Luzern wird zur Drehscheibe für Drogenhandel

Kriminelle Banden werden immer brutaler

Das organisierte Verbrechen ist laut den Luzerner Behörden immer mehr bereit, Gewalt anzuwenden.

Die organisierte Kriminalität hält die Luzerner Polizei auf Trab. Dabei sind die Ressourcen knapp, gegen die Verbrecher vorzugehen. Die Sicherheitsdirektorin will das Korps daher aufstocken.

Ein albanischer Drogendealer aus Emmen wurde kürzlich zu drei Jahren Gefängnis verurteilt (zentralplus berichtete) – bei Weitem kein Sonderfall. Die Meldungen von Dealern und kriminellen Banden nehmen seit geraumer Zeit zu.

Der Kampf gegen die organisierte Kriminalität sei intensiv. Dies hiess es am Mittwoch an einer Pressekonferenz der Luzerner Polizei zum Jahresbericht 2023. Wie Jürg Wobmann, Chef der Kriminalpolizei, ausführte, werde Luzern zunehmend zur Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Die Wahrnehmung teilt auch die Luzerner Staatsanwaltschaft (zentralplus berichtete).

Folter und blutige Abrechnungen – «Klima verhärtet sich»

Dabei beobachte die Polizei, dass die Banden immer brutaler werden. «Wir registrieren Methoden, die die Banden anwenden, die wir bisher etwa nur aus skandinavischen Ländern kannten», so Wobmann. Er meint damit unter anderem Foltermethoden, die die Banden anwenden, oder blutige Abrechnungen unter verfeindeten Gruppen. «Das zeigt, dass sich das Klima verhärtet. Die Banden sind bereit, gegen Leib und Leben zu gehen.»

Immer mehr häusliche Gewalt, dafür weniger Verkehrsunfälle

«Es war ein strenges, aber zufriedenstellendes Jahr», bilanzierte Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei, an der Pressekonferenz am Mittwoch. So verzeichnete die Polizei 2023 über 20’000 Straftaten. Das sind gut 1200 mehr als im Vorjahr und so viele wie seit 2017 nicht mehr. Zugenommen haben besonders Diebstähle (plus 17 Prozent) und Cyberdelikte (plus 32 Prozent). Eine Abnahme gab es hingegen bei den schwereren Gewalttaten, insbesondere bei den Vergewaltigungen.

Auffallend ist die Zunahme der häuslichen Gewalt. Die Anzahl Fälle stieg um 190 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies ist teilweise aber auch auf eine neue Dokumentationspraxis der Polizei zurückzuführen, welche dazu führt, dass in der Statistik mehr Fälle auftauchen.

Erfreulich ist, dass die Zahl der Verkehrsunfälle gegenüber dem Vorjahr abgenommen hat. 2022 waren es gut 2300, 2023 deren 2100. Auch die Zahl der Unfalltoten ging zurück – von zehn auf sechs. Allerdings gab es mehr Schwerverletzte.

Wie Achermann weiter ausführte, sei auch erfreulich, dass die Polizei die Interventionszeiten hätte tief halten können. Im Schnitt dauerte es etwas mehr als neun Minuten, bis die Uniformierten bei einem Einsatz vor Ort waren. Ausserdem ist die Aufklärungsquote von Verbrechen gestiegen.

Dagegen will die Polizei rigoros vorgehen. Wobmann: «Wir dulden im Kanton Luzern keine rechtsfreien Räume.» Der Kampf gegen die organisierte Kriminalität brauche aber Ressourcen. «Wir brauchen dringend Personal. Wenn wir jetzt den Kopf in den Sand stecken, dann müssen wir später mit den Zähnen knirschen», sagt der Chef der Kriminalpolizei.

«Wollen der organisierten Kriminalität den Kampf ansagen»

Dieser Appell stösst im kantonalen Justiz- und Sicherheitsdepartement auf offene Ohren. Wie Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj (SP) an der Pressekonferenz am Mittwoch sagte, wolle sie das Korps aufstocken und hätte die entsprechenden Mittel beim Regierungsrat beantragt. 2022 bewilligte der Kantonsrat bereits etwas mehr als 100 zusätzliche Polizisten. «Dies reicht nicht», sagt die Regierungsrätin. «Wir wollen der organisierten Kriminalität den Kampf ansagen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich diese weiter breitmacht.»

Konkret möchte sie in Bälde 15 zusätzliche Stellen schaffen. Sechs davon sollen bei der Kriminalpolizei angesiedelt werden.

Es gibt zudem einen weiteren Lichtblick: Die Rekrutierungskampagne der Luzerner Polizei (zentralplus berichtete) laufe gut, ausserdem seien erwartete Kündigungen ausgeblieben. Andere Kantone hätten mehr Probleme, neue Polizistinnen zu gewinnen, erklärte Kommandant Adi Achermann. «Wir konnten unsere Lücken füllen. Das ist nicht selbstverständlich»

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Schwarzentruber
    Schwarzentruber, 27.03.2024, 20:00 Uhr

    Die Albanische Mafia kennt keine Scheu und Gnade. Hier wollte man aber lieber alles unter den Teppich kehren und möglichst das selbstgerechte Saubermann-Image der Touristenhochburg aufrechterhalten. Tja, langsam schlägt das Pendel in die andere Richtung. Luzern ist mittlerweile – sofern man Szenekennern und Staatsanwälten glauben kann – der boomende Drogenumschlagplatz in der Deutschschweiz. Fälle von Folter sind vorgekommen.
    In den lokalen Blättern werden indes weiterhin Flüchtlinge, Fussballfans, Sprayer oder die "woke Ideologie" als Staatsfeinde Nr. 1 gehandelt.

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  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 27.03.2024, 18:49 Uhr

    Interessant, dass die SP-RR Ylfete Fanaj das Problem angeht, und ihr SVP-Vorgänger Paul Winiker sich in Untätigkeit übte. Aber: Ein grosses Problem stellt der unsägliche Kantönligeist dar, die dilettantische Unfähigkeit dringend nötigen, simultanen Datenaustauschs und Koordination zwischen den Kantonen – der Freistaat Bayern mit seinen 13,4 Mio. Einwohnern hat auch nicht 26 verschiedene Polizeiapparate! Und zu guter Letzt wissen alle, welchen Nationalitäten der Hauptanteil dieser Art von Kriminalität zuzuschreiben ist – Ratial und National Profiling hin oder her.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 27.03.2024, 17:41 Uhr

    im allgemeinen wird viel zu large gegen Kriminellen vorgegangen!Sowie Auschaffungen und Fussball Chaoten!
    Solche Banden kennen nur Konsequents! Und nicht die wischiwaschi Politik der Linken! Ich finde es einfach nur Naiv die Kriminalität der Asillanten zu Verneinen! So sollen die Linken doch mal ein Gefängniss besuchen und sich überzeugen! Und auch die IV simulanten kontrollieren,die den wirklich Berechtigten deren Ruf nur schaden!
    Und wenn ich schweizer höre,aus welchen Migranten Hintergrund kommen Sie!Aber den Linken ist das Thema Gendern wichtiger als Mobing zu bekämpfen die den Frust danach zu Agressionen führt!Die nicht mit "Wattebüscheli"
    herum werfen!Sollen Sie doch die Linke Backe auch hinhalten!

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    • Profilfoto von Beni Meyerhans
      Beni Meyerhans, 28.03.2024, 16:29 Uhr

      Die Linken sind in praktisch allen Parlamenten und Regierungen in der Minderheit – soviel zu Ihrer Polemik. Aber es wundert mich schon, weshalb dann die SVP nicht das Justiz-und Polizeidepartement übernimmt und Remedur schafft? Damit man das Thema einfach nur bewirtschaften kann, aber sich nicht an den Taten messen lassen muss? .

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  • Profilfoto von Nörgler
    Nörgler, 27.03.2024, 17:09 Uhr

    Wenn man sehen möchte wo das Geld aus dem Drogenhandel landet, sollte man die Immobilienprojekte der Clans in Luzern mal unter die Lupe nehmen. Da können Hilfsarbeiter Bauprojekte im zweistelligen Millionenbereich stemmen und keiner schaut hin, woher das Geld stammt.

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