zuger Kantonsspital einen Chefarzt freigestellt hatte, haben weitere Personen gekündigt. Sie erheben happige Vorwürfe.

Der Fall schlug hohe Wellen: Im Sommer 2023 stellte das Zuger Kantonspital Severin Urech, den damaligen Chefarzt des Instituts für Anästhesie und Intensivmedizin, von einem Tag auf den anderen frei.

Es habe Differenzen rund um die Führung des ambulanten Operationszentrums gegeben, verrieten Ende März dieses Jahres andere Spitalmitarbeiter (zentralplus berichtete).

«Vertrauen verspielt»

Wie die «Zuger Zeitung» nun schreibt, ist es nach der Kündigung von Urech zu einer Kündigungswelle im betroffenen Institut gekommen. Sieben Personen hätten das Spital ebenso verlassen. «Dabei handelt es sich um hochqualifizierte Arbeitskräfte eines komplett ausgetrockneten Arbeitsmarktes», erklärt ein Assistenzarzt, der gleichfalls nicht mehr im Spital arbeitet, gegenüber der Zeitung.

Die Vorwürfe: Die Spitaldirektion habe mit der Freistellung des beliebten Chefarztes das Vertrauen verspielt. Ihr wird mangelnde Kommunikation und Gesprächsbereitschaft vorgeworfen. Ausserdem habe die Direktion einen neuen «Mindset» im Institut haben wollen. Es gäbe ein Muster, so die Vorwürfe. Immer wieder seien «unbequeme» Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen verschwunden.

Spital weist Vorwürfe zurück

Es sei mittlerweile ein richtiges «Geläuf» im Spital. Langjährige und qualifizierte Angestellte müssten gehen und würden teils durch Freelancer ersetzt. Neue Angestellte würden teils nicht mal die Probezeit durchhalten. Es gehe viel «Know-How» verloren.

Die Spitaldirektion weist die Vorwürfe gegenüber der «Zuger Zeitung» zurück. Bisherige Kündigungen hätten aus verschiedenen Gründen erfolgt. Man habe ausserdem das Gespräch mit den Angestellten des Instituts für Anästhesie und Intensivmedizin gesucht, nachdem Urech freigestellt worden war.

Untersuchung gefordert

Zu den Kündigungen danach schreibt die Direktion: «Wenn eine Führungsperson ein Unternehmen verlässt, kommt es fast immer zu damit zusammenhängenden Kündigungen von Mitarbeitenden. Das ist auch im vorliegenden Fall so. Es ist sehr bedauerlich, lässt sich aber nicht vermeiden.»

Die ehemaligen Spitalmitarbeiter, die sich an die «Zuger Zeitung» gewandt hatten, fordern derweil eine unabhängige Untersuchung der Vorgänge. Wie eine der Personen gegenüber der Zeitung sagt: «Es zeigt sich hier ein verheerend destruktives Muster ohne jede Strategie.»

Verwendete Quellen
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