:focus(169x138:170x139)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2023/01/AdobeStock_302767494.jpeg)
Hunde in der Beiz: Stinkende Viecher oder angenehmere Begleiter als mancher Tischnachbar? Wir haben bei Restaurants in Zug nachgefragt, die beim Thema Hund streng sind. Und bei einem, das die Tiere ganz besonders freundlich behandelt.
Eine hübsche Winterwanderung auf dem Zugerberg, übers Hochmoor, durch zauberhafte Wälder und verschneite Kuhweiden. Fast am Ende des Marsches winkt zur Belohnung ein Kafi Fertig im Restaurant Hintergeissboden. Bloss: Wer sich im Inneren des Restaurants Füsse und Hände aufwärmen möchte, der ist nur dann willkommen, wenn er seinen Hund draussen lässt. Für die meisten Hundehalterinnen ist das keine Option.
Spätestens anfangs März übernimmt im Hintergeissboden ein neuer Pächter das Zepter, nämlich der bisherige Küchenchef Edwin Marty. Unter einer entsprechenden Nachricht auf Facebook äusserten sich einige Hundehalter hoffnungsvoll, dass sich mit der Pächterschaft auch das Hunde-Regime in der Bergbeiz ändert. Viele von ihnen zeigen wenig Verständnis, dass in einem rustikalen Lokal wie diesem, in welchem sich verschwitzte Biker und bewanderschuhte Wandervögel die Klinke in die Hand geben, keine Hunde erlaubt sind.
Hintergeissboden: Es bleibt vorerst beim Alten
So viel vorweg: Die Hoffnungen werden so schnell wohl nicht erfüllt. Edwin Marty sagt auf Anfrage: «Die Situation bleibt vorläufig, wie sie ist.» Und weiter: «Das mit den Hunden ist so eine Sache. Kläffende Tiere brauche ich nicht im Restaurant.» Auch komme es nicht selten vor, dass jemand einen pflotschnassen, grossen Hund in ein Restaurant mitbringe und dieser sich dann neben dem Tisch anderer ausschüttle.
Marty hielt eigenen Angaben zufolge früher selbst Rottweiler. «Doch ich habe Mühe damit, dass man die Tiere heute vermenschlicht. Das ist ein Problem. Ausserdem sind oft die Leute, die reklamieren, diejenigen, die ihre Tiere nicht im Griff haben.»
”«Da erlebt man manchmal Dinge ... Etwa, dass die Tiere den Teller auslecken dürfen.»
Edwin Marty, neuer Pächter des Hintergeissboden
Marty betont, dass Gäste ihre Hunde auf die Terrasse mitbringen können. Dort habe es genügend Platz. «Doch auch da erlebt man manchmal Dinge ... Etwa, dass Gäste die Schafffelle vom Stuhl auf den Boden legen, damit ihre Hunde sich darauflegen können. Oder aber, dass die Tiere den Teller auslecken dürfen.» In solchen Fällen reagiere Marty sofort.
:focus(600x0:601x1)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2023/01/Bildschirmfoto-2023-01-27-um-14.56.04.jpg)
In Zug gibt es ein paar weitere Restaurants, die ein eher strenges Hunde-Reglement durchsetzen. So etwa das Restaurant Löwen am Landsgemeindeplatz. Dort sind Hunde im Gastraum ebenfalls nicht erlaubt. Auf der Aussenterrasse hingegen schon. Auf Anfrage erklärt der Geschäftsführer Christoph Ruckli: «Im Restaurant selber haben wir sehr wenig Platz. Die Tischordnung ist eng, ausserdem haben die Tische nur ein mittiges Tischbein, das am Boden in ein X mündet. Will heissen: Hunde können sich nicht einfach unter den Tisch legen.»
Zu wenig Platz im Löwen
Weiter erklärt der Gastronom: «Das ist einer der Gründe. Ausserdem haben wir leider bereits schlechte Erfahrungen gemacht mit Hunden. Das Servicepersonal wurde gebissen oder stürzte und verletzte sich.» Ruckli ergänzt: «Es ist uns bewusst, dass das Tier nichts dafür kann. Es liegt – wie bei Kindern ja auch – an der Erziehung.»
”«Wenn jemand bei uns für 250 Franken zu Abend isst und nebenan ein nasser Hund liegt, der stark riecht, ist das problematisch.»
Christoph Ruckli, Geschäftsleiter des Restaurant Löwen in Zug
Leider sei es nicht möglich, den Zugang zum Restaurant auf gut erzogene Hunde zu begrenzen. Ein weiterer Punkt sei die Art des Restaurants: «Wir sind ein Restaurant der gehobenen Klasse. Wenn jemand bei uns für 250 Franken zu Abend isst und nebenan ein nasser Hund liegt, der stark riecht, ist das problematisch.»
:focus(600x0:601x1)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2019/10/Löwen-ZUg.jpg)
Verständnis fürs Unverständnis
Dass die Regelung nicht nur auf Begeisterung stösst, sei für ihn verständlich, so Ruckli. «Für viele ist der Hund ein Familienmitglied. Dass man darum beleidigt ist, wenn dieser nicht ins Lokal darf, ist nachvollziehbar.» Oft würden sich diese Gäste jedoch die Zeit gar nicht nehmen, um die Gründe für diese Handhabung zu erfahren, sagt Ruckli bedauernd.
Hundehütten vor dem Restaurant: Gut gemeint, aber ...
Einen Mittelweg hat das Hafenrestaurant in Zug gesucht. Zwar liest man auf dessen Website: «Hunde sind bei uns nicht nur erlaubt, sondern herzlich willkommen.» Die Sache hat jedoch einen Haken. Nur erzogene, trockene Hunde bis zu einer Risthöhe von 40 cm dürfen ins Innere des Restaurants. Grössere Hunde bleiben draussen. Zu diesem Zweck hat das Restaurant Hundehütten und Trinknäpfe vor dem Haus montiert.
Wie oben bereits erwähnt, ist das Alleinlassen des Tiers für viele Menschen jedoch keine Option; sei es aus Witterungsgründen oder aus Angst, der Hund könnte gestohlen werden. Dazu kommt, dass sich viele Hunde schwertun mit dem Alleinsein. Die Hütten würden dennoch ab und zu genützt, sagt Geschäftsführer Daniel Frei. Und weiter: «Der Gebrauch davon liegt im Ermessen der Hundehalter.»
Auf die Frage, was der Grund für die Hunde-Regeln ist, sagt Frei: «Im Innern des Lokals gibt es nicht genug Platz. Die Hunde müssten in den Gängen liegen, was wiederum den Service sowie die Nachbarn stören könnte.»
:focus(600x0:601x1)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2022/04/hafenrestaurant_zug_restaurant_weitblick.jpg)
Guggital: So hundefreundlich, wie's nur geht
Ein Zuger Lokal, das die Sache mit den Hunden ganz anders löst, ist das Hotel Restaurant Guggital am Fusse des Zugerbergs. Hier sind alle Hunde und ihre Halter willkommen. Egal ob Chihuahua oder Irischer Wolfshund. Zwar sind auch auf der Website des Restaurants Regeln zu finden, diese wirken jedoch sehr gemässigt.
”«Vielleicht begrüssen wir freudige Hunde mit Streicheleinheiten, aber danach waschen wir die Hände.»
Website Restaurant Guggital
So werden die Gäste gebeten, ihre Hunde nicht frei laufen zu lassen, diese nicht vom eigenen Teller und Besteck fressen zu lassen. Gerne bringe man dafür einen Fressnapf. Ebenfalls darf der Hund nur dann auf den Stuhl, wenn er sehr klein sei und in ein Hundekörbchen passe.
Weiter liest man: «Vielleicht begrüssen wir freudige Hunde mit Streicheleinheiten, aber danach waschen wir die Hände. Während dem Service bleiben wir den felligen Gästen fern.»
Im Hotelzimmer gibt's Hundekissen
Geschäftsführerin Cornelia Elsener erklärt auf Anfrage: «Bis vor zwei Jahren waren wir uns des Themas weniger bewusst, irgendwann befreundete ich mich über Social Media mit einer Zuger Hundehalterin. Diese fand, dass eine hundefreundliche Gastronomie nicht selbstverständlich sei.»
”«Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass Hundehalter immer nett sind. Und die Persönlichkeit der Hundebesitzer widerspiegelt oft die Persönlichkeit des Hundes.»
Cornelia Elsener, Geschäftsführerin Guggital
Darauf besprach Elsener mit der Hundehalterin, was Gastgeber diesbezüglich noch verbessern könnten. So habe man sich beispielsweise mittlerweile auch Hundekissen und -decken für die Hotelzimmer angeschafft.» Ebenfalls verkauft der Betrieb Hundeleckerlis des lokalen Start-up «My Bo's».
«Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass Hundehalter immer nett sind. Und die Persönlichkeit der Hundebesitzer widerspiegelt meist auch die Persönlichkeit des Hundes», sagt Elsener.
Bewusster Fokus auf Themen wie Hunde, Kinder und Behinderung
Nicht nur das Thema Hunde wurde seither bewusst in Angriff genommen. Seit einigen Jahren äussert sich das Restaurant Guggital auf seiner Website explizit kinderfreundlich. Auch das Thema Behinderung wird thematisiert. Zu Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen schreibt das Lokal: «Gast ist Gast und auch Kinder können mal auffallen. Machen Sie sich keine Sorgen und geniessen Sie Ihren Aufenthalt bei uns.»
Und auch wenn ein Hund mal belle, sei das nicht tragisch. «Selten unterhalten sich Hunde im Restaurant. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Halter in solchen Fällen schnell eingreifen.» Die positiven Erfahrungen würden deutlich überwiegen: «Letzten Samstag waren mehrere Personen mit ihren Hunden hier, nachdem sie gemeinsam auf dem Zugerberg spazieren waren. Wir haben absolut nichts gemerkt von den Tieren.»
:focus(600x0:601x1)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2023/01/Bankett-Vorbau20220418_115219-scaled.jpg)
Viele Zuger Beizen sind hundefreundlich
Eine Umfrage bei der Facebook-Site «Zuger Tierfreunde» hat gezeigt, dass es in Zug diverse weitere hundefreundliche Gastrobetriebe gibt. Genannt wurden mitunter die Baarer Restaurants Neumühle, Fontana, Höllgrotten und Hello World; die Zuger Betriebe Freimann, Freiruum, Pier 41, Spago, Meating und Kurioz. Die Liste ist natürlich nicht abschliessend. Es wurden noch viele andere Zuger Restaurantbetriebe genannt, die sowohl zu Halterin als auch Hund freundlich seien.
- Telefongespräche mit verschiedenen Gastronomen
- Hunde-Regeln im Hafenrestaurant
- Facebook-Umfrage zu Hunde-(Un)freundlichkeit in Zuger Beizen
- Website Restaurant Guggital
Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.