Neue Probleme nach der Pandemie

Zuger Altersheime: Darum gibt es wieder Wartelisten

Seit letztem Jahr sind die Zuger Altersheime wieder voll. Wer reinwill, muss warten. (Bild: Adobe-Stock-Symbolbild)

Während der Pandemie beklagten Altersheime in der Stadt Zug leere Zimmer. Wer hingegen jetzt ein Zimmer sucht, muss auf eine Warteliste. Gleichzeitig suchen die Heime händeringend nach Personal.

Das Altersheim Frauensteinmatt, das Zentrum Neustadt und das Zentrum Herti haben ein gemeinsames Problem: Alle drei suchen auf der Website «heiminfo.ch» eine stellvertretende Leitung in der Hauswirtschaft und eine Pflegeassistenz, gerne in Vollzeit. Auf der Website der Betreiberin dieser drei Heime, der Stiftung «Alterszentren Zug», zeigt sich ein ähnliches Bild: Eine Gesundheitsfachfrau, ein Pflegepraktikant, ein Hilfskoch – die Liste der freien Stellen in Zuger Altersheimen ist lang.

Doch es mangelt nicht nur an Personal. Auch die Betten in den Zuger Heimen sind äusserst knapp. Auf der Website «heiminfo.ch» bietet lediglich das Zentrum Herti ein Zimmer an, allerdings nur für einen Kurzzeit- und Ferienaufenthalt. Auf der Website der Stiftung selbst steht, es gäbe momentan keine freien Zimmer.

Vollauslastung in Zuger Altersheimen

«Die Alterszentren sind zurzeit sehr gut ausgelastet», bestätigt die Zuger Stadträtin Barbara Gysel auf Anfrage von zentralplus. Sie ist Vorsteherin des Sozialdepartements, welches für die obigen drei Alterszentren und das Seniorenzentrum Mülimatt zuständig ist.

«Es kann gerade in Notfällen passieren, dass auch ausserhalb der Wohngemeinde ein Platz in Anspruch genommen werden muss.»

Barbara Gysel, Stadträtin Zug

Die Vollauslastung führe zu Wartezeiten, insbesondere, wenn sich eine Person oder deren Familie ein bestimmtes Heim wünschen. In dringenden Fällen setze die Stadt daher auf überregionale Pflegeheimplatzierung. Das heisst: «Es kann gerade in Notfällen passieren, dass auch ausserhalb der Wohngemeinde ein Platz in Anspruch genommen werden muss», so die Stadträtin.

«In der Zukunft wird es zusätzliche Pflegeheimplätze brauchen», meint Barbara Gysel. Die Stadt, der Kanton und die anderen Einwohnergemeinden müssten sich jetzt zusammensetzen und den Bedarf planen.

Die Stiftung «Alterszentren Zug» hat bereits auf den Platzmangel reagiert. Sie will das Zentrum Herti um zwei Stockwerke erweitern und so mehr Platz schaffen. Gleich nebenan baut die Korporation Zug weitere 55 Alterswohnungen. Nur: Angesichts des grossen Wohnbedarfs im Pflegebereich sind beide Projekte nur ein Tropfen auf den heissen Stein (zentralplus berichtete).

Für mehr Platz erhält das Stadtzuger Alterszentrum Herti zwei zusätzliche Stockwerke. (Bild: Visualisierung Alterszentrum Herti)

Fachkräfte sind schwer zu bekommen

Nicht nur die knappe Anzahl an Betten bereitet den Heimen Kopfschmerzen. Auch der Fachkräftemangel ist unerbittlich – das zeigt die Liste an freien Stellen auf der Website deutlich. Ohne qualifiziertes Personal sei es nicht möglich, gute Betreuung und Pflege aufrechtzuerhalten, meint die Stadträtin.

«Gute Mitarbeitende zu finden, war und ist jetzt die grösste Herausforderung.»

Peter Arnold, Geschäftsleiter der Stiftung «Alterszentren Zug»

Peter Arnold, Geschäftsleiter der Stiftung «Alterszentren Zug», bestätigt das auf Anfrage von zentralplus. «Gute Mitarbeitende zu finden, war und ist jetzt die grösste Herausforderung.» Ein Grund ist, dass Mitarbeiter wegen der zunehmenden Komplexität in der Pflege unter grosser Belastung stehen (zentralplus berichtete).

Während der Pandemie wurden Plätze frei

Dass die Zuger Altersheime jetzt wieder voll sind, war während der Pandemie nicht abzusehen. Denn zeitweise gab es sogar freie Betten. «Die coronabedingten Todesfälle waren in den Heimen spürbar und haben phasenweise zu einer geringeren Auslastung geführt», meint die Stadträtin Barbara Gysel. Doch im letzten Jahr sei der Platzmangel zurückgekehrt.

«Die Pandemie ist Geschichte und bei uns kaum mehr ein Thema.»

Peter Arnold

Uneins scheinen sich die Stadt und die Stiftung bei der Frage zu sein, ob die Pandemie für die Bewohnerinnen noch eine Rolle spielt. Barbara Gysel erklärt, die Bewohnerinnen würden die Pflege, Betreuung und Gemeinschaft sehr schätzen. Denn viele ältere Menschen hätten während der Pandemie einsam und ohne soziale Kontakte in den eigenen Wohnungen ausgeharrt. Peter Arnold dagegen meint: «Die Pandemie ist Geschichte und bei uns kaum mehr ein Thema.»

Verwendete Quellen
  • Website von «heiminfo.ch»
  • Schriftlicher Austausch mit Barbara Gysel, Stadträtin Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Peter Arnold, Geschäftsleiter der Stiftung «Alterszentren Zug»
  • Website der Stiftung «Alterszentren Zug»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Connie
    Connie, 28.04.2023, 15:56 Uhr

    Es müsste mal ein Umdenken bei den Anstellungsbedingungen geben. Familie und FAGE ist fast nicht unter einen Hut zu bringen, denn Kita funktioniert ja nicht. Und man müsste wohl auch mal die Löhne, die Hierarchien, Arbeitsbedingungen und Vorgesetztenfunktionen etc. anschauen und anpassen. Jedes Jahr zahlen wir mehr KK, wohin geht das Geld?

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