So viele Fälle wie noch nie

Drogenmafia und junge Schläger halten Staatsanwälte auf Trab

Drogenbanden sind im Kanton Luzern auf dem Vormarsch. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Die Luzerner Staatsanwaltschaft hat 2023 so viele Fälle wie noch nie verzeichnet. Besonders die Drogen- und die Jugendkriminalität haben stark zugenommen.

«Es war ein sehr intensives Jahr», sagt Oberstaatsanwalt Daniel Burri am Dienstag an einer Pressekonferenz. Rund 54’000 Fälle gingen 2023 bei der Luzerner Staatsanwaltschaft ein. Das sind so viele wie noch nie und entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von sechs Prozent. Bereits 2022 hatte die Anzahl Fälle zugenommen.

Auf Trab hält die Staatsanwaltschaft dabei besonders die Drogenkriminalität. Die Fälle von Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz nahmen gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent zu. Fast 29’000 Delikte gingen 2023 bei der Staatsanwaltschaft ein. Wie Daniel Burri ausführt, handelt es sich dabei um viele Übertretungen von Drogenkonsumenten.

Koksdealer auf dem Vormarsch

Aber auch die Drogenmafia setzt den Staatsanwälten zu. Daniel Burri: «Wir stehen stark unter Druck. Es gibt viele ganz grosse Fälle von Banden, die uns beschäftigen. Wir versuchen, zusammen mit anderen Kantonen und anderen Ländern, gegen die organisierte Kriminalität anzukämpfen.» Dies sei eine grosse Herausforderung und binde viele Ressourcen, da die Untersuchungen aufwändig seien. Vor allem Banden, die mit Kokain dealen, beschäftigten die Strafverfolgungsbehörden.

Bereits in den Vorjahren bemängelte die Staatsanwaltschaft, dass sie bei der Bearbeitung der Drogenfällen kaum nachkomme (zentralplus berichtete). Die Regierung und der Kantonsrat beschlossen vergangenen Herbst daher, das Personal der Staatsanwaltschaft aufzustocken. 20 neue Stellen bis 2030 sind das erklärte Ziel.

«Junge schlagen immer schneller zu»

Neben den Drogenbanden war die Luzerner Staatsanwaltschaft vergangenes Jahr auch stark mit kriminellen Jugendlichen beschäftigt. Die Jugendanwaltschaft verzeichnete über 1800 Fälle, was 334 mehr sind als im Vorjahr. Daniel Burri relativiert aber: «Die Zahlen gehen jeweils rauf und runter. Ein Trend kann daraus nicht abgeleitet werden.»

Psychisch kranke Mörder und immer mehr Blaufahrer

Die Luzerner Staatsanwaltschaft beleuchtet in ihrem Jahresbericht jeweils einzelne Aspekte aus ihrem Schaffen besonders. Für 2023 hat sie Tötungsdelikte und das Autofahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss unter die Lupe genommen.

Die Verbrechen gegen Leib und Leben nahmen 2023 um fünf Prozent zu. Insgesamt landeten die letzten sechs Jahre 42 Tötungsdelikte bei der Luzerner Staatsanwaltschaft. Es handelt sich dabei um vorsätzliche Tötung und Mord. Festzuhalten gilt aber, dass es bei 20 davon beim Versuch blieb und «nur» in 12 Fällen tatsächlich eine Person gestorben ist.

Wie Oberstaatsanwalt Daniel Burri ausführt, sei dabei auffällig, dass gut die Hälfte aller Täter psychische Probleme hatte. In 38 von den 42 Fällen war der Täter ein Mann. Zwei Drittel der Opfer sind allerdings ebenfalls Männer. Auffällig ist auch die Wahl der Tatwaffe: In den meisten Fällen griffen die Täter zu einem Messer oder einer anderen Stichwaffe.

Erschreckend findet Burri auch die Zunahme an Personen, die betrunken oder auf Drogen Auto fahren. Besonders letzteres nimmt seit 2017 stark zu. Insgesamt kam es 2023 zu 1000 Anzeigen, bei einem Viertel davon waren die Blaufahrer für schwere Autounfälle verantwortlich. «Wir hatten Personen, die mit 3,35 Promille unterwegs waren. Da darf man nicht daran vorbeischauen, sondern muss die Fälle konsequent verfolgen», so Burri.

Einen anderen Trend gebe es aber sehr wohl. «Junge schlagen immer schneller zu», so der Oberstaatsanwalt. Dies zeige sich darin, dass bei der Jugendkriminalität besonders die Vergehen wegen Tätlichkeiten, das sind einfache Körperverletzungen, die in der Regel mit einer Busse bestraft werden, zugenommen haben.

Anklagen verzögern sich teilweise

Obwohl die Staatsanwaltschaft an ihre Grenzen komme, habe sie vergangenes Jahr 95 Prozent der Fälle abarbeiten können, führte der Oberstaatsanwalt an der Pressekonferenz aus. «Das ist gut und ich bin dankbar für die gute Leistung unseres Teams. Es sind aber immer noch 3000 Fälle, die nicht erledigt sind. Das Ziel wären hundert Prozent.»

Die Konsequenz: Teilweise dauert es länger, bis Fälle zur Anklage kommen, obwohl die Untersuchung abgeschlossen ist. Dies zeigt sich auch in den Zahlen. Gut 400 Fälle hat die Staatsanwaltschaft zur Anklage gebracht (der grosse Rest wird über Strafbefehle erledigt, an andere Kantone verwiesen oder sonst erledigt). Das sind so wenig wie nie seit 2018. Dabei gilt es aber auch zu beachten, dass während der Coronajahre, als das öffentliche Leben zeitweise stillstand, weniger Fälle bei der Staatsanwaltschaft landeten und sie daher mehr Zeit hatte, Anklagen vorzubereiten.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Luzerner Staatsanwaltschaft
  • Medienmitteilung Jahresbericht
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