Top oder Flop?

Veganuary: Der Luzerner Detailhandel zieht Bilanz

Pflanzenbasierte Küche wird immer beliebter. (Bild: zvg / Uber Eats)

Der vegane Januar ist vorbei. Ob sich die Ernährung jener, die sich dem Veganuary gestellt haben, langfristig verändert, wird sich zeigen. Klar ist: Für den Detailhandel ist es ein lukratives Geschäft.

Für die einen ein Foodtrend, für die anderen eine Lebenseinstellung und für wieder andere ein «Affentheater». Die Rede ist vom «Veganuary», also von der Idee, sich einen Monat lang rein pflanzlich zu ernähren. Geschäfte haben den Trend längst aufgegriffen und werben im ersten Monat des Jahres aktiv und flächendeckend für Alternativprodukte zu Fleisch, Milch und Käse. Und auch Beizen machen mit (zentralplus berichtete).

Der Januar ist der ideale Zeitpunkt für solche Trends. Getreu dem Motto «Neues Jahr – neues Ich», das mittlerweile ausgelutschter ist als ein Salzleckstein im Hamstergehege, fassen viele Leute zu Jahresbeginn den Vorsatz, gesünder zu leben. Die Folge: der Abschluss eines Fitnessabos, der Verzicht auf Alkohol oder eben eine rein pflanzliche Ernährung (zentralplus berichtete).

Letztere ist besonders beliebt, weil viele Leute in der Weihnachtszeit mit all dem Lebkuchen, aller Schokolade und dem deftigen Essen in der Tendenz eher kalorienreich essen. Darum zeigen sich im Januar viele Menschen empfänglich für eine bewusste Ernährung.

Vegan funktioniert nur, wenn es auch schmeckt

Ein solches Verhalten verzeichnet auch die Luzerner Confiserie Bachmann. «Im Januar laufen traditionellerweise leichtere und gesündere Snackartikel, zu denen auch viele vegane Produkte zählen, gut und besser als zu anderen Jahreszeiten», schreibt Juliane Bachmann von der Bachmann-Geschäftsführung.

Die Confiserie, die unter anderem vegane Menüs, Salate und Sandwiches im Angebot hat, verzeichnet eine grundsätzlich steigende Nachfrage nach veganen Lebensmitteln. «Dennoch stellen wir fest, dass ‹vegan› nur funktioniert, wenn geschmacklich keine Einbussen gemacht werden müssen.» Deshalb sei es das Ziel des Unternehmens, «dass unser veganes Sortiment auch von Kundinnen gekauft wird, die sich nicht vegan ernähren, sondern das Produkt einfach fein finden».

Deutschschweiz ist veganer unterwegs

Auch die Detaillisten freuts. «Coop verzeichnet im Veganuary jeweils eine höhere Nachfrage nach veganen Alternativprodukten, wie auch Gemüse», schreibt Coop-Sprecherin Sina Gebel auf Anfrage. Sie hält fest, dass die Nachfrage nach veganen Produkten in den vergangenen Jahren generell angestiegen sei. Und dementsprechend das Sortiment. Derzeit verkauft Coop rund 1900 vegane Artikel. Tendenz steigend. «Wir beobachten den Markt genau und verfolgen, welche neuen Trends und Veganer Produkte entwickelt werden», so Gebel. Konkrete Zahlen zum Veganuary gibt Coop nicht preis.

Einen Einblick in das Einkaufsverhalten der Luzerner und Zugerinnen bietet der aktuellste «Plant Based Food Report» von Coop. Gemäss diesem wird der grösste Teil der veganen Ersatzprodukte in der Deutschschweiz verkauft. Der einzige «Ausreisser» in der Top 15 ist Fribourg. An der Spitze hat sich seit dem Vorjahr allerdings nur wenig getan. Bei Fleisch-, Milch- und Joghurt-Alternativen führt nach wie vor Zürich die Rangliste an. Bei den Käsealternativen ist es Baden.

Luzerner und Zugerinnen lieben Milchalternativen

Die Gemeinde Luzern, die im Vorjahr schon im oberen Drittel zu finden war, hat dieses Jahr noch ein paar Plätze gutmachen können. Bei den Fleischalternativen liegt sie neu auf Platz 5, bei den Milch- und Joghurtalternativen wieder auf Platz zwei. Bei den Käsealternativen ist Luzern drei Plätze aufgestiegen und landete vom sechsten neu auf dem dritten Platz.

Weiter unten in der Rangliste findet sich auch die Gemeinde Zug. Beim Nicht-Fleisch liegt Zug auf Platz 13, bei Milch- und Joghurtalternativen auf Nummer 4 (hier rutschte die Gemeinde Baar vom 7. auf den 13. Platz) und auf der Nummer 12 schafft es die Gemeinde Zug heuer erstmals in die Spitzenplätze bei den Käsealternativen.

Wie der «Plant Based Food Report», der auf ausgewerteten Daten der Supercard und Befragungen basiert, aufzeigt, gaben rund 69 Prozent der befragten Personen an, in den kommenden fünf Jahren gleich viele oder mehr Ersatzprodukte zu konsumieren. Besonders beliebt sind die Alternativen bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren. Gemäss Coop-Sprecherin Sina Gebel kaufen in der Tendenz Städter eher vegane Produkte ein als Leute auf dem Land. Allerdings gäbe es Unterschiede im Einkaufverhalten zwischen Stadt und Land auch bei anderen Produkten.

Kritik am Veganuary bleibt aus

Auf Anfrage bestätigt auch die Migros, dass im Januar erfahrungsgemäss «etwas mehr pflanzenbasierte Produkte» verkauft werden als sonst. Konkrete Zahlen gibt es aber auch hier nicht. Sprecherin Carmen Hefti schreibt, es sei spannend, dass rund um den Veganuary pflanzenbasierte Produkte in Einkaufskörben von Kundinnen landen, die sonst nicht in diesem Bereich einkaufen.

Kritische Rückmeldungen – wie sie fast jede Berichterstattung zu Ernährungsthemen mit sich bringt – verzeichnen weder Coop noch die Migros. «Da unsere Kunden selbst auswählen, was in ihrem Einkaufskörbli landet», so Hefti.

In Luzern und Zug wird weniger vegan bestellt

So sehr sich Zentralschweizerinnen über die veganen Auslagen von Einkaufsläden freuen, bei Lieferdiensten hält sich die Motivation etwas zurück. Gemäss einer Auswertung der Lieferplattform Just Eat landet weder Luzern noch Zug in der Top 5 der Kantone, die während des Januars vegane Gerichte bestellt haben. Das Krönchen können sich stattdessen die Kantone Zürich, Bern, Basel-Stadt, Aargau und St. Gallen aufsetzen. Luzern hat die Rangliste knapp verpasst und rangiert auf Platz 6, während Zug auf dem 8. Platz landet.

Gemessen am Anteil der veganen Bestellungen in Relation zum gesamten Volumen der jeweiligen Kantone sind beide in den Top 5: Luzern auf dem 5. und Zug gar auf dem 2. Platz hinter Basel-Stadt. Besonders begehrte Gerichte waren Süsskartoffel-Pommes, Pitas und veganes Sushi.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Sina Gebel, Medienstelle Coop Zentralschweiz
  • Plant Based Food Report 2024
  • Schriftlicher Austausch mit Lisa Obermaier und Carmen Hefti, Medienstelle Migros Luzern
  • zentralplus-Leserkommentare
  • Schriftlicher Austausch mit Marco Maurer, Medienstelle Confiserie Bachmann
  • Schriftlicher Austausch mit Juliane Bachmann, Geschäftsführung, Marketing & Innovation
  • Veganuary-Auswertung von Just Eat
  • Schriftlicher Austausch mit Petar Djordjevic von Just Eat
  • Veganuary-Bilanz von Uber Eats
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